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Veröffentlicht am 05.05.2020

Starke Figuren in einem explosiven Debütroman

Das wirkliche Leben
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Eine vierköpfige Familie lebt irgendwo in Europa in einer gut bürgerlichen tristen Siedlung mit Haus, Garten und ein paar Haustieren. Im Mittelpunkt steht die Ich-Erzählerin, die Tochter der Familie, ...

Eine vierköpfige Familie lebt irgendwo in Europa in einer gut bürgerlichen tristen Siedlung mit Haus, Garten und ein paar Haustieren. Im Mittelpunkt steht die Ich-Erzählerin, die Tochter der Familie, die allerdings namenlos bleibt, erlebt eine Kindheit und Jugend, die mehr mit Brutalität konfrontiert wird als mit Liebe. Der Vater, ein Jäger und Sammler von ausgestopfte Tieren tyrannisiert die Familie auf physische und psychische Art und Weise. Seine Ehefrau schüchtert er jahrelang ein, so dass sie den Kampf, sich zu wehren, aufgibt. Gilles, der Sohn und der einzige in der Familie, der einen Namen von der Autorin bekommt, hält in den ersten Lebensjahren ein inniges Verhältnis zu seiner Schwester bis zu dem Zeitpunkt, als der Vater den Sohn mit Waffen begeistert. Letztendlich schreckt der Vater vor nicht zurück, ob Mensch oder Tier, die er demütigt und verletzt.
Adeline Dieudonné beeindruckt mit ihrem Debütroman, indem sie mit Wucht, Explosivität und Nüchternheit starke Figuren sprachgewaltig und lebendig entwickelt hat. Starke Figuren deshalb, weil sie brutal und intensiv handeln, vor allem die Hauptprotagonistin, die hier als Ich-Erzählerin in der Rolle der Tochter dargestellt wird, und deren Vater, der eine einseitige Vaterrolle wiederspiegelt. Weit weg von Liebe und Emotionen wird dieser Roman erzählt. Dieser Roman ist zeit- und raumlos, denn er könnte in Belgien, aber auch in Deutschland, Schweden oder in England erzählt worden sein. Diese Familienkonstellation Vater, Mutter, Tochter und Sohn assoziieren ein Familienbild, dass in den deutschen bürgerlichen Stadtsiedlungen der 1960er oder 1970er Jahre handeln könnte, oder in den 1980er Jahren in England oder jedem anderen europäischen Land. Familien, wie sie hier dargestellt wird, gab und gibt es sicherlich noch, und man wünscht sich dabei, in solchen Verhältnissen nicht aufwachsen zu wollen. In Nebenschauplätzen spielen eine Nachbarsfamilie und ein Professor eine Rolle, die die Ich-Erzählerin bestärken und positive Momente aufflackern lassen. Ein Stück Hoffnungsschimmer.
Anhand der Szenen in der Geschichte sieht man, wie Machtverhältnisse in Familien und zwischen Geschlechtern entstehen, und was diese Verhältnisse aus Menschen macht. Man hofft während des Lesens immer wieder auf Vernunft und eine Umkehrung der negativen Verhältnisse zwischen den Figuren.
Ein gut erzählter und nachhaltiger Coming-of-Age Roman in der Hülle eines Debütromans. Mein bisheriges Lesehighlight im Frühjahr 2020.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Wenn man die Kindheit verliert

Marta schläft
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Nadja kam als gebürtige Polin nach Deutschland, und verlor schnell ihre Kindheit, weil sie in jungen Jahren wegen einer Straftat verurteilt wurde. Heute viele Jahre später arbeitet sie in einer Kanzlei. ...

Nadja kam als gebürtige Polin nach Deutschland, und verlor schnell ihre Kindheit, weil sie in jungen Jahren wegen einer Straftat verurteilt wurde. Heute viele Jahre später arbeitet sie in einer Kanzlei. Parallel wird die Geschichte ihrer Freundin Laura erzählt, die ein unzufriedenes Hausfrauenleben führt. Als die Freundin Laura von Nadja Hilfe benötigt, wird Nadja schnell vorverurteilt, und ihre Vergangenheit bereitet ihr psychische Probleme. Nach und nach erfährt man, warum Nadja bisher ein schwieriges Leben geführt hat, für das sie zweimal büßen musste.
Die Autorin Romy Hausmann hiermit ihren zweiten Thriller nach „Liebes Kind“ über eine junge Frau, deren Kindheit anders verlief als bei anderen Kindern. Romy Hausmann konstruierte drei Erzählstränge, indem über die Hauptprotagonistin Nadja, ihren Nebenfiguren Laura und Gero und deren Beziehung sowie über mehrere Briefausschnitten erzählt wird. Anfangs verwirren die unterschiedlichen Erzählungen, die sich erst am Ende zusammenfügen und verständlich werden. Eine Geschichte mit Briefausschnitten an sich finde ich als Methode gut, aber in diesem Thriller fehlte mir durch diese Briefe eine aufbauende Spannung. Nadja als Verurteilte und Mörderin stellte die Autorin in das angemessene Licht der Aufmerksamkeit. Die Affären, die eher kleine Nebenschauplätze darstellen, fand ich unpassend. Eine Liebesgeschichte mit der Hauptprotagonistin Nadja im Mittelpunkt hätte ich besser gefunden. Dadurch, dass die Erzählstränge am Anfang verwirren und durch die Erzählperspektiven durcheinanderwirbeln, fehlte mir ausreichend Spannung und der rote Faden im Laufe der Geschichte. Der Unterhaltungswert ist deshalb aus meiner Sicht gesunken.
Im Rahmen einer Leseaktion von jellybooks und dem dtv Verlag durfte ich diesen Thriller lesen. Somit möchte ich mich bei beiden Institutionen bedanken, dass ich diesen Thriller lesen durfte.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Tolles Ermittlerduo mit Humor und Risiko

Heißes Pflaster
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Die beiden Ermittler Hanna Seiler und Milo Novic müssen innerhalb von Leipzig ihren zweiten Fall lösen. Guido Ehrlich – der Amtsleiter des Leipziger Liegenschaftsamtes – wird tot am Ufer eines Sees gefunden. ...

Die beiden Ermittler Hanna Seiler und Milo Novic müssen innerhalb von Leipzig ihren zweiten Fall lösen. Guido Ehrlich – der Amtsleiter des Leipziger Liegenschaftsamtes – wird tot am Ufer eines Sees gefunden. Er war vor seinem Tod bekannt dafür, dass er sich für die Schwachen der Gesellschaft stark machte, nämlich die Obdachlosen, Punker und Menschen aus der linken Szene. Diese Gesellschaftsgruppe ist in den Augen des Immobilienmoguls Gerd Wenger ein Dorn im Auge. Wenger ist dagegen bekannt, dass er alte Häuser aufkauft, saniert und wieder teuer verkauft. Ein Konflikt steht zwischen den Linken und Gerd Wenger. Und ausgerechnet sein Sohn Mark verliebt sich in Annie, die zur linken Szene dazu gehört. Außerdem steht Gerd Wenger symbolisch für konservative Werte, und wird in die politisch rechte Ecke gestellt. Deshalb laufen die Gerüchte in Leipzig, dass Gerd Wenger den Amtsleiter Guido Ehrlich umgebracht beziehungsweise umbringen lassen hat. Hanna Seiler und ihr Kollege Milo Novic geraten in politische und explosive Gegebenheiten, um diesen Mordfall zu lösen.
Alex Pohl als gebürtiger Leipziger kennt seine Stadt so gut wie seine eigene Westentasche. Somit liegt es nahe, dass der Autor seine fiktiven Kriminalfälle in seiner Heimatstadt entwickeln lässt. Hanna Seiler stellt eine verwitwete Ermittlerin und alleinerziehende Mutter dar, deren Mann Franz Seiler ebenfalls bei der Leipziger Polizei gearbeitet hat und bei einem Ersatz ums Leben kam. Warum er ums Leben kam, bleibt immer noch ein Rätsel nach diesem zweiten Kriminalfall. Hannas‘ Kollege Milo stellt einen gebürtigen Serben dar, der alleinstehend ist, aber noch eine Schwester namens Romana hat. Allerdings weiß kaum jemand, dass er eine Schwester hat, denn sie verkehrt ebenfalls in der linken Szene, und ist somit der Gegenpart von Milo. Beide Ermittler handeln sachlich mit einem gewissen Humor, und nehmen gerne auch Risiko auf sich. Bei diesem Mordfall stoßen sie trotzdem physisch und psychisch an ihre Grenzen, auch wenn der Autor es nicht so eindeutig betont, aber man kann sich gut in die Szenen hinein versetzen und nachvollziehen, wie es den beiden in den jeweiligen Szenen ergehen muss. Alex Pohl entwickelt die Figuren nach und nach, so dass man auch schon mal auf der falschen Fährte ist, wenn es darum geht, welche Figur böse oder gut ist. Dieser Mordfall ist politisch und gesellschaftlich belastet und stellt die Figuren vor hohe Herausforderungen. Diese Elemente bereiten der Leserschaft einen sehr guten und spannungsgeladenen Krimi. Man darf sich auf weitere Kriminalfälle aus der Feder von Alex Pohl jetzt schon freuen, wenn er seinen Schreib- und Erzählstil auf diese Art und Weise beibehält.
Dieser Krimi brachte mir viel Lesevergnügen mit Humor und Spannung bis zur letzten Seite. Deshalb muss ich bald den ersten Band dieses Ermittlerduo Hanna Seiler und Milo Novic unbedingt nachlesen, damit ich zukünftige Fälle der beiden weiterhin auch mit voller Erwartung und Neugier lesen kann.

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Veröffentlicht am 26.03.2020

Verwirrspiel zwischen Opfer- und Täterfiguren

LITTLE LIES – Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht
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Leah verschwindet aus Boston in ein kleines Dorf. Dort lebt sie mit Emmy - eine Freundin aus Bostoner Zeiten - in einem Haus am Wald. Leah arbeitete in der Vergangenheit als Journalistin, aber in dem kleinen ...

Leah verschwindet aus Boston in ein kleines Dorf. Dort lebt sie mit Emmy - eine Freundin aus Bostoner Zeiten - in einem Haus am Wald. Leah arbeitete in der Vergangenheit als Journalistin, aber in dem kleinen Dorf beginnt sie ein Leben als Lehrerin. Eines Tages verschwindet Emmy plötzlich. Tagelang ist sie weg. Leah weiß nicht, wo sie ist. Ein Bewohner und Kollege von Leah aus dem Dorf belästigt Leah. Er steht unter Verdacht, weil er gelegentlich Frauen nachstellt. Im gleichen Zeitraum als Leah Emmy als vermisst meldet, wird eine andere Frau schwer misshandelt gefunden. Sie liegt tagelang im Koma. Leah steht vor einem Rätsel. Wo ist Emmy, und wer hat die andere Frau umgebracht? Leah versucht selbst herauszufinden, wer Emmy und die andere Frau ist. Leah muss feststellen, dass die andere Frau ihr zum Verwechseln ähnlich sieht.
Hiermit schrieb die Autorin Megan Miranda nach dem Thriller „Tick tack – wie lange kannst du lügen“ ihren zweiten Thriller. Durch die Besetzung der Figuren stehen Frauen im Mittelpunkt, unter anderem Leah und Emmy. Freundinnen, die zusammen leben, aber sich nicht so gut gehen, wie Leah feststellen muss. Emmy arbeitet nachts, Leah am Tage in der Schule. Beide Frauen gehen sich aus dem weg sozusagen. Deshalb kann Leah sich auch nicht erklären, wo Emmy sein könnte. Dann findet man eine misshandelte Frau, die niemand kennt. Außer dass diese Frau Leah ähnlich sieht, gibt es weder Gemeinsamkeiten zu Emmy noch zu Leah. Im Dorf arbeitet ein Kollege von Leah an der gleichen Schule. Aufgrund der telefonischen Belästigungen gerät dieser Kollege unter Verdacht, die unbekannte Frau misshandelt zu haben, und eventuell mit dem Verschwinden von Emmy etwas zu tun zu haben. Anfangs der Geschichte dreht sich viel um Leah, Emmy und den Alltag in dem Dorf. Ein Ermittler der Polizei nimmt zu Leah Kontakt auf, um Emmys Verschwinden zu lösen. Die Erzählung wirkt teilweise etwas zäh meiner Meinung, weil ich mir etwas mehr Tempo gewünscht hatte. Erst ab dem letzten Drittel wird die Geschichte spannend, weil man dann mehr aus dem Leben von Leah und Emmy erfährt. Der Polizeiermittler wahrt nicht die Distanz zu Leah, was unprofessionell ist. Ich denke, dass die Autorin eine kleine Liebesgeschichte mit einbauen wollte, aber zwischen diesen beiden Figuren finde ich sie unpassend. Ansonsten ist der Schreibstil angenehm zu lesen.
Der Autorin gelingt es, ein Verwirrspiel zwischen Opfer und Täter zu schaffen, so dass man auf eine falsche Fährte geführt wird. Man ist am Ende verblüfft, was das Lesetempo im Nachhinein wieder wettmacht.

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Veröffentlicht am 12.03.2020

Die Jagd unter Polizisten

Wolves – Die Jagd beginnt (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 3)
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Bei dieser Geschichte gerät Detective William „Wolf“ Fawkes zwischen die Fronten innerhalb der britischen Polizei. Sein Kollege, bester Freund und Ziehvater Detective Sergeant Finlay Shaw wird tot in seinem ...

Bei dieser Geschichte gerät Detective William „Wolf“ Fawkes zwischen die Fronten innerhalb der britischen Polizei. Sein Kollege, bester Freund und Ziehvater Detective Sergeant Finlay Shaw wird tot in seinem Haus gefunden. Zunächst weisen die Indizien darauf hin, dass sich Finlay Shaw selbst umgebracht hat. Als Wolf dann tiefer in die Zusammenhänge von Finlay und dessen alten Freund und Kollegen Christian Bellamy stöbert, fallen ihm Ungereimtheiten auf. Dass Finlays Frau sehr krank gewesen ist, spielt hier unter anderem neben viel Geld eine Rolle. Wolf, Emily Baxter und die anderen Kollegen versuchen einen Fall aus dem Jahr 1979 zu rekonstruieren, bei dem Finlay Shaw und Christian Bellamy ermittelt haben. Wolf selbst steht unter Beobachtung aufgrund seines vorherigen Falls, und muss sich diesmal unter Beweis stellen.
Daniel Cole ist zurück und erzählt in seinem dritten Thriller einen kriminalistischen Fall, bei dem William „Wolf“ Fawkes vor der Hut sein muss. Denn eigentlich sitzt er wegen eines alten Falls unter Beobachtung und muss teilweise in der Justiz einsitzen. Seine Ermittlungstaktik muss er deshalb unter Beweis stellen, dass er sich sozusagen „reinwaschen“ an. Beim Lesen stellt man fest, dass der Autor die Figur William Fawkes kein bisschen einbüßen musste. Der Charakter spiegelt sich genauso wider wie in den beiden vorherigen Thrillern mit der Figur „Wolf“. Diesmal wird aufgrund eines alten Falls der beiden Kollegen Christian Bellamy und Finlay Shaw abwechseln aus der Vergangenheit aus dem Jahr 1979 und der Gegenwart 2016 erzählt. Wolf versucht dahinter zu kommen, was damals passiert ist. Ein Drogenlager brannte und ganz viel Geld verschwand, dass angeblich nicht verbrannte bei dem Feuer. Wolf wird auch bei diesem Fall von Emily Baxter unterstützt. Nebenbei erfährt man auch wieder ein wenig aus dem Privatleben der beiden Ermittler, dass nicht immer einfach ist, indem beide einen Spagat zwischen Privat und Beruf bewältigen müssen.
Auch dieser dritte Fall um die Figuren William Fawkes und Emily Baxter haben mir wieder gut gefallen. Die Charaktere sind genauso stark wie in den vorherigen Geschichten. Spannung und Unterhaltungswert konnten mich mit einem guten Erzähltempo gleichbleibend überzeugen. So würde ich mich über weitere Geschichten über das Ermittlerduo freuen.

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