Profilbild von Fornika

Fornika

Lesejury Star
offline

Fornika ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fornika über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Ernte des Bösen

Die Ernte des Bösen
0

Robin Ellacott’s Job in der Detektei ist sehr vielfältig, von der nervenaufreibenden Observation über knifflige Rechercheaufgaben bis hin zu… naja, Päckchenannahme. Doch auch das kann spannend sein, vor ...

Robin Ellacott’s Job in der Detektei ist sehr vielfältig, von der nervenaufreibenden Observation über knifflige Rechercheaufgaben bis hin zu… naja, Päckchenannahme. Doch auch das kann spannend sein, vor allem wenn sich in dem Päckchen ein Frauenbein befindet. Klar, dass Robin und Cormoran nach dem anfänglichen Schrecken ermitteln. Denn die Botschaft scheint eine sehr persönliche zu sein, hat Cormoran doch noch so einige alte Rechnungen offen.

„Die Ernte des Bösen“ ist schon der dritte Band mit den beiden sympathischen Hauptfiguren; man kann ihn auch sehr gut ohne Vorwissen lesen, sollte jedoch beachten, dass in diesem Buch viel Wert auf die Weiterentwicklung der beiden Figuren gelegt wird. Das mag für den Neuling etwas uninteressanter sein als für den eingefleischten Leser. Mir hat es sehr gut gefallen, auch wenn ich verstehen kann, dass dem geübten Krimileser die Story etwas zu oft auf der Stelle tritt, denn der Spannungsbogen hat schon die eine oder andere Beule abbekommen. Galbraith/Rowling lässt sich Zeit um die Story zu erzählen, schnelle Action findet man in diesem Buch selten. Trotzdem liest sich das Buch sehr flüssig, mir gefiel Rowlings Stil aber auch schon immer sehr gut. Die Stadt London spielt eine eigene, kleine Nebenrolle und mit BIID hat Rowling ein weiteres interessantes Thema mit ins Boot geholt. Insgesamt hat mir „Die Ernte des Bösen“ sehr gut gefallen und ich bin gespannt auf Teil 4 der Krimireihe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Klassiker für Jung und Alt

Der Kleine Prinz
0

„Bitte… zeichne mir ein Schaf!“

Das sind die ersten Worte, die der namenlose Erzähler vom kleinen Prinzen hört. Nach einer Bruchlandung kämpft der Erzähler in der Wüste gegen die Zeit, denn er muss sein ...

„Bitte… zeichne mir ein Schaf!“

Das sind die ersten Worte, die der namenlose Erzähler vom kleinen Prinzen hört. Nach einer Bruchlandung kämpft der Erzähler in der Wüste gegen die Zeit, denn er muss sein Flugzeug wieder flott machen, bevor die Wasservorräte ausgehen. Aus der Zeit gefallen scheint der kleine Prinz. Auch er ist auf der Erde gestrandet, nach seiner wahrhaft fantastischen Reise durch den Weltraum.

Dieses Buch ist wohl inzwischen ein wahrhafter Klassiker, den jeder mal gelesen haben sollte. Auch wenn bestimmte Sätze heutzutage schon fast totzitiert werden (man denke an den berühmten Satz des Fuchses), finde ich es doch immer wieder schön in diese märchenhafte Erzählung einzutauchen. Vom Stil her ist das Buch für Alt und Jung geeignet, die wunderbaren, farbenfrohen Zeichnungen machen mindestens genauso viel Freude wie die herzerwärmende Geschichte. Ein Buch über Sehnsucht und Freundschaft, Einsamkeit und Hoffnung. Zeitlos schön.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ifemelu

Americanah
0

Ifemelu ist vor vielen Jahren zum Studieren aus ihrer Heimat Nigeria in die USA gekommen. Sie hat ihre Familie und ihren Partner Obinze hinter sich gelassen, sich in Philadelphia ein erfolgreiches Berufsleben ...

Ifemelu ist vor vielen Jahren zum Studieren aus ihrer Heimat Nigeria in die USA gekommen. Sie hat ihre Familie und ihren Partner Obinze hinter sich gelassen, sich in Philadelphia ein erfolgreiches Berufsleben aufgebaut, Freunde gefunden. Jetzt möchte sie in ihre Heimat zurückkehren und nutzt diesen Anlass um ihr Leben Revue passieren zu lassen.

Dieser Roman hat mich wirklich gefesselt. Ja, es geht um die Liebe zweier Menschen, aber das bedeutet nicht automatisch, dass es sich hierbei um eine kitschige Lovestory handelt. Ifemelus Leben ist sehr spannend, gerade weil es so normal ist. An ihrem Beispiel verdeutlicht die Autorin was es bedeutet alleine in ein fremdes Land zu kommen, ein Land, in dem die Hautfarbe auf einmal wichtig ist. Ein Land, in dem der positive Rassismus die seltsamsten Blüten treibt und gleichzeitig zum unüberwindlichen Hindernis wird. Ein Land, in dem die eigene Identität plötzlich auf dem Prüfstand steht. Ifemelu ruft einen Blog ins Leben, schreibt sich die alltäglichen Betrachtungen von der Seele; ihre Einträge haben mich oft zum Nachdenken gebracht, denn sie bringt viele Dinge ungeschönt auf den Punkt. Ich mochte sie quasi von der ersten Seite an, man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre Probleme nachfühlen. Die Geschichte ist toll erzählt, sehr flüssig geschrieben, sprachlich sehr ansprechend. Chimamanda Ngozi Adichie spricht in ihrem Roman viele heikle Themen an, trotzdem ist Americanah kein belehrendes Buch, sondern ein kluger und eindringlicher Roman, der mir viel Freude bereitet hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schwarze Schmetterlinge

Marina
0

Óscar Drai ist Internatsschüler in Barcelona und liebt es alle Ecken der Stadt zu erkunden. Dabei trifft er auf das Mädchen Marina und schließt sofort Freundschaft mit ihr. Gemeinsam stoßen sie auf einen ...

Óscar Drai ist Internatsschüler in Barcelona und liebt es alle Ecken der Stadt zu erkunden. Dabei trifft er auf das Mädchen Marina und schließt sofort Freundschaft mit ihr. Gemeinsam stoßen sie auf einen verwunschenen Friedhof, eine geheimnisvolle Dame in schwarz und immer wieder auf das Symbol eines schwarzen Schmetterlings.
Dieses Buch ist wirklich fulminant gestartet, hat einen ganz soliden Mittelteil und hat mich dann am Schluss durch eine hanebüchene, konstruierte „Auflösung“ regelrecht verärgert. Aber der Reihe nach.
Die Beschreibungen der Stadt sind wirklich hervorragend gelungen, man wandert mit den beiden Jugendlichen durch Barcelona und überlegt derweil schon mal, wann man wohl einen Trip dorthin in den Urlaubsplan quetschen könnte. Sehr detailreich schafft Zafón eine düstere, gruselige Atmosphäre, die dem Flair der Stadt trotzdem gerecht wird. Allgemein ist die Sprache in diesem Buch ganz wundervoll, märchenhaft und sanft. Das Buch liest sich oft wie eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte, z.B. erzählt Óscar, das xyz erzählt, dass abc damals gesagt hat usw. Beim ersten Mal fand ich das noch sehr schön gelöst, aber insgesamt kommt mir diese Schachtelmethode doch etwas zu oft vor und wirkt dann etwas bemüht. Die Lebensgeschichten der Personen werden nur langsam enthüllt und sind in den meisten Fällen etwas fantastisch angehaucht, auch das muss man mögen. So manches Geheimnis deckt der Autor erst am Schluss auf, obwohl man es als Leser doch schon sehr früh erraten kann. Da blieb dann bei mir der große Aha-Effekt aus. Das mag vielleicht daran liegen, dass Marina das Zwischenstück zwischen Zafóns Jugendbüchern und der Erwachsenenliteratur zu bilden scheint und somit doch noch eher auf jugendliches Publikum zugeschnitten wurde; manches wurde eben lieber überdeutlich dargestellt, damit es auch der letzte kapiert. Da wird lieber noch ein Gruselelement mehr draufgepackt, damit es auch wirklich gruselt, noch eine dramatische Entwicklung mehr etc. Insgesamt wäre mir ein etwas subtileres Vorgehen lieber gewesen.

Achtung Minispoiler
Absolut geärgert habe ich mich nicht nur über das Ende, sondern auch über den Arzt Dr. Shelley, dessen Figur ich nur als schlechten Witz auffassen kann. Shelley – Frankenstein – na, klingelts da beim einen oder anderen Leser? Falls das raffinierte unterschwellige Andeutung sein sollte ist die nicht sehr gelungen, Holzhammer trifft es eher.
Minispoiler Ende

Fazit: Insgesamt hat mich das Buch ganz gut unterhalten, aber wirklich begeistern konnte mich dieser laue Ausflug in die Grusel-Jugendbuchabteilung nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von Ameisen und Menschen

Nachruf auf den Mond
0

„Ich bin neunzehn Jahre alt, und das Einzige, worüber ich in meinem Leben frei bestimmen kann, ist diese Geschichte und wie ich sie erzähle. Allein schon deswegen will ich es nicht vermasseln. Es wäre ...

„Ich bin neunzehn Jahre alt, und das Einzige, worüber ich in meinem Leben frei bestimmen kann, ist diese Geschichte und wie ich sie erzähle. Allein schon deswegen will ich es nicht vermasseln. Es wäre nett von Ihnen, wenigstens zu versuchen, mir zu vertrauen.“ (S. 95)
Matthew Homes hat mit nur 9 Jahren seinen älteren Bruder Simon verloren. Als wäre diese Tragödie nicht schon groß genug, wird bald klar, dass Matt noch anderweitige psychische Probleme hat. Jahre später wird er endlich in einer psychiatrischen Klinik behandelt und beginnt dort Simons und v.a. seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Nathan Filer hat ein zu Recht hochgelobtes Buch geschrieben, auch mich hat er völlig überzeugt. Nachruf auf den Mond ist kein einfaches Buch, denn Matthew erzählt seine Geschichte nicht chronologisch und nachvollziehbar, sondern in Bruchstücken und scheinbar zusammenhangslosen Gedanken, die zudem durch Zeitsprünge unterbrochen werden. Diese wirre Erzählweise macht es aber gerade umso authentischer, ist Matts Schizophrenie doch inzwischen manifest. Er erzählt manchmal regelrecht flappsig, schildert tragische Ereignisse in so leichtem Ton, dass der Leser erst recht betroffen ist. Durch die direkte Ansprache fühlt man sich ihm noch näher. Die Geschichte lebt neben ihrer dramatischen Entwicklung auch von ihren starken Charakteren, die allesamt hervorragend gelungen sind. Natürlich Matt, der mit einer Trauer und vermeintlichen Schuld durchs Leben geht, die jeden noch so gesunden Menschen zerrüttet hätten. Der Simons Begeisterung für Ameisen für sich übernimmt, seinen Bruder im Wind, Wasser, ja sogar im verschütteten Salz entdeckt; und der seine Medikamente vielleicht auch deswegen verweigert, weil so sein Bruder endgültig zu verschwinden droht. Seine Mutter, die nach dem Tod ihres Kindes das andere völlig vereinnahmt, es vor der großen bösen Welt beschützen will und quasi täglich zum Arzt bringt, sollte sich doch mal ein Bakterium in seine Nähe verirrt haben. Der Vater, der seine Trauer ins letzte Kämmerlein verbannt. Die Großmutter, die ihrem Enkel ziemlich hilflos zur Seite steht und hofft, dass mit einer guten Mahlzeit schon alles ins Reine zu bringen ist. Sie alle haben Tiefgang, sind sehr plastisch und realistisch.
Erwähnen möchte ich auch die tolle optische Aufarbeitung, verschiedene Schriftarten, Briefe, Zeichnungen u.ä. vergrößern den Lesegenuss zusätzlich.
Fazit: Es ist eine tragische Geschichte, aber auch eine wundervolle, die man sich nicht entgehen lassen sollte.