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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2023

Intelligent unterhaltsam

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Auch in ihrem zweiten Roman "Bei euch ist es immer so unheimlich still" mischt Alena Schröder auf zwei Zeitebenen Familiengeheimnisse, (schwierige) Mutter-Tochter-Beziehungen und Frauenschicksale vor zeitgeschichlichem ...

Auch in ihrem zweiten Roman "Bei euch ist es immer so unheimlich still" mischt Alena Schröder auf zwei Zeitebenen Familiengeheimnisse, (schwierige) Mutter-Tochter-Beziehungen und Frauenschicksale vor zeitgeschichlichem Hintergrund. Wie schon in ihrem erfolgreichen Debüt "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ergibt sich durch diese Zutaten eine intelligente Unterhaltungsliteratur, die zudem sehr gut geschrieben ist. Im Mittelpunkt stehen die Frauen der westdeutschen Familie Borowski von den 1950'er Jahren bis hinein ins Wendejahr 1989. Die Frauen tragen eher im Kleinen Kämpfe mit sich selbst, miteinander und mit dem Patriarchat aus. Nach und nach werden zudem einige Familiengeheimnisse aufgedeckt. Das Buch liest sich in einem Rutsch, wird nie langweilig. Wenn man denn einen Kritikpunkt finden will, dann vielleicht die etwas klischeehaften Charaktere, die sich recht erwartbar verhalten. Da alles andere aber stimmt, kann man meiner Meinung nach gut darüber hinwegsehen und sich einfach gut und intelligent unterhalten lassen. Es ist wieder ein tolles Buch!

Veröffentlicht am 14.07.2023

Gute Umsetzung

Die Neapolitanische Saga 1: Meine geniale Freundin
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Nichts für Kinder - eher für Erwachsene, ggf. für ältere Jugendliche.
Ich muss sagen, dass mir das fast schon brave Coverbild nicht zusagt. Mara Cerris Bilder haben dann im Buch aber einen anderen Charakter, ...

Nichts für Kinder - eher für Erwachsene, ggf. für ältere Jugendliche.
Ich muss sagen, dass mir das fast schon brave Coverbild nicht zusagt. Mara Cerris Bilder haben dann im Buch aber einen anderen Charakter, der mir viel besser gefällt. Ich finde sie sehr stimmungsvoll, sowohl was den Handlungsort als auch die Emotionen der Mädchen betrifft. Insgesamt sind sie düsterer als es das Cover vermuten lässt, was aber gut zur Geschichte und zum Handlungsort Rione (Wohnviertel Neapels, in dem die Handlung angesetzt ist) passt.
Die Geschichte von Elena Ferrante wird in der Graphic Novel von Chiara Lagani natürlich verkürzt dargestellt. Vor allem fehlen viele der zahlreichen wiederkehrenden Nebenpersonen, die im Roman den Charakter des Rione unterstreichen und für mich auch ein wichtiges Merkmal und Reiz der Romanreihe sind. Für die eigentliche Geschichte rund um Lenú und Lila sind sie aber verzichtbar, wie man in der Graphic Novel merkt. Der Rione nimmt dafür in anderer Form, nämlich in den Bildern Gestalt an. Diese Konzentration auf die beiden Mädchen und ihre ungewöhnliche Freundschaft finde ich sehr passend für die Form Graphic Novel.
Die Bilder sind vor allem halbseitig, kleinere Bilder sind die Ausnahme, wodurch die 254 Seiten schneller als gedacht gelesen sind.
Wie auch der Roman endet die Graphic Novel offen - hoffentlich wird die Tetralogie komplett als Graphic Novel veröffentlicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2023

Tolles Buch

Eine Frage der Chemie
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Ein Buch über eine Außenseiterin, Feministin und nicht zuletzt Wissenschaftlerin. Elizabeth ist wirklich eine toll gezeichnete Protagonistin, die ihre Ecken und Kanten hat, der man nicht wirklich nahe ...

Ein Buch über eine Außenseiterin, Feministin und nicht zuletzt Wissenschaftlerin. Elizabeth ist wirklich eine toll gezeichnete Protagonistin, die ihre Ecken und Kanten hat, der man nicht wirklich nahe kommt, die einem aber unweigerlich ans Herz wächst. Viele der Kämpfe, die sie als Frau der 1950'er Jahre in einer männerdominierten Welt ausfechten muss, werden auch heute in nur leicht abgeschwächter Form gekämpft. Das Buch hat sowohl Drama als auch Witz - eine gelungene Mischung.

Ein Buch mit außergewöhnlichen Menschen und einem außergewöhnlichen Hund. Da muss man etwas großzügig sein, was die Realistik betrifft. Aber es lohnt sich das zu tun, denn dann wird man sehr kurzweilig und intelligent unterhalten.

Veröffentlicht am 05.07.2023

Eingeschränkte Leseempfehlung

Anne auf Green Gables
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Dieser Comic (oder schon eher Graphic Novel) greift den Klassiker von Lucy Maud Montgomery auf. Tatsächlich kenne ich weder das Original noch eine der zahlreichen Verfilmungen. Ich konnte der Handlung ...

Dieser Comic (oder schon eher Graphic Novel) greift den Klassiker von Lucy Maud Montgomery auf. Tatsächlich kenne ich weder das Original noch eine der zahlreichen Verfilmungen. Ich konnte der Handlung trotzdem gut folgen. An manchen Stellen hatte ich aber allerdings das Gefühl, dass der Stoff durch die Autorin Mariah Marsden sehr verkürzt dargestellt wurde, was natürlich erwartbar ist. Das waren u.a. Stellen, an denen kleine Geschichten nur mit Bildern erzählt wurden. Das hat einerseits seinen ganz eigenen Reiz, aber ob hier jeder gut folgen kann? Auch ist mir nicht klar geworden, über welchen Zeitraum sich die gesamte Geschichte zieht. Für mich als erwachsene Leserin war das ok so. Ob das Buch mit dieser Erzählweise aber wirklich generell für Kinder ab 9 Jahren ohne Vorkenntnis der Geschichte geeignet ist, weiß ich nicht.

Die Bilder von Brenna Thummler fand ich gelungen. Die etwas herbe Darstellung der Menschen ist Geschmackssache, aber passend zum Landleben Ende des 19. Jahrhunderts. Die Darstellung der Natur in kräftigen Farben hat mir auch sehr gefallen.

Von mir gibt es deshalb eine eingeschränkte Leseempfehlung für aufgeschlossene Leser
innen auch jenseits des Kindesalters.

Veröffentlicht am 04.07.2023

Schwierig

I’m a Fan
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Die namenlose Protagonistin in "I'm a Fan" macht es einem beim Lesen schwer bis unmöglich, echte Sympathie für sie zu entwickeln. Das liegt vermutlich an ihrer Ehrlichket - dass die Beziehung zu "dem Mann, ...

Die namenlose Protagonistin in "I'm a Fan" macht es einem beim Lesen schwer bis unmöglich, echte Sympathie für sie zu entwickeln. Das liegt vermutlich an ihrer Ehrlichket - dass die Beziehung zu "dem Mann, mit dem [sie] zusammen sein will" nicht gut für sie ist, gesteht sie sich selbst und den Lesenden gegenüber ehrlich ein. Dieser Mann führt nämlich Beziehungen zu mehreren Frauen gleichzeitig. Trotzdem kommt sie nicht weg von ihm, richtet sich nach ihm, riskiert ihre Beziehung und Karriere. Das "Fan" aus dem Titel trifft es gut - Partnerin oder auch nur Geliebte ist sie jedenfalls nicht. Stattdessen ist die Protagonistin auch noch besessen von der Partnerin des Mannes, stalkt sie sogar. Das alles ist also definitiv anderes als in anderen Geschichten mit kaputten Beziehungen, die sich meist mit der Erkenntnis der Misere beschäftigen, und es ist ganz schön tragisch, ohne dass es im Buch zu düster wird. Trotzdem ist es schwer bis unmöglich echtes Verständnis oder Sympathie für die Protagonistin zu entwickeln. Die Zeitsprünge im Buch und die Ereignislosigkeit der Handlung machten das Buch für mich zudem zu einer etwas zähen Lektüre. In Nebenschauplätzen geht es dann noch um Rassismus, Klassisismus, fehlende Gleichberechtigung.
Es war für mich definitiv mal etwas anderes und dadurch durchaus interessant, aber richtig überzeugt hat mich das Buch leider nicht.