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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2023

Geheimnis aus der Tiefe

Aquamarin
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In "Aquamarin" entführt uns Andreas Eschbach in das Australien der Zukunft, in dem Saha grundsätzlich einfach nur ihr Teenagerleben überstehen möchte. Sie ist nicht nur unbeliebt in der Schule und lebt ...

In "Aquamarin" entführt uns Andreas Eschbach in das Australien der Zukunft, in dem Saha grundsätzlich einfach nur ihr Teenagerleben überstehen möchte. Sie ist nicht nur unbeliebt in der Schule und lebt als Vollwaise mit ihrer tauben Tante zusammen, sondern verfügt über seltsame Schlitze an ihrem Körper, wegen denen sie nicht ins Wasser gehen soll. Als dies eines Tages doch aus Versehen geschieht, merkt Saha, dass sie in den Tiefen des Meeres bisher unbekannte Gefühle übermannen. Dies nimmt sie zum Anlass, über sich und ihre Geschichte zu forschen.

Als ich dieses Buch begann, habe ich tatsächlich eher mit Fantasy gerechnet, tatsächlich merkt man aber schon auf der ersten Seite, dass man es hier definitiv mit Science Fiction zu tun hat (wenn ich etwas mehr Recherche über den Autor betrieben hätte, hätte mir das eigentlich klar sein sollen). Trotz dieser kurzen Überraschung konnte ich sehr schnell in Eschbachs Vision der Zukunft eintauchen, die er wirklich sehr gut rüberbrachte. Man merkt, dass er sich wirklich fundierte Gedanken dazu gemacht hat, meiner Meinung nach liegt im Wordbuilding die große Stärke des Buches.

Leider hatte ich manchmal auch ein bisschen den Eindruck, dass der Autor etwas zu verliebt in die Welt war, die er erschaffen hat. Manchmal war es mir einfach zu viel Exposition und zu viele umschwängliche Beschreibungen unwichtiger Nebencharaktere, wenn ich mir lieber einen Fortgang der Handlung oder ein detailliertes Eingehen auf die Hauptpersonen gewünscht hätte.

Die größte Schwäche des Buches war meiner Meinung nach, dass man an doch einigen Stellen anmerkt, dass hier ein erwachsener Mann versucht, aus der Sicht eines jungen Mädchens zu schreiben. Viele Gedankengänge in dieser Hinsicht wirkten für mich irgendwie unnatürlich und bestimmte Charaktere waren für mich einfach überholte Tropen. Bestes Beispiel: Ich kenne keine Jugendlichen, die unironisch das Wort "Lover" verwenden, wenn sie über ihren Freund oder ihre Freundin reden.

Trotz der Kritik habe ich Lust auf den zweiten Teil der Reihe bekommen. Wer Lust auf eine umfangreiche, aber jugendfreundliche SciFi-Welt hat, wird hier sicher viel Freunde haben.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Liebe und Widerstand im besetzten Frankreich

Die Nachtigall
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In "Die Nachtigall" lernen wir zwei grundverschiedene Schwestern in der Zeit der deutschen Besetzung Frankreichs während des Zweiten Weltkrieges kennen. Vianne versucht das Leben ihrer Tochter so normal ...

In "Die Nachtigall" lernen wir zwei grundverschiedene Schwestern in der Zeit der deutschen Besetzung Frankreichs während des Zweiten Weltkrieges kennen. Vianne versucht das Leben ihrer Tochter so normal wie möglich zu halten, während sie mit den Schikanen der Deutschen und den Sorgen um ihren kämpfenden Mann umgehen muss. Ihre jüngere Schwester Isabelle ist dagegen rebellisch und möchte sich aktiv gegen das wehren, was ihrem Land angetan wird.

Kristin Hannah zeichnet in diesem Buch ein unheimlich gutes Bild darüber, wie die Besatzung in Frankreich aussah - was tatsächlich ein Aspekt des Zweiten Weltkrieges ist, über den ich bisher nie großartig nachgedacht habe. Von Charles de Gaulle über Judendeportationen zu Lebensmittelknappheit werden wirklich unheimlich viele Elemente hineingebracht. Ab und zu hatte ich tatsächlich das Gefühl, dass es etwas überladen wirkte, gleichzeitig kann ich mir doch vorstellen, dass die Realität genauso aussah. Besonders gut hat mir gefallen, wie die Methoden und die Organisation der Résistance beschrieben wurde. Hier bekam man als Leser einen wirklich sehr interessanten Einblick darüber, wie genau deren Arbeit abgelaufen ist.

Einen Stern Abzug bekommt das Buch von mir, da es mir an einigen Stellen einfach zu kitschig wurde. Hier spielt sicher auch mit rein, dass die Autorin Amerikanerin ist, aber oft haben mir die etwas schwülstigen Formulierungen und die ständige Rückbesinnung auf die Liebe die Ernsthaftigkeit der Thematik irgendwie untergraben. So war mir nicht unbedingt bewusst, warum eine Figur relativ spät nochmal einen Love Interest brauchte, um ihre Motivationen zu begründen, wenn die sowieso vorher omnipräsent waren. Auch das Ende war mir dahingehend doch eine Spur drüber. Auch warum ständig ziemlich sinnlos französische Wörter wie "Oui" oder "Merde" eingefügt wurden, war mir nicht so richtig klar.

Nichtsdestotrotz war "Die Nachtigall" ein toller historischer Roman, bei dem ich einiges lernen konnte. Die über 600 Seiten ließen sich dank der spannenden Handlung sehr schnell lesen.

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Veröffentlicht am 18.01.2023

Ungewöhnlicher Einblick in die Gedanken eines 14-jährigen

Frankie
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Der titelgebende, 14-jährige Frankie und seine Mutter holen zu Beginn des Buches Frankies Großvater vom Gefängnis ab, wo dieser die letzten 18 Jahre verbracht hat. Auf den folgenden knapp 200 ...

Der titelgebende, 14-jährige Frankie und seine Mutter holen zu Beginn des Buches Frankies Großvater vom Gefängnis ab, wo dieser die letzten 18 Jahre verbracht hat. Auf den folgenden knapp 200 Seiten begleiten wir Frankie durch die nächsten Wochen, in denen er eine Beziehung zu seinem Großvater aufbaut, seine Familie aus einer anderen Sichtweise kennenlernt und ein paar wilde Abenteuer erlebt.

Bei dem Buch scheinen sich die Geister zu scheiden und ich kann total verstehen wieso. Die Geschichte ist nicht so ganz das, was der Klappentext verspricht, der Schreibstil ist etwas ungewöhnlich und am Ende hat man irgendwie mehr Fragen als Antworten. Auch ich brauchte ein paar Tage, um mir darüber im Klaren zu werden, was ich von dem Buch halte. Mein Fazit ist dabei ziemlich positiv, ich kann aber auch viele kritische Stimmen verstehen.

Die Geschichte wird komplett aus der Sicht des 14-jährigen Frankie erzählt. Tatsächlich wirkte Frankie für mich doch eher unreif für sein Alter, gerade was seine Gedankengänge angeht, zwischendurch war ich mir nicht ganz sicher, ob er auf dem Spektrum sein soll oder eine andere psychische Beeinträchtigung hat. Grundsätzlich hätte die Geschichte für mich etwas mehr Sinn gemacht, wenn er ein paar Jahre jünger gewesen wäre.

Nichtsdestotrotz bleibt "Frankie" eine Geschichte, die mir sicher lange im Gedächtnis bleiben wird. Ich fand den außergewöhnlichen, zeitweise überraschend philosophischen Schreibstil sehr anregend, sodass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit durch hatte, auch die Charaktere und ihre Probleme fand ich durchaus spannend geschrieben.

Das Buch ist sicher nichts für jeden, doch wer auf der Suche auf eine etwas andere Geschichte ist, findet hier einen guten Kandidaten.

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Toller Auftakt - ich freue mich auf mehr!

This Vicious Grace - Die Auserwählte
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Alessa ist die Finestra - die gottgegebene Kriegerin, die die Insel Saverio bei einer epischen Schlacht anführen soll. Dazu braucht sie jedoch einen Fonte, einen Begleiter, der ebenfalls eine Macht besitzt, ...

Alessa ist die Finestra - die gottgegebene Kriegerin, die die Insel Saverio bei einer epischen Schlacht anführen soll. Dazu braucht sie jedoch einen Fonte, einen Begleiter, der ebenfalls eine Macht besitzt, die sie mit ihrer kombinieren kann. Blöd nur, dass Alessa bereits drei Fonte auf dem Gewissen hat, da sie alle zu schwach waren, um eine reine Berührung von ihr auszuhalten. In "This Vicious Grace" begleiten wir Alessa nun auf der Suche nach einem neuen Fonte, die immer stressiger wird...

Ich bin normalerweise kein großer Fantasy-Leser, aber diese Prämisse und eine erste Leseprobe hatten mir sofort zugesagt. Die Autorin schafft eine sehr spannende und einzigartige Welt, die viele Elemente aus der italienischen Kultur, Sagenwelt und Sprache entlehnt. Gern hätte das Wordbuilding von mir aus hier noch etwas tiefer gehen können. Allgemein fand ich, dass gerade mit weiterem Verlauf der Geschichte immer mehr der romantische und weniger der Fantasy-Aspekt in den Mittelpunkt rückte, was mir nur Recht war. Gerade die Liebesgeschichte war spannend geschrieben und vor allem die zweite Hälfte des Buches konnte mich wirklich überzeugen.

Besonders mochte ich, wie in diesem Buch psychische Gesundheit und Themen wie Einsamkeit verarbeitet werden. Ich fand auch, dass es einen sehr gesunden Umgang zu Sexualität - Sex und sexuelle Bedürfnisse wurden oberflächlich besprochen, es gibt aber (so weit ich mich erinnere) keine expliziten Sexszenen.

Für eine 5-Sterne-Bewertung hat mir aber an manchen Stellen noch das gewisse Etwas gefehlt. Es gibt keine großen Sachen, die mich gestört haben, aber an ein perfektes Buch ist es noch nicht herangekommen. Tatsächlich musste ich erst ein wenig darüber nachdenken und andere Rezensionen lesen, um fassen zu können, was genau mich gestört hat, aber am Ende kam es auf mehrere kleinere Aspekte heraus: der Wandel von lustigen zu sehr ernsten Szenen kam mir manchmal zu plötzlich und unpassend, die Charaktere waren an manchen Stellen für mich etwas zu oberflächlich und unorignell und allgemein ist die Handlung relativ vorhersehbar.

Trotzdem konnte mich das Buch packen und ich freue mich schon auf den zweiten Band dieses Jahr!

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Kann man 2023 nicht noch etwas mehr erwarten?

Weihnachten im kleinen Café an der Mühle
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Im weihnachtlichen Wümmerscheid-Sollensbach ist eine Menge los. Peter und Sophie, Eigentümer des kleinen Cafés an der Mühle, haben nicht nur mit einer Erweiterung des Cafés, sondern auch mit dem zweijährigen ...

Im weihnachtlichen Wümmerscheid-Sollensbach ist eine Menge los. Peter und Sophie, Eigentümer des kleinen Cafés an der Mühle, haben nicht nur mit einer Erweiterung des Cafés, sondern auch mit dem zweijährigen Wirbelwind Lisa alle Hände voll zu tun - trotzdem ist Peter immer wieder abwesend, was Sophie ernsthafte Sorgen bereitet. Auch die zahlreichen anderen Charaktere des illustren Eiffelstädtchens haben alle mit ihren Problemchen zu kämpfen - allen voran mit einem Besuch einer Delegation der englischen Partnerstadt.

Vorneweg: Nein, ich gehöre mit Mitte 20 definitiv nicht zur Zielgruppe dieses Buches, ich kann mich auch nicht als regelmäßiger Leser dieses Genres bezeichnen. Doch gerade in der Weihnachtszeit bin ich doch recht offen für ein bisschen Kitsch und etwas übertriebene Heimatromantik - und das kann man auch gut hinbekommen, aber dieses Buch tut es einfach nicht.

Zweiter Punkt: Ich habe keine anderen Bände dieser Reihe gelesen. Ich konnte inhaltlich eigentlich problemlos folgen, nur kann es natürlich sein, dass ich gewisse Dynamiken zwischen Figuren nicht ganz richtig verstanden habe, aus denen vielleicht manche folgende Kritik entstanden ist.

Natürlich gibt es hier eine Menge genrebedingte Eigenheiten, über die man sich hier lustig machen und die man kritisieren könnte: Alle Figuren haben absurd deutsche Namen und sind wahrscheinlich genau so weiß, wie der Schnee, der in den passendsten Momenten immer wieder fällt (Ausnahme: Zwei schwarze Randcharaktere, über die aber auch recht seltsam geschrieben wird) - etwas anderes als heterosexuell ist hier natürlich auch keiner; Irgendwie entsteht nie ein wirklicher Konflikt, selbst als gegen Ende etwas scheinbar Schlimmes passiert, sind die Folgen nach wenigen Kapiteln auch wieder erledigt; Gefühlt das halbe Dorf hat sich mit einer pfiffigen Idee selbst verwirklicht und hat jetzt eine erfolgreiche selbstständige Tätigkeit; Alles ist einfach heile Welt, alle verstehen sich gut und es kommt nie zu wirklich ideologischen Reibungen. All das ist für mich beim Lesen eines solchen Buches vielleicht etwas belächelnswert, aber vollkommen okay und irgendwie erwartet man das ja auch und greift vielleicht auch deshalb zur Lektüre. Selbst die Tatsache, dass Wümmerscheid-Sollensbach scheinbar in den 80ern stehen geblieben ist (Google ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Fremdwort; dass jemand fließend Englisch kann, wird als total verrückt abgetan), hat mich gar nicht so wirklich gestört - bis auf eine Tatsache und das hat das Buch für mich echt kaputt gemacht.

Ich verstehe einfach nicht, warum man 2022 noch solche altbackene Geschlechterrollen schreibt. Am besten wird das deutlich an der Beziehung von Peter und Sophie. Sophie betreibt nicht nur das Café in der Mühle, sondern übernimmt so ziemlich die gesamte Care-Arbeit und den Großteil der Erziehung der kleinen Tochter (etwas anderes wird uns jedenfalls nicht vermittelt). Es gibt mehrere Szenen, in denen Sophie überfordert wirkt, aber die Idee, dass ihr Gatte mal etwas mehr Arbeit übernehmen könnte, wird nie geäußert. Der hat dafür genug Zeit, im Geheimen einen Tanzkurs zu machen. Ja, das soll als Überraschung für Sophie dienen, aber ich dachte mir die ganze Zeit, dass er seine Zeit lieber mit deiner Familie verbringen sollte. Was für den Außenstehenden eindeutig so wirkt, als würde Peter Sophie betrügen, nimmt Sophie erst so spät als solches war und nachdem sie Peter damit konfrontiert, nimmt sie ihm ziemlich schnell eine recht dämliche Ausrede ab. Es scheint außerdem vollkommen normal, dass alle Frauen in Sophies Alter vormittags Zeit haben zum Frisör zu gehen. Die zweijährige Lisa ist oft dabei, wenn ihre Mutter arbeitet, dafür erleben wir aber selten, dass Peter mit der Kleinen mal allein ist. Mein negativer Höhepunkt war die Zusammenkunft des zu diesem Zeitpunkt rein männlichen Dorfvereins, in dem diskutiert wurde, wie man die englischen Gäste bespaßen könnte. Die Männer kommen zu der Erkenntnis, dass sie aufgrund ihres Geschlechts nicht wissen, wie sie mit Gästen umgehen sollten. Daraufhin rufen sie ihre Ehefrauen an, die anschließend vorbeikommen - nachdem sie sich natürlich um die besagten Gäste gekümmert und denen das Essen gekocht haben - und ihre zahlreichen Ideen unterbreiten, u.a. Plätzchenbacken. An dieser Stelle war ich kurz davor, das Buch abzubrechen. Ach ja, an einer Stelle gibt es eine weibliche Handwerkerin - aber keine Angst, sie unterhält sich nach getaner Arbeit mit Sophie über Plätzchenrezepte.

Einziger Lichtblick (und der Grund, dass das Buch zwei Sterne bekommt), war die absolut hinreißende zweijährige Lisa (Welches zweijährige Kind heißt 2022 Lisa?), die immer für eine große Portion Humor und Niedlichkeit gesorgt hat. Mit süßen Kleinkindern kriegt man mich immer.

Vielleicht bin ich zu jung, vielleicht bin ich zu woke, aber das Buch war leider so gar nichts für mich. Ich hatte mich eingestellt auf schönen, leichten Weihnachtskitsch, aber ich finde, das kann man auch ohne angestaubte Geschlechterrollen gut schaffen. Wirklich schade, gerade am Anfang war ich noch voll offen für die Geschichte. Die sonst positiven Bewertungen dieses Buchs scheinen ja jedoch zu zeigen, dass die Zielgruppe hier wahrscheinlich bedient wird, daher will ich hier auch nicht komplett abraten.

Rant over.

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