Potenzial nicht ganz ausgeschöpft
Und du kommst auch drin vorAufgefallen ist mir "Und du kommst auch drin" vor erstmal durch das Cover, das ich bei vorablesen entdeckt habe und was mich direkt angesprochen hatte. Die Aufmachung finde ich wunderschön, vor allem, ...
Aufgefallen ist mir "Und du kommst auch drin" vor erstmal durch das Cover, das ich bei vorablesen entdeckt habe und was mich direkt angesprochen hatte. Die Aufmachung finde ich wunderschön, vor allem, wenn man es selbst in der Hand hält und die schöne Silberfolie sieht. Ich finde die Idee dahinter wirklich toll, denn sie passt auch wunderbar zur Geschichte, was ich persönlich ja immer ganz toll finde. Aber auch den Klappentext fand ich ziemlich interessant und außergewöhnlich, weshalb ich sehr neugierig war, was mich bei dem Werk von Alina Bronsky erwarten wird.
Inhaltlich gesehen habe ich eine solche Geschichte noch nicht gelesen. Von dem Konzept war ich direkt begeistert war, weil ich mir gut vorstellen konnte, dass man einiges daraus machen kann und die Geschichte viel Potenzial bietet. Es ist eine sehr interessante Plotidee, die meiner Meinung nach in der Kürze der Seiten leider einfach ein bisschen zu kurz kommt. Ich denke, die Autorin hätte mit ihrer Handlung auch locker 300 Seiten füllen können; stellenweise habe ich mir das sogar gewünscht, einfach um mehr zu erfahren. Mehr von den Charakteren, mehr von dem Buch, mehr von den Konsequenzen, mehr von dem Hintergrundwissen, von dem eine Geschichte meist lebt. Ich finde den Plot sehr gut geschildert (wie Kim zur Lesung geht, vollkommen gelangweilt, dann die Parallelen zu ihrem Leben erkennt, die Autorin dazu befragen möchte, die aber vollkommen abblockt und sich Kim letztlich das Buch selbst kauft, zu Ende liest und Teile der Vorkommnisse verändern möchte), aber ich hatte einfach immer das Gefühl, durch die Geschichte zu fliegen. Ich bin definitiv kein Fan von Längen in Büchern, aber eine ruhigere Erzählung hätte mir persönlich besser gefallen. Ich denke, das hätte man einfach mehr ausbauen müssen, mit Nebenplots oder einer umfassenderen Charakterausarbeitung.
Ein bisschen geschwächelt hat die Autorin nämlich meiner Meinung nach aber bei den Charakteren. Kim als Hauptprotagonistin war mir im Grunde doch recht sympathisch, allerdings fand ich sie stellenweise doch ein bisschen nervig. Sie ist zwar sehr neugierig auf das Buch, auf die Konsequenzen, aber sie war mir zu passiv in der Geschichte und versteift sich auf unwichtige Dinge. Dass sie wiederholt versucht, den schwarzen Peter der Autorin in die Schuhe zu schieben und kaum selbst Lösungsvorschläge vorbringt, fand ich recht gedankenlos und egozentrisch von ihr. Trotzdem hatte ich immer wieder im Hinterkopf, dass Kim erst 15 Jahre alt ist und daher wahrscheinlich einfach nicht so recht weiß, was zu tun ist und sie schlichtweg überfordert ist. Deswegen konnte ich über ihre stellenweise auftretenden Charakterschwächen meist gut hinwegsehen.
Für mich der überzeugende Charakter war Petrowna, von der ich nicht unbedingt behaupten kann, dass ich sie besser leiden konnte als Kim, aber sie ist zumindest interessanter ausgearbeitet und gibt der Geschichte doch manchmal den entscheidenden Kick für die weiterführenden Ereignisse. Das ist nämlich auch das, was ich eigentlich von Kim erwartet hätte. Petrowna bringt die Geschichte voran, während Kim sie oft durch ihre Weigerung, Lösungen zu suchen, bremst. Schade ist, dass man die anderen Charaktere bei so wenigen Seiten leider nur ansatzweise kennenlernt und keinen wirklichen Eindruck von ihnen vermittelt bekommt. Ich hatte zumindest das Gefühl, dass Jasper, Kims Eltern und die Autorin des Buches Leah sehr sonderbare Charaktere sind, von denen ich gerne mehr erfahren hätte und die leider ein wenig zu kurz kamen.
Der Schreibstil des Buches hat mir gut gefallen. Die Mischung aus der tollen Sprache, dem Humor und der eindeutigen Botschaft der Geschichte hat mir gut gefallen und mich auch gut durch das Buch begleitet. Klar hat man 192 Seiten schnell durchgelesen, doch trotzdem glaube ich, dass das Buch noch lange in meinem Gedächtnis bleiben wird.
Fazit
Trotz der Kritikpunkte hat mir "Und du kommst auch drin vor" doch gut gefallen. Ich war überrascht von der tollen Plotidee und dem Verlauf der Geschichte und es gibt viele Facetten, die mich überzeugen konnte. Allerdings hätte mir eine umfassendere Ausarbeitung der Geschichte besser gefallen, um mehr Platz für tiefgründige Charaktere und Nebenplots zu schaffen.