Profilbild von Franci

Franci

Lesejury Star
offline

Franci ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Franci über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2022

Enttäuscht auf großer Linie.

Book of Night
0

„Book of Night“ ist der »erste Roman für Erwachsene« von der bekannten Schriftstellerin Holly Black— leider muss ich sagen, dass diese Geschichte lediglich eines ist: besonders unausgereift.

Eine Welt, ...

„Book of Night“ ist der »erste Roman für Erwachsene« von der bekannten Schriftstellerin Holly Black— leider muss ich sagen, dass diese Geschichte lediglich eines ist: besonders unausgereift.

Eine Welt, in der Schatten manipuliert und ausgetauscht werden, in der sie töten können, in der die dunkelste Seite des Menschen auch zur gefährlichsten werden kann …

Abgesehen von Charlie Hall, aus deren Perspektive wir das Geschehen erleben, und ihrem Lebensgefährten blieben die Charaktere blass, die Intentionen der Handelnden waren, grob zusammengefasst, Vergeltung, Macht und Schuld. Durch einige Rückblenden in ein „Damals“ erhielten zumindest die ehemals berüchtigte Diebin und „Vince“ eine nachvollziehbare Basis und ausreichend Substanz. Diese fehlt jedoch im Worldbuilding und der Ausarbeitung des Magiesystems — tja, Holly, eine komplexe und vielversprechende Idee reicht nicht, wenn man sie nicht greifbar darlegen kann.
Auch blieb keine Zeit für Hintergründe, schlüssige Regeln oder den Ursprung der Schattenmagie, dafür wurden mit ausschweifenden Beschreibungen und irrelevanten Details Seiten gefüllt.

Modern und schnell zu lesen, aber sehr einfach empfand ich die Erzählweise, etwas Abwechslung in den Formulierungen hätte der „erwachsenen“ Story mehr Stil verliehen.
Eine angespannte und düstere Atmosphäre begleitet Charlie, während sie versucht, aus einem korrupten Strudel, dessen Ursprung weit zurückliegt, der angefüllt ist von Intrigen, Lügen und gefährlichem Wahn zu entkommen. Mit ihr wurde eine taffe, sarkastische Antiheldin geschaffen, die das Herz am rechten Fleck trägt, wenn sie auch viele ihrer Entscheidungen kopfüber ins Chaos stürzen.

Im gesamten war es ein zähes Unterfangen, in dieser Geschichte wichtiges herauszufiltern und Zusammenhänge zu sehen. Hier und da blitzen Spannung und Raffinesse hervor, wenden Überraschungen das Geschehen. Am Ende steigert Holly Black den Informationsfluss, es wird rasanter und emotionaler, bis „Book of Night“ zu einem guten Abschluss kommt, der keine Fortsetzung benötigt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.11.2022

Skuril, teilweise fad, aber definitiv anders.

Der mexikanische Fluch
0

„Der mexikanische Fluch“ ist ein bildgewaltiger und lebhafter Schauerroman voller Skurrilität und Abartigkeit …

… diese entstehen vorrangig durch die detaillierten und sonderbaren Ausschüttungen der Autorin.
Zum ...

„Der mexikanische Fluch“ ist ein bildgewaltiger und lebhafter Schauerroman voller Skurrilität und Abartigkeit …

… diese entstehen vorrangig durch die detaillierten und sonderbaren Ausschüttungen der Autorin.
Zum Inhalt verweise ich auf den Klappentext, das Geschehen in Worte zu fassen ist kaum möglich, ohne mit Spoilern um sich zu werfen.

Noemí Taboada, unbeständig und forsch im Wesen, fällt durch ihre direkte, saloppe Ausdrucksweise, Bildung und vielfältigen Interessen aus dem Rahmen der Frauen der 50er Jahre. Aufgrund eines besorgniserregenden Briefes und eines eigennützigen Arrangements mit ihrem Vater fährt die Studentin nach El Triunfo. Bereits hier warten Tristesse und Verfall, doch ist diese Ödnis nichts im Vergleich zu dem, was sie auf »High Place«, dem Anwesen der Familie, in die ihre Cousine überstürzt einheiratete, erwartet. Wispernde, lebendige Wände – was hat Catalina ihre Agilität genommen, was sie in Lethargie versetzt?
Was wurde aus der verträumten, herzlichen Frau?
Das Geheimnis dieses Herrenhaus ist älter, tiefer und gewaltiger, als jemand, der nicht vom Blut der Doyles ist, ahnen könnte. Dieser Aufenthalt entkräftet das Begreifbare, füllt die beständige Stille mit unerklärlichem Schrecken.

Silvia Moreno-Garcia bedient sich einem malerischen Stil, neigt zu Ausschweifungen, Absätzen, die vom Geschehen ablenken, und einer seichten Liebelei. Und doch ist dieser Roman ein besonderes Leseerlebnis, greift eine ungewöhnliche Ideologie, Eugenik und Kolonialismus, Wahnsinn und Gier auf. Die Bewohner des erdrückenden Herrenhauses sind unnahbar, nicht einzuschätzen, bis zum Schluss ist es schwer, hinter die Regeln, harten Züge und wahren Intention zu blicken. Hier wurde eine strenge, mysteriöse Atmosphäre geschaffen, die selbst ohne die verstörenden, paranormalen Gegebenheiten frösteln lässt, denn alles, was Noemí entdeckt, erlebt und träumt, jede erzwungene Konversation wirkt bedrohlich.
Was lauert in den Wänden, was unter der Erde?
In den letzten Kapiteln prasseln Offenbarungen auf die Leser ein … ein widerwärtiges Familiengeheimnis, eine Geschichte voller Manipulation, Parasiten und zwanghafter Vermehrung.

Aufgelockert wurde die Enge, die klamme Dunkelheit, die diesen Fluch, dieses inzestuöse Erbe umgibt, lediglich durch die Schlagfertigkeit der erzählenden Protagonistin. Sämtliche Vorahnungen, die in der verworrenen Handlung entstehen, kommen nicht an das heran, was aufgedeckt, ausgegraben wird …

„Der mexikanische Fluch“: definitiv eine einmalige, düstere und eklige Idee.

"Ein lebendiger Alptraum aus miteinander verknüpften Sünden und bösen Geheimnissen."

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2022

Schmerzlich echt.

NO GAME - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!
0

„NO GAME - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!“ ist ein überaus wichtiges Buch, ruft dazu auf, Täter öffentlich anzuklagen, Schuld den Schuldigen zuzusprechen, Scham abzugeben, über Missbrauch und Gewalt ...

„NO GAME - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!“ ist ein überaus wichtiges Buch, ruft dazu auf, Täter öffentlich anzuklagen, Schuld den Schuldigen zuzusprechen, Scham abzugeben, über Missbrauch und Gewalt zu reden, Tabus zu brechen.

Schweigt ein Verbrechen nicht tot.

Nora, in diesem Szenario das „Opfer“, will nur vergessen, was passiert ist. Doch ihre Freundin Cam möchte nicht Stillschweigen wahren, will die Männer nicht schützen — sondern finden. Hilfe bekommt sie von Asher, Noras Bruder, und Adam, der in der fraglichen Nacht schlimmeres verhindern konnte. Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, sodass wir die Gedanken und Eindrücke, die Intentionen der Figuren nachvollziehen, verstehen können.

Stilistisch ist diese Geschichte, die so viel mehr als Fiktion ist, verständlich, eine drückende, drohende Atmosphäre untermalt den Ernst des Romans. Obgleich das Setting ein amerikanisches ist, Strukturen und Riten von Studentenverbindungen aufgedeckt werden, beschrieb Natasha Friend ein authentisches, glaubhaftes Szenario, bringt ein Stück Alltag und Realität ans Licht. Die Autorin spricht wichtige Themen an, animiert zum Hinsehen, zum Agieren, statt zum Schweigen.

"NO GAME - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!" ist gesellschaftskritisch, schreit das gewagte Thema der sexuellen Übergriffe und des Missbrauchs laut, statt, wie gewohnt leise, in die Welt. Motiviert Betroffene, Freunde und Bekannte aufzustehen, sprüht Gift in von männerdominierte Strukturen und vertritt die einzig wahre Botschaft: Schluss mit Schweigen, Schuld und Scham.

Ein Buch, das an Schulen gehört.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.11.2022

Actionreich, tiefsinnig und ergreifend.

Red Riding Huntress
0

„Red Riding Huntress - Dämmerwald“ ist ein fantastischer Roman mit ungeahnten Gefahren und dramatischen Verlusten.
Vor allem aber ist diese Geschichte eine Reise, ein langer, hürdenreicher Weg, der Diaz ...

„Red Riding Huntress - Dämmerwald“ ist ein fantastischer Roman mit ungeahnten Gefahren und dramatischen Verlusten.
Vor allem aber ist diese Geschichte eine Reise, ein langer, hürdenreicher Weg, der Diaz und Zinnja verändert.

Dass dieses Buch von zwei Autorinnen geschrieben wurde, fiel mir zu keiner Zeit auf. Der Stil ist stetig bildlich, gefühlvoll und mitreißend, die Handlung eine gelungene Mischung aus Innehalten und Tempo. Sabine Schulter und Regina Meißner zeichneten mit ihren Worten eine kraftvolle, wundersame Welt, ließen den Leser durch Details und Kreativität lebhaft am Geschehen teilhaben.

Fasziniert haben mich die aufgegriffenen, gekonnt eingebunden Themen –
wir bekämpfen, was wir fürchten und fürchten, was wir nicht verstehen.
Zudem wird von der Individualität des Einzelnen gesprochen, davon, der Welt und seinen Bewohnern aufmerksam und hilfsbereit entgegenzutreten.

„Ich habe gelernt, dass der Mensch eine abscheuliche Gestalt ist. Dass er blindlings alles tötet und hinrichtet, was er nicht versteht und vor dem er Angst hat. Dass diese Welt einst von Hunderttausend verschiedenen Wesen bevölkert war und nur wenige davon übriggeblieben sind.“

Aus wechselnder Perspektive erleben wir das Abenteuer der grundverschiedenen Figuren, die wir dadurch kennen und verstehen lernen, Misstrauen, Zweifel und Reaktionen werden mit dem, im Verlauf gesammelten, Hintergrundinformation genauso nachvollziehbar, wie Zinnjas Berufswahl oder Diaz Argwohn. Dass die Suche nach der grausamen Hexe, die die Spezies der Gestaltwandler minimiert, kein Zuckerschlecken wird, zeigt sich nicht nur durch lange Strecken, sondern durch immer neue Hürden, Aufgaben und Gefahren. Magische Artefakte und Verbündete, ruppige Zwerge und uralte Geister werden benötigt, während zornigen Feen, ungewöhnlichen Wesen und verstörenden Schemen getrotzt werden muss.

Die Jägerin wird zur Gejagten, das Raubtier zur Beute.
Mehrfach entrinnen sie nur knapp den Häschern, Flucht, Angriff und Verfolgung sind oft eine rasante Aneinanderreihung; innere Monologe, gegenseitiges Erkunden bringen die nötige Ruhe.
Sabine und Regina woben eine mysteriöse Atmosphäre, die Eindrücke der naturbelassenen Orte, die herzerwärmenden Charaktere, humorvolle Dialoge und die romantischen Unsicherheiten im miteinander übertönen Anspannung und Zeitdruck.
Mit der Ausarbeitung der Protagonisten sind den Autorinnen zwei starke, selbstlose Figuren gelungen, die einander auf Augenhöhe begegnen, voneinander lernen und mit offenen Herzen durch die Wälder streifen.
Zarte Annäherung führt zu Zusammenhalt und echtem Vertrauen, doch die romantische Entwicklung steht nie im Vordergrund.
Der gesamte Auftrag ist von neuen Erkenntnissen, Überraschungen und Tiefsinn geprägt.

Emotional gab es mehrfach kein Entkommen, Schock, Spannung und Verlust greifen vor allem im letzten Viertel nahtlos ineinander. Erschreckendes wartet am Ende, und doch ist „Red Riding Huntress“ rundum gelungen.
Bewegend, mystisch und durchdacht, sodass ich wirklich auf ein Wiedersehen mit der Monsterjägerin und ihrem wölfischen Gefährten hoffe, wenn alle Wunden verheilt sind.

♡Mein Herz war am heutigen Tag gebrochen worden, ich hatte so viel verloren … aber am Ende doch nicht alles.♡

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.11.2022

Dramatisch und spannend – ein großartiger Abschluss.

Schöpferin der Mondmagie - Sonnengekrönt
0

„Jedes Schluchzen fühlt sich an, als würde man Öl ins Feuer gießen. Es tut so weh. So unglaublich weh …“

Mit „Sonnengekrönt“ endet die Urban-Romantasy von B.E. Pfeiffer – und das mit einem Showdown, der ...

„Jedes Schluchzen fühlt sich an, als würde man Öl ins Feuer gießen. Es tut so weh. So unglaublich weh …“

Mit „Sonnengekrönt“ endet die Urban-Romantasy von B.E. Pfeiffer – und das mit einem Showdown, der einer aufregenden Gefühlsachterbahn gleicht.
Spannung, Kampf und Verlust, Action und Drama – im Schlussakt ihrer Trilogie hat die Autorin auf nichts verzichtet.

Im Verlauf verstecken sich Erinnerungsbrücken und Erklärungen, um die Gegebenheiten, selbst nach einer Lesepause, vollständig erfassen zu können. Seit Lyra in die magische Welt der Qamar und Solarier gelangt ist, musste sich die junge Frau nicht nur an unglaubliche Tatsachen, neue Fähigkeiten und ihre Eltern gewöhnen, sondern überstand bereits im Kreise von Freunden und Verbündeten die Schlacht gegen den machthungrigen Cinaéd.
Doch die Gefahren nehmen kein Ende — die wahre Bedrohung schwebt zwischen den Welten. Und diese scheint unaufhaltsam, brachte das magische Gleichgewicht durcheinander, und weckte das alles verschlingende Nichts. Der Grauen Eminenz ist nicht nur das Schicksal seiner Welt egal, sondern das des ganzen Universums …

B.E. Pfeiffer hat in »Schöpferin der Mondmagie« eine greifbare, wundersame Welt mit schlüssigen Regeln geschaffen. Rückblickend haben sich die Charaktere entwickelt, Verbindungen wurden gefestigt und Tode betrauert. Mut, Stärke und Selbstlosigkeit finden sich in vielen Figuren, ebenso wie bedingungslose Liebe und spürbare Angst den Verlauf durchziehen.
Durch die Spannungen zwischen den Völkern und Stämmen, dem nahenden Kampf um die Krone der vier Himmelsrichtungen und vage Prophezeiungen war es kaum möglich, vorherzusehen, wie sich die Geschichte entwickelt.
Mit neuen Erkenntnissen, kleinen Hoffnungsschimmern und tragischen Verlusten, actionreichen, rasanten Kampfszenen, emotionalen Abschieden bringt „Sonnengekrönt“ ein abwechslungsreiches, schockierendes Ende mit sich. Doch trotz der Ungewissheit und der Bedrohung, die über den Völkern liegt, den frischen, wankenden Bündnisses und der beständigen Sorge schuf B.E. Pfeiffer für Lyra und Kegan kleine Momente der Zweisamkeit.

In meinen Augen zeigte die Autorin wieder ihr schriftstellerisches Können, überzeugt mit sorgfältig gezeichneten Charakteren und einem gelungenen Weltenaufbau, überrascht mehrfach mit Wendungen und begeistert mit einer mitreißenden Handlung.
Gefühlvoll, spannend, leidenschaftlich: »Schöpferin der Mondmagie«

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere