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Veröffentlicht am 09.10.2022

Das Zauberwort heißt "trotzdem"

Über Menschen
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Ein großartiger Roman zeitgenössischer Literatur!

Dora steht vor dem Nichts. Ihre Beziehung liegt in Trümmern und sie bekommt in der Stadt keine Luft mehr zum Atmen, weswegen sie sich von ihren Ersparrnissen ...

Ein großartiger Roman zeitgenössischer Literatur!

Dora steht vor dem Nichts. Ihre Beziehung liegt in Trümmern und sie bekommt in der Stadt keine Luft mehr zum Atmen, weswegen sie sich von ihren Ersparrnissen ein altes, renovierungsbedürftiges Haus in einem Dorf mitten in Brandenburg kauft. Hier muss sie sich viel mit sich selber, mit der Flucht vor Corona und rechtsradikalem Gedankengut auseinander setzen. Und plötzlich wird ihr aufgrund mangelnder Auftragslage gekündigt. Wie soll ihr Leben jetzt weitergehen? Ist es in Ordnung erstmal nichts zu tun, durchzuatmen und dann darauf zu vertrauen, dass etwas neues entsteht? Eine neue Beziehung, eine neue berufliche Tätigkeit? Mit 38 Jahren so aus dem aufgebauten Leben gerissen zu werden, fällt der Protagonistin nicht leicht, gleichzeitig sehnt sie sich aber sehr deutlich nach mehr Leichtigkeit.

In der neuen Umgebung wird Dora klar, dass es nicht immer nur schwarz und weiß gibt, nicht immer nur gut und böse, nicht immer nur richtig oder falsch, sondern auch ganz viel Dazwischen im Leben eines Menschen und in der menschlichen Gesellschaft überhaupt. Und auch wenn das Leben derzeit schwierig ist und der Mensch sich nach leichten und einfachen Lösungen sehnt, gilt es zu akzeptieren, dass das Leben oft nicht einfach, sondern sehr vielschichtig ist. Und das man "trotzdem" den Mut und die Kraft aufbringen muss weiterzumachen. Dass man den Gegenüber "trotz" seiner Andersartigkeit oder seiner, zu der eigenen Perspektive, sehr konträre Meinung, als Mensch akzeptiert und respektiert.

Juli Zeh thematisiert in ihrem Buch "Über Menschen" viele aktuelle Entwicklungen und wirft viele gesellschaftliche Fragen auf. Uns in dieser gesellschaftlich sehr angepassten Phasen wie der Corona-Pandemie so den Spiegel vorzuhalten, wirkt auf der einen Seite sehr entlarvend, auf der anderen Seite hat mir das Buch aber auch Mut gegeben auf sich selbst zu vertrauen.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Pias 9. Fall

Ostseesühne
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Dieses Buch habe ich vor einiger Zeit schon einmal gelesen und jetzt habe ich es erneut zur Hand genommen. An den Kriminalfall konnte ich mich nicht mehr wirklich erinnern, wohl aber, dass Pia in diesem ...

Dieses Buch habe ich vor einiger Zeit schon einmal gelesen und jetzt habe ich es erneut zur Hand genommen. An den Kriminalfall konnte ich mich nicht mehr wirklich erinnern, wohl aber, dass Pia in diesem Buch Lars endlich näher kommt. Nach der Trennung mit Hinnerk und dem Auftauchen von Hinnerks neuer Freundin Mascha, benötigt Pia dringend eine Person in deren Nähe sie sich geborgen fühlt. Mascha stiftet nur Unruhe und Hinnerks scheint dies auch noch in Ordnung zu finden. Ständig versuchen sie auf irgendeine Art zu vermitteln, dass Pias Arbeit als Kriminalkommissarin eine Gefahr für Felix darstellt. Ich habe mich sehr führ Pia gefreut, dass sie und Lars sich wesentlich näher kommen.
Der Kriminalfall offenbart ebenfalls viele menschliche Abgründe: ein Lehrer wird vermisst und in einem Feuerlöschteich wird eine verwesende Leiche entdeckt. Die Familie mit dem angrenzenden Grundstück ist veschwunden genauso wie zwei weitere Mädchen. Pia vermutet eine Verbindung zwischen diesen ganzen Puzzleteilen, steht mit dieser Meinung aber zunächst ziemlich alleine da. Manfred Rist, der den erkrankten Leiter der Mordkommission, Egon Gabler vertritt, wittert seine Karrierechancen, ist aber so sehr darauf fixert, dass er einigen Hinweisen nicht mit der nötigen Sorgfalt nachgeht und dadurch auch Pia mal wieder in eine sehr gefährliche Situation bringt.

Auch beim zweiten Lesen ist der Fall super spannend. Die ganzen verdächtigen Personen und einzelnen Verstrickungen sind so detailliert, dass man sie gut über die Jahre vergissen und dann ein erneutes Lesevergnügen vor sich hat. Zudem erscheinen manche privaten Ereignisse in einem ganz anderen Licht, wenn man die weitere Geschichte von Pia kennt. Fazit: ein Kriminalroman zum immer wieder lesen!

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Rebellion, Anpassung, Seuche, Liebe, Neuanfang

Cassia & Ky – Die Ankunft
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"Rebellion, Anpassung, Seuche, Liebe, Neuanfang" - all dies sind die Themen des dritten und abschließenden Teils der Cassia & Ky-Trilogie. Cassia hat sich der Erhebung angeschlossen. Allerdings wird sie ...

"Rebellion, Anpassung, Seuche, Liebe, Neuanfang" - all dies sind die Themen des dritten und abschließenden Teils der Cassia & Ky-Trilogie. Cassia hat sich der Erhebung angeschlossen. Allerdings wird sie wieder zurück in die Gesellschaft geschickt und soll dort das System unterwandern und somit die Erhebung unterstützen. Doch zunhemend scheinen die Grenzen zwischen beiden Lagern zu verschwimmen und als schließlich eine Seuche ausbricht, weiß eigentlich keiner mehr so richtig welches der anzustrebende Weg ist. Cassia, Xander und Ky müssen zusammen arbeiten, um ein entsprechendes Heilmittel zu finden und darauf zu hoffen, dass sich aus der Gesellschaft mit Hilfe der Erhebung eine neue Zukunftsperspektive ergibt.
Mir hat der dritte Teil ingsesamt wieder besser gefallen als der zweite, doch auch dieser Teil konnte mich nicht restlos überzeugen. Diese Trilogie hat wirklich fulminant begonnen, doch verflacht leider zum Ende hin. Lesenswert ist es dennoch - gerade weil aufgezeigt wird, wie schwierig es ist den Überblick in einer Rebellion zu behalten, welche positiven Absichten sich dennoch zu einer vollkommenen Katastrophe entwickeln können und wie schwer es deswegen ist nach einer sehr einfachen Lösung zu suchen. Meistens ist das Leben nicht schwaz-weiß, sondern vielfach komplexer und die Übergänge sehr fließend, sodass wir immer wieder neue Entscheidungen treffen und uns wiederkehrend fragen müssen, ob sich die derzeitigen Entwicklungen für uns immer noch richtig anfühlen. Diesen Reflexionsprozess machen die drei Hauptcharaktere Cassia, Ky und Xander immer wieder durch. Auf der einen Seite ist dies sehr interessant und spannend, auf der anderen Seite erscheint es teilweise aber auch sehr langatmig. Dies wiederum macht es einerseits realistisch, aber der anderen Seite benötigt auch der Leser an manchen Stellen Durchhaltevermögen.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Raus aus der Gesellschaft und hin zu sich selbst

Cassia & Ky – Die Flucht
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Dieser zweite Teil der dystopischen Trilogie um Cassia und Ky handelt mit deren Flucht aus der Gesellschaft. Ky wurde aus der Gesellschaft wegen seines Status als Abberation an den Rand der Gesellschaft ...

Dieser zweite Teil der dystopischen Trilogie um Cassia und Ky handelt mit deren Flucht aus der Gesellschaft. Ky wurde aus der Gesellschaft wegen seines Status als Abberation an den Rand der Gesellschaft gebracht und soll gegen die Feinde des Systems kämpfen. Doch nur allzu schnell wird ihm klar, dass er lediglich als "Vogelfutter" dient und die Gesellschaft dieses Programm lediglich dazu durchführt, die menschliche Gesellschaft von Menschen, die als Abberation oder Anomalie eingestuft wurden, zu bereinigen. Er kämpft gemeinsam mit seinem neuen Freund Vick ums Überleben und gemeinsam versuchen sie einen Plan zu entwickeln, wie diesem Schreckensszenario entkommen können. Der Gedanke an Cassia ist für Ky dabei überlebensnotwendig. Auch Cassia möchte fliehen, allerdings ist sie eher auf der Suche nach Ky und begibt sich deswegen freiwillig in Gefahr. Aufgrund eines Vorwands gelangt sie in ein Arbeitslager für schwer erziehbare Jugendliche und versucht von dort in die äußeren Provinzen zu Ky zu gelangen. Beide fliehen unabhängig voneinander in die Canyons und hoffen dort wieder aufeinander zu treffen.

Ich bin etwas zwiegespalten zu diesem zweiten Teil. Einerseits finde ich nimmt dieser zweite Teil eher eine Brückenfunktion in der Trilogie ein; d.h er ist deutlich langatmiger und weniger spannend als der erste Teil, lässt aber stellenweise auf ein großes Finale in Band drei hoffen. Andererseits wird durch diesen weniger atemraubenden Spannungsbogen die charakterliche Entwicklung von Cassia und Ky deutlich. Beide versuchen neue Positionen zu finden und Perspektiven für ihr weiteres Leben zu entwickeln, welches eben ein wenig Zeit braucht. Im Gesamtzusammenhang ergibt die inhaltliche Handlung also durchaus Sinn, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass der zweite Band mich genauso wie der erste Teil mitreißen würde.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Wie angepasst bist du?

Cassia & Ky -- Die Auswahl
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Cassia lebt in einer Gesellschaft, die das Ziel hat das Leben der Menschen zu ihrer absoluten Sicherheit zu optimieren. Es wird bestimmt welche gesellschaftlich relevante Tätigkeit sie als zukünftiger ...

Cassia lebt in einer Gesellschaft, die das Ziel hat das Leben der Menschen zu ihrer absoluten Sicherheit zu optimieren. Es wird bestimmt welche gesellschaftlich relevante Tätigkeit sie als zukünftiger erwachsener Teil der Gesellschaft ausführen soll, wer ihr idealer Partner ist, um gesunde Kinder auf die Welt zu bringen, es wird das Alter festgelegt, in welchem man Kinder gebären darf, es wird eine Auswahl an Freizeitaktivitäten zur Verfügung gestellt, die für Menschen optimal sind, das ideale Essen für den individuellen Biorhythmus des Körpers wird zusammengestellt und auch die Umgebung der Natur wird entsprechend gestaltet und alle außergewöhnlichen und nicht nutzenbringende Pflanzen eleminiert. Letztendlich wird auch das perfekte Alter zum Sterben auf 80 Jahre festgelegt - zusammengefasst: das Leben ist absolut sicher. Alle lebensbedrohenden Krankheiten wurden ausgerottet - was für ein menschlicher Fortschritt. Aber der Preis ist hoch, da das Leben auch zu 100% reglementiert ist. Cassia wächst in diesem System auf und erkennt erst durch einen Fehler im System für ihr Paarungsbankett, dass sie ein gewisses Mitspracherecht haben möchte; dass sie selbst auswählen möchte wen sie liebt. Einmal angefangen, setzt sich der Gedanke der Selbstbestimmung so in ihrem Kopf fest, dass er sie nicht mehr loslässt und sie viele unterschiedliche Aspekte in ihrem Leben entdeckt, in denen sie die gesellschaftlichen Vorgaben als zu reglementierend erlebt.

Dieses Jugendbuch habe ich vor zehn Jahren bereits als junge Erwachsene gelesen und fand es damals schon sehr bewegend, da ich durch dieses Buch angeregt wurde zu hinterfragen in welchen Bereichen meines Lebens ich selbstständige Entscheidungen treffe und wo ich durch gesellschaftliche Erwartungen in meinen Entscheidungen maßgeblich beeinflusst werde. Heute - zehn Jahre später schaue ich durch das Buch noch kritischer auf mein Leben und merke aber auch, wie sich durch die Coronakrise mein Verhalten absolut gesellschaftskonform entwickelt hat. Das Buch gibt mir Mut jetzt wieder meine eigenen Entscheidungen zu treffen - bewusst und gut abwägend zwischen gesellschaftlichen und individuellen Interessen.

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