Ausflug in die Arktis – anders als gedacht
Ein Lied vom Ende der WeltSeit dem Tod ihres Zwillingsbruders Andy kommt Val nur mit Medikamenten über den Tag, hat Angststörungen, kann nicht mehr. Und doch traut sie sich nach einem Anruf von Andys Mentor in die Arktis. Dort ...
Seit dem Tod ihres Zwillingsbruders Andy kommt Val nur mit Medikamenten über den Tag, hat Angststörungen, kann nicht mehr. Und doch traut sie sich nach einem Anruf von Andys Mentor in die Arktis. Dort ist unweit einer Forschungsstation ein Mädchen gefunden worden, dessen Sprache sie als Linguistin entschlüsseln soll. Val macht sich auf in die Kälte und die Weite des ewigen Eises, dorthin wo ihr Bruder den Tod fand.
Ich kann ohne zu spoilern nicht richtig erklären, was mich am Inhalt gestört hat; gerade deswegen wäre es schön, wenn der Klappentext in dieser Hinsicht aufschlussreicher wäre, denn man bekommt definitiv ein anderes Buch als das, was man lesen wollte/erwartet hat. In meinem Fall hat diese Wendung mich leider nicht positiv überrascht, anderen Lesern mag das natürlich anders gehen. Sehr gut gefallen hat mir hingegen das Talent der Autorin die Arktis sehr authentisch zu beschreiben. Man sieht die majestätischen Eisberge vor sich, spürt die schreckliche Kälte, hört das Knacken des Eises, den stürmischen Wind. Auch Emotionen kann die Autorin sehr gut transportieren, die kleine Gruppe von Wissenschaftlern durchlebt von Liebe bis Hass quasi alles was die menschliche Bandbreite hergibt. Das wirkt trotzdem nicht überfrachtet, sondern eben sehr urtümlich und menschlich. Ich mochte auch Vals Umgang mit dem Mädchen Naaja; sie selbst hat keine Kinder und muss sich an das traumatisierte Mädchen erst herantasten. Das geschieht auf der sozialen, aber auch auf der sprachlichen Ebene. Die Hintergründe zum linguistischen Thema fließen hier mühelos ein, man lernt einiges über Sprachgestaltung, lebende und tote Sprachen.
Insgesamt muss man sich auf die unerwartete Wendung einlassen, dann bekommt man einen wirklich schön erzählten spannenden Roman aus der Eiseskälte. Mir wollte das leider nicht so recht gelingen, weswegen ich die Lektüre nicht uneingeschränkt weiterempfehlen kann.