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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2017

Ist mir zu seicht

Das Vermächtnis des Vaters
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Harry Clifton hat sich vor Erbschaftsstreitigkeiten und Vaterschaftsproblemen nach New York geflüchtet. Dort nimmt er eine neue Identität an, nichtsahnend, das die ihm direkt neue Probleme bringt: eine ...

Harry Clifton hat sich vor Erbschaftsstreitigkeiten und Vaterschaftsproblemen nach New York geflüchtet. Dort nimmt er eine neue Identität an, nichtsahnend, das die ihm direkt neue Probleme bringt: eine Anklage wegen Mordes nämlich. Schnell findet sich Harry im Gefängnis wieder. Auch seine Geliebte Emma fühlt sich wie im Gefängnis, sie steht nämlich unter der Fuchtel ihres schwierigen Vaters Hugo. Der verbringt seine Tage damit das Familienerbe durchzubringen und Intrigen zu schmieden…

Jeffrey Archer knüpft quasi nahtlos an die Geschehnisse aus Band 1 an, man sollte diesen auch unbedingt vorher gelesen haben. Leider hat sich für mich mit diesem Band bestätigt, was sich in Teil 1 schon ankündigte: die Reihe ist mir definitiv zu seicht. Archer erzählt schon flüssig, die Geschichte liest sich sehr schnell weg. Aber mir fehlt der Tiefgang, gerade diese Zeit des zweiten Weltkrieges sollte doch genügend Material bieten um die Story etwas weniger schlicht zu halten. Der Autor lässt die Gelegenheit verstreichen, sodass „Das Vermächtnis des Vaters“ sich nur auf eine 08/15-Erbstreitigkeitsgeschichte gewürzt mit vorhersehbaren Intrigen beschränkt. Zudem finden sich am Ende des Buches einige Zeitsprünge, die wichtige Ereignisse einfach auslassen; dem Leser werden die Ergebnisse dieser Ereignisse mal eben in einem Nebensatz präsentiert, was sich der Autor bei diesem schriftstellerischen Kniff gedacht hat, konnte ich nicht nachvollziehen.
Fazit: seichte Story, vorhersehbar und gegen Ende des Buches auch unnütz kurz erzählt. Keine Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Seichte, aber ordentliche Unterhaltung

Spiel der Zeit
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Harry Clifton wächst in der englischen Hafenstadt Bristol auf. Seine Mutter schlägt sich als Kellnerin durch und versucht ihrem Sohnemann eine ordentliche schulische Ausbildung zukommen zu lassen. Eine ...

Harry Clifton wächst in der englischen Hafenstadt Bristol auf. Seine Mutter schlägt sich als Kellnerin durch und versucht ihrem Sohnemann eine ordentliche schulische Ausbildung zukommen zu lassen. Eine schwierige Aufgabe, denn der will eigentlich lieber seinem Onkel nacheifern und Hafenarbeiter werden. Doch eines Tages zeigt Harry sein großes Talent: als Solist im örtlichen Kirchenchor. Und plötzlich stehen dem einfachen Jungen Türen offen, von denen er nicht einmal zu träumen gewagt hatte.
Ich hatte schon viel Gutes über diese Saga gehört und war nun wirklich gespannt, ob Archer meine Erwartungen erfüllen kann. Ja, denn er erzählt eine interessante Geschichte, füllt sie mit allerlei Leben, entwirft verschiedenste Charaktere, mit denen man mitfiebern kann. Ja, denn der Autor erzählt sehr flüssig und die Story lässt sich leicht lesen, der Perspektivwechsel wirft immer wieder neues Licht auf die Ereignisse. Auf der anderen Seite hat die Story leider kaum Tiefgang und wirkt zwischenzeitlich wie eine äußerst seichte Seifenoper. Der Vergleich zu Folletts Jahrhundertsaga drängt sich förmlich auf und da muss Archer sich leider weit hinten anstellen. Die „überraschenden“ Wendungen sind leider entweder etwas abstrus oder stark vorhersehbar, quasi jeder hütet ein supergeheimes Geheimnis, was dann in einem Ende gipfelt, dass sich Rosamunde Pilcher nicht besser hätte ausdenken können. Ich kann nicht sagen, dass ich nicht ordentlich unterhalten worden wäre, aber eben auf einem Strandlektüreniveau. Meiner Meinung nach hat zumindest dieser Einstiegsband das große Lob, welcher er gefühlt von allen Seiten bekommen hat, nicht verdient. Solide Unterhaltung ja, aber sicherlich kein großer Reißer.

Veröffentlicht am 08.05.2017

Zurück bei den Ottonen

Die fremde Königin
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„Ich bin, was ich immer war: nur ein Bastard mit einem Schwert.“
Der junge Gaidemar hat es dank seines Schwertes für einen Bastard weit gebracht. Mitglied der gefürchteten Panzerreiter ist er, eine Art ...

„Ich bin, was ich immer war: nur ein Bastard mit einem Schwert.“
Der junge Gaidemar hat es dank seines Schwertes für einen Bastard weit gebracht. Mitglied der gefürchteten Panzerreiter ist er, eine Art berittene Eliteeinheit von König Otto. Im Jahre 951 muss er eine schwierige Aufgabe jedoch ganz ohne Hilfe lösen. Niemand geringeres als Adelheid, Königin Italiens wird von einem italienischen Adeligen gefangen gehalten. König Otto schickt ihr Gaidemar zu Hilfe, denn der König hat mit Adelheid noch einiges vor…

„Die fremde Königin“ befasst sich nach „Das Haupt der Welt“ ebenfalls mit den Ottonen, der Fokus liegt auf den mittleren bis späten Regierungsjahren Otto I. Wissen aus dem vorherigen Band ist sicherlich hilfreich, aber nicht zwingend notwendig um diesen Band mit Genuss zu lesen. Rebecca Gablé versteht es wieder hervorragend Geschichte lebendig werden zu lassen, fiktive Charaktere treffen auf historische und doch fällt es dem Leser schwer zu unterscheiden wer zu welcher Gruppe gehört. Gaidemar ist ein sympathischer Charakter, der mit seinen Schwächen und Stärken durch die Geschichte führt. Aber auch Adelheid oder der König selbst werden dem Leser näher gebracht, bis in die kleinste Nebenfigur sind die Protagonisten gut gelungen. Die historischen Hintergründe zu den diversen Machtkämpfen, Intrigen und Aufständen sowohl im Reich als auch außerhalb sind sicherlich zunächst einmal verworren, aber die Autorin nimmt sich die Zeit den Leser langsam in die Thematik einzuarbeiten, sodass man hinterher nicht nur gut unterhalten wurde, sondern auch ein ganzes Stück schlauer ist. Trotzdem ist dieser historische Roman sicherlich kein dröges Geschichtsbuch, sondern ein spannendes, mitreißendes und fesselndes Buch; kurz gewohnte Gablé-qualität sozusagen.
Der Schreibstil der Autorin hat es mir angetan, seit ich meine Nase in „Das Lächeln der Fortuna“ gesteckt habe und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Flüssig und ansprechend, mit einer Prise Humor erzählt die Autorin und trifft sowohl in Herzensangelegenheiten wie auch in harten Kämpfen den richtigen Ton.
Ein rundum gelungenes Lesevergnügen also, das nur wie alle Bücher der Autorin einen Makel hat: es ist zu kurz.

Veröffentlicht am 08.05.2017

Unter Strom

Die letzten Tage der Nacht
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Ende des 19ten Jahrhunderts tobt in den USA ein Krieg. Der Stromkrieg nämlich. Thomas Edison mit seinem Gleichstrom auf der einen, George Westinghouse mit dem Wechselstrom auf der anderen Seite. Wer kann ...

Ende des 19ten Jahrhunderts tobt in den USA ein Krieg. Der Stromkrieg nämlich. Thomas Edison mit seinem Gleichstrom auf der einen, George Westinghouse mit dem Wechselstrom auf der anderen Seite. Wer kann sich durchsetzen und das Land erhellen? Und wer darf sich wirklich als Erfinder der Glühbirne sehen? Zwischen den zwei Größen, Paul Caravath, frischgebackener Anwalt, der Licht in den juristischen Dschungel bringen will. Ein Fall von wahnwitziger Größe.

Graham Moore hat mich mit seinem Werk wirklich vollends überzeugt. Er erzählt die Geschichte des Stromkriegs sehr unterhaltsam, lässt aber gleichzeitig immer wieder physikalische Zusammenhänge einfließen, die so aufbereitet sind, dass man sie auch als Laie gut versteht. Der Autor hält sich soweit möglich an die historischen Fakten, so unglaublich die dem Leser manchmal auch scheinen mögen. Ich habe viel über Edison, Westinghouse und auch Tesla gelernt, und so manche Vorstellung wurde ein bisschen gerade gerückt. Das Ganze erzählt Moore sehr ansprechend und kurzweilig, seine Interpretation der Person Caravaths trägt dazu ebenfalls eine Menge bei. Der ist sehr sympathisch, und man kann sich gut in ihn hineinversetzen: erster Job als Anwalt und dann gleich so ein Großprojekt. Manchmal konnte er einem leidtun ; ) Auch die New Yorker Society hat Moore sehr gekonnt skizziert und bietet so dem Leser ein authentisches Bild jener Zeit. Authentisch sind auch die Zitate großer Erfinder (alter und neuer), die der Autor jedem Kapitel voranstellt.
Insgesamt ein gelungenes Werk, das ein wichtiges Kapitel der Geschichte äußerst unterhaltsam aufbereitet. Man darf auf weitere Bücher des Autors gespannt sein.

Veröffentlicht am 07.05.2017

Cold Hill House

Das Haus in Cold Hill
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Unweit von Brighton steht das hochherrschaftliche Cold Hill House. Naja, zumindest war es mal hochherrschaftlich. Vor dem Zerfall. Doch die Familie Harcourt will ihm neues Leben einhauchen, scheut weder ...

Unweit von Brighton steht das hochherrschaftliche Cold Hill House. Naja, zumindest war es mal hochherrschaftlich. Vor dem Zerfall. Doch die Familie Harcourt will ihm neues Leben einhauchen, scheut weder Kosten noch Mühe noch Handwerker. Doch ist das Haus wirklich unbewohnt? Zweifel machen sich breit. Und Angst…

Peter James ist für seine Krimis bekannt und wagt sich mit diesem Buch in die Welt des Grusels. Naja, oder was er eben für Grusel hält. Mich hats beim Lesen durchaus gegruselt: vor seiner platten Schreibe, der lahmen Story, den saudämlichen (ehrlich!) Protagonisten und dem vorhersehbaren Ende. Das sah ich auch ohne übersinnliche Fähigkeiten meilenweit kommen. Ich weiß nicht genau welche Zielgruppe hier erreicht werden soll, die Horrorfans gähnen ab Seite 2 und selbst der geneigte Ich-les-alles-Leser dürfte ziemlich schnell von der dahintröpfelnden Geschichte gelangweilt sein. Hält einen ja bei anderen Werken vielleicht ein ansprechender Schreibstil an der Stange, so hat James auch hier für mich total danebengegriffen. Kurze Sätze, kurze Kapitel und lahme Dialoge prägen seine Story.
Ich konnte dem Buch so leider gar nichts abgewinnen und verteile somit 1,5 Punkte für eine im Ansatz mittelmäßige Geschichte und den Hauch von Atmosphäre, der zumindest am Anfang mal kurz aufkam. Bevor auch er sich wahrscheinlich zu Tode gelangweilt hat.