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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2020

Verrückter Roadtrip

Eddie muss weg
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Katinka Buddenkotte nimmt den Leser mit auf eine Reise nach Belgien, bei der sich ständig die Richtung ändert. Die Protagonisten Britta und Stan, die die Geschichte im schnellen Wechsel erzählen, ändern ...

Katinka Buddenkotte nimmt den Leser mit auf eine Reise nach Belgien, bei der sich ständig die Richtung ändert. Die Protagonisten Britta und Stan, die die Geschichte im schnellen Wechsel erzählen, ändern laufend ihre Ziele, immer spekulierend, was den anderen umtreibt. Das hört sich nicht gerade nach einer großen Liebe in harmonischer Partnerschaft an - ist es aber und das nehme ich der Autorin bzw. den Protagonisten ab. So wie Britta und Stan sich gegenseitig allerhand verschweigen, so erfährt man auch als Leser erst nach und nach die ganzen Hintergründe, die hinter dem Roadtrip stecken.
Für mich eine sehr gute Literatur, die Humor, Drama und Spannung vereint.

Veröffentlicht am 16.04.2020

Drei Frauen

Der Zopf
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Der Reiz des Buches liegt darin, dass hier drei Geschichten von ganz unterschiedlichen Frauen miteinander verflochten sind. So bleibt es interessant und abwechslungsreich.
Manchmal war es für mich an der ...

Der Reiz des Buches liegt darin, dass hier drei Geschichten von ganz unterschiedlichen Frauen miteinander verflochten sind. So bleibt es interessant und abwechslungsreich.
Manchmal war es für mich an der Grenze zum Pathetischen.
Sprachlich eher einfach, aber dadurch auch sehr eingängig. Zusammen mit dem großzügigen Schriftsatz ergibt sich ein Buch, das man sehr schnell lesen kann und das einerseits unterhält, andererseits aber auch nachdenklich stimmt.

Veröffentlicht am 19.03.2020

Nazis in Amerika

Der Empfänger
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Im Mittelpunkt von Ulla Lenzes neuem Roman "Der Empfänger" steht Joe bzw. Josef, der bereits in den 1920'er Jahren von Deutschland aus in die USA immigriert ist. Joe, der sich selbst als unpolitischen ...

Im Mittelpunkt von Ulla Lenzes neuem Roman "Der Empfänger" steht Joe bzw. Josef, der bereits in den 1920'er Jahren von Deutschland aus in die USA immigriert ist. Joe, der sich selbst als unpolitischen Menschen sieht, wird 1939 eher durch Zufall zum Helfer der deutschen und deutsch-amerikanischen Nazis. Dieser "Zufall" steht für mich im Mittelpunkt des Buches. Wie zufällig war das wirklich? Warum hat Joe, der das freiheitliche Leben in den USA genießt, sich nicht gewehrt, nicht Nein gesagt hat? Wie leicht wird man zum Mitläufer oder auch Komplizen des Unrechts? Auf diese Fragen bietet die Autorin keine Antworten, sondern überlässt es dem Leser, dies zu beurteilen. Zuerst mag einem das als Schwachpunkt und ein Versäumnis der Autorin erscheinen, aber tatsächlich ist das ein gelungener Kniff, der den Leser zum Nachdenken zwingt.
Wer sich auf diesen langsam erzählter Roman einlässt, wird sehr intelligent unterhalten.

Veröffentlicht am 17.03.2020

Olive und andere in Crosby, Maine

Die langen Abende
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Elizabeth Strout schreibt ungewöhnliche Romane, die eher Kurzgeschichtenbänden ähneln. Episodenhaft wird das Leben in US-amerikanischen Kleinstädten beschrieben. Statt einer fortlaufenden Handlung handelt ...

Elizabeth Strout schreibt ungewöhnliche Romane, die eher Kurzgeschichtenbänden ähneln. Episodenhaft wird das Leben in US-amerikanischen Kleinstädten beschrieben. Statt einer fortlaufenden Handlung handelt es sich eher um eine Daseinsbeschreibung, eine Charakterisierung verschiedener Personen, ein Bild der aktuellen USA. In "Die langen Abenden" führt die Autorin den Leser ins fiktive Crosby, Maine. Dort begegnet man neben vielen Nebenfiguren immer wieder der resoluten, älteren Olive. Die Figur konnte man schon in "Mit Blick aufs Meer", einem vorherigen Buch von Strout kennenlernen, das ich allerdings nicht gelesen habe. Trotzdem konnte ich dem aktuellen Buch gut folgen. Für mich entwickelte sich erst im Laufe des Buches ein Bild von Olive - es kamen immer neue Aspekte hinzu, die einen eigenwilligen, nicht direkt sympathischen Charakter zeichneten, der mir aber dennoch ans Herz gewachsen ist.

Veröffentlicht am 03.03.2020

Bitte erst ab dem Grundschulalter

Hannah Arendt
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Die Autorin María Isabel Sánchez Vegara und die Illustratorin Sophia Martineck fassen das Leben der Philosophin und Reporterin kindgerecht auf 13 Doppelseiten zusammen. Hierbei wird Hannah Arendts Kindheit ...

Die Autorin María Isabel Sánchez Vegara und die Illustratorin Sophia Martineck fassen das Leben der Philosophin und Reporterin kindgerecht auf 13 Doppelseiten zusammen. Hierbei wird Hannah Arendts Kindheit und Werdegang anhand prägnanter Details, wie z.B. die Diskriminierung die sie als Jüdin erfahren hat, dargestellt. Ein doppelseitiges Bild wird dabei immer mit ca. zwei Sätzen kombiniert – passend auch für Erstleser.
Der Insel Verlag empfiehlt das Buch ab vier Jahren – ich würde es ab dem Grundschulalter empfehlen. Ich denke, dass die Kinder dann erst bereit sind für die (behutsame) Thematisierung des Holocaust und auch die Erlebnisse in der Schulzeit besser einordnen können.
Wie gerade erwähnt wird der Holocaust angesprochen. Das geschieht meiner Meinung nach behutsam und angemessen – passend für dieses Kinderbuch über eine Person, die auch noch andere Aspekte umfasst. Was nicht thematisiert wird, ist Arendts wohl berühmtestes Werk "Eichmann in Jerusalem" (für mich ist das ok so).
Ich denke, dass es ein ungewöhnliches, forderndes Bilderbuch ist, das bei manchen Kindern Nachfragen erzeugt – vor allem zum Holocaust. Hierzu sollten die Eltern bereit sein.
In einem Nachwort wird das Leben Hannah Arendts etwas ausführlicher beleuchtet.