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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2017

Mord auf Island

SOG
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Nach dramatischen Ereignissen ist Kommissar Huldar degradiert worden. Während sich der Rest des Präsidiums mit einem Fund von Leichenteilen beschäftigt, muss er den vermeintlichen Drohungen eines Neuntklässlers ...

Nach dramatischen Ereignissen ist Kommissar Huldar degradiert worden. Während sich der Rest des Präsidiums mit einem Fund von Leichenteilen beschäftigt, muss er den vermeintlichen Drohungen eines Neuntklässlers auf die Spur kommen. Der hat vor 10 Jahren eine Todesliste in eine Zeitkapsel eingeschlossen, die jetzt wieder ans Licht gekommen ist. Scheint Huldars Arbeit zunächst eher Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zu sein, zeigt sich doch bald wie wichtig sie ist.

„Sog“ ist nach „DNA" schon die zweite Geschichte um und mit Huldar, ich konnte der Handlung jedoch auch ohne Vorwissen aus Band 1 sehr gut folgen, da die Autorin das Wichtigste noch einmal in Kürze einfließen lässt. Huldar hat mir als Hauptfigur sehr gut gefallen, Ecken und Kanten, einige Schwächen, aber durchaus ein sympathischer Mensch. Er lässt sich von Rückschlägen nicht entmutigen (naja, nicht zu sehr zumindest) und zeigt echten Biss. Auch Freyar als sein weiblicher Gegenpol hat Potential, denn sie ist ebenfalls ein heller Kopf und weiß sich zu behaupten. Der Fall entwickelt sich spannend, auch wenn er wie viele andere nordische Thriller relativ gemächlich startet. Mir hat ein bisschen das Island-feeling gefehlt, welches in anderen Büchern der Autorin stärker rausgekommen ist; auch die düstere Atmosphäre, die ich sonst von ihr kenne, habe ich hier vermisst. An sich ist „Sog“ aber ein rundes Buch, das spannend unterhält, auch wenn große Überraschungsmomente ausbleiben.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Schönes Prequel

His Dark Materials 0: Über den wilden Fluss
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Malcolm lebt in der Nähe von Oxford mit seinen Eltern in einem Gasthaus. In seiner Freizeit treibt er sich am liebsten mit seinem Kanu auf den Flüssen der Umgebung herum oder hilft im Kloster in der Nachbarschaft ...

Malcolm lebt in der Nähe von Oxford mit seinen Eltern in einem Gasthaus. In seiner Freizeit treibt er sich am liebsten mit seinem Kanu auf den Flüssen der Umgebung herum oder hilft im Kloster in der Nachbarschaft aus. Eines Tages wird ein Baby in die Obhut der Nonnen gegeben, hinter dem ein großes Geheimnis zu stecken scheint. Malcolm ist bald mittendrin im Versteckspiel um das kleine Mädchen.

Philip Pullman hat mit seiner „His dark materials“ – Trilogie weltweit die Leser begeistert. In „Über den wilden Fluss“ erfährt der Leser vieles über Lyras früheste Kindheit, gleichzeitig erobert mit Malcolm ein neuer, liebenswerter Charakter die Seiten. Trotz seiner jungen Jahre stellt er sich großer Gefahr, ist erstaunlich besonnen und gleichzeitig auch noch nett. Ein sympathischer Held durch und durch, mit dem man gerne auf große Fahrt mit dem kleinen Kanu geht. Auf seiner Reise begegnet Malcolm altbekannten und ganz neuen Gesichtern, die Mischung ist ausgewogen, sodass auch der alte Hase noch viel Neues in der Geschichte findet. Die ist sehr spannend erzählt, Pullman spricht mit seinem Stil sowohl jüngere als auch ältere Leser an. Sehr lebendig und mit großer Fantasie erzählt er eine tolle Story, die trotz ihrer Dicke am Ende dann natürlich doch viel zu schnell vorbei ist. Zum Glück ist ein weiterer Band schon in Planung ; )

Veröffentlicht am 26.11.2017

Die Hüter des Todes

Scythe – Die Hüter des Todes
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In nicht allzu ferner Zukunft hat die Menschheit den Tod besiegt, niemand muss mehr eines natürlichen oder Unfalltodes sterben. Um aber der Überbevölkerung Herr zu werden, gibt es die Scythe. Sie lesen ...

In nicht allzu ferner Zukunft hat die Menschheit den Tod besiegt, niemand muss mehr eines natürlichen oder Unfalltodes sterben. Um aber der Überbevölkerung Herr zu werden, gibt es die Scythe. Sie lesen Menschen nach, und bringen nach ausgeklügelten Regeln so manches Herz zum endgültigen Stillstand. Citra und Rowan sind die jüngsten Lehrlinge dieser außergewöhnlichen Zunft und müssen noch viel lernen; auch über sich selbst.

Neal Shusterman hat ein interessantes Gedankenexperiment zu einem sehr unterhaltsamen Roman ausgeweitet. Obwohl es um sehr tiefgründige Themen (Leben, Tod, Unsterblichkeit, menschliches Miteinander usw.) geht, ist der Roman nie todernst oder abgrundtief bedrückend. Shusterman geht relativ locker mit den großen Themen um, seine beiden Protagonisten tragen dazu ebenfalls bei. Die beiden Jugendlichen sind grundsympathisch, an manchen Stellen hätte ich mir vielleicht ein paar mehr Ecken und Kanten gewünscht; da es sich mit vorliegendem Buch aber erst um einen Serienauftakt handelt, können sich die Charaktere natürlich noch entwickeln. Auch der Lehrlingsmeister Faraday hat mir gut gefallen, er verkörpert die Last, die seine Aufgaben mit sich bringt, sehr gut. Die Handlung entwickelt sich sehr spannend, der Autor erzählt sehr ansprechend und mitreißend. Immer wieder sind ins laufende Geschehen Tagebucheinträge der einzelnen Figuren eingebaut; diese lassen einen zusätzlichen Blick hinter die Fronten zu und geben immer wieder neue Denkanstöße.
Insgesamt hat mir dieser erste Band abgesehen von Kleinigkeiten sehr gut gefallen, und ich bin schon sehr auf die weitere Handlung gespannt.

Veröffentlicht am 22.11.2017

Schöner Serienauftakt

Das Gold des Lombarden
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Im Jahre 1423 hat Aleydis mit ihrem Ehemann Nicolai großes Glück gehabt: trotz eines immensen Altersunterschieds verstehen sich beide sehr gut, Nicolais Beruf als Bankier sorgt zudem noch für ein behagliches ...

Im Jahre 1423 hat Aleydis mit ihrem Ehemann Nicolai großes Glück gehabt: trotz eines immensen Altersunterschieds verstehen sich beide sehr gut, Nicolais Beruf als Bankier sorgt zudem noch für ein behagliches Leben. Das ist schlagartig gefährdet als Nicolai stirbt. Alles deutet auf einen Selbstmord hin, doch Aleydis will das nicht wahrhaben und macht sich selbst auf Spurensuche. Unterstützt wird die vom Gewaltrichter Vinzenz, mit dem sich Aleydis allerdings erst noch zusammenraufen muss.

Mit „Das Gold des Lombarden“ startet eine neue Serie historischer Romane rund um die Kölnerin Aleydis. Mir hat dieser Auftakt sehr gut gefallen, eine schöne Mischung aus historischen Fakten und schriftstellerischer Fiktion. Aleydis ist eine interessante Figur, entspricht sich doch so gar nicht dem Heimchen am Herd. Sie ist sehr sympathisch und es macht Spaß ihrer Entwicklung zuzuschauen; auch ihre Art mit anderen Menschen umzugehen, ist sehr modern und unkonventionell, klar, dass da die eine oder andere lesenswerte Konfrontation entsteht ; ) Vinzenz als Gegenüber ist ebenfalls keine blasse Pappfigur, sondern der Autorin gut gelungen. Die zwei bei ihren täglichen Kabbeleien und natürlich auch ihren Nachforschungen zu begleiten, hat mich sehr gut unterhalten. Der Kriminalfall entwickelt sich spannend, und ich bin lange im Dunkeln getappt, sodass am Ende noch eine Überraschung auf mich gewartet hat. Die Geschichte ist gut erzählt, sehr bildreich wird der Alltag in Köln beschrieben und natürlich gibt es auch das eine oder andere zu lernen. Insgesamt ein wirklich schöner historischer Roman, der mich gespannt auf Band 2 zurücklässt.

Veröffentlicht am 14.11.2017

Der Club

Der Club
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Hans‘ Eltern sind früh verstorben, seine Tante Alex wird zwar sein Vormund, trotzdem wird er in Internaten groß. Als junger Erwachsener wird er von ihr an die Uni von Cambridge geholt, er soll sie bei ...

Hans‘ Eltern sind früh verstorben, seine Tante Alex wird zwar sein Vormund, trotzdem wird er in Internaten groß. Als junger Erwachsener wird er von ihr an die Uni von Cambridge geholt, er soll sie bei Nachforschungen zu einem Verbrechen im sogenannten Pitt Club unterstützen. Diesem elitären Kreis gehören nur wenige an, nicht zuletzt dank seines Talents als Boxer gehört Hans bald dazu.

„Der Club“ ist ein sehr schöner Debütroman, der durch einen beklemmenden Einblick in die elitären Zirkel des Pitt Clubs besticht. Durch mehrere Perspektivwechsel erhält man Einsichten aus verschiedenen Blickwinkeln (langjähriges Mitglied – Neuling – Außenstehender), und jedes Mal rückt sich das Gesamtbild etwas gerader. Die Figuren selbst habe ich gar nicht so sehr als Person wahrgenommen, sondern eher in ihrer Funktion. Gerade Hans als Hauptperson hätte ich mir etwas plastischer gewünscht, ich konnte keine rechte Beziehung zu ihm aufbauen, da der Autor zudem etwas an Emotionen spart. Die Handlung war stimmig aufgebaut, eine subtile Spannung zieht sich durch die Seiten, ebenso ein etwas düsterer Ton. Würgers Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, er findet schnörkellose Worte, die mit ihrer Klarheit bestechen.
Fazit: ein kurzer, aber gehaltvoller Roman, der Lust auf mehr vom Autor macht.