Profilbild von Forti

Forti

Lesejury Star
offline

Forti ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Forti über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2021

Schön gestalteter Klassiker

Little Women. Beth und ihre Schwestern
0

Reclam hat den US-amerikanischen Klassiker der Autorin Louisa May Allcott in einer sehr schönen, liebevoll gestalteten Ausgabe herausgebracht. Die Neuübersetzung von Monika Baark liest sich flüssig und ...

Reclam hat den US-amerikanischen Klassiker der Autorin Louisa May Allcott in einer sehr schönen, liebevoll gestalteten Ausgabe herausgebracht. Die Neuübersetzung von Monika Baark liest sich flüssig und gut; die Illustrationen von Kera Till vereinen stilvoll moderne Gestaltung und zeitgemäße Darstellung. Schon für dieses stimmige Gesamtbild lohnt der Kauf, auch wenn das Buch zum gemütlichen Schmökern eigentlich etwas unhandlich und schwer (1,2 kg) ist. Auch haben sich im Buch leider einige orthografische Fehler eingeschlichen, die das Gesamtbild trüben.

Das Buch besteht aus zwei Teilen: "Little Women" und "Good Wives". In "Little Women" begleitet man die vier jugendlichen Schwestern der Familie March durch ein Jahr während des US-amerikanischen Unabhängigkeitskriegs im 19. Jahrhundert. "Good Wives" ist drei Jahre später angesiedelt und umfasst mehrere Jahre Handlung. Man erlebt das Erwachsenwerden der Schwestern mit Höhen und Tiefen. Die vier unterschiedlichen Charaktere der Schwestern bilden interessante Gegenpole. Ein starker Zusammenhalt zeichnet die Familie aus.

Aus dem Jahr 2021 betrachtet, könnte man am vor über 150 Jahren erschienenen "Little Women" wohl einiges auszusetzen. So ist das Buch aus heutiger Sicht (natürlich) wenig feministisch: das Leben als Ehefrau eines möglichst wohlhabenden Mannes und als Mutter wird als das erstrebenswerteste Ziel für junge Frauen ausgegeben. Wünschenswert wäre neben dem enthaltenen Glossar deshalb auch ein Nachwort gewesen, in dem das Buch in seine Zeit eingeordnet worden wäre und in dem vielleicht auch erklärt würde, warum "Little Women" in den heutigen USA noch einen solchen Einfluss hat, dass es in Filmen und Serien immer mal wieder erwähnt wird.

Das Buch ist heute eher für erwachsende Lesende geeignet und gedacht, die einen US-amerikanischen Klassiker lesen möchten, als für Jugendliche.


Veröffentlicht am 28.10.2021

Ungewöhnliche Erzählweise

Das Glashotel
0

Emily St. John Mandels neuer Roman "Das Glashotel" zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Erzählweise aus. Die Autorin nähert sich der Geschichte und der Hauptfigur Vincent immer wieder neu – aus dem Blickwinkel ...

Emily St. John Mandels neuer Roman "Das Glashotel" zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Erzählweise aus. Die Autorin nähert sich der Geschichte und der Hauptfigur Vincent immer wieder neu – aus dem Blickwinkel ganz unterschiedlicher Nebenfiguren, deren Verknüpfung zu Vincent oftmals auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist. Oft deckt sich diese Verbindung erst langsam auf, was zu Aha-Effekten führt. Außerdem entstehen dadurch viele Nebenschauplätze, die das Buch in meinen Augen abwechslungsreich machen. Die eigentliche Handlung ist dabei eher überschaubar, was enttäuschen mag. Auch wirkliche Spannung baut sich leider kaum auf. Lässt man sich aber auf die ungewöhnliche Art der Erzählung ein und sieht darin vielleicht sogar den eigentlichen Reiz dieses Buches, wird man meiner Meinung nach dennoch gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.10.2021

Super!

Was ich euch nicht erzählte
0

In Celeste Ngs Romanen (ich habe zuerst "Kleine Feuer überall" gelesen und nun endlich auch ihr Debüt "Was ich euch nicht erzählte") wimmelt es von Problemfeldern. Dabei wird die Autorin beeindruckenderweise ...

In Celeste Ngs Romanen (ich habe zuerst "Kleine Feuer überall" gelesen und nun endlich auch ihr Debüt "Was ich euch nicht erzählte") wimmelt es von Problemfeldern. Dabei wird die Autorin beeindruckenderweise allen Themen gleichermaßen gerecht und schafft es zudem, das ganze in einen sehr eingänglichen, gut lesbaren Text umzusetzen. Hier beschäftigt sie sich u.a. mit Rassismus, fehlender Kommunikation, Geschlechterrollen und übersteigerten Erwartungen an die eigenen Kinder – keine schönen Themen, aber so umgesetzt, dass es bei der Lektüre weder trübsinnig, noch leichtfertig wirkt.

Veröffentlicht am 07.10.2021

Gelungen!

Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte
0

Ein Buch über Charly Hübner und den Teufel, eine Kindheit und Jugend, Schlager und Motörhead.
Der Ich-Erzähler unternimmt mit dem Teufel eine Zeitreise in seine Kindheit und Jugend zwischen 1977 und 1987 ...

Ein Buch über Charly Hübner und den Teufel, eine Kindheit und Jugend, Schlager und Motörhead.
Der Ich-Erzähler unternimmt mit dem Teufel eine Zeitreise in seine Kindheit und Jugend zwischen 1977 und 1987 und erlebt so nochmal seine musikalische und allgemeine Persönlichkeitsentwicklung.
Anfangs etwas viele Metaphern und Phrasen, aber das gibt sich und das Buch wird zu einer interessanten, runden, persönlichen Geschichte über die Wirkung von Musik.
"Das ist doch keine Autobiographie, geschweige denn eine Autofiktion. Das ist doch nur ein Buch," heißt es an einer Stelle. Ich denke aber, dass hier bei aller dichterischen Freiheit, viel Fantasie und einigen Faust-Zitaten doch ganz viel Charly Hübner drin steckt.
Ebendieser hat es außerdem geschafft, mir Motörhead, eine Band, die ich immer als "hört sich doch alles gleich an"-Gitarrengequietsche abgelegt hatte, näher zu bringen und mich dazu gebracht, mir ein paar Lieder von ihnen anzuhören, die ich noch nicht kannte, die tatsächlich vielfältiger und besser als gedacht sind. Also: unbedingt mal mehr als nur das etwas öde "Ace of Spades" hören! Eine Bandgeschichte o.ä. ist das Buch allerdings nicht – will und soll es aber auch nicht sein.
Schauspielende, die sich als Autor*in versuchen – da darf man erstmal skeptisch sein. Hier ist es gelungen. Ich fand das Buch intelligent unterhaltsam, persönlich und eloquent. Gerne mehr davon!

Hinweis: im Buch gibt es einen längeren Dialog auf Englisch (einfaches Niveau).

Veröffentlicht am 06.10.2021

Nicht richtig rund

DAFUQ
0

Ein bisschen wie ich mir den Alltag im Gefängnis (oder Arrest) vorstelle: lang und oft öde. Das Buch zog sich vor allem in der ersten Hälfte ziemlich. Die Hauptfigur Anja nimmt erst spät Kontur an, die ...

Ein bisschen wie ich mir den Alltag im Gefängnis (oder Arrest) vorstelle: lang und oft öde. Das Buch zog sich vor allem in der ersten Hälfte ziemlich. Die Hauptfigur Anja nimmt erst spät Kontur an, die Nebenfiguren blieben für mich blass und schwierig zu unterscheiden. Die Handlung ist (wie zu erwarten) sehr übersichtlich – das meiste passiert tatsächlich in den Rückblicken auf das bisherige Leben von Anja, wohingegen der Alltag im Gefängnis (vermutlich realistisch) ereignisarm ist. Dieser Alltag im Arrest wird harmloser dargestellt, als ich ihn mir so vorgestellt habe. Wobei es in Russland ja sehr unterschiedliche Arten der Haft gibt, wovon der Arrest die mildeste ist.
Die Kombination von Gefängnisgeschichte und Coming of Age fand ich nicht richtig gelungen bzw. gut gegeneinander gewichtet. Für mich war das nicht rund, nicht stimmig.
Gegen Ende nahm die Erzählung dann noch einen Dreh, der das ganze etwas heraus riss.

Sprachlich monoton, unterbrochen von seltsamen Formulierungen – der Versuch, ein Sprachgefühl des Originaltexts zu übernehmen oder einfach ungelenk?

Insgesamt konnte mich das Buch leider nicht richtig überzeugen.