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Veröffentlicht am 18.04.2017

Sehr guter Überblick über den Angriff auf Pearl Harbor

Pearl Harbor
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Aus westlicher Sicht sieht man den Angriff auf Pearl Harbor meist nur aus dem amerikanischen Blickwinkel. Takuma Melber ändert das mit seinem Buch und beschreibt, warum Japan die USA im Dezember 1941 angegriffen ...

Aus westlicher Sicht sieht man den Angriff auf Pearl Harbor meist nur aus dem amerikanischen Blickwinkel. Takuma Melber ändert das mit seinem Buch und beschreibt, warum Japan die USA im Dezember 1941 angegriffen hat. Auch wer sich - wie ich - bisher wenig mit der Rolle Japans im Zweiten Weltkrieg auseinander gesetzt hat, bekommt einen sehr guten Überblick über die japanischen Beweggründe, das Für-und-Wider und das amerikanisch-japanische politische Verhältnis vor Kriegseintritt der USA. Auch die militärischen Vorbereitungen und der Angriff selbst werden ausführlich dargelegt.

FAZIT: Ein sehr guter Überblick über den Angriff auf Pearl Harbor.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Schöpft Potential nicht aus

Mit jedem Jahr
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Simon Van Booy erzählt in "Mit jedem Jahr" die Geschichte von Harvey und ihrem Onkel Jason, der sie nach dem Tod ihrer Eltern adoptiert. Jason, dessen Vergangenheit von Gewalt, Alkohol, einer Haftstrafe ...

Simon Van Booy erzählt in "Mit jedem Jahr" die Geschichte von Harvey und ihrem Onkel Jason, der sie nach dem Tod ihrer Eltern adoptiert. Jason, dessen Vergangenheit von Gewalt, Alkohol, einer Haftstrafe und wenig menschlichen Bezugspersonen geprägt war, fällt es nicht leicht, die Vaterrolle für ein kleines​ Mädchen zu übernehmen, dennoch nimmt er sich der Aufgabe gewissenhaft an.
In Rückblenden wird episodenhaft das gemeinsame Leben der beiden erzählt.

Hierbei ist die Geschichte insgesamt vorhersehbar und klischeehaft, hin und wieder an der Grenze zum Kitsch. Es ist eigentlich eine schöne, ungewöhnliche Familiengeschichte, die leider das Potential nicht ganz ausschöpft. Die Stärke des Romans liegt deshalb eben nicht in der Rahmengeschichte, sondern in den kleinen Situationen im alltäglichen Familienleben von Jason und Harvey, die für sich genommen einfühlsam beschrieben werden. Insgesamt gesehen ergeben sie allerdings ein zu perfektes Bild ab.

Vor allem Jason wuchs mir mit der Geschichte ans Herz, während die Jugendliche und Erwachsene Harvey etwas farblos blieb und es so schwer war, mich in sie hinein zu versetzen. Vielleicht ist das auch Absicht von Simon Van Booy, der den Fokus auf Jason legen wollte? Bei beiden Personen hätte die Darstellung der Persönlichkeit und ihrer Entwicklung aber gerne mehr in die Tiefe gehen können.

Der Schreibstil ist flüssig und das Buch lässt sich sehr gut lesen. Sprachlich ist es (im besten Sinne) einfach verfasst. Kleine Zeitsprünge innerhalb der einzelnen Episoden haben mich manchmal stutzen lassen, gehören aber wohl bewusst zum Erzählstil des Autors.

Fazit: Eine schöne Geschichte über eine ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung, leider mit deutlich​en Schwächen.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Geschichte einer Kunstfälschung

Das letzte Bild der Sara de Vos
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Die Hardcover-Ausgabe von Dominic Smiths "Das letzte Bild der Sara de Vos" macht schon von außen einen wertigen Eindruck. Die Struktur des Schutzumschlags wirkt wie eine Leinwand, das Papier im Inneren ...

Die Hardcover-Ausgabe von Dominic Smiths "Das letzte Bild der Sara de Vos" macht schon von außen einen wertigen Eindruck. Die Struktur des Schutzumschlags wirkt wie eine Leinwand, das Papier im Inneren des Buches erinnert ein wenig an Büttenpapier. Hierzu passt dann allerdings der relativ enge Satzspiegel nicht so ganz - der Text ist aber gerade noch gut lesbar. Die insgesamt hochwertige Ausstattung des Buches passt gut zum Thema Kunst und Kunstgeschichte.

Die Geschichte einer Fälschung wird auf drei Ebenen erzählt: die fiktive niederländische Künstlerin Sara de Vos im 17. Jahrhundert und die Fälscherin Ellie und der Sammler Marty im 20. Jahrhundert.

Es ergibt sich eine spannende Geschichte über Kunst, Kunstfälschungen und menschliche Beziehungen, die scheibchenweise aufgedeckt wird. Dem Autor gelingt es dabei gut, Spannung aufzubauen und über das Buch hinweg aufrecht zu erhalten.

Die Beschreibungen z.B. des 17. Jahrhunderts und der Einzelheiten einer Kunstfälschung bleiben allerdings oberflächlich. Das wird einigen Lesern vermutlich nicht gefallen, die anderen Leser langweilt der Autor so aber nicht mit Details.

Im Text bin ich immer wieder auf für mich ungewohnte Worte gestoßen ("eingeratscht", "Ehegespons", ...), die mich im Lesefluss manchmal haben stocken lassen, und bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie dem englischen Originaltext geschuldet sind oder vom Übersetzer aus anderen Gründen gewählt wurden. Sollen sie den Text interessanter bzw anspruchsvoller wirken lassen? Das wäre eigentlich nicht nötig. Für mich mutet das etwas seltsam an, es konnte den insgesamt positiven Eindruck des Romans aber nicht nennenswert trüben.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Einlegen ist kein Hexenwerk!

Saures
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Freddie Janssen hat ein ganz anderes Kochbuch geschrieben. Mit Einlegen und Fermentieren habe ich mich bisher wenig beschäftigt und auch nicht in Erwägung gezogen, das selbst zu wagen. Das hat sich mit ...

Freddie Janssen hat ein ganz anderes Kochbuch geschrieben. Mit Einlegen und Fermentieren habe ich mich bisher wenig beschäftigt und auch nicht in Erwägung gezogen, das selbst zu wagen. Das hat sich mit "Saures" geändert.

Das Buch gliedert sich in zwei Teile. Zunächst die Rezepte zum Einlegen und Fermentieren (größtenteils vegetarisch bis vegan). Schließlich Rezepte für (fast ausschließlich nicht-vegetarische) Gerichte, deren Zutaten u.a. aus den zuvor eingelegten Lebensmitteln besteht. Hier gibt es außerdem noch Rezepte für Getränke mit und ohne Alkohol.

Mein Problem: die Zutaten. Diese sind zu einem Großteil nicht im Supermarkt zu erhalten und auch in anderen Geschäften meiner mittelgroßen Stadt wurde ich nicht immer fündig. Hier heißt es zu improvisieren - das wäre einfacher, wenn die Autorin auch Alternativen aufzeigen würde.

Im Gegensatz zu den Zutaten sind die Gerätschaften, die man benötigt, in den meisten Haushalten vorhanden: vor allem Tupper -Dosen und Einmachgläser und natürlich ein Kühlschrank. Es lohnt sich also vorher leere Konserven- und Marmeladengläser zu sammeln - eventuell sollte man noch ein 1-Liter-Einmachglas kaufen.

Bei den von mir ausprobierten Rezepten fand ich die angepeilte Menge viel zu hoch für meinen Zwei-Personen-Haushalt. Insbesondere zum Ausprobieren kann man die Mengenangaben der Rezepte deshalb meiner Meinung nach problemlos halbieren oder sogar vierteln.

Teilweise fühlte ich mich innerhalb des Rezeptes etwas allein gelassen. Rührt man Kimchi während der Fermentierung gelegentlich um oder lieber nicht? Soll eine Sauce entstehen und wenn ja wie flüssig?
Dass mir die Gerichte trotzdem gelungen sind, hat mir aber gezeigt, dass Einlegen kein Hexenwerk und auch keine Wissenschaft allein für absolute Profis ist. Auch beim Einlegen und Fermentieren sind Variationen und Improvisation möglich.
Wertvolle allgemeine Tipps der Autorin z.B. zum Sterilisieren der Gläser und dem richtigen Salz sind hier auch noch als gute Hilfestellung zu nennen.

Mein Highlight bisher: Das Sesam-Kimchi! Die Kombination aus Kohl, Chili und Sesam passt perfekt. Zusammen mit gekochtem Reis ergibt sich ein schnelles, einfaches und vor allem leckeres Winter-Essen. Im Buch finden sich insgesamt vier Kimchirezepte, von denen ich bestimmt noch das ein oder andere ausprobieren werde.

Auch optisch macht sich das Buch gut. Ob der deutsche Titel so gut gewählt ist, ist fraglich, aber er macht bestimmt neugierig. Das Covermotiv ist wohl Geschmacksache, aber der Einband aus für Kochbücher ungewöhnlichem Halbleinen ist wertig und die Photos sind gelungen. Kleine Zeichnungen lockern das Design zusätzlich auf.

Mir hat das Buch gezeigt, das Einlegen und Fermentieren auch als Laie ohne Riesen-Aufwand machbar ist - ich mache definitiv weiter! Ich hätte mir aber mehr Rezepte mit gewöhnlicheren Zutaten und mehr vegetarische Rezepte und Kombinationsvorschläge gewünscht.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Walerian in Wien

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß
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Radek Knapps schmaler Erzählband mit dem langen Titel "Der Mann, der Luft zum Frühstück aß" ist die Coming-of-age-Geschichte des polnischstämmigen Walerian. Als Jugendlicher kam er mit seiner Mutter nach ...

Radek Knapps schmaler Erzählband mit dem langen Titel "Der Mann, der Luft zum Frühstück aß" ist die Coming-of-age-Geschichte des polnischstämmigen Walerian. Als Jugendlicher kam er mit seiner Mutter nach Wien und schlägt sich als junger Erwachsener mit allen möglichen Jobs durch. Dabei behält er immer eine Gelassenheit, vielleicht sogar Zufriedenheit.
Die Person Walerian ist auf jeden Fall ungewöhnlich. Irgendwie scheint er aus der Zeit und der modernen Realität gefallen.

Sprachlich gekonnt und gewitzt umgesetzt - nie übertrieben, selten nah am abgedroschenen Wortwitz.

Für Radek-Knapp-Fans sicher eine schöne Lektüre, Lesern, die Rade Kann noch nicht kennen, würde ich aber erstmal einen seiner Romane empfehlen.