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Veröffentlicht am 15.09.2016

Literarische Perle über ein großartiges Stück Musik

Der Dirigent
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1941: Deutschland bereitet sich auf die Belagerung von Leningrad vor und schneidet die Stadt systematisch von jeglicher Versorgung ab. Da treffen in der belagerten Stadt zwei völlig unterschiedliche Menschen ...

1941: Deutschland bereitet sich auf die Belagerung von Leningrad vor und schneidet die Stadt systematisch von jeglicher Versorgung ab. Da treffen in der belagerten Stadt zwei völlig unterschiedliche Menschen aufeinander. Der eine ist der große Komponist Dmitri Schostakowitsch, Mitglied der musikalischen Elite Leningrads. Der andere, Karl Eliasberg, Dirigent des Radioorchesters, stand bisher immer außerhalb dieses elitären Zirkels. Doch während ein Großteil der wichtigen Künstler auf Befehl von oben nach Sibirien evakuiert wird, bleiben beide in der Stadt. Schostakowitsch schreibt in den Trümmern und unter ständiger Bombardierung seine berühmte siebente Sinfonie, genannt „Leningrader Sinfonie“.

Sarah Quigley hat hier die Entstehungsgeschichte eines der berühmtesten Stücke seiner Zeit aufgezeichnet. Es ist wirklich eine bewegende und mutige Geschichte, inmitten des Chaos und der Verzweiflung, des Hunger und Tod. Schostakowitsch und Eliasberg könnten nicht unterschiedlicher sein, egal ob das Persönlichkeit oder Ansehen in der Gesellschaft betrifft. Quigley charakterisiert ihre Protagonisten sehr gut, man lebt und fühlt mit ihnen mit. Selbst der unmusikalische Leser kann den Schaffensprozess des Komponisten sehr gut nachvollziehen, auch wenn mancher Fachterminus vielleicht einer Erklärung bedürft hätte. Ich würde jedem empfehlen sich die Sinfonie einmal anzuhören, denn Musik lässt sich nun einmal nicht wirklich perfekt in Worte fassen, auch wenn Quigley ihren Job sehr gut gemacht hat.

Für mich war „Der Dirigent“ eine wirklich außergewöhnliche Geschichte über die Menschen Leningrads, die knapp 900 Tage Belagerung mit eisernem Willen durchstehen mussten. Und über zwei Menschen, die die klassische Musik auch in diesen harten Zeiten am Leben gehalten haben und so vielleicht manchem etwas Hoffnung geben konnten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die stille Bestie

Die stille Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 6)
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Eigentlich war Robert Hunter gerade im Begriff in den wohlverdienten Urlaub zu entschwinden, da wird er von der Vergangenheit eingeholt. Sein alter Zimmergenosse aus Unitagen wird mit prekärem Kofferrauminhalt ...

Eigentlich war Robert Hunter gerade im Begriff in den wohlverdienten Urlaub zu entschwinden, da wird er von der Vergangenheit eingeholt. Sein alter Zimmergenosse aus Unitagen wird mit prekärem Kofferrauminhalt erwischt, zwei Frauenköpfe nämlich. Doch ist Lucien wirklich so unschuldig wie Hunter vermutet?

Dieses Buch unterscheidet sich von den restlichen Bänden der Reihe in mehreren Punkten: Garcia sucht man vergebens. Der Täter steht schnell fest. Die Story beruht auf Tatsachen. Gerade weil dieses Buch anders ist, lässt es sich auch von Serienneulingen gut lesen, weil eben kaum Hintergrundinfos nötig sind.
Carter schreibt wie gewohnt sehr flüssig, das Buch ist zudem in sehr kurze Kapitel eingeteilt, sodass man mit Leichtigkeit durch die Seiten fliegt. Ja, der Autor schreibt ab und an mal sehr blutig, in diesem Buch jedoch fand ich es nicht soooo überladen. Allgemein fehlte mir bei der Story irgendwie der allerletzte Kniff, um mich wirklich, wirklich zu fesseln. Ja, es war spannend. Ja, es gab überraschende Momente und unerwartete Wendungen. Ja, das psychologische Kräftemessen von Lucien und Robert war interessant zu verfolgen. Trotzdem wollte bei mir der Funke nicht so recht überspringen; meiner Meinung nach kann Carter es besser.


Fazit: guter Thriller, nur das letzte I-Tüpfelchen fehlte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Absolut zu empfehlen

Die letzte Jüdin von Würzburg
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An ihrem siebzehnten Geburtstag ändert sich das Leben der jungen Jüdin Jaelle völlig: sie lebte bisher recht behütet in Straßburg, doch an diesem Tag fallen alle Barrieren und die jüdische Gemeinde wird ...

An ihrem siebzehnten Geburtstag ändert sich das Leben der jungen Jüdin Jaelle völlig: sie lebte bisher recht behütet in Straßburg, doch an diesem Tag fallen alle Barrieren und die jüdische Gemeinde wird von einem hasserfüllten Mob regelrecht abgeschlachtet. Jaelle entkommt knapp und wird von ihrem sterbenden Vater nach Würzburg geschickt; denn dort leben die Juden in Sicherheit unter dem persönlichen Schutz des Bischofs. Als Mann getarnt macht sich Jaelle auf den Weg…

Wer hier eine seichte Frau-verkleidet-als-Mann-Story mit viel Herzschmerz und wenig historischem Input erwartet, der irrt. Roman Rausch schildert hier die Ereignisse um den Pogrom der jüdischen Gemeinde Würzburgs Mitte des 14. Jahrhunderts und würzt das Ganze mit einer fiktiven Handlung, die erfreulicherweise nie ins Kitschige oder Klischeehafte abzurutschen droht. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, egal ob es sich dabei um Jaelle handelt, mit der man mitfiebert und –bangt oder um Michael de Leone, die rechte Hand des Würzburger Bischofs, der in Jaelles Leben eine immer wichtigere Rolle spielt.

Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, die oft sehr dramatischen und grausamen Ereignisse wurden sehr authentisch dargestellt ohne übertrieben zu wirken. Die Willkür, mit der die jüdischen Mitbürger zum Sündenbock sämtlichen Übels gemacht werden, von der Pest bis hin zum Wetter (!), ist manchmal schwer zu ertragen; zu glauben fast noch weniger, aber die jüngere deutsche Geschichte zeigt ja leider, dass sich Geschichte gerne mal wiederholt.

Neigen andere Autoren historischer Romane ja gerne mal dazu ein ellenlanges Nachwort zu erstellen, gibt es hier zusätzlich alle paar Kapitel einen kurzen historischen Einschub, der das nötige Hintergrundwissen für das Fortkommen der Geschichte liefert. Ich fand diese Minikapitel sehr hilfreich und sie haben in keiner Weise den Lesefluss gestört.

Fazit:

Für mich hat dieses Buch die perfekte Mischung von fiktiver Handlung und historischen Fakten geboten, ich wurde durchweg gut unterhalten und weiß jetzt Einiges mehr über die Stadtgeschichte meiner Würzburger Nachbarn.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Irre, böse und wahnsinnig lustig

Schneller als der Tod
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Dr. Peter Brown lebt den ganz normalen Wahnsinn, den man als Assistenzarzt in einem großen Krankenhaus so mitmacht. Jetzt ist sein Job also Leben zu retten; früher hat er Menschen entgeltlich ins Jenseits ...

Dr. Peter Brown lebt den ganz normalen Wahnsinn, den man als Assistenzarzt in einem großen Krankenhaus so mitmacht. Jetzt ist sein Job also Leben zu retten; früher hat er Menschen entgeltlich ins Jenseits befördert, als Auftragskiller „Pietro“ nämlich. Doch das Versteckspiel hat bald ein Ende…

Zugegeben, das Buch ist vielleicht nichts für die ganz zart Besaiteten, die sich gerne der Illusion hingeben, dass die Halbgötter in Weiß immer ohne Fehl und Tadel sind. Teilweise recht derb und immer sehr ausführlich schildert der Autor, der übrigens Medizin studiert hat und somit weiß wovon er spricht, den Alltag in der stressigen Assistenzzeit und verknüpft diesen mit einer abstrusen Story aus dem Mafiamilieu. Diese Mischung wird in einem herrlich schwarzen Humor gewürzt mit einer Prise Sarkasmus erzählt, unterbrochen und ergänzt von ironischen, neckischen Fußnoten. Obwohl Peter ja nun wirklich kein unbeschriebenes Blatt ist, lernt man ihn lieben und begleitet ihn durch diesen Wahnsinn, immer haarscharf an der Katastrophe vorbei. Dieses Buch ist wirklich ein echter Pageturner, nicht unbedingt was für Leser mit schwachem Magen, aber auf jeden Fall ein Garant für viele Lacher und manch ungläubigen Blick.

Fazit: Mir hat diese Mischung aus Mafia- und gestresster Arztstory sehr, sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung „Einmal durch die Hölle und zurück“.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eiskalt

Schneemann
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„Bald fällt der erste Schnee. Und dann wird er wieder auftauchen. Der Schneemann. Und wenn der Schnee verschwindet, wird er wieder jemanden mitgenommen haben.“ (S. 80)

Eigentlich eine nette Angelegenheit, ...

„Bald fällt der erste Schnee. Und dann wird er wieder auftauchen. Der Schneemann. Und wenn der Schnee verschwindet, wird er wieder jemanden mitgenommen haben.“ (S. 80)

Eigentlich eine nette Angelegenheit, so ein Schneemann. Nicht so in diesem Buch, denn ein Mörder scheint Gefallen daran zu finden, die Polizei mit diesem unschuldigen Symbol aus der Kindheit zu verhöhnen. Am Tatort hinterlässt er einen bösartig grinsenden Schneemann. Zusammen mit seinem kleinen Team und einer neuen Kollegin macht sich Harry Hole an die Arbeit.

In „Schneemann“ löst Hole bereits seinen siebten Fall, doch auch ohne alle vorherigen Bände gelesen zu haben, bin ich gut in die Geschichte hineingekommen. Ein unkonventioneller Ermittler, der die Polizeivorschriften gerne mal bis zum Äußersten strapaziert, zudem ständig gegen seine Alkoholsucht kämpfen muss und mit der Trennung von seiner Lebensgefährtin hadert, scheint auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Sympathieträger zu sein. Trotzdem wächst Harry dem Leser ans Herz und man verfolgt gespannt wie er im winterlichen Oslo den Spuren hinterherjagt. Nesbo fängt die düstere und dunkle Atmosphäre mit seinem klaren Stil sehr gut ein, sodass man die Kälte und den Schnee fast fühlen kann.

Fazit: Mir hat auch dieses Buch mit Harry Hole wieder gut gefallen, düstere Spannung bis zum Schluss.