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Veröffentlicht am 09.10.2020

Campinos Familiengeschichte

Hope Street
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Es sollte ein Buch über Fußball und den Liverpool FC werden, ist dann aber doch eine Autobiographie geworden. Campino berichtet so ausführlich aus seinem eigenen Leben und der eigenen Familiengeschichte ...

Es sollte ein Buch über Fußball und den Liverpool FC werden, ist dann aber doch eine Autobiographie geworden. Campino berichtet so ausführlich aus seinem eigenen Leben und der eigenen Familiengeschichte wie nie zuvor. Als Leser erfährt man viel über die Geschichte der Familie Frege, etwas weniger über den Campino von heute. Die Familiengeschichte fand ich sehr interessant, aber es wirkt fast so, als würde Campino sich dahinter verstecken, um wenig über sein erwachsenes Ich preisgeben zu müssen. Über Die Toten Hosen erfährt man ebenfalls wenig – im Mittelpunkt steht Campinos Leben vor und neben der Band. Eine interessante, persönliche Ergänzung zur autorisierten Band-Biographie von Philipp Oehmke aus dem Jahr 2014. Philipp Oehmke war dann auch an "Hope Street" beteiligt. Ob nun als Lektor (Campino, S. 213) oder doch eher als Co-Autor sei mal dahin gestellt – auch warum er im Impressum nicht genannt ist (It's such a shame!). In jedem Fall liest sich das Buch gut und flüssig.

Die Liebe zum Liverpool FC zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Campino und somit auch durch dieses Buch. Diese Liebe mit Höhen und Tiefen, Aufregung beim Wiedersehen mag den einen oder die andere an die Liebe zu den eigenen Lieblingsbands erinnern – eine interessante Parallele.

Ein Buch vor allem für alle Hosen-Fans, die mehr über Campino und seinen Hintergrund wissen möchten. Ob es auch für Leser, die das Buch aus Fußball-Interesse zur Hand nehmen, mit Gewinn zu lesen ist, kann ich schwer beurteilen. Ich denke, eine Grundsympathie für Campino sollte dabei aber vorhanden sein. Dazu am besten ein leckerer Tee mit blumigem Namen: Düsseldorfer Schlosstürmchen oder Göttinger Kräutergarten vielleicht

Veröffentlicht am 06.10.2020

Gehaltvoll und unterhaltsam

HERKUNFT
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"Erfinden und übertreiben, heute verdienst du sogar dein Geld damit." sagt die wundervolle Oma Kristina zum Autoren (S. 20). Das gibt schon das Motto vor: so ganz für wahre Münze sollte man diese autobiographische ...

"Erfinden und übertreiben, heute verdienst du sogar dein Geld damit." sagt die wundervolle Oma Kristina zum Autoren (S. 20). Das gibt schon das Motto vor: so ganz für wahre Münze sollte man diese autobiographische Geschichte, die sich keinem Genre wirklich zuordnen lässt, nicht nehmen. Saša Stanišić greift neben seiner Familiengeschichte auch Mythen auf, dichtet wohl auch selbst noch einiges dazu. Die Stimmung, die dadurch entsteht, gefällt mir sehr gut.
Dazu dann eine durch die Umwälzungen des 20. Jahrhundert geprägte Suche nach Heimat und Identität für mehrere Generationen.
Dabei springt der Autor episodenhaft zwischen den Zeiten und Orten hin und her – manch einem Leser mag da der rote Faden fehlen, aber für mich war das ok. Sprachlich ungewöhnlich, anders, gewitzt.
Ich fand es eine sowohl gehaltvolle als auch unterhaltsame Lektüre.

Veröffentlicht am 04.10.2020

Ganz anders als erwartet

Clausnitz
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Titel und Klappentext von "Clausnitz" versprachen für mich eine Handlung mit Flüchtlingen ggf. im Zusammenspiel/Konflikt mit der Bevölkerung. Das wurde eher kurz abgehandelt. Dabei wird durchaus deutlich, ...

Titel und Klappentext von "Clausnitz" versprachen für mich eine Handlung mit Flüchtlingen ggf. im Zusammenspiel/Konflikt mit der Bevölkerung. Das wurde eher kurz abgehandelt. Dabei wird durchaus deutlich, dass es ein komplexes Thema ist, bei dem es keine einfachen Antworten gibt. Dennoch hätte ich vom Roman eine eingehendere Beschäftigung mit dem Thema erwartet. Stattdessen stand für mich überraschend Svea im Mittelpunkt. Als Sozialarbeiterin in einem Flüchtlingsheim hat sie ihren ganz eigenen Blick auf die Thematik. Aber auch das ist eher ein Nebenschauplatz. Den meisten Raum nehmen Sveas psychische Probleme ein. Diese sind vielfältig: selbstverletzendes Verhalten, Essstörungen, krankhafte Verliebtheit ... Ob diese Probleme im Zusammenhang mit ihrer Arbeit stehen, bleibt offen; der Leser erfährt nur wenig über die Vergangenheit.

Es ist wohl nicht erfüllbar, dass ein Roman Antworten beim komplexen Thema Asyl und Migration findet, aber ich hatte etwas anderes erwartet und nicht die so extreme Schilderung einer Psychose.

Veröffentlicht am 29.09.2020

Unterhaltsam

Klassentreffen
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Kann man so runter lesen – unterhaltsamer Thriller mit guten Wendungen, aber auch mit ein paar Längen.

Kann man so runter lesen – unterhaltsamer Thriller mit guten Wendungen, aber auch mit ein paar Längen.

Veröffentlicht am 29.09.2020

Herrliche Ich-Erzählerin

Weit weg von Verona
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Jane Gardams Debüt aus dem Jahre 1971, das 2018 endlich auf Deutsch erschien, ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe – aber bestimmt nicht das letzte. Die 13-jährige Ich-Erzählerin Jessica ...

Jane Gardams Debüt aus dem Jahre 1971, das 2018 endlich auf Deutsch erschien, ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe – aber bestimmt nicht das letzte. Die 13-jährige Ich-Erzählerin Jessica ist wirklich einfach herrlich. Erfrischend ehrlich und gewitzt erzählt sie aus ihrem Alltag in einer chaotisch-liebevollen Familie in einem englischen Küstenstädtchen während des Zweiten Weltkrieges. Sie und ihre Familie habe ich lieb gewonnen und hätte gerne noch weiter von ihrem Leben während und nach dem Krieg erfahren. Das andere Personal des Buches blieb für mich etwas blass, was aber auch ok ist, wenn der Roman "nur" 238 Seiten hat.

Der Krieg ist da, wird aber von Jessica relativ gelassen hingenommen, was man mit ihrem Alter erklären kann. Ich fand das eine interessante Darstellung: weder zu düster noch zu unbeschwert.

Auch wenn der Verlag nicht müde wird, darauf hinzuweisen, dass Jessica immer die Wahrheit sagt, verschweigt sie aber scheinbar manches. Das wird in eher unauffälligen Nebensätzen klar, wo auf einmal auf etwas angespielt wird, von dem vorher nie die Rede war – etwas mysteriös. Der Hintergrund blieb für mich leider unklar, tat dem Lesegenuss aber keinen Abbruch.

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