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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2017

Guter Spionageroman

Die Nadel
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Ende des zweiten Weltkriegs hängt das Wohl und Wehe von Europa von der geplanten Landung der Alliierten ab. Tag und Ort dieses Gegenschlags sind geheim, Täuschungsmanöver und falsche Informationen über ...

Ende des zweiten Weltkriegs hängt das Wohl und Wehe von Europa von der geplanten Landung der Alliierten ab. Tag und Ort dieses Gegenschlags sind geheim, Täuschungsmanöver und falsche Informationen über vertrauliche Kanäle essentiell. Der deutsche Spion, bekannt unter dem Tarnnamen „die Nadel“ hat eines der größten Geheimnisse der Alliierten entdeckt und ist auf dem besten Wege diese Information bis zu Hitler persönlich zu tragen. Das Schicksal kann noch gedreht werden, die Nadel MUSS gefasst werden. Eine beispiellose Jagd beginnt…
Ken Follett hat mit „Die Nadel“ seinen Platz auf den Bestsellerlisten der Welt gefunden. Auch mir hat dieses frühe Werk gut gefallen. Eine spannende Jagd quer durch England mit einem Charme, der mich an ältere James-Bond-Filme erinnert hat. Der Roman ist packend geschrieben, Follett lässt sich aber trotzdem Zeit seine Charaktere ordentlich einzuführen. Es gibt Perspektivwechsel zwischen der Seite der Alliierten und der Nadel selbst, sodass die Spannung zusätzlich angeschürt wird. Obwohl es sich um ein fiktives Geschehen handelt, bleibt am Schluss der Gedanken, dass vielleicht doch ein Fünkchen Wahrheit…? Die Handlung ist auf jeden Fall sehr authentisch gelungen und hat mich überzeugt.
Mich hat Folletts Geschichte sehr gut unterhalten und ich kann dieses Buch Fans von Spionageromanen nur ans Herz legen.

Veröffentlicht am 01.11.2017

Großer Aufruhr im schwedischen Nirgendwo

Kleine Stadt der großen Träume
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Im schwedischen Björnstadt dreht sich seit Jahrzehnten alles nur um Eishockey. Könnte man zumindest meinen. Entweder ist man selbst Spieler, war früher Teil der Mannschaft, ist eingefleischter Fan oder ...

Im schwedischen Björnstadt dreht sich seit Jahrzehnten alles nur um Eishockey. Könnte man zumindest meinen. Entweder ist man selbst Spieler, war früher Teil der Mannschaft, ist eingefleischter Fan oder zumindest mit einem Spieler verwandt, verschwägert usw. Als die Juniorenmannschaft plötzlich zu landesweitem Ruhm gelangen kann, wird das abgeschriebene, sterbende Städtchen plötzlich zum Magnet für Sponsoren und Investoren. Alles hängt vom entscheidenden Spiel ab, und natürlich von den Spielern: Kevin, Benji, Bobo und Amat müssen ihr Bestes geben. Doch dann passiert etwas Dramatisches, und Björnstadt steht endgültig Kopf.

Ich kannte bisher noch keines der Backman’schen Bücher und war mit relativ großen Erwartungen an die Lektüre herangegangen. Diese wurden tatsächlich voll erfüllt, der Autor hat mich mit seiner Geschichte schnell eingefangen. Das liegt einerseits an der mitreißenden Handlung, die fesselt und überrascht. Die Protagonisten tun ihr Übriges, hat der Autor sein fiktives Städtchen doch mit allerlei interessanten Figuren bevölkert. Einige sind etwas klischeebehaftet (der alternde Trainer, die Übermutter), doch die meisten sind sehr realistisch gelungen und alles andere als flache Pappkameraden. Manche mochte ich, manche nicht, aber mit allen habe ich mitgefiebert. Überhaupt versteht es Backman hervorragend Gefühle zu transportieren: Beklemmung, Angst, Melancholie, Hass, Freude, Liebe… Die Lektüre dieses Buches ist ein wahres Gefühlsbad (keine Angst, es wird nicht kitschig). Selten habe ich beim Lesen so sehr mitgefühlt, egal in welche Richtung das Gefühlsbarometer umschlägt. Das Ganze erzählt der Autor sehr gekonnt, meist mit einem düsteren Unterton, aber auch mit vielen starken, humorvollen Momenten. Sein Erzählstil hat es mir wirklich angetan.

Kleine Abzüge gibt es für die gehäuften melodramatischen Andeutungen; ich muss nicht alle zwei Seiten lesen, dass ganz-doll-bald etwas sehr Schlimmes passiert, das habe ich nach Andeutung Nr. 1 und 2 sehr wohl schon verstanden. Auch fand ich das Timing an manchen Ecken zu offensichtlich konstruiert, ebenso wie manche Figuren und deren Reaktionen. Das ist aber alles Meckern auf sehr hohem Niveau, denn insgesamt ist Backmans Roman wirklich sehr lesenswert. Auch für Nicht-Eishockey-Fans ; )

Veröffentlicht am 28.10.2017

Der gefährlichste Ort der Welt...

Der gefährlichste Ort der Welt
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… ist die Schule. Zumindest, wenn man der Autorin Glauben schenken mag. Grüppchenbildung, Mobbing, Prügeleien, viraler Shitstorm im Internet… es gibt nichts, was sich die Jugendlichen von heute nicht gegenseitig ...

… ist die Schule. Zumindest, wenn man der Autorin Glauben schenken mag. Grüppchenbildung, Mobbing, Prügeleien, viraler Shitstorm im Internet… es gibt nichts, was sich die Jugendlichen von heute nicht gegenseitig zumuten würden. Ein Fünkchen Wahrheit liegt sicherlich in der Geschichte rund um Tristan, Dave, Cally und wie sie alle heißen. Mir kam es aber oft so vor, als hätte die Autorin sämtliche Klischees über reiche, verwöhnte Kids zusammengetragen und sich daraus eine möglichst dramatische Geschichte gebastelt. Der Aufbau der Handlung ist durchaus sehr gelungen, klar strukturiert und der Perspektivwechsel zwischen den Kids liefert neue Einsichten. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahre, sodass man die Entwicklung der Protagonisten verfolgen kann. Sympathischer hat sie das in den meisten Fällen leider nicht gemacht.
Der Erzählstil hat mir hingegen sehr gut gefallen, denn schreiben kann die Autorin; ein gutes Gefühl für Atmosphäre und Spannungsaufbau, aber auch ein Blick für die kleinen Details sind ihr zu eigen. Trotzdem war ich letztendlich vom Inhalt zu enttäuscht, um das Buch richtig genießen zu können. Vielleicht ist „Der gefährlichste Ort der Welt“ das perfekte Buch für Jugendbuchleser mit etwas literarischem Anspruch, mich hat es nicht endgültig überzeugen können.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Außer sich

Außer sich
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Anton und Alissa halten als Zwillinge zusammen wie Pech und Schwefel. Egal ob es das triste Leben in der kleinen Moskauer Wohnung oder das Leben in deutschen Asylheimen ist. Doch dann verschwindet Anton, ...

Anton und Alissa halten als Zwillinge zusammen wie Pech und Schwefel. Egal ob es das triste Leben in der kleinen Moskauer Wohnung oder das Leben in deutschen Asylheimen ist. Doch dann verschwindet Anton, die einzige Spur führt nach Istanbul. Ali macht sich auf die Suche und verliert dabei nicht nur immer wieder ihre Spur, sondern auch sich selbst.

Salzmanns Debüt lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits fand ich die Geschichte von Ali, ihren Eltern und Großeltern (plus weiterer Generationen) sehr fesselnd. Diese Suche nach der eigenen Identität, dem Platz in der Gesellschaft machte sehr nachdenklich. Auch der Blick auf die jüngere Geschichte ist der Autorin gut gelungen. Leider konnte ich Ali andererseits nicht sonderlich leiden. Ein Buch lebt zwar nicht nur von der Sympathie für die Hauptfigur, es hat mir das Lesen aber auch nicht leichter gemacht. Die Handlung ist sehr verschachtelt (was ich eigentlich gerne mag), so richtig konnte ich den Faden aber nicht aufnehmen und war zunehmend verwirrt. Der Ton ist immer düster und deprimierend, wenn auch sprachlich sehr schön ausgearbeitet. Insgesamt eine eher sperrige Geschichte, die mich einfach nicht berühren konnte.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Abenteuerliche Suche nach wahren Begebenheiten

Wer ist B. Traven?
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„In jedem guten Journalisten steckt auch ein Detektiv.“
Leon Borenstein’s nächste Story soll ein echter Knüller werden: er will den erfolgreichen Schriftsteller B. Traven enttarnen. Borenstein macht sie ...

„In jedem guten Journalisten steckt auch ein Detektiv.“
Leon Borenstein’s nächste Story soll ein echter Knüller werden: er will den erfolgreichen Schriftsteller B. Traven enttarnen. Borenstein macht sie auf nach Mexiko, wo gerade ein Bestseller des Autors „Der Schatz der Sierra Madre“ verfilmt wird; am Set nicht nur hochkarätige Schauspieler wie Humphrey Bogart, sondern auch der mysteriöse Hal Croves, der die Romanvorlage verdächtig gut kennt.

Thorsten Seiffert hat sich mit den realen Geschehnissen rund um Traven befasst und daraus eine unterhaltsame Geschichte geschmiedet. Travens Identität war lange nicht zu lüften, auch heute sind viele Fakten noch unklar, die Suche nach dem Mann hinter dem Pseudonym war abenteuerlich und ist geradezu prädestiniert für eine literarische Verarbeitung. Der Autor bleibt nah an den historischen Fakten, auch wenn man einiges zunächst für Fiktion hält, weil es so abstrus ist. Borenstein als erfundene Figur passt ganz hervorragend in die Geschichte, manchmal war er mir allerdings etwas zu blass. Seiffert erzählt ansprechend, er fängt die Atmosphäre des Filmsets beispielsweise sehr gut ein und auch seine Darstellung von Bogart ließ bei mir sofort das Kopfkino anlaufen (natürlich schwarz-weiß). Auch sein Blick auf das Leben in Mexiko war sehr authentisch, sodass dieses Buch eben viel mehr liefert als eine wilde Jagd nach einem Phantom. Stark gestartet, kann Seiffert das Niveau leider nicht gänzlich bis zum Schluss halten, trotzdem hat mich der Autor mit seiner Geschichte gefesselt und gut unterhalten.