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Veröffentlicht am 19.02.2019

Der verlorene Sohn

Worauf wir hoffen
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Amar ist der jüngste Sprössling und einzige Sohn einer gläubigen schiitischen Familie. Seine Eltern sind einst aus Haiderabad nach Kalifornien ausgewandert, haben jedoch viele ihrer Traditionen mitgebracht ...

Amar ist der jüngste Sprössling und einzige Sohn einer gläubigen schiitischen Familie. Seine Eltern sind einst aus Haiderabad nach Kalifornien ausgewandert, haben jedoch viele ihrer Traditionen mitgebracht und so ist das Familienleben kein typisch amerikanisches. Während Amar relativ viele Freiheiten genießt, sind seine Schwestern Haida und Huda zu guten, gehorsamen Mädchen erzogen worden. Doch Amar kommt immer weniger mit der religiösen Strenge klar, rebelliert auf seine Weise.

Die Autorin gewährt uns mit ihrem Roman tiefe Einblicke in das Familienleben dieser Parallelgesellschaft. Zwar geht der Vater Rafik einer Arbeit nach, die Mutter Laila bleibt wie viele andere zu Hause um für die Familie zu sorgen. Gleichzeitig aber dürfen die Kinder ihre Freunde nur in der Schule sehen, der Hijab wird den Mädchen zwar nicht direkt aufgezwungen, gleichzeitig wird ihnen aber vermittelt, welch große Enttäuschung es für die Eltern wäre, trügen sie ihn nicht. Religion und Tradition wird in dieser Familie groß geschrieben, allerdings vergessen diese dabei, dass nicht jede Regel unbedingt Gutes für die eigene Familie bedeuten muss. Es war wirklich traurig mit anzusehen, wie Eltern, die ihre Kinder wirklich lieben, so völlig an deren Bedürfnissen und Neigungen vorbeierziehen können. Die „braven“ Töchter erfahren nur sehr selten spürbare Zuneigung, gleichzeitig aber sehr wohl Strenge und Härte. Der goldene Sohn kennt kaum Regeln, Fehlverhalten wird gerne mal schöngeredet. Klingt jetzt alles erst einmal recht einfach gestrickt und klischeebehaftet, ist aber so viel mehr. Die Autorin arbeitet noch die kleinsten Nuancen der familiären Beziehung heraus, lässt den Leser auch auf den letzten Seiten noch neue versteckte Charakterzüge entdecken. Das und die verschachtelte, auf mehreren Zeitebenen angelegte Erzählstruktur machen für mich den großen Reiz dieses Debütromans aus. Sicherlich lässt sich die Geschichte nicht einfach so weglesen, gerade der nichtlineare Aufbau braucht schon etwas Aufmerksamkeit. Auch braucht die Handlung etwas Anlaufzeit, doch die positiven Aspekte machen das wieder wett. Insgesamt mochte ich „Worauf wir hoffen“ sehr, eine Autorin, die man sich merken sollte.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Das Original

Das Original
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Fünf Verbrecher tüfteln einen Plan aus, um die fünf Originalmanuskripte von F. S. Fitzgerald aus der Bibliothek von Princeton zu stehlen. Der Plan gelingt, doch schon nach kurzer Zeit sind zwei der Ganoven ...

Fünf Verbrecher tüfteln einen Plan aus, um die fünf Originalmanuskripte von F. S. Fitzgerald aus der Bibliothek von Princeton zu stehlen. Der Plan gelingt, doch schon nach kurzer Zeit sind zwei der Ganoven festgenommen. Mit den anderen verschwinden auch die Manuskripte; doch ihre Spur wird wieder aufgenommen, und führt in die landesweit bekannte Buchhandlung von Bruce Cable. Eine junge Autorin soll sich doch einschleichen, um die wertvollen Handschriften endlich wieder zurückzubekommen.

Ich habe viele von Grishams älteren Büchern gelesen, und mich dabei eigentlich immer gut unterhalten gefühlt. Doch entweder hat sich mein Geschmack in den letzten Jahren geändert oder Grisham hat hier wirklich ein ziemlich lieblos runtergeschriebenes Werk abgeliefert. Die Story selbst war gar nicht so schlecht, man erfährt ein bisschen was zum Thema Raritätenhandel (allerdings nicht zu viel, der Autor berichtet im Epilog selbst, dass er nicht so sonderlich viel recherchiert hat), der Ausflug auf die sonnige kleine Insel lässt im trüben Winterwetter Urlaubsfeeling aufkommen und mit Mercer bekommt der Leser eine gefällige, sympathische Hauptfigur. Den Stil fand ich allerdings furchtbar. Kurze stupide Sätze, noch kürzere Kapitel, oft liest sich die Story wie eine Reportage in einem Magazin. Natürlich hat das zur Folge, dass man das Buch in kürzester Zeit runtergelesen hat. Trotzdem bleibt am Schluss die Frage, ob der Autor nicht doch besser davon Abstand nehmen sollte jährlich ein Buch zu veröffentlichen (ebenfalls eine Info aus dem Nachwort. Ich fühlte mich vom Nachwort positiv überrascht), und dafür wieder etwas mehr auf Klasse statt Masse zu setzen. Kurz gesagt: ein leicht zu lesender, aber auch leicht zu vergessender Roman.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ins Dunkel

Ins Dunkel
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Fünf Frauen brechen als Teambuildingmaßnahme zu einer Wanderung durch den australischen Busch auf. Die Tage sollen die Zusammenarbeit verbessern, von der kleinen Datenverarbeiterin bis hin zur Konzernchefin. ...

Fünf Frauen brechen als Teambuildingmaßnahme zu einer Wanderung durch den australischen Busch auf. Die Tage sollen die Zusammenarbeit verbessern, von der kleinen Datenverarbeiterin bis hin zur Konzernchefin. Doch nur vier Frauen tauchen am Endpunkt der Wanderung auf, Alice bleibt verschwunden. Genau die Alice, die dem Ermittler Falk noch so viel erzählen wollte.

Jane Harpers Thriller hat mich vor allem wegen seinem außergewöhnlichen Setting angesprochen. Der australische Busch kommt dann auch sehr realistisch rüber, es bleibt genug Zeit für seine Schönheit, aber auch für seine Grausamkeiten. Die Atmosphäre stimmt also schon mal. Leider schafft es die Autorin nicht immer den möglichen Spannungsbogen voll auszunutzen, im Mittelteil schwächelt die Handlung dann doch. Trotzdem liest sich der Thriller unterm Strich recht flott. Das liegt auch an den Charakteren, und natürlich an der Frage, wer in diesem Spiel denn nun die Gute ist; falls es so etwas überhaupt gibt. Es tun sich ein paar menschliche Schwächen und Abgründe auf, und das macht auch den Reiz der Geschichte aus. Aaron Falk als Ermittler kann man schon aus „Hitze“ kennen, muss man aber für das Verständnis dieses Thrillers nicht. Er war mir ganz sympathisch, mir fehlten aber echte Ecken und Kanten. Insgesamt habe ich „Ins Dunkel“ gerne gelesen, auch wenn der Eindruck zurück bleibt, dass in Sachen Spannung mehr drin gewesen wäre.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Betonhimmelwasserwind

Die Mauer
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Joseph muss wie alle erwachsenen Briten zwei Jahre auf der Mauer dienen, die Großbritannien vor der Außenwelt, den Anderen schützt. Viel gibt es hier nicht. Beton, aus dem die Mauer gefertigt ist. Himmel, ...

Joseph muss wie alle erwachsenen Briten zwei Jahre auf der Mauer dienen, die Großbritannien vor der Außenwelt, den Anderen schützt. Viel gibt es hier nicht. Beton, aus dem die Mauer gefertigt ist. Himmel, der am Horizont irgendwann in Wasser übergeht. Und der unbarmherzige Wind, der jede 12stündige Schicht zur Hölle macht. Doch es gibt auch Lichtblicke: den Tee, den die Köchin Mary vorbeibringt. Die Kameradschaft zwischen den einzelnen Verteidigern. Und die Zeit, die langsam aber sicher verstreicht, bis endlich, endlich die Zeit nach der Mauer gekommen ist.

John Lanchesters Dystopie spielt in der nahen Zukunft; der Klimawandel ist endgültig da, der Meeresspiegel gestiegen, viele Landstriche deswegen oder auch wegen ungewöhnlicher Dürre nicht mehr bewohnbar. Diese Informationen fließen nur am Rande ein, der Autor muss nichts erklären, die Fakten sind jedem Erwachsenen heutzutage bewusst. Und das macht seinen Roman auch so erschreckend, denn ganz unrealistisch erscheint sein Szenario nicht. Das arbeitet am Leser, der eigentliche Fortgang der Handlung nicht so sehr, denn wirklich viel passiert nicht. Man kann sich mit Joseph gut identifizieren, er wirkt etwas haltlos im Leben und so schrecklich der Dienst auf der Mauer ist, so gibt er ihm auch eine Stütze. Die anderen Figuren bleiben blass, nur wenige können überraschen, mit keinem der Nebenfiguren wurde ich richtig warm. Sprachlich bleibt immer eine Distanz zwischen Leser und Geschehen, das zwar als „Roman der Stunde“ betitelt wird, aber doch hinter meinen Erwartungen zurückbleibt. Den nahen Brexit und die Flüchtlingsströme vor Augen, kann man natürlich einen Bezug zur Gegenwart erkennen, trotzdem bleibt Lanchesters Roman nicht aktueller oder bedrückender als andere Dystopien. Die mir dann unterm Strich doch besser gefallen haben.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Slow Horses

Slow Horses
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Was passiert eigentlich mit James Bonds Kollegen, wenn sie einen Auftrag mal so richtig in den Sand setzen? Rausschmiss? Oder dürfen sie gar in Zukunft die Radieschen von unten bewundern? Schlimmer. Sie ...

Was passiert eigentlich mit James Bonds Kollegen, wenn sie einen Auftrag mal so richtig in den Sand setzen? Rausschmiss? Oder dürfen sie gar in Zukunft die Radieschen von unten bewundern? Schlimmer. Sie landen im Slough House. Abstellkammer für alle Ausgemusterten, Bocklosen und Unfähigen. Der stupide und öde Alltag wird jedoch plötzlich sehr viel interessanter, als die Abgestellten plötzlich einen entführten jungen Mann retten sollen. Dem droht nicht weniger als die Enthauptung.

Mick Herrons Krimi rückt im Gegensatz zu vielen anderen nicht die Topermittler in den Mittelpunkt, sondern die Loser. Ein interessantes Konzept, schon alleine die Frage wer warum aussortiert wurde, weckt die Neugier beim Leser, auch wenn die Fülle an Figuren zu Beginn doch etwas verwirrend ist. Die eigentliche Handlung läuft dann auch nur sehr schleppend an, so richtig spannend wird es erst gegen Ende des Buches. Mir gefällt Herrons sarkastischer Ton und sein Wortwitz, aber er schafft es einfach nicht Tempo in die Geschichte zu bringen und so schleppt man sich von Seite zu Seite. Die Figuren sind zwar vielfältig, trotzdem ist mir keine so sehr ans Herz gewachsen, dass ich auch die nachfolgenden Bände lesen müsste. Am interessantesten fand ich noch die Hintergründe zu ihrem jeweiligen Absturz und nicht etwa den eigentlichen Entführungsfall. Kein Krimi, der mich überzeugen konnte.