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Veröffentlicht am 15.09.2016

Nicht ganz was ich mir erwartet hatte

Der Kaffeedieb
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Obediah Chalon steht mit dem Rücken zur Wand. Er stammt aus einem altem, englischen Adelshaus, hat aber leider den Makel katholischer Konfession zu sein. Außerdem verlegt er sich statt guter, ehrlicher ...

Obediah Chalon steht mit dem Rücken zur Wand. Er stammt aus einem altem, englischen Adelshaus, hat aber leider den Makel katholischer Konfession zu sein. Außerdem verlegt er sich statt guter, ehrlicher Arbeit lieber aufs Wechselfälschen und andere Betrügereien. Als ein geplanter Coup gehörig in die Hose geht, steht Obediah mehr oder weniger vor dem Nichts. Da kommt ihm ein Angebot gerade recht: Kaffee wird in Großbritannien immer beliebter, muss aber aufwendig importiert werden. Wäre doch schön, wenn man die Bohnen selbst anbauen könnte. Nur wollen die Türken ihr Monopol natürlich nicht aufgeben und bewachen die Anbaugebiete sehr gut. Obediah schmiedet Pläne…
Dafür, dass Titel und Klappentext so sehr auf Kaffee hinweisen, geht es erstaunlich wenig um die Geschichte dieses Heißgetränks. Das fand ich sehr schade, über weite Strecken hätten Obediah und seine Gefährten auch auf der Suche nach allem möglichen sein können. Es handelt sich um einen bunt gemischten Haufen Abenteurer, z.T. sind sie dem Autor etwas sehr stereotyp geraten, im Großen und Ganzen begleitet man sie aber gerne auf ihrer Mission. Obediah hat mir nicht so gut gefallen, so richtig nahe kommt man ihm nicht und so bleibt er als tragende Hauptfigur zu blass. Gut gefallen hat mir an ihm, dass er ein Querdenker ist, er interessiert sich für viele naturwissenschaftliche Bereiche, kennt sich aber auch mit Chiffrierungen u.ä. aus. Hillenbrand lässt hier viele interessante Fakten mühelos in die Geschichte einfließen.
Mehrfach hat mich der Autor etwas verärgert: die Geschichte arbeitet auf ein Ereignis hin, Spannung wird aufgebaut, die Lage spitzt sich zu und dann… ja dann gibt es einen Zeitsprung, das heißersehnte Ereignis liegt in der Vergangenheit und wird nur kurz zusammengefasst. Wenn es eine Möglichkeit gibt, eine Story zu zerschießen, dann hat sie Hillenbrand hiermit gefunden. An sich liest sich das Buch sehr flüssig, aber so kommt es immer wieder zu unnatürlichen Brüchen.
Insgesamt hatte ich mir vom Kaffeedieb einfach etwas anderes versprochen und war zudem mit den Figuren nicht ganz so glücklich. Ein historischer Roman, den man durchaus einmal lesen kann, aber nicht muss. (3,5 Sterne)

Veröffentlicht am 15.09.2016

Harry is back

Leopard
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In Oslo wird eine Leiche mit seltsamen Wunden in der Mundhöhle entdeckt und der Täter scheint noch nicht am Ende zu sein. Für die Polizei ist klar, sie brauchen Harry Hole, der damals den Schneemann zur ...

In Oslo wird eine Leiche mit seltsamen Wunden in der Mundhöhle entdeckt und der Täter scheint noch nicht am Ende zu sein. Für die Polizei ist klar, sie brauchen Harry Hole, der damals den Schneemann zur Strecke bringen konnte. Doch der ist weg, versumpft in der Drogenhölle von Hongkong. Einer jungen Polizistin gelingt es schließlich ihn nach Norwegen zu bringen, wo sich Harry seinen Dämonen und dem perfiden Mörder stellen muss. Eine nahezu unmenschliche Aufgabe.
Jo Nesbo hat mit diesem Band mal wieder gezeigt was er kann. Sehr spannende Unterhaltung in düsterer Atmosphäre, ein unkonventioneller Ermittler, der die Polizeivorschriften gerne mal bis zum Äußersten strapaziert, sinnige Sprünge zwischen den Handlungsorten Oslo und dem Kongo. Das Ganze erzählt in einem klaren Stil, der nichts beschönigt und auch ohne blumige Worte so viel transportiert. Man sollte als Leser vielleicht nicht ganz so zart besaitet sein, Nesbo greift auch mal in die Vollen und beschreibt äußerst plastisch. Das artet nie in unnötiges Blutvergießen aus, aber einen ganz empfindlichen Magen sollte man wohl nicht haben. Quasi bis zum Schluss lässt einen der Autor im Dunkeln und hält die Spannung so weit oben, dass man gar nicht anders kann als immer weiter zu lesen.
Fazit: wieder ein tolles Buch mit Harry Hole. Auch Band 8 der Reihe hält das gewohnt hohe Unterhaltungsniveau.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Hauch von Magie

Der Trick
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Mosche wird Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als Sohn eines Rabbiners in Prag geboren. Bald ist er auf der Flucht, vor der strengen Hand des Vaters, des lieblosen Familienlebens. Er landet in der bezaubernden ...

Mosche wird Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als Sohn eines Rabbiners in Prag geboren. Bald ist er auf der Flucht, vor der strengen Hand des Vaters, des lieblosen Familienlebens. Er landet in der bezaubernden Welt des Zirkus, entdeckt seine Liebe zur Magie, zur Illusion. Illusion ist auch die Sicherheit, in der er sich wiegt. Denn der Antisemitismus macht auch vor dem Zirkus nicht Halt.
Etliche Jahrzehnte später steht der Junge Max vor den Trümmern seiner Familie. Seine Eltern wollen die Scheidung. Klar, dass Max das nicht einfach zulassen kann. Ein Zauber muss her, der größte Liebeszauber der Welt. Den kennt aber nur einer, der große Zabbatini.

Bergmann nimmt uns mit in die Welt der Illusionen, der magischen Tricks und Mentalisten. Immer liegt ein Hauch von Magie in der Luft, auch wenn die harte Realität Zabbatini einholt. Das Ganze wird von einem feinen Humor begleitet, der so manche Gegebenheit entschärft. Trotzdem verschließt Bergmann nie die Augen vor den Grausamkeiten, die Zabbatinis Weg kreuzen.
Zabbatini ist kein durchweg liebenswerter Charakter, er hat viele Fehler, neigt oft zum Egoismus, ist mit dem Alter knurrig geworden. Gerade diese realitätsnahe Gestaltung macht ihn aber umso greifbarer, welcher Mensch ist schon fehlerfrei? Max bleibt etwas blass, obwohl auch er große Momente hat, in denen er mit seiner Pfiffigkeit glänzen darf. Die beiden geben ein herrliches Team ab und man schaut ihnen gerne zu.
Die Geschichte springt zwischen den heutigen Ereignissen und Zabbatinis Vergangenheit hin und her, sodass sich erst durch das Zusammenspiel der beiden Erzählstränge das große Ganze entspinnt. Mir hat dieser Kniff gut gefallen und nicht nur wegen den dadurch entstandenen Cliffhangern musste ich einfach immer weiter lesen. Der Autor hat mit seinem Auge fürs Detail, seiner Art zu erzählen und der bezaubernden Atmosphäre einen tollen Debutroman geschrieben, dem hoffentlich noch weitere folgen werden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Violin

Die Larve
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Oslo wird Schauplatz eines Machtkampfes im Drogenmilieu, die neue Droge Violin bringt zusätzlichen Zündstoff. Da sollte ein weiterer toter Dealer doch eigentlich nicht weiter ins Gewicht fallen? Mitnichten, ...

Oslo wird Schauplatz eines Machtkampfes im Drogenmilieu, die neue Droge Violin bringt zusätzlichen Zündstoff. Da sollte ein weiterer toter Dealer doch eigentlich nicht weiter ins Gewicht fallen? Mitnichten, denn der Tatverdächtige ist ausgerechnet Oleg Fauke, Harry Holes Ziehsohn. Harry hat sein Leben in Norwegen eigentlich hinter sich gelassen, doch hier muss er einschreiten und mit allen Mitteln kämpfen.

Drei Jahre sind seit den Geschehnissen aus „Leopard“ vergangen, drei Jahre, die Hole zu seinem Besten genutzt hat. In Hongkong hat er ein neues Leben aufgebaut, hat den Alkohol endlich im Griff. Er ist also quasi in Bestform, als er den wahrscheinlich schwierigsten Fall seines Lebens aufnimmt. Die braucht er auch, denn Nesbo lässt seinem unkonventionellen Ermittler kaum Luft zum Atmen. Die Geschichte ist sehr schnell geschrieben, zudem sorgen Einwürfe des Mordopfers für zusätzliche Spannung, weswegen ich das Buch auch nur schwer zur Seite legen konnte. Wer schon Bücher des Autors gelesen hat, der weiß, dass zwar nicht unnötig Blut vergossen wird, aber für manche Szenen durchaus ein starker Magen gebraucht wird. Die Thematik des Drogenmissbrauchs hat Nesbo natürlich nicht neu erfunden, trotzdem ging sie mir diesmal erstaunlich nahe. Nicht zuletzt, weil man ja weiß, dass Hole suchtgefährdet ist und er somit immer mit einem Bein über dem Abgrund schwebt. Apropos Schwebe, in der lässt der Autor den Leser hängen. Mit einem Cliffhanger vom Feinsten. Zum Glück liegt hier der Folgeband „Koma“ schon bereit.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lebwohl Harry Hole?!

Koma
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„Die letzten drei Kugeln waren erst vor kurzem abgefeuert worden, die Pistole roch noch immer danach. Sie hatten den früheren Polizisten Harry Hole, in Brust und Kopf getroffen.“
Tja, was ist denn nun ...

„Die letzten drei Kugeln waren erst vor kurzem abgefeuert worden, die Pistole roch noch immer danach. Sie hatten den früheren Polizisten Harry Hole, in Brust und Kopf getroffen.“
Tja, was ist denn nun mit Harry? Ist er tot? Oder liegt er schwer verletzt im Krankenhaus? Oder, oder, oder? Ich werde mich hüten hier irgendwas zu verraten, nur so viel: Nesbo versteht es den Leser auf die Folter zu spannen. Konnte man die bisherigen Bände gut ohne Vorwissen lesen, sollte man vor Koma zumindest Die Larve gelesen haben, denn die Geschichte knüpft mehr oder weniger nahtlos an. Nesbo bemüht sich zwar um eine kurze Einleitung um alle auf den Stand des Geschehens zu bringen, aber das reicht meiner Meinung nach nicht aus um alle Hintergründe zu durchblicken.
Gewohnt spannend geht es zu, auch nach den dramatischen Ereignissen aus „Die Larve“ werden in Oslo weiterhin Verbrechen begangen und Fälle gelöst. Am Schauplatz eines Mordes wird lange Zeit später ein neuer begangen. Prekäre Situation, denn das Mordopfer ist ausgerechnet einer der alten Ermittler. Gewohnt flüssig schreibt der Herr Autor, gewohnt schnell liest man sich durch die Seiten. Ich betone das „gewohnt“, weil mir an diesem Band einfach der letzte Schliff fehlte, wobei ich noch nicht mal genau sagen kann, woran genau das liegt. „Koma“ ist spannende und starke Unterhaltung, aber Nesbo kann es – meiner Meinung nach - noch einen Hauch besser.