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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2021

Super!

Was ich euch nicht erzählte
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In Celeste Ngs Romanen (ich habe zuerst "Kleine Feuer überall" gelesen und nun endlich auch ihr Debüt "Was ich euch nicht erzählte") wimmelt es von Problemfeldern. Dabei wird die Autorin beeindruckenderweise ...

In Celeste Ngs Romanen (ich habe zuerst "Kleine Feuer überall" gelesen und nun endlich auch ihr Debüt "Was ich euch nicht erzählte") wimmelt es von Problemfeldern. Dabei wird die Autorin beeindruckenderweise allen Themen gleichermaßen gerecht und schafft es zudem, das ganze in einen sehr eingänglichen, gut lesbaren Text umzusetzen. Hier beschäftigt sie sich u.a. mit Rassismus, fehlender Kommunikation, Geschlechterrollen und übersteigerten Erwartungen an die eigenen Kinder – keine schönen Themen, aber so umgesetzt, dass es bei der Lektüre weder trübsinnig, noch leichtfertig wirkt.

Veröffentlicht am 07.10.2021

Gelungen!

Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte
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Ein Buch über Charly Hübner und den Teufel, eine Kindheit und Jugend, Schlager und Motörhead.
Der Ich-Erzähler unternimmt mit dem Teufel eine Zeitreise in seine Kindheit und Jugend zwischen 1977 und 1987 ...

Ein Buch über Charly Hübner und den Teufel, eine Kindheit und Jugend, Schlager und Motörhead.
Der Ich-Erzähler unternimmt mit dem Teufel eine Zeitreise in seine Kindheit und Jugend zwischen 1977 und 1987 und erlebt so nochmal seine musikalische und allgemeine Persönlichkeitsentwicklung.
Anfangs etwas viele Metaphern und Phrasen, aber das gibt sich und das Buch wird zu einer interessanten, runden, persönlichen Geschichte über die Wirkung von Musik.
"Das ist doch keine Autobiographie, geschweige denn eine Autofiktion. Das ist doch nur ein Buch," heißt es an einer Stelle. Ich denke aber, dass hier bei aller dichterischen Freiheit, viel Fantasie und einigen Faust-Zitaten doch ganz viel Charly Hübner drin steckt.
Ebendieser hat es außerdem geschafft, mir Motörhead, eine Band, die ich immer als "hört sich doch alles gleich an"-Gitarrengequietsche abgelegt hatte, näher zu bringen und mich dazu gebracht, mir ein paar Lieder von ihnen anzuhören, die ich noch nicht kannte, die tatsächlich vielfältiger und besser als gedacht sind. Also: unbedingt mal mehr als nur das etwas öde "Ace of Spades" hören! Eine Bandgeschichte o.ä. ist das Buch allerdings nicht – will und soll es aber auch nicht sein.
Schauspielende, die sich als Autor*in versuchen – da darf man erstmal skeptisch sein. Hier ist es gelungen. Ich fand das Buch intelligent unterhaltsam, persönlich und eloquent. Gerne mehr davon!

Hinweis: im Buch gibt es einen längeren Dialog auf Englisch (einfaches Niveau).

Veröffentlicht am 06.10.2021

Nicht richtig rund

DAFUQ
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Ein bisschen wie ich mir den Alltag im Gefängnis (oder Arrest) vorstelle: lang und oft öde. Das Buch zog sich vor allem in der ersten Hälfte ziemlich. Die Hauptfigur Anja nimmt erst spät Kontur an, die ...

Ein bisschen wie ich mir den Alltag im Gefängnis (oder Arrest) vorstelle: lang und oft öde. Das Buch zog sich vor allem in der ersten Hälfte ziemlich. Die Hauptfigur Anja nimmt erst spät Kontur an, die Nebenfiguren blieben für mich blass und schwierig zu unterscheiden. Die Handlung ist (wie zu erwarten) sehr übersichtlich – das meiste passiert tatsächlich in den Rückblicken auf das bisherige Leben von Anja, wohingegen der Alltag im Gefängnis (vermutlich realistisch) ereignisarm ist. Dieser Alltag im Arrest wird harmloser dargestellt, als ich ihn mir so vorgestellt habe. Wobei es in Russland ja sehr unterschiedliche Arten der Haft gibt, wovon der Arrest die mildeste ist.
Die Kombination von Gefängnisgeschichte und Coming of Age fand ich nicht richtig gelungen bzw. gut gegeneinander gewichtet. Für mich war das nicht rund, nicht stimmig.
Gegen Ende nahm die Erzählung dann noch einen Dreh, der das ganze etwas heraus riss.

Sprachlich monoton, unterbrochen von seltsamen Formulierungen – der Versuch, ein Sprachgefühl des Originaltexts zu übernehmen oder einfach ungelenk?

Insgesamt konnte mich das Buch leider nicht richtig überzeugen.

Veröffentlicht am 28.09.2021

Ehrlich und berührend

Barbara stirbt nicht
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Anders als der Titel vermuten lässt, ist nicht Barbara die Hauptperson dieses Buches, sondern ihr Ehemann Herr Schmidt. Nach einem Sturz seiner Frau – beide sind im Rentenalter – ist er auf einmal mit ...

Anders als der Titel vermuten lässt, ist nicht Barbara die Hauptperson dieses Buches, sondern ihr Ehemann Herr Schmidt. Nach einem Sturz seiner Frau – beide sind im Rentenalter – ist er auf einmal mit Haushalt und Pflege ganz neuen Herausforderungen ausgesetzt als in seinem bisherigen Leben, wo das – ganz alte Schule – das Metier seiner Frau war. Dabei ist er so ehrlich unsympathisch und in alten Denkmustern verhaftet, dass es fast wehtut. Einerseits ist diese Darstellung natürlich sehr klischeehaft, fast überzeichnet. Andererseits gibt es ja immer noch erschreckend viele (Ehe-)Männer, die so sind, weswegen die Charakterisierung von Herrn Schmidt wohl nicht so überzogen ist, wie man es als Leserin im Jahr 2021 gerne wahrnehmen würde.
Anfangs zog sich das Buch etwas, als ausführlich Herrn Schmidts Probleme mit der Haushaltsführung beschrieben wurden. Dazu noch das schwer erträgliche Auftreten von Herrn Schmidt. Nach und nach kamen dann aber noch andere Personen, andere Nebenthemen dazu, wodurch es abwechslungsreicher und durchaus unterhaltsam wird. Erst langsam wurde zudem deutlich, in welche Richtung es geht und wie einfühlsam das von der Autorin Alina Bronsky umgesetzt wurde. Das hat mir dann sehr gut gefallen.
Der Humor ist bitterböse und es fiel mir schwer zu lachen/lächeln. Für mich eher ernst als witzig, allerdings nie schwermütig. Ich fand das Buch aber an vielen Stellen sehr berührend.

Veröffentlicht am 22.09.2021

Glaubwürdig und einfühlsam, aber ohne Highlight

Die letzten Romantiker
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Tara Conklin erzählt die Familiengeschichte dreier Schwestern und ihres einen Bruders. Eine Mutter gibt es zwar auch, aber die nimmt im Leben der Geschwister nur eine Nebenrolle ein und die Geschwister ...

Tara Conklin erzählt die Familiengeschichte dreier Schwestern und ihres einen Bruders. Eine Mutter gibt es zwar auch, aber die nimmt im Leben der Geschwister nur eine Nebenrolle ein und die Geschwister sind größtenteils auf sich allein gestellt. Erzählt wird die Geschichte ab dem Tod des Vaters Anfang der 1980er Jahre bis ins Jahr 2079. Die Variante, die Geschichte bis in unsere Zukunft zu erzählen, ist ungewöhnlich, aber leider bleibt es im wagen und lediglich angedeutet, warum die Autorin eigentlich diesen Kunstgriff gewählt hat. Dabei wäre das schon eine eigene Geschichte wert.
Insgesamt las sich das Buch gut und ich habe mit den Geschwistern mitgelitten, obwohl sie immer etwas unscharf und fremd blieben. Am intensivsten und einfühlsamsten fand ich die Kinder- und Jugendjahre beschrieben, die ich sehr stimmig fand. Die Erwachsenenjahre können hier nicht ganz mithalten. Die Geschwister driften zeitweise auseinander und schon alleine deswegen konnte die Autorin wohl nicht in die Tiefe gehen ohne dass es gleichzeitig Längen gegeben hätte.
Eine glaubwürdige, einfühlsame Familiengeschichte, leider aber auch ohne Überraschungen oder Highlights. Für mich las sich das Buch gut und flüssig, aber einen bleibenden Eindruck wird es wohl nicht hinterlassen.