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Veröffentlicht am 23.09.2019

Gelungene Doppelstunde Geschichte

Alles nur aus Zuckersand
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Ein Hörbuch für Kinder ab 10 Jahren.

In "Alles nur aus Zuckersand" wird die DDR, die das Zielpublikum ja nie erlebt hat, wieder lebendig. Der Hörer erfährt nach und nach, wie das Leben in der DDR war: ...

Ein Hörbuch für Kinder ab 10 Jahren.

In "Alles nur aus Zuckersand" wird die DDR, die das Zielpublikum ja nie erlebt hat, wieder lebendig. Der Hörer erfährt nach und nach, wie das Leben in der DDR war: von der Partei stark geprägt, ohne Reisefreiheit, mit politischen Häftlingen und mit der ständig (unter-)bewussten Mauer zum Westen. Das ganze wird behutsam und aus Kindersicht kindgerecht dargestellt. Es gibt aber auch immer wieder witzige Momente. Den Rahmen zur Geschichte setzt die Jungsfreundschaft zwischen Ich-Erzähler Fred und Jonas – beide 10 Jahre alt und in Brandenburg in der Nähe der Berliner Mauer lebend.
Für mich eine gelungene Doppelstunde deutsche Geschichte.

Die Vortragsweise von Charly Hübner gefällt mir auch. Er liest das Buch unaufgeregt, manchmal an der Grenze zu etwas schnodderig vor. Als gebürtiger Brandenburger trifft er wohl auch den richtigen lokalen Ton.

Falls die Geschichte bekannt vorkommen sollte: "Alles nur aus Zuckersand" basiert auf dem Film "Zuckersand", bei dem der Autor Dirk Kummer das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Spannend und krass

Und es schmilzt
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Lize Spits viel gepriesenes Debüt "Und es schmilzt" war sehr viel schonungsloser, krasser, als ich gedacht hätte bzw. als es Klappentext und Cover (das niederländische Original-Cover wirkt da schon sehr ...

Lize Spits viel gepriesenes Debüt "Und es schmilzt" war sehr viel schonungsloser, krasser, als ich gedacht hätte bzw. als es Klappentext und Cover (das niederländische Original-Cover wirkt da schon sehr viel unheilvoller) vermuten lassen. Wie erbarmungslos die Menschen (Erwachsene, Jugendliche) hier miteinander umgehen, hat mich sehr getroffen. Dadurch dass hier fast jeder der Protagonisten irgendwie Schuld auf sich lädt, ist es umso düsterer und hoffnungsloser.
Die Schilderung in mehreren, sich abwechselnden Zeitebenen (wobei in der Gegenwart das Geschehen auf einen Tag komprimiert ist) baut eine Spannung auf, die bis zum Schluss aufrecht gehalten wurde, auch wenn das Ende irgendwann absehbar war.


Kein Lesevergnügen, aber dennoch definitiv lesenswert – mit einer Ich-Erzählerin, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Schnodderige gewitzte Ich-Erzählerin

Scherbenpark
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Nachdem ich mittlerweile schon fast das Gesamtwerk der von mir sehr geschätzten Alina Bronsky gelesen habe, war nun zum (vorläufigen!) Abschluss das Debüt der Autorin an der Reihe.

Die 17-jährige Ich-Erzählerin ...

Nachdem ich mittlerweile schon fast das Gesamtwerk der von mir sehr geschätzten Alina Bronsky gelesen habe, war nun zum (vorläufigen!) Abschluss das Debüt der Autorin an der Reihe.

Die 17-jährige Ich-Erzählerin Sascha hat alles andere als eine behütete, glückliche Jugend in einer Hochhaussiedlung in Darmstadt. Das ganze Drama erschließt sich erst nach und nach (wenn man den Klappentext vorher nicht liest – meine Empfehlung!) und als Leser kann man nur erstaunt sein, dass sie trotz allem ihren Lebensmut, die Lust am Lernen und auch ihren Humor behält. Sie trifft nicht immer kluge Entscheidungen und dabei hätte ich sie gerne von manchen abgehalten, denn Sascha ist mir bei der Lektüre ans Herz gewachsen.
Wird oft als Jugendbuch verkauft – ich fand es (auch) als Erwachsene sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Anklage und Mahnung

Abschied von Sidonie
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Das dünne Büchlein "Sidonie" ist ein frühes Werk von Erich Hackl, das ganz zufällig seinen Weg zu mir fand.

Es ist eine Geschichte, die nahe geht. Eine Anklage und Mahnung. Sehr empfehlenswert!

Der Stil ...

Das dünne Büchlein "Sidonie" ist ein frühes Werk von Erich Hackl, das ganz zufällig seinen Weg zu mir fand.

Es ist eine Geschichte, die nahe geht. Eine Anklage und Mahnung. Sehr empfehlenswert!

Der Stil ist vor allem anfangs sehr dokumentarisch, aber der Autor bleibt nicht neutral, sondern schreibt auch emotional und wertend – insgesamt ergibt das eine runde, angemessene Erzählung. Es handelt sich bei "Sidonie" nämlich um eine wahre Geschichte, die der Autor so authentisch wie möglich und dennoch auch mit den Mitteln eines Literaten aufschreibt.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Als Stimmungsbild interessant – ansonsten: naja

Dutschki vom Lande
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Die Aneinanderreihung von episodenhaften Szenen, die jeweils ein Kapitel umfassen, bremste für mich immer wieder die Handlung von "Dutschki" aus. Überhaupt passierte im Buch wenig handfestes – einen Spannungsbogen ...

Die Aneinanderreihung von episodenhaften Szenen, die jeweils ein Kapitel umfassen, bremste für mich immer wieder die Handlung von "Dutschki" aus. Überhaupt passierte im Buch wenig handfestes – einen Spannungsbogen oder eine überraschende Entwicklung gab es nicht. Stattdessen scheint der Autor Michael Bauer einfach seine Erinnerungen an ein Semester an der Uni Mainz zu rekapitulieren, ohne das ganze 'Autobiographie' nennen zu wollen. Das ergibt für mich ein Stimmungsbild aus dem spannenden Jahr 1968, was durchaus interessant ist, auch wenn es manchmal etwas tiefergehender hätte beschrieben werden können.

Als Stimmungsbild interessant – ansonsten weder Roman noch Autobiographie, sondern irgendetwas halbgares dazwischen. Insgesamt so wie man sich die Studentenrevolte in der 'Provinz' vorstellt: eher träge.