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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2021

Zwei Mütter

Die Verlorenen
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Der Text, mit dem dieses Buch angekündigt bzw. beworben wird, greift etwas kurz und dadurch ist es schwer, hier nicht zu spoilern. Ich hoffe, ich verrate nicht zu viel.
"Die Verlorenen" ist für mich die ...

Der Text, mit dem dieses Buch angekündigt bzw. beworben wird, greift etwas kurz und dadurch ist es schwer, hier nicht zu spoilern. Ich hoffe, ich verrate nicht zu viel.
"Die Verlorenen" ist für mich die Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Müttern. Bess und Alexandra leben beide im London des 18. Jahrhunderts, aber doch in unterschiedlichen Welten: Bess in der armen Arbeiterklasse, Alexandra in der behüteten Oberschicht. Die Gegensätze zwischen der Unter- und der Oberklasse Londons werden durch Stacey Halls eindrücklich dargestellt. In beiden Schichten mangelt es dabei nicht an Abgründen.

Ich fand die Geschichte gut und packend erzählt. Gegen Ende wurde es dann vielleicht etwas konstruiert und glatt gebügelt. Wenn man darüber großzügig hinweg sieht, wird man gut unterhalten und bekommt einen bildhaften Eindruck vom Leben im 18. Jahrhundert in London.

Veröffentlicht am 09.02.2021

Satteltaschenbibliothek

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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Mein erstes Buch von Jojo Moyes und ich war positiv überrascht, hatte ich doch eine allzu kitschige Geschichte befürchtet, in der es nur um Liebesschnickschnack geht. In "Wie ein Leuchten in tiefer Nacht" ...

Mein erstes Buch von Jojo Moyes und ich war positiv überrascht, hatte ich doch eine allzu kitschige Geschichte befürchtet, in der es nur um Liebesschnickschnack geht. In "Wie ein Leuchten in tiefer Nacht" greift die Autorin die sogenannten Satteltaschenbibliotheken (Pack Horse Libraries – gerne mal googlen!) auf, die es in den 1930'er und 1940'er Jahren in Kentucky gab. Eine Arbeitsbeschaffungs- und Bildungsoffensive der US-Regierung, bei der vor allem Frauen tätig waren, die auf dem Pferderücken Bibliotheksbücher zu den teils sehr abgelegen wohnenden Menschen brachten. Jojo Moyes lässt in ihrem Roman eine Handvoll ganz unterschiedlicher junger Frauen zu einer solchen Satteltaschenbibliothek zusammen kommen und hat daraus eine abwechslungsreiche, nette, gut lesbare Geschichte gemacht. Wie die Frauen sich in ihre Aufgabe reinfinden, daran reifen, ihren Mitmenschen begegnen – das war interessant und unterhaltsam zu lesen. Irgendwo ab der Mitte wurde es mir dann aber etwas zu langwierig mit einigem Hin und her in Sachen Liebe und einem Mordprozess. Das war für mich überflüssig oder zumindest zu ausschweifend beschrieben. Mich interessierten die Geschichten rund um die Bibliothek, die Frauen, die Mitmenschen mehr als dieses erwartbar ausgehende Hickhack gegen Ende.
Insgesamt aber doch unterhaltsam!

Veröffentlicht am 08.02.2021

Perspektiven

Von riesengroß bis klitzeklein
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"Von riesengroß bis klitzeklein" mit Illustrationen von Sabine Rothmund und Text von Julia Klee ist ein schönes Bilderbuch, das mit dem Thema Perspektive spielt. Immer wieder ist das gezeigte Bild auf ...

"Von riesengroß bis klitzeklein" mit Illustrationen von Sabine Rothmund und Text von Julia Klee ist ein schönes Bilderbuch, das mit dem Thema Perspektive spielt. Immer wieder ist das gezeigte Bild auf der Folgeseite ein Detail in einem anderen Bild. Spielerisch können schon die ganz Kleinen lernen, dass man nicht immer und allein dem ersten Eindruck vertrauen sollte, sondern immer auch einen weiter gefassten Blickwinkel wagen sollte.
Das Buch kommt mit wenigen Worten aus: der Text ist kurz, das Hauptaugenmerk liegt auf den Illustrationen.
Empfohlen ist das Buch ab 5 Jahren, aber bestimmt haben auch kleinere Kinder schon Spaß an den einzelnen Bildern, ohne dass man mit ihnen zwingend auf den Hintergrund der Geschichte eingeht.

Der Zeichenstil ist leicht pastellig, realitätsnah, kindgerecht und gefällt mir auch sehr gut.

Veröffentlicht am 08.02.2021

Frauenleben in Südkorea

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Die süd-koreanische Autorin Cho Nam-Joo verknüpft in ihrem Buch anhand des Schicksals der titelgebenden Kim Jiyoung zwei Themengebiete: rückblickend wird das Leben einer Familie in der koreanischen Mittelschicht ...

Die süd-koreanische Autorin Cho Nam-Joo verknüpft in ihrem Buch anhand des Schicksals der titelgebenden Kim Jiyoung zwei Themengebiete: rückblickend wird das Leben einer Familie in der koreanischen Mittelschicht in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und die Rolle der Frau in der koreanischen Gesellschaft erzählt. Wobei sich die beiden Themen natürlich gegenseitig bedingen. Es ergibt sich ein eher düsteres Bild der koreanischen Gesellschaft, in der Frauen auch im 21. Jahrhundert massiv benachteiligt sind und Sexismus ausgesetzt sind. In großen Teilen ist das auch auf die Situation von Frauen weltweit übertragbar. Durch die Kombination mit der Geschichte der koreanischen Mittelstandsfamilie erfährt man gleichzeitig Hintergründe für das Leben in Korea, außerdem wird das Buch nicht eintönig monothematisch.
 
Etwas erstaunt war ich, dass nur sehr wenig von der Persönlichkeitsspaltung Kim Jiyoungs erzählt wird. Diese ist eher Schluss- als Startpunkt der Geschichte.

Das Buch liest sich sehr nüchtern, fast wie ein Bericht. Dieser Eindruck wird noch durch die Fußnoten verstärkt. Durch diese neutrale Erzählperspektive ist das Buch nicht emotional oder rührselig, aber das Beschriebene macht doch betroffen, wütend.

Veröffentlicht am 25.01.2021

Übersinnlich unterhaltsam

Niemalswelt
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"Niemalswelt" der US-amerikanischen Autorin Marisha Pessl ist ein übersinnliches Buch für ältere Jugendliche oder (junge) Erwachsene. College-Freshman Beatrice und ihre Schulfreunde landen nach einem Verkehrsunfall ...

"Niemalswelt" der US-amerikanischen Autorin Marisha Pessl ist ein übersinnliches Buch für ältere Jugendliche oder (junge) Erwachsene. College-Freshman Beatrice und ihre Schulfreunde landen nach einem Verkehrsunfall in einer übersinnlichen Zwischenwelt – der Niemalswelt. Hier erleben sie immer wieder den Tag vor ihrem Unfall. Um einen Ausweg aus dieser Welt zu finden, müssen sie die Vergangenheit aufarbeiten. Nach und nach kommt die Vorgeschichte der fünf Freunde ans Licht, ihre Beziehungen zueinander, ihre Geheimnisse.

Das ganze ist wie bei einem Jugendbuch zu erwarten recht eingänglich geschrieben – kann man also gut runter lesen.

Ein paar Logikfragen kamen bei mir auf und die haben mir auch etwas den Lesespaß verdorben. Wenn man das aber nicht so eng sieht bzw. darüber hinweg sieht, wird man hier gut unterhalten.