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Veröffentlicht am 01.10.2017

Potenzial nicht ganz ausgeschöpft

Und du kommst auch drin vor
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Aufgefallen ist mir "Und du kommst auch drin" vor erstmal durch das Cover, das ich bei vorablesen entdeckt habe und was mich direkt angesprochen hatte. Die Aufmachung finde ich wunderschön, vor allem, ...

Aufgefallen ist mir "Und du kommst auch drin" vor erstmal durch das Cover, das ich bei vorablesen entdeckt habe und was mich direkt angesprochen hatte. Die Aufmachung finde ich wunderschön, vor allem, wenn man es selbst in der Hand hält und die schöne Silberfolie sieht. Ich finde die Idee dahinter wirklich toll, denn sie passt auch wunderbar zur Geschichte, was ich persönlich ja immer ganz toll finde. Aber auch den Klappentext fand ich ziemlich interessant und außergewöhnlich, weshalb ich sehr neugierig war, was mich bei dem Werk von Alina Bronsky erwarten wird.

Inhaltlich gesehen habe ich eine solche Geschichte noch nicht gelesen. Von dem Konzept war ich direkt begeistert war, weil ich mir gut vorstellen konnte, dass man einiges daraus machen kann und die Geschichte viel Potenzial bietet. Es ist eine sehr interessante Plotidee, die meiner Meinung nach in der Kürze der Seiten leider einfach ein bisschen zu kurz kommt. Ich denke, die Autorin hätte mit ihrer Handlung auch locker 300 Seiten füllen können; stellenweise habe ich mir das sogar gewünscht, einfach um mehr zu erfahren. Mehr von den Charakteren, mehr von dem Buch, mehr von den Konsequenzen, mehr von dem Hintergrundwissen, von dem eine Geschichte meist lebt. Ich finde den Plot sehr gut geschildert (wie Kim zur Lesung geht, vollkommen gelangweilt, dann die Parallelen zu ihrem Leben erkennt, die Autorin dazu befragen möchte, die aber vollkommen abblockt und sich Kim letztlich das Buch selbst kauft, zu Ende liest und Teile der Vorkommnisse verändern möchte), aber ich hatte einfach immer das Gefühl, durch die Geschichte zu fliegen. Ich bin definitiv kein Fan von Längen in Büchern, aber eine ruhigere Erzählung hätte mir persönlich besser gefallen. Ich denke, das hätte man einfach mehr ausbauen müssen, mit Nebenplots oder einer umfassenderen Charakterausarbeitung.

Ein bisschen geschwächelt hat die Autorin nämlich meiner Meinung nach aber bei den Charakteren. Kim als Hauptprotagonistin war mir im Grunde doch recht sympathisch, allerdings fand ich sie stellenweise doch ein bisschen nervig. Sie ist zwar sehr neugierig auf das Buch, auf die Konsequenzen, aber sie war mir zu passiv in der Geschichte und versteift sich auf unwichtige Dinge. Dass sie wiederholt versucht, den schwarzen Peter der Autorin in die Schuhe zu schieben und kaum selbst Lösungsvorschläge vorbringt, fand ich recht gedankenlos und egozentrisch von ihr. Trotzdem hatte ich immer wieder im Hinterkopf, dass Kim erst 15 Jahre alt ist und daher wahrscheinlich einfach nicht so recht weiß, was zu tun ist und sie schlichtweg überfordert ist. Deswegen konnte ich über ihre stellenweise auftretenden Charakterschwächen meist gut hinwegsehen.

Für mich der überzeugende Charakter war Petrowna, von der ich nicht unbedingt behaupten kann, dass ich sie besser leiden konnte als Kim, aber sie ist zumindest interessanter ausgearbeitet und gibt der Geschichte doch manchmal den entscheidenden Kick für die weiterführenden Ereignisse. Das ist nämlich auch das, was ich eigentlich von Kim erwartet hätte. Petrowna bringt die Geschichte voran, während Kim sie oft durch ihre Weigerung, Lösungen zu suchen, bremst. Schade ist, dass man die anderen Charaktere bei so wenigen Seiten leider nur ansatzweise kennenlernt und keinen wirklichen Eindruck von ihnen vermittelt bekommt. Ich hatte zumindest das Gefühl, dass Jasper, Kims Eltern und die Autorin des Buches Leah sehr sonderbare Charaktere sind, von denen ich gerne mehr erfahren hätte und die leider ein wenig zu kurz kamen.

Der Schreibstil des Buches hat mir gut gefallen. Die Mischung aus der tollen Sprache, dem Humor und der eindeutigen Botschaft der Geschichte hat mir gut gefallen und mich auch gut durch das Buch begleitet. Klar hat man 192 Seiten schnell durchgelesen, doch trotzdem glaube ich, dass das Buch noch lange in meinem Gedächtnis bleiben wird.

Fazit
Trotz der Kritikpunkte hat mir "Und du kommst auch drin vor" doch gut gefallen. Ich war überrascht von der tollen Plotidee und dem Verlauf der Geschichte und es gibt viele Facetten, die mich überzeugen konnte. Allerdings hätte mir eine umfassendere Ausarbeitung der Geschichte besser gefallen, um mehr Platz für tiefgründige Charaktere und Nebenplots zu schaffen.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Wunderschön ausgearbeitet

Glücksspuren im Sand
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Ich kann euch gar nicht sagen, wie oft ich mittlerweile schon Bücher gelesen habe, in denen Listen behandelt werden. Sei es die eigene persönliche Wunschliste, bevor man 30 wird oder die eigene Wunschliste, ...

Ich kann euch gar nicht sagen, wie oft ich mittlerweile schon Bücher gelesen habe, in denen Listen behandelt werden. Sei es die eigene persönliche Wunschliste, bevor man 30 wird oder die eigene Wunschliste, die noch schnell abzuhaken ist, bevor man stirbt, sei es die Liste eines Verwandten, die derjenige leider nicht mehr selbst beenden konnte. Trotzdem muss ich sagen, dass die Bücher scheinbar irgendeinen besonderen Reiz auf mich ausüben, denn ich greife auch selbst immer wieder danach und bin selbst jedes Mal auf die neue Geschichte und die neuen Umstände gespannt. Kein Wunder also, dass mich "Glücksspuren im Sand" einfach so abgeholt und mir wunderbares Werk geboten hat.

Die Geschichte ist trotzdem einfach nicht neu. Ich denke, das dürfte keinen von euch überraschen. Zwar ändern sich immer mal wieder gewisse Gegebenheiten, Ursachen und Umstände, aber im Großen und Ganzen handeln sie doch alle davon: Die Liste sollte noch abgeschlossen werden. So war es auch in "Glücksspuren im Sand". Die Geschichte ist trotz der Banalität mit der Liste sehr emotional und sehr packend. Denn Anna, die Schwester der toten Storm, kämpft nicht nur mit der Liste, sondern auch mit dem überraschenden Tod, mit dem Kummer, mit sich selbst und mit Gefühlen, die sie für einen ganz bestimmten Jungen entwickelt. Es ist ein umfassender Plot, der an keiner Seite langweilig wirkte, der nicht künstlich in die Länge gezogen oder aufgebauscht wurde. Das Buch hatte dadurch eine ganz besondere Sogwirkung auf mich, denn ich wollte nicht nur, dass Anna Storms Liste findet und beendet, sondern sich auch im Laufe der Geschichte entwickelt und Antworten auf die Fragen findet, die sie beschäftigt. Die Problematik, dass es im Leben aber dennoch nicht auf jede Frage eine Antwort gibt, dass wir nicht immer wissen können, was in den Liebsten um uns herum vorgeht und dass das Leben manchmal auch mehr von uns abverlangt, als das, was wir letztlich bieten können, wird in diesem Werk mehr als deutlich. Manchmal ist eben alles einfach nur beschissen, manchmal kämpfen wir aber auch und werden glücklich. Allgemein hat dieses Buch eine wunderschöne Botschaft und hinterlässt mit seiner tollen Ausarbeitung auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck bei mir.

Auch bei den Charakteren habe ich nichts zu meckern. Die beiden Hauptprotagonisten Anna und Cameron sind mir beide direkt sehr sympathisch geworden. Die gewisse Verbindung, die sie schon seit Kindertagen haben, wurde mehr als deutlich und mir hat es sehr gut gefallen, wie die beiden die Erinnerung an Storm miteinander teilen und immer wieder aufleben lassen. Ich finde schön, dass Anna in Cameron jemanden gefunden hat, mit dem sie an ihre Schwestern gedenken kann, mit dem sie unter anderem durch Storm miteinander verbunden ist, weil ihre Eltern viel zu sehr mit sich selbst und ihrer Ehe beschäftigt sind. Ich finde, die beiden Figuren sind gut gewählt, gut ausgearbeitet und besonders mit Anna und ihrem Verlust habe ich sehr mitgelitten. Beide ergänzen sich gut und vor allem im Laufe der Geschichte wird sehr deutlich, dass sie einander brauchen, um die Liste fortzuführen. Cameron ist da oft die treibende Kraft, er ermuntert Anna, beschützt sie in allen Situationen, gibt ihr aber gleichzeitig Raum, sich selbst auf dem Roadtrip zu entfalten, Risiken einzugehen und einfach mutiger zu werden.

Mein persönlicher Schlüsselmoment in diesem Buch war das Gespräch zwischen Anna und ihrer Tante Morgan. Ich fand es so bewundernswert von ihr, dass sie Anna auf der einen Seite gerne bei ihrer Reise unterstützen möchte, aber andererseits ihrer Nichte auch klarmacht, dass die Liste Storms Träume widerspiegeln und nicht Annas. Trauer und Trauerarbeit sind das eine, aber die Träume eines anderen weiterleben und die Ziele eines anderen zu erreichen sind nun mal zwei Paar Schuhe. Ich fand es schön, dass die Autorin diese Szene eingebaut hat und dass Anna trotz Tante Morgans "Warnung" diese Reise angetreten hat und sich bewusst war, dass es nur eine Episode ist und dass sich Anna wieder auf ihr Leben konzentrieren werden muss, wenn sie all das beendet hat, was sie sich vorgenommen hat.

Das Cover finde ich persönlich sehr schön und ich bin froh, dass es von der Originalausgabe mehr oder weniger übernommen wurde. Ich hatte da schon ein bisschen Fernweh, aber es spiegelt auch Teile des Buches wider, was mir immer sehr gefällt. Auch den Schreibstil der Autorin empfand ich als absolut gelungen. Soweit ich weiß, ist "Glücksspuren im Sand" bisher das einzige Buch, das bei uns in Deutschland erschienen ist und das zweite von Rachel Bateman im Allgemeinen, daher fand ich die sprachliche Ausarbeitung und die packenden Stellen sehr bewunderswert. Ich habe mich in dieser Geschichte sehr wohl gefühlt, war von dem Drama zum Schluss, dem Wendepunkt sehr angetan und sehr bewegt, weswegen ich mich sehr auf weitere Erscheinungen von Rachel Bateman freue.

Fazit
An "Glücksspuren im Sand" gibt es meiner Meinung nach überhaupt nichts auszusetzen. Die Geschichte ist sehr bewegend und emotional, die Hauptfiguren interessant und tiefgründig und der Schreibstil hat mich auch überzeugen können. Natürlich ist die Plotidee nichts neues, allerdings fand ich den Plot so schön ausgearbeitet, dass mich das überhaupt nicht gestört hat.

Veröffentlicht am 18.09.2017

Fesselnde und spannende Geschichte, hatte aber mehr Potenzial

Amrita
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Ich bin ja immer wieder gespannt, wenn ein orientalisch angehauchtes (Jugend-)Buch erscheint, nachdem mich die Welt in "Zorn und Morgenröte" und "Rache und Rosenblüte" so vollkommen vereinnahmt hatte. ...

Ich bin ja immer wieder gespannt, wenn ein orientalisch angehauchtes (Jugend-)Buch erscheint, nachdem mich die Welt in "Zorn und Morgenröte" und "Rache und Rosenblüte" so vollkommen vereinnahmt hatte. Der Klappentext klang dazu noch wundervoll und das Cover ist schlichtweg ein Traum. "Amrita" bietet auf jeden Fall eine schöne Verpackung mit einer interessanten Geschichte.

Anfangs war ich ein bisschen skeptisch. Nur 320 Seiten für einen Einteiler im Fantasy-Genre klang für mich schon sehr wenig. Trotzdem hat es die Autorin Aditi Khorana geschafft, eine schöne, weitschweifende und umfassende Geschichte zu erschaffen, dessen Botschaft, meiner Meinung nach auch ohne das Nachwort der Autorin, dem Leser glasklar übermittelt wurde. Der Einstieg in die Geschichte war gut beschrieben, mir allerdings als Einführung in die Geschehnisse ein bisschen zu lang. So wirklich an Fahrt nimmt die Geschichte nämlich erst nach einem Drittel auf, als Amrita aus dem Palast flieht und versucht, das Königreich, ihren Vater und den Frieden zu retten. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn der Fokus mehr auf Amritas Flucht gelegen hätte, mehr auf ihrer Reise mit ihrer Freundin Thala und ein bisschen mehr auf diesen orientalischen Geschichten, die ansatzweise erzählt werden. Auch die Liebesgeschichte war mir leider zu oberflächlich; zwar wunderschön, aber es wurde eben nur an der Oberfläche gekratzt und so gingen bei mir verschiedenen Emotionen auch ein Stück weit verloren. Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich mir ein Buch ein bisschen mehr ausgeschmückt, ein bisschen länger und ein bisschen mehr fokussiert gewünscht habe.

Die verschiedenen Charaktere, deren unterschiedlichen Eigenschaften und deren zeitversetztes Auftreten fand ich dagegen tiefgründig und glaubwürdig umgesetzt. Allen voran ist Amrita mit ihrem Charakter eine wunderbare Figur, die mutig, selbstlos und fortwährend um alles kämpft, was ihr wichtig ist und was sie beschützen möchte. Sie ist stark und tapfer und genau so eine Heldin, wie ich es mir in einem Fantasy-Roman wünsche. Aber auch die anderen Charaktere, wie den anfangs unscheinbaren Varun, der sehr viel Dynamik in die Geschichte bringt, Amritas Freund Arjun, der sich aufopferungsvoll für sie einsetzt, ihre Freundin und das Orakel Thala, ihr Vater Chandradev, ein sensibler und starker König zugleich und selbst Sikander, der mit seiner Grausamkeit und seiner Rigorosität seines gleiches sucht, tragen zur spannenden Geschichte bei und sind einwandfrei und sinnvoll darin integriert. Mir hat es gefallen, ihnen zu folgen, ihre Ängste und ihre Wünsche zu erkennen und wie diese im Kampf um das Königreich entweder vollkommen untergehen oder verstärkt werden.

Genauso wie bei der Liebesgeschichte und der eigentlichen Handlung ging mir das orientalische und 1001-Nacht-Feeling ein bisschen verloren. Ich habe es schon gespürt und mich davon tragen lassen, von den Kleidern, dem Essen, den Märkten, der Umgebung, aber ich habe mir davon einfach ein bisschen "mehr" gewünscht. So ein kleines Fünkchen mehr Feeling, ein kleines bisschen mehr Emotionen und ein kleines bisschen mehr Tiefgründigkeit und das Buch hätte definitiv zu einem Jahreshighlight für mich werden können, aber mit hat einfach der letzte Schliff gefehlt. Diese letzte Hürde, all das Potenzial, das die Geschichte, deren Charaktere und das Setting bietet, all das auf den Leser zu übertragen und ihn vollkommen in diese Welt zu transportieren; mit all den Gefahren, mit all der Spannung und all den Lügen und Geheimnissen, die dort existieren. Ich habe die Geschichte gerne gelesen und mich gerne davon tragen lassen, aber vollkommen und ganz und gar gefangen war ich in dem Buch leider nur ansatzweise.

Gut gefallen hat mir aber auf jeden Fall der Schreibstil, der einiges zur Atmosphäre beigetragen hat: Die Spannung bei Amritas Flucht durch die unterirdischen Gänge, das Knistern zwischen Amrita und ihrem Liebsten, das Staunen, als sie auf die Sibyllinen trifft und ihre Geschichte erfährt. Diese Atmosphäre, diese Stimmung waren von der Autorin auf jeden Fall sehr schön und einnehmend erschaffen und dargestellt. Dazu kommt noch, dass man die 320 Seiten aufgrund des Schreibstils auch sehr schnell durchlesen kann, nicht nur, weil die Geschichte fesselnd ist, sondern auch mit einer schönen Sprache und gewinnenden Worten geschrieben wurde. Auch das Nachwort hat mir sehr gut gefallen und zeigt deutlich, welchen Wert die Autorin vermitteln wollte und wieso ihr das Buch so am Herzen liegt.

Fazit
"Amrita – Am Ende beginnt der Anfang" ist ein schönes, fesselndes Fantasy-Buch, bei dem mir allerdings das letzte Fünkchen Überzeugung, das Tüpfelchen auf dem i, das Sahnehäubchen, das Nonplusultra, der letzte Feinschliff gefehlt hat. Mir hat es super gefallen, ich hatte einfach nur ein kleines bisschen mehr erwartet.

Veröffentlicht am 17.09.2017

Leider hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben

Die Liebe, die uns bleibt
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Vom Klappentext her ist "Die Liebe, die uns bleibt" definitiv ein Buch, das mir hätte gefallen können. Ich lese nicht sehr oft Familiengeschichten und es ist auch nicht wirklich ein Genre, das ich bevorzuge, ...

Vom Klappentext her ist "Die Liebe, die uns bleibt" definitiv ein Buch, das mir hätte gefallen können. Ich lese nicht sehr oft Familiengeschichten und es ist auch nicht wirklich ein Genre, das ich bevorzuge, allerdings hatte ich nach meiner Fantasy- und Jugendbuchphase jetzt auch mal wieder Lust auf was Alltägliches und Gegenwärtiges und war sehr froh, dass ich dank der Lesejury an der Leserunde zu diesem Buch teilnehmen durfte. Vom Klappentext her hatte ich mir eine schöne und spannende Geschichte versprochen, viele Geheimnisse und Intrigen, lang gehütete Lügen und Dramen, aber mir war die Ausführung des Plots letztlich ein wenig zu dürftig und ist daher hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben.

Die Handlung an sich war mir persönlich einfach viel viel zu langatmig. Die Geschichte beginnt nämlich mit Edwina, das "Oberhaupt" der Familie, die aus ihrer Villa ausziehen möchte und beim Aufräumen auf alte Gegenstände und Erinnerung stößt. Ich war zwar in den ersten Kapiteln schon ein wenig gelangweilt, weil Edwina durch das komplette Haus geht und dem Leser zu jedem Zimmer etwas zu erzählen hat, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, eine gewisse unterbewusste Spannung wahrzunehmen. Denn die Erinnerungen und Geheimnisse werden nicht direkt alle auf den Tisch gepackt und genau erläutert, sondern immer nur ganz leicht angedeutet, so dass mir schnell klar wurde, dass "Die Liebe, die uns bleibt" eigentlich eine sehr weitschweifende und umfassende Geschichte erzählen wird.

Das fand ich auch überhaupt nicht schlimm, denn alleine an Edwinas Erzählungen merkt man schon, dass vieles im Argen liegt, dass sie viel erlebt hat und viel Schmerz und Einsamkeit mit sich herumträgt. Diese Emotionen wurden gerade anfangs auch gut auf mich übertragen, aber je weiter sich die Geschichte entwickelt und je mehr Züge diese annimmt, desto ausschweifender kam mir das alles vor und desto weniger konnte ich mit den Protagonisten mitfühlen. Natürlich habe ich auch meine Lügen und Intrigen, Dramen und Tragödien, die ich erwartete hatte, bekommen, aber das ganze Drumherum hat mich leider enttäuscht. Ich habe ständig auf den Wow-Moment gewartet, auf irgendwas besonderes, hervorstechendes, aber irgendwie kam da einfach ... nichts. Dazu kommt noch, dass verschiedene Szenen inhaltlich so ausgeschlachtet werden, die ich überhaupt nicht interessant fand und die ich am liebsten geradewegs übersprungen hätte (beispielsweise der Stuhlgang von Ferns Mitbewohnern, wie viel und was Lukas an einem Tag alles in sich hineinschaufeln kann usw.).

Meine größten Schwierigkeiten hatte ich allerdings mit den Charakteren und den Erzählperspektiven. Eigentlich alle Figuren, ausschließlich Edwina, waren mir persönlich einfach viel zu blass dargestellt, viel zu eindimensional und zu wenig tiefgründig. Zwar wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die auch auf ihre eigene Art und Weise zur Geschichte beitragen und wichtig sind, aber keiner von ihnen hat mich wirklich berührt (außer Edwina selbst, die aber leider nach dem Perspektivenwechsel kein eigenes Kapitel mehr bekommt). Was ich wirklich sehr schade fand, denn die verschiedenen Figuren machen durchweg schreckliches durch, erfahren viel Drama in ihrem Leben, müssen mit den verschiedensten Problemen und Tragödien umgehen, was meiner Meinung nach trotz der Menge dessen nicht überladen wirkte. Es ist kein Roman, bei dem man sich fragt, was die Autorin denn ihren Charakteren noch alles aufladen will; es ist definitiv glaubwürdig erzählt und überzeugend aufgebaut, aber gerade bei so recht "trockenen" Büchern, die nicht durch große Spannungsmomente, ein großartiges Setting oder Rate-Lust glänzen können, ist die Nähe von den Figuren zum Leser besonders wichtig – und das konnte Jenny Eclair bei mir leider nicht erreichen. Ich will nicht sagen, dass sie mir egal waren, aber besonders mitleiden oder mitfühlen oder mich gar mit ihnen identifizieren konnte ich leider nicht.

Mein zweiter Kritikpunkt, wie oben schon genannt, ist die Auswahl der Erzählperspektiven. Ich verstehe Edwinas Perspektive, in irgendeiner Art auch Ferns Perspektive (die zeitweilige Freundin von Edwinas Sohn Charlie), auch von Lukas (Edwinas Stiefsohn), allerdings hätte ich mir verschiedene andere Sichten dann auch noch gewünscht. Charlie und Rowena, die Kinder von Edwina, kamen dabei meiner Meinung nach viel zu kurz, obwohl sie beide auch schlimmes erlebt haben und für vieles in der Familiendynamik auch verantwortlich sind oder verantwortlich gemacht werden. Der Aufbau des Plots durch die Autorin fand ich irgendwie nicht besonders logisch. Gerade bei dieser Menge an Seiten hätte dem Buch eine Straffung der einzelnen Perspektiven und das Hinzufügen anderer wichtiger Figuren sicher gutgetan.

Für mich persönlich rausgerissen hat es der Schreibstil der Autorin. Ich musste mich anfangs wirklich daran gewöhnen, denn er ist sehr hölzern und ein bisschen "unmodern", aber ihre leichte humorvolle Note hat mir doch sehr gut gefallen, ebenso wie ihre bildhafte Schilderungen. Ein bisschen mehr Gefühl hätte ich mir gewünscht, aber im Großen und Ganzen war ich doch zufrieden damit.

Ein weiterer positiver Punkt war für mich das Ende, was mir gut gefallen hat. Gerade dort merkt man, dass sich verschiedene Charaktere doch entwickelt haben und die Rekapitulation der Erinnerungen und der Geschichte, die jeder für sich selbst durchmachen und nochmal durchdenken musste, hat doch bei dem ein oder anderen zur Einsicht verholfen und mich überzeugen können.

Fazit
"Die Liebe, die uns bleibt" ist leider in fast alle Punkten hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Obwohl die Geschichte von der Idee her viel Potenzial hatte, wurde das meiner Meinung nach nicht wirklich umgesetzt, weder beim Aufbau, noch bei der Schilderung der Handlung, noch bei den Charakteren. Das einzige überzeugende für mich war die Auflösung am Ende und der Schreibstil. Dieses Buch war leider einfach nicht meins.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung
Veröffentlicht am 17.09.2017

In Ordnung ...

Aquila
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"Aquila" ist nach "Erebos" das zweite Buch, das ich von Urusla Poznanski lese. "Erebos", das in vielen Rezensionen als Top-Titel und bestes Jugendbuch der Autorin gilt, hatte mich einfach nur enttäuscht ...

"Aquila" ist nach "Erebos" das zweite Buch, das ich von Urusla Poznanski lese. "Erebos", das in vielen Rezensionen als Top-Titel und bestes Jugendbuch der Autorin gilt, hatte mich einfach nur enttäuscht – zu hoch waren die Erwartungen und zu flach die Geschichte. Trotzdem wollte ich der Autorin noch eine Chance geben, weil sie von vielen Lesern gefeiert wird und ich ein riesen großer Konsument dieses Genre bin. Diesmal wollte ich nicht allzu viele Erwartungen in ihr neues Werk stecken und letztlich fand ich das Buch auch in Ordnung. Den Hype darum kann ich trotzdem nicht verstehen.

Der Klappentext hat natürlich einige Fragen aufgeworfen, die ich unbedingt beantwortet haben wollte: Was ist mit Nika passiert? Wer hat die Nachricht an ihren Spiegel geschrieben? Was ist mit Jenny passiert und wieso kann Nika sich an nichts erinnern? Der Einstieg in die Geschichte ist sehr vielversprechend, der Plot ist weitesgehend logisch aufgebaut und viele Fragen werden beantwortet – meiner Meinung nach waren viele Antworten allerdings sehr vorhersehbar. Trotzdem denke ich, dass die Geschichte super interessant hätte werden können, denn sie ist sehr weitschweifend, hat doch die ein oder andere Wendung und verschiedene Spannungsbögen, die sich bei mir zwar nicht in absolute Wow-Momente entladen haben, aber doch recht gut aufgebaut waren. "Aquila" bietet ein sehr großes Versteck- und Verwirrspiel. Wird eine Frage beantwortet, tauchen tausend andere auf. Wird endlich eine Entscheidung, eine Situation klarer, hat man trotzdem nicht das Gefühl, der Lösung näher zu kommen.

Wie gesagt: Die Geschichte hätte super interessant sein können, doch mir persönlich hat sich der Plot ein bisschen zu sehr gezogen. Nika dreht sich meist im Kreis, stellt sich sehr oft die gleichen Fragen, obwohl sie doch weiß, dass sie mit diesem Ansatz nicht weiterkommt, will jedem vertrauen, aber irgendwie doch nicht, was die Geschichte sehr viel zäher wirken ließ, als sie eigentlich war. Dazu kommt noch die Liebesgeschichte, die zwar meiner Meinung nach hätte nicht unbedingt sein müssen, aber zumindest ein bisschen mehr Charme in die Geschichte gebracht hatte. Es wirkte doch alles zäh wie Kaugummi, gerade, weil ich das Gefühl hatte, dass Nika nicht aus ihren Fehlern lernt und sie sich immer wieder nur im Kreis dreht – nicht, weil die Geschichte es so will, sondern weil Nika sich einfach nicht entwickelt oder entwickeln will.

Ihre Empfindlichkeiten während des Romans konnte ich zwar gut verstehen, waren mir für die Eigenschaften einer Hauptprotagonistin, die ja oft auch die Heldin ist, weil sie das Rätsel löst, doch zu einfältig und zurückhaltend. Sie ist verwirrt und unsicher, verlässt sich lieber auf andere, fragt viel um Hilfe und macht aus allem ein Geheimnis, statt offen und ehrlich alle Karten auf den Tisch zu legen und somit eine wirkliche Grundlage für andere zu legen, sie zu unterstützen. Ich kann nicht sagen, dass mir Nika nicht sympathisch war, aber besonders oder eingängig war sie leider auch nicht. Zumal ein paar Kleinigkeiten Nika auch unglaubwürdig erscheinen ließen, zum Beispiel, dass sie nach Italien geht, um zu studieren, aber selbst kaum ein Wort italienisch spricht und dass sie angeblich ein fotografisches Gedächtnis hat, aber die meisten Lösungen ihr von anderen präsentiert werden, anstatt durch ihre eigene Nachforschungen oder eigene Gedanken. Nikas Gegenpart Jenny fand ich dagegen wahnsinnig interessant. Da fand ich es fast schon ein bisschen schade, dass sie nur eine Randfigur ist, relativ leicht in den Hintergrund gerät und bei Nikas undurchsichtiger Suche nach der Wahrheit sehr leicht untergeht. Sie hat mich mühelos fesseln können durch ihre tiefgründige, verrückte Art, was mich nach Nikas einseitigem Charakter sehr überrascht hat.

Auch wenn ich mir geschworen hatte, meine Erwartungen zurückzuschrauben, hatte ich mich doch sehr auf die Kulisse von Siena gefreut. Zwar ist es schon eine Weile her, aber ich war selbst schon in Siena. Für mich war es damals eine atemberaubende Reise in diese Stadt und auf dieses Feeling habe ich mich absolut gefreut. Ich tauche einfach viel zu gerne, in meinen Büchern nach Italien ab und so wollte ich es auch hier haben. Aber das komplette Feeling, das Setting und die italienischen Gepflogenheiten gingen fast komplett unter und bei mir kam da geradezu gar nichts an. Mir persönlich war das bis auf die Contraden und dem Name einfach zu austauschbar.

Loben möchte ich zum Schluss aber doch den Schreibstil von Ursula Poznanski. Ich habe zwar "nur" das Hörbuch gehört, aber auch da wurde deutlich, dass sie definitiv mit Worten umgehen und sie auf jeden Fall spannend schreiben kann. Leider ging das in "Aquila" aufgrund der Langatmigkeit der Handlung unter, aber trotzdem schreibt sie flüssig und angenehm. Ein, zwei Gänsehaut-Momente hatte ich dann doch schon, als ich abends alleine im Bett lag und Nika durch das nächtliche Siena gefolgt bin. Auch Laura Maire fand ich als Sprecherin für das Hörbuch gut gewählt. Ihre Stimme hat einfach super zu Nika gepasst, weswegen ich sie mir wesentlich besser vorstellen konnte. Eine gute Wahl!

Fazit
"Aquila" ist für mich ein Jugendbuch, das vom Aufbau der Handlung und von der Spannung zwar in Ordnung geht, aber meiner Meinung nach auch kein Top-Werk ist. Ich habe schöne Lesestunden mit dem Buch verbracht und mich auch nach der Auflösung gesehnt, aber besonders atemberaubend und fesselnd war es für mich aufgrund der oben aufgeführten Gründe leider nicht. Sehr schade.