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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2022

Ein Thema, das viel zu selten diskutiert wird

Ware Mensch
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In "Ware Mensch" stellt uns Dietmar Roller, Experte für Entwicklungszusammenarbeit, verschiedene Menschen aus der ganzen Welt und ihre Schicksale im Zusammenhang mit moderner Sklaverei vor. Dabei gibt ...

In "Ware Mensch" stellt uns Dietmar Roller, Experte für Entwicklungszusammenarbeit, verschiedene Menschen aus der ganzen Welt und ihre Schicksale im Zusammenhang mit moderner Sklaverei vor. Dabei gibt er meist schockierende Erzählungen dieser Menschen wieder, untermauert diese mit Statistiken und stellt aber auch dar, wie sie es aus diesen furchtbaren Verhältnissen schaffen konnten.

Ich verzichte bei dieser Rezension bewusst auf die Triggerwarnungen, die ich mir seit einiger Zeit angewöhnt habe, weil ich denke, dass man sich sicherlich denken kann, dass in einem solchen Buch Themen wie Vergewaltigung, Missbrauch und Kinderarbeit sehr zentral sind. Trotzdem möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass die besprochenen Thematiken schon echt harter Tobak sind und man manchmal auch wirklich das Bedürfnis hat, das Buch zur Seite zu legen, einfach, weil es so schlimm ist. Letztendlich finde ich diese harten, aber eindrücklichen Beschreibungen des Autors gut, denn nur so wird den Leser:innen klar, wie präsent und furchtbar das Thema Sklaverei auf unserer Welt immer noch ist.

Der Autor wählt vielfältige Beispiele aus der ganzen Welt, die deutlich machen, dass nicht nur Entwicklungsländer betroffen sind. Ich möchte außerdem positiv betonen, dass er sich nicht White Savourism bedient, was bei anderen Büchern dieses Genres leider viel zu häufig passiert. Immer wieder betont Roller, dass moderne Sklaverei häufig auf kolonialen Strukturen aufbaut bzw. nur überleben kann, weil der Konsum und die Politik westlicher Staaten sich (wenn auch manchmal indirekt und unbewusst) von ihm bedienen.

Gerade weil der Untertitel des Buches dies verspricht, hätte ich mir etwas mehr Informationen dazu gewünscht, wie ich als private Einzelperson den Kampf gegen Sklaverei unterstützen kann. Natürlich ist mir bewusst, dass dies vor allem Projekte vor Ort schaffen, die der Autor auch detailliert schildert. Trotzdem hätte ich mir vielleicht zum Abschluss ein Kapitel mit einfachen Handlungsaufforderungen gewünscht, z.B.: Wo kann ich spenden? Gibt es politische Initiativen, die ich durch Petitionen o.ä. unterstützen kann? Was kann ich konkret an meinem Konsumverhalten ändern, um Sklaverei zu behindern? Ich will nicht sagen, dass diese Fragen gar nicht beantwortet wurden, doch am Ende fühlte ich mich etwas nutzlos, obwohl gerade der Autor am Ende meinte, dass man etwas dagegen tun könnte.

Trotzdem möchte ich das Buch allen ans Herz legen. Es ist sicher kein einfaches Thema, aber Alltag in unserer modernen Welt, über die wir mehr wissen sollten.

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Veröffentlicht am 16.11.2022

Beeindruckender Einblick in ein anderes Leben

Schwarzes Herz
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TW: Auf der letzten Seite des Buches ist eine ausführliche Triggerwarnung, die ich allen vor dem Lesen ans Herz legen würde, die auf bestimmte Themen sensibel reagieren (v.a. Rassismus, häusliche Gewalt).

In ...

TW: Auf der letzten Seite des Buches ist eine ausführliche Triggerwarnung, die ich allen vor dem Lesen ans Herz legen würde, die auf bestimmte Themen sensibel reagieren (v.a. Rassismus, häusliche Gewalt).

In ihrem Roman "Schwarzes Herz" lässt die Autorin ihre namenlose schwarze Protagonistin von ihrem Leben erzählen. Schon als Kind leidet sie unter Rassismus, chronischer Krankheit und häuslicher Gewalt, später gerät sie selbst in eine Beziehung mit einem gewalttätigen Mann und versucht, aus dem Teufelskreis der Gewalt auszubrechen.

Mir ist bewusst, dass diese Handlungszusammenfassung etwas dürftig ist (der Klappentext macht hier meiner Meinung nach auch keinen besonders guten Job), es ist aber auch keine so ganz kohärente Handlung in dem Buch für mich erkennbar. Das könnte man jetzt durchaus als Kritik werten, ich fand diese sozusagen fiktive Biografie (in die sicher auch viele autobiografische Elemente der Autorin eingeflossen sind) aber sehr interessant und gab mir einen eindrucksvollen Blick in das Leben eines Menschen, der ganz andere Probleme hat als ich. Ich denke, gerade bei Themen wie Rassismus, wo viele Menschen immer noch Schwierigkeiten haben zu verstehen, wo genau das Problem liegt, sind solche Berichte unheimlich wichtig und helfen mir persönlich, mich besser mit den Thematiken auseinander zu setzen.

Mein einziger Kritikpunkt (und der Grund, weshalb ich hier vier statt fünf Sternen gebe) ist die etwas gewöhnungsbedürftige Struktur. Die Autorin springt zwischen mehreren Zeitlinien hin und her, gepaart mit teilweise sehr kurzen Kapiteln hat das manchmal dazu geführt, dass ich nicht sofort wusste, in welcher Zeit wir jetzt sind und ich wurde immer mal wieder aus der Handlung herausgeholt.

Trotzdem ist es ein sehr eindrucksvoll geschriebenes Buch, dass ich allen ans Herz legen möchte. Ich konnte die knapp 200 Seiten trotz der doch recht heftigen Thematik innerhalb eines Tages verschlingen, was ja eigentlich immer ein gutes Zeichen ist.

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Für mich der perfekte historische Roman

Die Sehnsucht nach Licht
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Wir schreiben das Jahr 2019, die 30-jährige Luisa Steiner lebt und arbeitet im Schlematal im Erzgebirge, das schon seit Jahrhunderten vom Bergbau geprägt ist. Inspiriert durch ihre Großtante forscht sie ...

Wir schreiben das Jahr 2019, die 30-jährige Luisa Steiner lebt und arbeitet im Schlematal im Erzgebirge, das schon seit Jahrhunderten vom Bergbau geprägt ist. Inspiriert durch ihre Großtante forscht sie in der Geschichte ihrer Familie und so erfahren wir Leser immer wieder Häppchen der aufregenden Geschichte der Familie Steiner und des Schelmatals ab 1909 in Form von Rückblenden.

Ich bin immer großer Verfechter davon, dass es mehr ostdeutsche Autor*innen braucht, die tolle ostdeutsche Geschichten erzählen - und "Sehnsucht nach Licht" ist ein Paradebeispiel dafür, was da für tolle Werke herauskommen können. Die Familie Steiner hat zahlreiche vielschichtige Charaktere, die mit den Problemen ihrer Zeit zu kämpfen hatten, nie perfekt waren, aber es am Ende trotzdem immer schaffen, Licht zu finden (sowohl wortwörtlich als auch im metaphorischen Sinne). Ich kann mir gut vorstellen, dass die Autorin ein gutes Bild einer durchschnittlichen Familie aus dem Erzgebirge illustrieren konnte, auch ich konnte so einige Parallelen zu meiner Familiengeschichte finden.

In knapp 400 Seiten packt die Autorin einfach so viel Spannendes, ohne dass man sich an irgendeiner Stelle überladen fühlt. Besonders Fans von historischen Romanen werden hier ihren Spaß haben.

Diese Lektüre wird mir noch lange in Erinnerung bleiben - und hat mir Lust auf einen Ausflug ins Erzgebirge gemacht!

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