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Veröffentlicht am 15.09.2016

Violin

Die Larve
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Oslo wird Schauplatz eines Machtkampfes im Drogenmilieu, die neue Droge Violin bringt zusätzlichen Zündstoff. Da sollte ein weiterer toter Dealer doch eigentlich nicht weiter ins Gewicht fallen? Mitnichten, ...

Oslo wird Schauplatz eines Machtkampfes im Drogenmilieu, die neue Droge Violin bringt zusätzlichen Zündstoff. Da sollte ein weiterer toter Dealer doch eigentlich nicht weiter ins Gewicht fallen? Mitnichten, denn der Tatverdächtige ist ausgerechnet Oleg Fauke, Harry Holes Ziehsohn. Harry hat sein Leben in Norwegen eigentlich hinter sich gelassen, doch hier muss er einschreiten und mit allen Mitteln kämpfen.

Drei Jahre sind seit den Geschehnissen aus „Leopard“ vergangen, drei Jahre, die Hole zu seinem Besten genutzt hat. In Hongkong hat er ein neues Leben aufgebaut, hat den Alkohol endlich im Griff. Er ist also quasi in Bestform, als er den wahrscheinlich schwierigsten Fall seines Lebens aufnimmt. Die braucht er auch, denn Nesbo lässt seinem unkonventionellen Ermittler kaum Luft zum Atmen. Die Geschichte ist sehr schnell geschrieben, zudem sorgen Einwürfe des Mordopfers für zusätzliche Spannung, weswegen ich das Buch auch nur schwer zur Seite legen konnte. Wer schon Bücher des Autors gelesen hat, der weiß, dass zwar nicht unnötig Blut vergossen wird, aber für manche Szenen durchaus ein starker Magen gebraucht wird. Die Thematik des Drogenmissbrauchs hat Nesbo natürlich nicht neu erfunden, trotzdem ging sie mir diesmal erstaunlich nahe. Nicht zuletzt, weil man ja weiß, dass Hole suchtgefährdet ist und er somit immer mit einem Bein über dem Abgrund schwebt. Apropos Schwebe, in der lässt der Autor den Leser hängen. Mit einem Cliffhanger vom Feinsten. Zum Glück liegt hier der Folgeband „Koma“ schon bereit.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lebwohl Harry Hole?!

Koma
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„Die letzten drei Kugeln waren erst vor kurzem abgefeuert worden, die Pistole roch noch immer danach. Sie hatten den früheren Polizisten Harry Hole, in Brust und Kopf getroffen.“
Tja, was ist denn nun ...

„Die letzten drei Kugeln waren erst vor kurzem abgefeuert worden, die Pistole roch noch immer danach. Sie hatten den früheren Polizisten Harry Hole, in Brust und Kopf getroffen.“
Tja, was ist denn nun mit Harry? Ist er tot? Oder liegt er schwer verletzt im Krankenhaus? Oder, oder, oder? Ich werde mich hüten hier irgendwas zu verraten, nur so viel: Nesbo versteht es den Leser auf die Folter zu spannen. Konnte man die bisherigen Bände gut ohne Vorwissen lesen, sollte man vor Koma zumindest Die Larve gelesen haben, denn die Geschichte knüpft mehr oder weniger nahtlos an. Nesbo bemüht sich zwar um eine kurze Einleitung um alle auf den Stand des Geschehens zu bringen, aber das reicht meiner Meinung nach nicht aus um alle Hintergründe zu durchblicken.
Gewohnt spannend geht es zu, auch nach den dramatischen Ereignissen aus „Die Larve“ werden in Oslo weiterhin Verbrechen begangen und Fälle gelöst. Am Schauplatz eines Mordes wird lange Zeit später ein neuer begangen. Prekäre Situation, denn das Mordopfer ist ausgerechnet einer der alten Ermittler. Gewohnt flüssig schreibt der Herr Autor, gewohnt schnell liest man sich durch die Seiten. Ich betone das „gewohnt“, weil mir an diesem Band einfach der letzte Schliff fehlte, wobei ich noch nicht mal genau sagen kann, woran genau das liegt. „Koma“ ist spannende und starke Unterhaltung, aber Nesbo kann es – meiner Meinung nach - noch einen Hauch besser.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fenella, Anthony und Sylvester

Kinder des Meeres
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Fenella, Anthony und Sylvester. Dieses Dreiergestirn ist seit Kindertagen sehr eng miteinander befreundet, gemeinsam gehen sie durch dick und dünn. Anthony ist ein sehr verschlossener Junge, seit dem Tag ...

Fenella, Anthony und Sylvester. Dieses Dreiergestirn ist seit Kindertagen sehr eng miteinander befreundet, gemeinsam gehen sie durch dick und dünn. Anthony ist ein sehr verschlossener Junge, seit dem Tag an dem er an dem Tod seines Bruders beteiligt war, wird er zudem von der Bevölkerung in Portsmouth gemieden und als herzloser Teufel verschrien. Doch die beiden anderen bilden seine Familie, stehen ihm zur Seite und schaffen es manchmal ihn aus seinem Schneckenhaus zu locken. Die drei verbindet zudem die Nähe zum Meer, sie sind quasi auf einer Werft aufgewachsen und besonders Anthony hat sich dem Schiffsbau geradezu verschrieben. Besonders das große Kriegsschiff Mary Rose hat es ihm angetan.

Das hier war mein erstes Buch von der Autorin und vielleicht lag es daran, dass ich mich doch erst in ihre Art zu erzählen einfinden musste. Dann jedoch hat mir der Schreibstil sehr gut gefallen, sehr bildhaft und detailliert wurde ich schnell in die Zeit von Heinrich VIII. transportiert und bin mit den drei Hauptfiguren in der würzigen Seeluft von Portsmouth unterwegs gewesen. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren, da jedoch zu Kapitelbeginn immer Ort und Jahreszahl angegeben sind, kommt es zu keinen Verwirrungen. Die Erzählperspektive wechselt zwischen verschiedenen Personen, sodass unterschiedliche Seiten des Geschehens im Fokus stehen; trotzdem geriet der Erzählfluss nie ins Stocken. Vielleicht blieb mir Anthony auch deswegen ein Rätsel, weil nie aus seiner Perspektive erzählt wird. Bis zuletzt konnte ich mich nicht so recht mit ihm anfreunden geschweige denn ihn verstehen. Auch die anderen beiden blieben mir etwas fremd, sowohl bei Fenella auch als bei Sylvester konnte ich die tiefe Liebe und Freundschaft zueinander und zu Anthony nicht immer nachvollziehen, manchmal waren mir die beiden einfach zu nachsichtig mit ihm. Sehr gut gefallen hat mir wie die Autorin Anne Boleyn dargestellt hat und auch die gelegentlichen Gastspiele von Heinrich VIII. sind sehr gut gelungen. Der Schiffsbau und insbesondere die Geschichte der Mary Rose ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch, nicht zuletzt weil Anthony eine starke Bindung dazu hat, ja geradezu besessen von dem Schiff ist. Man merkt, dass hier ausgiebig recherchiert wurde und gerade deshalb finde ich es schade, dass man als Leser nicht noch etwas mehr zum Thema erfährt. Vielleicht bin ich mit falschen Erwartungen ans Buch herangegangen, mir wäre mehr Schiffsbau und weniger Freundschaftsliebesdrama lieber gewesen. Gerade gegen Ende wurde mir die Handlung dann doch einfach zu kitschig und ich mochte dem Geschehen nicht mehr so gerne folgen, weil der historische Input viel zu kurz kam.

Fazit: ein guter historischer Roman, der mir aber insgesamt doch zu sehr den Fokus auf das Freundschaftsliebesdrama legt, wodurch der historische Kontext und die Erklärungen zum Schiffsbau zu kurz kommen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ganz schwach

Einmal durch die Hölle und zurück
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Lionel Azimuth alias Peter Brown fristet sein Dasein als Schiffsarzt auf einem Kreuzfahrtdampfer. Da erhält er das verlockende Angebot Nachforschungen für einen Multimillionär anzustellen. Der möchte nämlich ...

Lionel Azimuth alias Peter Brown fristet sein Dasein als Schiffsarzt auf einem Kreuzfahrtdampfer. Da erhält er das verlockende Angebot Nachforschungen für einen Multimillionär anzustellen. Der möchte nämlich zu gerne wissen, ob an den Gerüchten über ein angebliches Seeungeheuer im White Lake etwas dran ist. Gemeinsam mit der sexy Paläontologin Violet macht er sich auf die Suche.

Ich weiß nicht, was hier passiert ist. Der Vorgänger „Schneller als der Tod“ überzeugte durch eine abstruse Geschichte, detaillierte und interessante (wenn auch manchmal eklige) medizinische Fakten, eine große Portion schwarzen Humor und sehr, sehr lustige Fußnoten. Davon ist in „Einmal durch die Hölle und zurück“ absolut nichts übrig geblieben. Ok fast nichts, denn die Hauptperson ist dieselbe. Hat aber inzwischen an Biss, Einstellung und Witz erheblich verloren, sodass abgesehen vom Namen keinerlei Ähnlichkeit besteht. Fußnoten gibt es immer noch, die sind aber teilweise so langweilig, dass man sie besser nicht liest. Ebenso wie die über 56 Seiten (!) z.T. sehr sinnlosen Anhangs. Sehr befremdlich ist auch die Tatsache, dass der Autor manchmal geradezu zwanghaft politische bzw. wissenschaftliche Theorien und eigene Ansichten einbringen will, die meist (ach sind wir ehrlich: eigentlich nie) in den Kontext passen oder die Story in irgendeiner Art bereichern. Positives gibt es nicht vieles aufzuführen, die Story liest sich recht flüssig, wer Spaß an Nessie-Expeditionen hat, dürfte auch auf seine Kosten kommen. Manchmal blitzt sogar ein bisschen vom alten Charme durch; der taucht aber noch schneller ab als das Seeungeheuer. Insgesamt ist das Buch für mich kein würdiger Nachfolger und ich hoffe (!) Bazell lässt die Finger von einem weiteren Band. Oder liest vorher noch mal den Erstling um wieder in die Spur zu kommen.

Fazit: kann man zur Not mal lesen. Als Fan des Vorgängers sollte man aber lieber nich

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Ring und eine turbulente Reise

Die Burg der Könige
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1524, Pfalz: Die Vogtstochter Agnes wächst behütet auf der Burg Trifels auf und hat in Mathis, dem Sohn des Burgschmieds einen treuen Freund. Eines Tages erhält sie auf ungewöhnliche Weise einen alten, ...

1524, Pfalz: Die Vogtstochter Agnes wächst behütet auf der Burg Trifels auf und hat in Mathis, dem Sohn des Burgschmieds einen treuen Freund. Eines Tages erhält sie auf ungewöhnliche Weise einen alten, goldenen Siegelring mit dem Antlitz von Barbarossa. Dem großen Herrscher, der der Legende nach schon jahrhundertelang unter dem Trifels schläft und dessen Nachfolger den großen Normannenschatz hierherbrachte. Agnes wird von erschreckend realen Alpträumen heimgesucht, doch bald darauf wird auch ihr Leben zu einem Alptraum. Denn im Land brodelt es: die Bauern erheben sich und wollen den verhassten Adel und die Kirche stürzen. Und Mathis? Der kann Agnes nicht mehr beistehen, denn er steckt mittendrin im Aufruhr…

Das war mein erstes Buch von Oliver Pötzsch und es wird definitiv nicht das Letzte gewesen sein. Mir hat der Stil sehr gut gefallen und ich habe das Buch trotz der knapp 1000 Seiten innerhalb weniger Tage verschlungen, weil ich es kaum aus der Hand legen konnte. Es ist spannend geschrieben und scheinbar mühelos sind hier historische Fakten über den deutschen Bauernkrieg und Fiktion zu einem großen Ganzen verwoben.

An wenigen Stellen haben sich ein paar Längen ergeben und einige Wendungen waren mir zu konstruiert oder vorhersagbar. Auch der übersinnliche Teil war nicht so ganz mein Fall, aber insgesamt hat mir Die Burg der Könige wirklich gut gefallen und ich würde sie definitiv weiterempfehlen. Ein Nachwort der besonderen Art gibt der Autor dem Leser mit: einen kleinen Reiseführer, sodass man auf den Spuren von Agnes und Mathis wandeln kann und die Geschichte auf ganz besonders intensive Weise erleben kann.