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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2017

Vielversprechender, aber steigerungsfähiger Auftakt

Erwachen des Lichts
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Nachdem ich vor kurzem den zweiten Band der GötterFunken-Reihe von Marah Woolf gelesen habe, hat mich die Götterwelt mal wieder so eingenommen, dass ich mich entschieden hatte, mit Jennifer L. Armentrouts ...

Nachdem ich vor kurzem den zweiten Band der GötterFunken-Reihe von Marah Woolf gelesen habe, hat mich die Götterwelt mal wieder so eingenommen, dass ich mich entschieden hatte, mit Jennifer L. Armentrouts Götterleuchten-Reihe zu beginnen und mehr über die Götter an sich zu erfahren. Ich bin ein absoluter Fan dieser Mythen und den einzelnen Gottheiten und Titanen, so dass ich sehr gespannt war, wie die Autorin das in ihrem Buch umsetzen würde.

Im Großen und Ganzen hat mir die Welt und das Setting in "Erwachen des Lichts" sehr gut gefallen. Die Verbindung zwischen Göttern und Halbgöttern, Apollyonen, Titanen, Schatten und Wächtern fand ich sehr gut erklärt, auch wenn ich mit den ganzen Begrifflichkeiten und Beziehungen anfangs noch so meine Schwierigkeiten hatte. Es ist eben schon sehr viel und teilweise auch komplex, doch trotzdem hat Jennifer L. Armentrout eine tolle und spannende Welt erschaffen, die einiges an Potenzial geboten hat. Meiner Meinung nach hat die Autorin dies allerdings nicht ganz ausschöpfen können. Gerade im ersten Band finde ich doch, dass die Götterwelt sehr im Hintergrund steht und auch wenige Götter auftreten. Ich persönlich fand das schon schade, weil ich auf mehr Interaktion zwischen der Götter- und Menschenwelt gehofft hatte. Vor allem, da der Hauptspielort immer noch die Menschenwelt ist und alleine deswegen die Götter schon in den Hintergrund treten.

Dazu muss man natürlich aber sagen, dass "Erwachen des Lichts" auf mich auch eher wie ein Einführungsband wirkte und daher gar nicht mal so sehr den Fokus auf einen Kampf zwischen den Göttern und Titanen legt. Wie gesagt, es ist eher eine Einführung in die Mythen, Beziehungen und Kräfte. Wie Josie die Neuigkeit aufnimmt, dass sie eine Halbgöttin ist, was nun mit ihr passiert, was sie mit ihren Kräften anfangen soll, die allgemeine Hintergrundgeschichte, warum die Götter überhaupt gegen die Titanen kämpfen und natürlich allen voran: Josies Gefühle für Seth – und andersrum. Ich persönlich mag ja Liebesgeschichten in Fantasy-Young-Adult-Romanen sehr gerne. Es gehört für mich einfach dazu, vor allem, wenn zwischen den Hauptprotagonisten so eine extreme Spannung besteht. Stellenweise war es mir dann aber doch ein bisschen too much – da hätte ich nichts dagegen gehabt, mehr über die Götter zu erfahren, statt darüber, wie oft die beiden noch kurz davorstehen, miteinander ins Bett zu springen.

Der Plot wird aus zwei Perspektiven erzählt: Josie und Seth. Anfangs war ich darüber ein bisschen skeptisch, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt, vor allem, weil Seth als Apollyon doch schon sehr interessant ist und seine überzogene, humorvolle Art doch sehr auflockernd wirkte. Ich kann nicht sagen, welchen von den beiden Figuren ich besser oder toller fand oder mit welcher ich mich besser identifizieren konnte. Beide haben ihre Stärken und beide haben ihre Schwächen. Josie ist dabei menschlich und auf dem Boden geblieben, gerät gerade am Anfang immer mal wieder leicht in Panik, aber ihren bodenständigen, angriffslustigen Charakter habe ich sehr schnell lieben gelernt. Seth dagegen ist in seiner Art doch eher schwierig, weil er gerne aus allem ein Geheimnis macht und oft sehr distanziert und blutrünstig wirkt. Doch aufgrund seiner Vergangenheit und seinen vorherigen Erlebnissen hat er auch eine weiche Seite, die immer mal wieder durchscheint und ihm so einiges an Tiefgründigkeit verleiht. Mich haben sie beide überzeugen können.

Ich habe neben "Erwachen des Lichts" erst ein Buch von Jennifer L. Armentrout gelesen (obwohl noch so viele Bücher von ihr auf meinem SuB liegen), aber da mochte ich ihren Schreibstil schon sehr gerne. Er ist genauso locker, wie ich es erwartet habe und durch Seths und Josies Charaktere teilweise sarkastisch, humorvoll und flapsig. Das kann ein wenig gewöhnungsbedürftig sein; ich kam dagegen sehr schnell damit klar.

Das Cover ist für mich, wie bei den anderen Büchern der Autorin auch, wieder mal eine Meisterleistung. Der Stil der Obsidian-Reihe wurde hier beibehalten. Nicht nur bei der grafischen Umsetzung gibt es Ähnlichkeiten, auch bei der Haptik. Es lässt sich schwer beschreiben, aber dieses leicht ledrige Gefühl finde ich immer wieder toll. Die Bücher sehen einfach wunderschön nebeneinander im Regal aus.

Fazit
"Erwachen des Lichts" ist ein toller Auftaktband einer spannenden und interessanten Reihe der Erfolgsautorin Jennifer L. Armentrout. Mir persönlich war der Götter-Aspekt zu wenig ausgearbeitet, vor allem im Hinblick auf die sich ständig wiederholenden Annäherungsversuche der beiden Hauptprotagonisten. Allerdings ist das Buch ein überzeugender Einführungsband, der viel Potenzial für den Kampf im zweiten Band bietet, und mit toll ausgearbeiteten Hauptfiguren und einem lockeren, flapsigen Schreibstil punkten konnte. Ich bin gespannt, ob die Autorin in der Fortsetzung was drauflegen kann.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Noch Luft nach oben

Im leuchtenden Sturm
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"Im leuchtenden Sturm" habe ich direkt im Anschluss an den ersten Teil "Erwachen des Lichts" gelesen, weil ich meine Eindrücke und Kritikpunkte direkt in den Fortsetzungsband mitnehmen wollte. Ich habe ...

"Im leuchtenden Sturm" habe ich direkt im Anschluss an den ersten Teil "Erwachen des Lichts" gelesen, weil ich meine Eindrücke und Kritikpunkte direkt in den Fortsetzungsband mitnehmen wollte. Ich habe große Hoffnungen in die Autorin gesetzt, dass sie den zweiten Band ein bisschen stärker ausarbeitet, was sie auch geschafft hat – obwohl sie meiner Meinung nach immer noch Luft nach oben für den dritten Band gelassen hat.

Jennifer L. Armentrout hat auch in diesem Band ihre Welt und ihr Setting wieder perfekt in Szene setzen und auch ausnutzen können. Die Einbindung der Götter bzw. der allgemeinen Götterwelt hatte ich bisher bemängelt und auch wenn ich die Umsetzung (insbesondere durch das Auftauchen von Medusa und des doch etwas zurückgebliebenen Herkules ) dieses Mal besser ausgearbeitet fand und die Götterwelt auch besser integriert fand, war mir das dennoch immer noch zu wenig. Es ist einfach unglaublich schade, wenn man sich so auf die Mythen und die verschiedenen Gottheiten freut, und dann nur das allgemeine Feeling bekommt, nicht aber das Aufrollen der unglaublich komplexen griechischen Sagen. Da erwarte ich einfach irgendwie noch mehr.

Dafür hat sich meiner Meinung nach der Plot weiterentwickelt, weil dort nun verschiedene Handlungsstränge zusammenlaufen: Zum einen die Beziehung zwischen Josie und Seth, die Entwicklung und Bändigung von Josies Kräften, die Suche nach anderen Halbgöttern und das Aufrollen von Seths Vergangenheit. Das Buch wirkte dadurch auf mich ein Stück weit spannender und vielschichtiger als der Vorgänger und konnte mich mit der damit verbundenen Dynamik auch mehr begeistern. Gerade der Spannungsbogen am Ende lässt so viel Interpretation zu, dass ich wirklich gespannt bin, was Jennifer L. Armentrout daraus machen wird.

Auch "Im leuchtenden Sturm" ist aus zwei Perspektiven geschrieben, was ich gerade bei der Plotentwicklung sehr gut umgesetzt fand. Ich finde gerade in diesem Band, bei dem schwierige und komplexe zwischenmenschliche Beziehungen an der Tagesordnung stehen, interessant, was Josie und Seth, die in ihrem Auftreten und ihren Gedanken doch sehr unterschiedlich sind, zu den gleichen Begebenheiten denken. Beide Hauptfiguren sind mir gleichermaßen sympathisch geblieben, wie im ersten Band, wenn nicht sogar noch sympathischer. Man merkt Josie ihre Entwicklung an. Und damit meine ich nicht nur den Umgang mit ihren Kräften und ihre Kampferfahrung, sondern auch den Umgang mit Seth. Sie weiß sich immer mehr zu behaupten und lässt ihm verschiedene Dinge auch überhaupt nicht mehr durchgehen. Diese Entwicklung ist auf jeden Fall schön anzusehen und wirkte auf mich authentisch.

Mehr oder weniger gefreut habe ich mich über das Auftreten von Alex und Aiden. Anfangs war ich sehr skeptisch, weil ich vermutete, dass deren Auftauchen nur Chaos bringt, da Seth es aber vorher schon bei Josie verbockt, habe ich mich doch sehr gefreut, einen Teil seiner Vergangenheit kennenzulernen. Zum einen, weil mir beide direkt sehr sympathisch waren und wichtig für den weiteren Verlauf der Handlung sind. Zum anderen, weil die Verbindung, die zwischen Seth und Alex herrscht, eigentlich eher im Hintergrund steht und gar nicht so viel Platz in Anspruch nimmt, wie ich angenommen hatte.

Auch dieses Mal hat mir der Schreibstil von Jennifer L. Armentrout sehr gut gefallen. Die Mischung aus spannender und faszinierender Sprache und den emotionalen, bewegenden Momenten finde ich sehr schön getroffen. Gerade das lässt das Buch weder in großartigen Kitsch, noch in überladene Action abschweifen, was ich absolut großartig finde.

Fazit
Trotz schöner Lesestunden, mehr Dynamik und einem begeisternden Plot hat mir auch bei "Im leuchtenden Sturm" etwas gefehlt. Die Spannung und das Potenzial sind auf jeden Fall da, aber das Hintergrundsetting bzw. die Hintergrundinformationen wünsche ich mir trotzdem mehr ausgearbeitet. Ein sehr schönes und einnehmendes Buch, das trotzdem noch Luft nach oben hat.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Wunderschöne Lesestunden

Wildblumensommer
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Obwohl ich schon viel von der Autorin Kathryn Taylor gehört habe, ist "Wildblumensommer" mein erstes Buch von ihr. Irgendwie hatte ich eine kitschbeladene Geschichte erwartet, jedoch hat dieses Buch viel ...

Obwohl ich schon viel von der Autorin Kathryn Taylor gehört habe, ist "Wildblumensommer" mein erstes Buch von ihr. Irgendwie hatte ich eine kitschbeladene Geschichte erwartet, jedoch hat dieses Buch viel mehr zu bieten, als eine leichte Liebesgeschichte und die allseits bekannten Probleme und Dramen, die ein Liebesroman normalerweise mit sich bringt, so dass mich dieses Werk doch mehr berührt hat, als ich wohl erwartet hatte.

Es gibt einiges an Dramen, die die Protagonisten verarbeiten müssen. Sei es der Tod von Zoes Bruder, ihre damalige plötzliche Abreise und sehr viele verletzte Gefühle und schlimme Erinnerungen, die sie an das kleine Dorf hat. Trotz dieser vielen und teils komplizierten Verbindungen bin ich sehr leicht in das Buch gestartet und habe zu allen Protagonisten, egal, aus welcher Perspektive der Plot gerade erzählt wird, sehr schnell einen Bezug gefunden. Allgemein fand ich alle Figuren sehr gut und authentisch ausgearbeitet. Alle haben ihren Platz in der Geschichte. Keiner wirkte dabei viel zu intensiv in den Fokus genommen oder zu sehr in den Hintergrund gesteckt oder gar absolut unnötig in die Geschichte integriert. Alle kämpfen mit ihren eigenen Problemchen oder ihrem Schicksal, alle sind gezeichnet und alle haben auch etwas zu erzählen. Leider konnte nicht auf alles tiefergehend eingegangen werden, aber dennoch hat es mir gut gefallen, dass nicht nur Zoe im Vordergrund stand, sondern auch die Geschichte ihrer Sommerfreundin Rose erzählt wird. Dies machte das Buch nicht nur vielschichtiger und spannender, sondern bot auch die Möglichkeit, auf verschiedene Alltagsprobleme und Thematiken einzugehen und diese tiefgründig zu behandeln.

Gerade das machte "Wildblumensommer" für mich auch so spannend und einnehmend. Zoe und Rose sind sich in ihrer Art so ähnlich, kämpfen aber doch mit sehr unterschiedlichen Gegebenheiten und Umständen, um letztlich die Liebe, Fürsorge und Geborgenheit zu erhalten, die sie brauchen, um wirklich glücklich im Leben zu sein. Beiden wird das nicht einfach so geschenkt, beide müssen darum kämpfen und machen dabei auch einiges falsch. Und obwohl das auf so viele Liebesromane zutrifft, fand ich es in diesem Buch besonders schön erzählt und besonders schön für den Leser aufbereitet. Vor allem, da oftmals die Perspektiven genau an den Stellen gewechselt wurden, an denen ich doch unbedingt wissen wollte, wie es jetzt mit Zoe oder Rose mit ihren jeweiligen Liebsten weitergeht; gerade dann hätte ich am liebsten laut geflucht und manchmal hat es mich frustriert. Aber auch das schafft nur ein Buch, das gut und einnehmend geschrieben ist.

Besonders gut gefallen hat mir natürlich die Hauptprotagonistin Zoe. Ihre Entscheidung, die OP hinaus zu schieben habe ich allerdings nicht ganz verstanden. Ich hätte mich wohl anders entschieden. Aber ihre Motivation konnte ich trotzdem sehr gut verstehen. Sie kann die unbeendeten und offenen Dinge in ihrem Leben nicht einfach so stehen lassen, braucht Antworten und kehrt daher an einen Ort zurück, an den sie eigentlich nicht mehr zurückkehren wollte. Ich finde Zoe sehr stark geschrieben und sie hat mir auch sehr imponiert. Sicher hätte ich verschiedene Entscheidungen anders getroffen, hätte an der ein oder anderen Stelle erst überhaupt keine Missverständnisse aufkommen lassen, aber ich habe es Zoe in ihrer Leichtigkeit und Naivität trotzdem einfach abgenommen.

Auch Rose hat mir als andere weibliche Hauptprotagonistin sehr gut gefallen. Und auch sie habe ich bewundert, weil sie in ihrem Leben schon einiges durchgemacht hat und gerade im Alltag einiges leisten muss. Sie ist eine sehr sympathische Frau, deren Wunsch nach Liebe ich besonders gut nachvollziehen konnte. Aber auch bei ihr muss ich sagen, dass ich das Missverständnis gar nicht erst hätte entstehen lassen und die „Lüge“ schnellstmöglich aus dem Weg geräumt hätte – aber es sagt sich auch immer so leicht, dass man es selbst besser gemacht hätte; erst recht, wenn man selbst nie in einer solchen oder einer ähnlichen Situation war.

Ein klein wenig Abzug gibt es von mir für das Ende des Buches, das für mich persönlich zu vorhersehbar war und bei dem ich mir eine bessere Ausarbeitung gewünscht hätte. Das bezieht sich nicht nur auf das Happy End von Rose, sondern vor allem auf die Entwicklungen, die Zoe am Ende des Buches durchleiden musste. Ich hatte eben genau das erwartet (wirklich exakt genauso!) was mir am Ende geboten wurde, was ich ein bisschen schade fand. Da hatte ich nach den Erzählungen von Kathryn Taylor einfach mehr erwartet und kann deswegen leider keine volle Punktzahl für das Buch vergeben, auch wenn das Ende schön geschrieben war.

"Wildblumensommer" ist allerdings ein wunderbar leicht zu lesender Roman. Die Sprache der Autorin machte es mir unglaublich einfach, den Geschichten der beiden Frauen zu folgen, mich in sie hineinzuversetzen und die Spannung, die vermittelt wird, durch das Buch hinweg wahrzunehmen. Sie schreibt einfach wunderschön und einnehmend, nicht nur bezüglich der Figuren, sondern auch in Bezug auf den Plot und all die damit verbundenen Wendungen, Spannungsbögen und Entwicklungen.

Fazit
"Wildblumensommer" ist eine sehr empfehlenswerte Lektüre, die mehr als nur leicht lesbar ist. Sie bietet Abwechslung, emotionale Wendungen und sehr viel Authentizität. Mir hat das Buch dank der toll ausgearbeiteten Hauptprotagonistinnen einige sehr schöne Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Mein absolutes Jahreshighlight!

Scythe – Die Hüter des Todes
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Ich muss zugeben, ich hatte mich anfangs gar nicht mal so wirklich für "Scythe – Die Hüter des Todes" interessiert. Das Cover hat mich zwar angesprochen, die Seitenzahl allerdings leider ein wenig abgeschreckt ...

Ich muss zugeben, ich hatte mich anfangs gar nicht mal so wirklich für "Scythe – Die Hüter des Todes" interessiert. Das Cover hat mich zwar angesprochen, die Seitenzahl allerdings leider ein wenig abgeschreckt und auch mit dem Klappentext konnte ich leider nicht allzu viel anfangen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass das gut sein kann. Zumal ich den Ärger der Neal Shusterman-Fans bezüglich der "Vollendet"-Reihe sehr nachvollziehen konnte und den Autor deswegen eigentlich eher meiden wollte (wie man sieht, hat das nicht allzu gut geklappt). Niemals hätte ich damit gerechnet, dass dieses Buch sich direkt zu meinem Jahreshighlight hocharbeiten würde.

Dieses Werk von Neal Shusterman hat mich schlichtweg mit allem überzeugt. Er hat in "Scythe" eine so vielschichtige, umfassende und spannende Welt erschaffen, die mich mit jeder Seite mehr begeistern konnte. Nicht nur, weil sie vom Setting her perfekt aufgebaut ist oder weil sie einfach nur interessant ist oder von der Kreativität des Autors nur so strotzt, sondern, weil alle Ereignisse, alle Wendungen, alle Spannungsbögen und jede einzelne Handlung zusammengenommen logisch ist und nur so wirkt, als müsse es genauso sein, als könnte es in ein paar Jahren genauso ablaufen. Dabei spielte es für mich gar nicht mal eine Rolle, ob das weit hergeholt ist, ob es Sinn ergibt, ob es möglich wäre oder ob es wirklich mal so ablaufen wird. Neal Shusterman hat mich überzeugen können, weil er es hat einfach so aussehen lassen, als wäre es das.

Die Idee, in einer Welt zu leben, in der die Menschen die Unsterblichkeit erreichen, weil Krankheit, Tod, Krieg und Armut besiegt sind, in einer Welt zu leben, in der jedoch das stetige Bevölkerungswachstum eingeschränkt werden muss durch verschiedene Todesengel, fand ich unglaublich einnehmend. Natürlich ist diese Welt auch nicht frei von Korruption, von Missgunst, von Todessehnsucht, von moralischer Unkorrektheit, was Komplikationen mit sich bringt, die der Autor auch überhaupt nicht überspielen will oder außen vor lässt, sondern gekonnt in die Geschichte integriert und damit auch hier die Schwachstellen eines nahezu perfekten "Systems" aufzeigt. Dieses Setting, diese Hintergrundinformationen und diese allgemeine Welt wirkten auf mich schlichtweg fesselnd, tiefgründig und absolut grandios ausgearbeitet.

Auch der Verlauf des Plots hat mich abgeholt: die leichte Einführung in die Geschichte, das Erklären der Nachlese, das Kennenlernen von Citra und Rowan. Ich fand diese Art der Einführung in das Buch vom Autor gut gewählt. Nicht nur, weil ich Zeit hatte, mich in der Geschichte zurecht zu finden (was bei einem Hörbuch ja auch immer doppelt schwer ist), sondern auch die verschiedenen Charaktere langsam kennenzulernen. Im weiteren Verlauf gab es zusätzlich einige Wendungen und Spannungsmomente, mit denen ich auch ehrlich gesagt nicht gerecht hatte und die die Geschichte für mich in eine neue Richtung gelenkt haben. Ich war mir also nie wirklich sicher, wie der Plot weitergeht, was aus Citra und Rowan wird, wer Einfluss auf die beiden nehmen wird und wer am Ende ein Scythe wird. Ich lag zum Schluss zwar richtig, trotzdem hätte es auch ganz anders ausgehen können.

Bedenken sollte man bei diesem Buch auf jeden Fall, dass es sich sehr stark um den Tod dreht. Es werden dabei nicht nur ständig verschiedene Todesarten aufgezählt oder die Todesangst der einzelnen Menschen geschildert, sondern es gibt schon einige leicht brutale und blutige Momente, ohne die das Buch aber leider meiner Meinung nach nicht auskommt. Mir hat das sehr gut gefallen, obwohl dabei hinterfragt werden sollte, inwieweit Jugendliche ab 14 Jahren das aufnehmen. Ich finde es wichtig, auch in einem solchen Alter so eine Thematik zu erklären, zu hinterfragen und Jugendlichen nahe zu bringen. Ich finde das Thema auch nicht zu „krass“ für diese Altersgruppe, weswegen ich die Jugendfreigabe trotz einiger ausgewählter Szenen trotzdem so unterschreiben würde.

Gut gefallen hat mir die vom Autor gewählten Erzählperspektiven. Zwar stehen Citra und Rowan die meiste Zeit im Vordergrund, allerdings werden die Kapitel mit Nachlese-Tagebucheinträgen verschiedener bekannter Scythe beendet. Dort hinterfragen diese die Scythe-Regeln, äußern ihre Gedanken zu Vorkommnissen oder Entwicklungen oder erzählen einfach normale Gedanken zum aktuellen System oder zur aktuellen Gesellschaftsordnung. Ich fand das gerade im Hörbuch super spannend umgesetzt, weil dort für die verschiedenen Scythe (beispielsweise Faraday, Curie, Goddard) unterschiedliche Stimmen eingesetzt wurden, was die verschiedenen Tagebucheinträge nicht nur deutlich voneinander abtrennte, sondern auch sehr abwechslungsreich gestaltet war.

Positiv hervorheben möchte ich noch die Charaktere bzw. deren Entwicklung. Wie wahrscheinlich klar sein dürfte, mochte ich nicht alle Charaktere. Gerade für die Scythe, die ihr Amt und ihre Tätigkeit ausnutzen, Spaß an der Nachlese haben und mit besonderer Grausamkeit vorgehen, hatte ich nicht besonders viel übrig, aber es gab natürlich auch viele andere Charaktere, mit denen man sich als Leser identifizieren kann oder deren Schicksal einem mehr am Herzen lag, als das anderer. Am meisten anfangen konnte ich mit den beiden Scythe Faraday und Curie, weil sie deutlich machen, dass das Scythetum nicht an jedem spurlos vorbei geht und dass man auch ein Todesengel sein und Nachlese betreiben kann, ohne, dass es einen kalt lässt, selbst, wenn es nach außen so aussieht. Gerade das macht Scythe Faraday während der Ausbildung mehrfach deutlich, weswegen er mir mehr als positiv aufgefallen ist und ich seine Figure sehr mochte.

Trotzdem sind es Citra und Rowan, die im Vordergrund stehen und die wohl die größte Charakterentwicklung durchmachen. Ich habe bewundert, wie sie beide anfangs sehr gegen das Scythetum (innerlich) rebelliert haben, sich gegen die Ausbildung gewehrt haben und beide auch nichts mit dieser Berufung anzufangen wussten. Beide sind sich am Anfang so ähnlich in ihrer Art und ihrer Rebellion, aber doch auch sehr unterschiedlich in ihrem Denken und Auftreten, dass ich es unglaublich spannend umgesetzt fand, wie sie sich beide in komplett andere und unterschiedliche Richtungen entwickeln. Gerade diese Verwandlung und diese Entwicklung geschieht sehr langsam und gemächlich, hat mich als Leser aber überhaupt nicht losgelassen.

Da ich sowohl die Printausgabe, als auch das Hörbuch besitze, kann ich diesmal sogar etwas zum Schreibstil und zur Hörbuch-Umsetzung sagen. "Scythe – Die Wächter des Todes" ist mein erstes Buch von Neal Shusterman (obwohl er mir durch seine „Vollendet“-Reihe natürlich trotzdem ein Begriff ist), weswegen ich auch nicht wirklich wusste, was ich zu erwarten hatte. Vielleicht ist das der Grund, warum ich seinen Schreibstil einfach sowas von lieben gelernt habe. Nicht nur, wie er seine Geschichte aufbaut, wie er seiner Handlung Leben einhaucht und sie durch die verschiedenen Scythe-Tagebucheinträge interessanter macht, sondern wie mühelos man ein 528-Seiten-starkes Buch einfach so weglesen kann. Er hat mich so sehr gefangen genommen, er brilliert mit einem fantastischen Schreibstil und er fängt den Leser so gekonnt ein, wie ich es selten bei einem Autor erlebt habe.

Genau das gleiche kann ich auch zum Sprecher Torsten Michaelis sagen. Auch hier war es das erste Mal, dass ich ein Buch von ihm vorgelesen bekomme habe, aber ich war hin und weg. Er hat mich so leicht und spielend fesseln können durch seine verschiedenen Stimmlagen, seine eigene Interpretation von Citra und Rowan und seine besondere Betonungen bei hitzigen Diskussionen. Er macht das durchweg professionell, was mir ein rundum perfektes Paket und sehr fesselnde Lese- bzw. Hörstunden beschert hat.

Fazit
Am Anfang war ich ja sehr skeptisch, aber dann hat es mich doch umgehauen: "Scythe – Die Hüter des Todes" ist ein brilliantes Werk eines brillianten Autors, der es wie kein anderer schafft, die Leser einzufangen und sie auch in seiner absolut spannenden und fantastischen Welt der Nachlese festzuhalten. Mich hat vieles von dem, was er in seinem Werk erzählt, nachdenklich zurückgelassen; vordergründig vor allem die Frage, wie ich es bis zum nächsten Band aushalten soll. Dieses Buch dürft ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen.

Veröffentlicht am 16.10.2017

Spannender, atmosphärischer zweiter Band

GötterFunke 2. Hasse mich nicht
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Den ersten Teil der GötterFunke-Reihe habe ich im Februar gelesen und seither habe ich so sehr auf die Erscheinung des zweiten Teils hin gefiebert, weil ich doch unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. ...

Den ersten Teil der GötterFunke-Reihe habe ich im Februar gelesen und seither habe ich so sehr auf die Erscheinung des zweiten Teils hin gefiebert, weil ich doch unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Wer meine Rezension zum Auftaktband gelesen hat, der weiß, wie sehr ich dieses Buch geliebt habe und wie sehr ich darauf gespannt war, wie sich alles weiterentwickelt. Nicht nur in Bezug auf die Gefühle und die Wette zwischen Jess und Cayden, sondern auch bezüglich Jess’ „Gabe“ und der weiteren Einmischung vonseiten der Götter.

Und was soll ich sagen? Auch der zweite Band hat eingeschlagen wie eine Bombe und mich so mitgerissen. Ich habe an einer Leserunde auf Lovelybooks teilgenommen und hatte mir wirklich vorgenommen, mir Zeit zu lassen. Allerdings habe ich es dann doch nicht ausgehalten und das Buch im Nullkommanichts durchgelesen. Besonders gut hat mir gefallen, wie leicht die Autorin alte Ereignisse in die Geschichte einfließen lässt. Bei Reihen, die man zum Erscheinungstermin liest, habe ich oft das Problem (da ich kein Fan von Re-Reads bin), dass ich nicht mehr alle Details zusammenbekomme. Deshalb bin ich immer wieder froh, wenn Autoren es schaffen, kleine Gedankenstützen einzubauen, ohne, dass sie direkt als solche erkennbar sind, aber doch so stark um mich an alte Beziehungen und Gegebenheiten zu erinnern. Marah Woolf macht es da einem wirklich einfach – vor allem für Vielleser. So war der Einstieg für mich ein Kinderspiel. Ich habe es geliebt, wie schnell ich doch wieder in Jess' Welt gefangen war und wie sehr ich diese Charaktere vermisst hatte.

Auch der Plot ist wunderbar ausgearbeitet. Ich persönlich habe mich ja nicht nur auf das Wiedersehen von Jess und Cayden gefreut und die Entwicklung der Wette, sondern auch sehr auf den Showdown mit Agrios. Ich hatte an keiner einzigen Stelle das Gefühl mich zu langweilen, denn es gibt immer wieder Spannung, sehr witzige Schlagabtausch-Momente zwischen Cayden und Jess und natürlich sehr sehr viele unterdrückte Gefühle. Mir war ja schon klar, dass gerade das einen großen Raum im zweiten Band einnehmen wird und auch die Dreiecksgeschichte war ja irgendwie schon vorprogrammiert. Doch mir hat es trotzdem sehr gut gefallen, weil die Thematik des Buches einfach nicht in dem ganzen Kitsch und dem Gefühlsgewusel untergeht. Es wird immer wieder deutlich gemacht, dass Jess in Gefahr ist, dass sie niemandem vertrauen soll und dass Agrios etwas plant. Jess wird auch immer wieder von verschiedenen Figuren vor der Gefahr gewarnt und auch die unterschwellige Spannung, die der neue Charakter Mateo mit sich bringt, ist auf jeder Seite deutlich spürbar. Also keine Angst: Der zweite Teil ist definitiv kein Füll- oder Zwischenband, sondern er trägt maßgeblich – und das auch noch spannend – zur Entwicklung der Geschichte bei.

Ein bisschen schade fand ich dagegen, dass die Götterfamilie – außer Cayden/Prometheus – mir ein bisschen zu kurz kamen. Gerade Athene, Apoll und Hera hatte ich im ersten Band in mein Herz geschlossen, doch ihre Auftritte waren diesmal eher begrenzt oder sie standen schlichtweg nicht im Vordergrund und waren deshalb eher nebensächlich. Für den dritten Band würde ich mir wieder mehr Interaktion mit ihnen wünschen. Gerade Apoll scheint ja mittlerweile schon eine große Fangemeinde zu haben. Ich mag ihn zwar sehr gerne; ich bin aber definitiv ein großer Fan von Hera und Kalchas.

Als sehr positiv wahrgenommen habe ich die Charaktere, die bis auf Robyn alle eine Entwicklung durchmachen; obwohl ... Robyn macht auch eine Entwicklung durch, allerdings in die völlig falsche Richtung. Während ich sie in meiner Rezension zum ersten Teil als "potenziellen Hasscharakter" bezeichnet habe, kann ich das diesmal definitiv bestätigen. Ich habe selten eine Romanfigur so sehr verabscheut. Jess dagegen erschien mir in diesem Band wesentlich schlagkräftiger und stärker, obwohl ich stellenweise wegen ihrer nicht abgelegten Naivität schmunzeln musste. Und auch Cayden hat sich für mich in eine positive Richtung entwickelt. Im ersten Band konnte ich ihn noch nicht so genau einordnen, weil ich doch immer wieder das Gefühl hatte, die Wette ist das einzige, was ihm wichtig ist. Doch dieses Mal habe ich auch seine emotionale Reife wahrgenommen und richtig gespürt, dass ihm was an Jess liegt. Auch wenn er sich immer noch sehr wankelmütig verhält und ich manchmal gerne wissen möchte, was eigentlich in seinem Kopf vorgeht. Meiner Meinung ist da wahnsinnig viel Potenzial gegeben, was die Autorin gerne in Band drei umsetzen kann – schließlich benimmt er sich an der ein oder anderen Stelle immer noch ziemlich unmöglich ;)

Marah Woolfs Schreibstil finde ich einfach klasse! Es ist mir ein Rätsel, wie sie es schafft, mich jedes Mal so einzunehmen, dass ich alles um mich herum vergesse und einfach nur ihr Buch beenden will. Ich finde ihre Sprache und die Tiefe, die sie ihren Charakteren verpasst, einfach nur absolut einnehmend und kurzweilig. Hasse mich nicht! ist leider erst mein zweites Buch von ihr, aber ich werde mir ihre anderen Bücher definitiv noch anschauen. Vielleicht kann ich mich damit bis zum Erscheinungstermin des dritten Bandes (derzeit März 2018) trösten.

Fazit
Götterfunke – Hasse mich nicht! ist eine wunderbare Fortsetzung des Auftaktbandes, die mich sehr begeistert hat. Der Cliffhanger am Ende lässt einige Spekulationen zu, das Potenzial zur weiteren Charakterentwicklung ist gegeben und der Plot ist super spannend und sehr atmosphärisch aufbereitet. Ich kann den Fortsetzungsband gar nicht erwarten. Ich drücke Jess die Daumen!
[4,5 Sterne]