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Veröffentlicht am 23.04.2017

Rezension | "Dark Mafia Prince" von Annika Martin

Dark Mafia Prince
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Angesprochen hat mich bei diesem Buch zunächst einmal das Cover, das ich als Cover-Victim nicht unbedingt schön nennen würde, aber es hat auf den ersten Blick doch sehr besonders und außergewöhnlich auf ...

Angesprochen hat mich bei diesem Buch zunächst einmal das Cover, das ich als Cover-Victim nicht unbedingt schön nennen würde, aber es hat auf den ersten Blick doch sehr besonders und außergewöhnlich auf mich gewirkt. Natürlich hatte ich auch deswegen große Hoffnungen bezüglich der Geschichte rund um "Dark Mafia Prince" – eben eine schöne, besondere und einmalige Geschichte. Und obwohl mich das Buch nicht vollkommen überzeugen konnte, hat es mir doch sehr gut gefallen.

Überrascht hat mich auf jeden Fall, dass ich ab der ersten Zeile des Buches total im Plot gefangen war. Der Einstieg ist der Autorin meiner Meinung nach großartig gelungen, denn er ist nicht nur spannend, sondern lässt auch eine weitschweifende und umfangreiche Geschichte erwarten – die ich letztlich auch bekommen habe. Schon zu Beginn lag zwischen den beiden Hauptprotagonisten eine gewisse Spannung in der Luft, alte Konflikte und sehr viel unausgesprochenes. Von dem Cover und dem Klappentext her hätte ich das Buch eher in das Erotik-Genre eingeordnet, so musste ich aber im Verlaufe der Ereignisse doch feststellen, dass es eher eine Mischung aus Romantik, Erotik und Thriller ist. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich ein absoluter Fan von Romantic-Thrillern bin. Zusammen mit der Mafia-Geschichte fand ich das also absolut überzeugend und einnehmend.

Die Geschichte an sich ist dadurch natürlich auch viel düsterer, als ich eigentlich erwartet hätte. Das bezieht sich nicht nur auf die Charaktere und deren Handlungen, sondern vor allem auch auf die Grundstimmung des Buches. Es gibt einige kaltblütige Momente, einiges an Waffengewalt, aber für mich hat das die Spannung schlichtweg oben gehalten. Schließlich wäre eine Mafia-Geschichte anders wohl auch kaum glaubhaft gewesen.

Meiner Meinung nach hat Annika Martin für ihren Plot zwei sehr tolle, abwechslungsreiche und teils auch "dunkle" Hauptprotagonisten erschaffen. Auf der einen Seite Mira, die verwöhnte, kleine Mafia-Prinzessin, die dann aber doch gar nicht so verwöhnt ist, wie sie zu sein scheint. Dadurch, dass sie von Anfang in die Opferrolle des Mafia-Krieges gedrängt und so auch in die Geschichte eingeführt wird, fiel es mir als Leser natürlich sehr leicht, sie als nett und symapthisch einzustufen und als Geisel in einem widerwärtigen Kampf zu sehen. Aber auch später mochte ich sie sehr gerne, weil sie sich zu behaupten weiß, mutig ist und auch keine Konsequenzen scheut – auch wenn diese sie manchmal ziemlich hart und unvorbereitet treffen.

Auf der anderen Seite ist da noch Aleksio, der von Anfang an als Dreckskerl dargestellt wurde, sich teilweise schon abartig verhält und skrupellos ist. So ganz habe ich ihm die Rolle nicht abgekauft, aber schließlich wusste ich auch, dass da noch viel mehr in ihm stecken muss, sonst wäre die Geschichte ziemlich einseitig und einfältig verlaufen. Er hat das Herz schon am rechten Fleck, setzt sich sehr für Mira ein und kämpft mit allen Mitteln für seine Familie. Trotzdem ist er gleichzeitig auch der sexy Bad-Boy-Mafia-Boss, der ihm manchmal sehr unattraktive Züge verleiht.

Befremdlich in der Geschichte fand ich eben auch aus diesem Grund die Beziehung zwischen ihm und Mira, an die ich mich auch nur sehr langsam gewöhnen konnte. Ich mochte beide Charaktere im Einzelnen eigentlich sehr gerne, vor allem gegen Ende, aber gerade die erste sexuelle Handlung zwischen den beiden, empfand ich als sehr demütigend für Mira und auch sehr unpassend für den Beginn einer "Beziehung". Alle weiteren erotischen Szenen konnte ich dann nur noch bedingt ernst nehmen.

Alles in allem freue ich mich trotzdem auf den nächsten Teil. Nicht nur wegen der spannenden Geschichte und der Fortführung der Mafia-Rivalen, sondern auch, weil ich hoffe, mehr über Aleksios Familie und deren Vergangenheit zu erfahren.

Fazit
"Dark Mafia Prince" hat mir aufgrund der düsteren Grundstimmung und auch der zwei tiefgründigen Hauptprotagonisten sehr gut gefallen. Das Buch handelt zwar viel von Gewalt und kaltblütigen Aktionen, aber hey – es ist eine Mafia-Geschichte. Der Plot gibt hervorragendes Protenzial für den zweiten Teil, in dessen Vordergrund wohl Aleksios Bruder Victor steht. Ich freue mich auf die Fortführung.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Rezension | "Caraval"

Caraval
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Auf die Geschichte rund um "Caraval" habe ich mich sehr gefreut, schließlich klingt der Klappentext sehr geheimnisvoll und auch interessant. Im Grunde habe ich von Caraval auch genau das bekommen, was ...

Auf die Geschichte rund um "Caraval" habe ich mich sehr gefreut, schließlich klingt der Klappentext sehr geheimnisvoll und auch interessant. Im Grunde habe ich von Caraval auch genau das bekommen, was ich erwartet hatte, nämlich eine tolle, einmalige, teils ein wenig verwirrende, aber auch sehr außergewöhnliche Geschichte, die den Leser in eine einzigartige Welt entführt.

Mich hat das ganze Buch absolut verzaubert und auch irgendwie von vorne bis hinten ein "Alice im Wunderland"-Gefühl hinterlassen. Nicht nur, weil der Plot leicht "abgedreht" ist, sondern auch, dass man schlichtweg in einer Welt gefangen ist, die sich mehr als real anfühlt und dir Versprechungen macht und doch eigentlich nur eine riesige Illustration einer verrückten Fantasie ist. Und auch wenn ich mich sehr wohl mit und in diesem Buch gefühlt habe und gerne Einblicke in "Caraval" erhalten habe, war ich doch froh, nur Zuschauer zu sein und nicht, wie Scarlett selbst, mitzuspielen.

Insgesamt empfand ich den Inhalt und die Handlungen als gut durchacht und auch logisch aufgebaut. Die vielen kleinen Nebengeschichten (Scarletts Verlobung, Julian, Scarletts Vater) haben eine gute Mischung an Romantik, Spannung, Überraschung und fieser, gemeiner und teils zwielichtiger Interaktion in das Buch gebracht und es so auch nie langweilig werden lassen. Es passiert viel in Scarletts Leben, sie hat mit einigen Dingen zu kämpfen. Vor allem, da sie gehofft hatte, einen Teil davon hinter sich lassen zu können. Was sich als Irrtum erweist.

Ebenso positiv habe ich das Setting und das World-Building empfunden. Caraval steckt voller kleiner Details und besonderen Eigenschaften, die mich als Leser durchgängig fasziniert haben. Zum Beispiel trägt Scarlett ein Kleid, das sich an ihre Stimmung anpasst, man kann Dinge mit Lebenszeit bezahlen, gespielt wird nachts und es gibt Säfte und Tränke zu jedem Anlass. Das alles empfand ich als sehr beeindruckend und besonders. So konnte ich mich nur noch mehr in "Caraval" verlieben.

Ein bisschen schwer habe ich mich allerdings mit den Charakteren getan. Bei Scarlett habe ich leider sehr lange gebraucht, um sie zu mögen oder ihr Verhalten und ihre Denkensweise zu akzeptieren bzw. zu verstehen, vor allem bei so einer Schwester und so einem Vater. Auch mit Julian hatte ich es anfangs nicht leicht, weil ich ihm ständig misstraut und irgendeinen Fehltritt erwartet habe. Mit Scarletts Schwester Tella bin ich bis zum Ende nicht wirkich klar gekommen, weil mich ihre egozentrische Art ziemlich genervt hat. Ihr komplettes Auftreten wirkte manchmal deplatziert, manchmal naiv und manchmal schlichtweg ignorant und besserwisserisch. Positive Charaktereigenschaften sind bei ihr leider nicht wirklich hängen geblieben. Alle anderen Figuren, wie zum Beispiel Scarletts Verlobter, ihr Vater, die Illusion von Legend usw., erschienen mir in Anbetracht einer solchen ausschweifenden und schillernden Geschichte viel zu blass und auch teilweise zu langweilig. Vielleicht lag das auch einfach daran, dass "Caraval" im Vordergrund steht und somit nicht viel Platz für ihre Geschichten und ihre Vergangenheiten war. Gerade im Bezug auf Scarletts und Tellas Vater scheint da noch viel im argen zu liegen. Hoffentlich wird mich die Autorin diesbezüglich im zweiten Teil mehr erreichen und begeistern können – das Ende deutet ja daraufhin, dass die Geschichte von "Caraval" noch nicht zu Ende erzählt ist.

Neben dem absolut schönen Cover hat mich auch der Schreibstil der Autorin überzeugt. Die eben aufgeführten Details und das World-Building sind nur ein Teil dessen, was ich an Stephanie Garbers Buch toll fand. Genauso gut fand ich die Beschreibung von Scarletts Gefühlen, der Aufbau von Spannungsmomenten, die Vermittlung der Atmosphäre und die angenehme und flüssige Sprache. Es spricht definitiv alles dafür, dass auch der zweite Teil bei mir einziehen wird.

Fazit
"Caraval" ist eine gleichermaßen beeindruckende und magische Geschichte über das, was wirklich im Leben geschieht und das, was nur Illusion ist. Bis auf die Charaktere hat mich das Buch vollkommen überzeugen können und bietet ein tolles Leseerlebnis, das, mit ein bisschen Luft nach oben, auf einen zweiten Teil hindeutet und darauf vorbereitet. Eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Rezension | "Das Scherbenhaus"

Das Scherbenhaus
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"Das Scherbenhaus" ist seit langem mal wieder ein Thriller, der mich richtig packen konnte und den ich geradezu verschlungen habe. Es war mein erstes Buch von Autorin Susanne Kliem, aber es wird sicher ...

"Das Scherbenhaus" ist seit langem mal wieder ein Thriller, der mich richtig packen konnte und den ich geradezu verschlungen habe. Es war mein erstes Buch von Autorin Susanne Kliem, aber es wird sicher nicht mein letztes gewesen sein.

Besonders angesprochen hat mich bei diesem Psychothriller die Spannung, die von vorne bis hinten präsent war; mal ganz eindeutig im Mittelpunkt, aber sehr oft auch unterbewusst und unterschwellig. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was es mit diesem Scherbenhaus, dem "Safe Haven", auf sich hat, wer Caralas Schwester umgebracht hat und das vertuschen will. Und wieso jeder, der in diesem Haus wohnt, auf seine ganz eigene Art verdächtig wirkt und Geheimnisse zu haben scheint. Des Weiteren hat die Geschichte bei mir auch ein oder zwei sehr intensive Gänsehaut-Momente geschaffen, die mir wirklich nahe gingen. Damit meine ich zum Beispiel, wie sich Carla vor dem Mörder im Keller versteckt oder der Streit zwischen Milan, Christian und Carla in deren Schlafzimmer. Die Szenen waren wirklich heftig und haben den Thriller in einem noch besseren, spannenderen und unheimlicheren Licht erscheinen lassen.

Bemerkenswert fand ich ebenfalls, dass der Plot von vorne bis hinten logisch, durchdacht und gleichermaßen packend war. Mir persönlich sind keine inhaltlichen Patzer, keine unlogischen Szenen oder ein zu komplexer, verwirrender Plot aufgefallen. Natürlich muss man wachsam sein und den Ereignissen genau folgen, um eine Chance zu haben, den Mörder zu erraten. Denn es werden viele falsche Fährten gelegt und oft ist es so, dass nichts so ist, wie es scheint – manchmal aber eben schon.

Auch die Charaktere mochte ich alle sehr gerne. Nicht nur, weil sie real und gut ausgearbeitet waren, sondern auch, weil jeder einzelne Charakter eine Rolle spielt und nur wenige als Füllstoff dienen. Natürlich sind manche Figuren vordergründiger als andere, allerdings kamen mir während des Lesens alle gleich wichtig vor. Schließlich betrachtet man ja auch jeden als potenziellen Mörder ;)

Einziges Manko an der Geschichte war für mich, dass ich relativ schnell erraten hatte, wer Ellens Mörder/-in ist. Es war nicht wirklich offensichtlich, allerdings hatte ich mich schon recht schnell festgelegt und am Ende hatte ich dann auch Recht behalten. Das Mordmotiv allerdings und wie die ganze Geschichte zusammenhängt, auch mit Carlas Stalker, dem "Safe Haven" und den Mitbewohnern hat mich sehr überrascht und hat mich auch sehr zufrieden stellen können.

Gefallen hat mir ebenfalls der Schreibstil der Autorin, die es nicht nur geschafft hat, ihren Figuren Leben einzuhauchen, sondern auch durch detaillierte Beschreibungen und Ausführungen eine bewunderswerte Spannung aufzubauen. Das ist mir bei einem Psychothriller auch sehr wichtig.

Fazit
Neben einem tollen Cover und einem überzeugenden Schreibstil schafft die Autorin mit "Das Scherbenhaus" eine spannungsgeladene Geschichte, die mehr als gelungen ist. Wer einen komplexen Psychothriller mit unterschwelliger Spannung mag – so wie ich – ist bei Susanne Kliem mit ihrem neuen Buch genau richtig.
[4,5 Sterne]

Veröffentlicht am 15.04.2017

Rezension | "Das dunkle Herz des Waldes"

Das dunkle Herz des Waldes
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"Das dunkle Herz des Waldes", was für viele jetzt schon ein Jahreshighlight im Genre (Jugend-)Fantasy ist, oder zumindest zahlreiche gute Bewertungen aufweist, ist für mich leider der erste Leseflop des ...

"Das dunkle Herz des Waldes", was für viele jetzt schon ein Jahreshighlight im Genre (Jugend-)Fantasy ist, oder zumindest zahlreiche gute Bewertungen aufweist, ist für mich leider der erste Leseflop des Jahres. Denn neben einer recht einfachen – jedoch potenzialreichen – Buchidee und einer sehr ansprechenden Außenverpackungen hatte das Buch für mich leider nichts zu bieten und hat mich daher mehr als enttäuscht zurückgelassen.

Zunächst einmal hatte ich ganz andere Erwartungen an dieses Buch. Im Klappentext wird von Zauberern und einer dunklen Magie gesprochen, hervorgerufen durch den Dunklen Wald, die mich an ein schönes, einnehmendes und magisches Buch hat denken lassen. All das ist jedoch nicht eingetreten. Mit der Geschichte habe mich schon auf den ersten 100 Seiten sehr schwer getan. Und obwohl ich noch die Hoffnung auf Besserung hatte, wusste ich da schon, dass das Buch mich nicht würde packen können. Weil mich weder der Plot, noch die Charaktere reizen konnten. Insgesamt ist die Geschichte sehr zäh und kommt an keiner Stelle wirklich in Fahrt. Dabei gab es viele spannend-wirkende und gut durchdachte Ideen und Momente: Kriege und Kämpfe, Beschwörungen, die Geschichte rund um die Königin, das Ende, die aber durch langatmige Erzählungen und Ausschmückungen eben genau das waren – langatmig. Und ein 576 Seiten starkes Buch kann sich extrem ziehen, wenn es einen einfach nicht mitreißt.

Das Setting der Geschichte hat mir grundsätzlich gefallen, auch die Beschreibungen des Dunklen Waldes, des Turms des Drachen, des Königreichs und der kleinen Täler, was aber leider bei der Langatmigkeit des Plots schlichtweg unterging und mich nicht wirklich erreichen konnte – wie ein Kopfkino, das zwar schöne Bilder produziert, aber immer an den selben Stelle hängen bleibt und nur nach langem Warten ein wenig weiterläuft. Ähnlich enttäuschend war für mich auch die Darstellung der Magie, von der ich mir viel versprochen hatte, die aber irgendwie spurlos an mir vorbeizog. Das Ausrufen irgendwelcher kursiv geschriebener, fremdartiger Wörter war für mich noch lange kein Zauberspruch oder ausgedrückte Magie. Eine Beschreibung der Wirkung und der Kraft, die diese zwangsläufig auslöst, hat mir von vorne bis hinten gefehlt und sämtliche magische Erwartungen in sich zusammenfallen lassen.

Der Höhepunkt an Enttäuschung waren für mich jedoch die Charaktere. Im schlechtesten Fall – und das kommt oft vor – habe ich zumindest eine Figur, die ich mag und mit der ich mich auch identifzieren kann. Trotz der Fülle an Charakteren, die Das dunkle Herz des Waldes bietet – Agnieszka, der Drache, Kasia, Marek, die Königin, der Falke, andere Zauberer im Königreich – hat mich kein einziger Charakter wirklich überzeugen können.

Während des ganzen Buches habe ich keine Beziehung zu Agnieszka aufbauen können, weil ihr Verhalten für eine Heldin, als die sie mehr oder weniger die ganze Zeit dargestellt wird, einfach zu kindlich und zu naiv war. Sie ist ein Widerspruch in sich, weil sie sich ständig erwachsen verhalten will, Konsequenzen tragen will, aber oft doch mehr Glück, als Verstand hat. Sie legt sich mit großen Zaubereren an, geht niemals wirklich diplomatisch vor und überschätzt ihre Magie oft dermaßen, dass andere sie retten müssen. Zudem hat mich die ständige Betonung der Autorin, dass Agnieszka nicht in der Lage ist, ihre Kleider sauber und rein zu halten (beim Spazieren im Wald, beim Kochen, beim Entdecken des Turms, ...), zunehmend nur noch genervt. Irgendwann habe ich schon verstanden, dass sie tollpatschig ist – doch die Wiederholung dessen und die Verlagerung des Schwerpunkts auf diese Charaktereigenschaft hat für mich die Hauptprotagonistin nur noch nerviger und unzulänglicher erscheinen lassen. Und letztlich so auch ein wenig fehl am Platz in der gesamten Handlung.

Dementsprechend war mir dann auch die künstlich erstellte Liebesbeziehung einfach zu viel. Zum einen fand ich sie einfach unnötig für ein Buch, das eine Lesemepfehlung ab 13 Jahren ausspricht (bezüglich der Sexszene), andererseits erschien sie mir schlichtweg unglaubwürdig und in der Entwicklung des Plots völlig unpassend. Es geht die ganze Zeit darum, die Täler und das Königreich vom Dunklen Wald zu befreien, dass Agnieszka Zaubern lernt und kämpft – und plötzlich dann das? Es machte auf mich den Eindruck, als wolle die Autorin alle möglichen Twists einbauen – mir war das dann doch zu viel des Guten.

Da ich nicht nur keinen Bezug zu Agnieszka aufbauen konnte, sondern auch zu keinem anderen Charakter, waren mir ihre Schicksale leider einfach egal. Selbst der überraschende Tod einer doch relativ wichtigen Figur hat mich kalt gelassen, ebenso haben mich Verletzungen, Todeskämpfe oder andere traurige und emotionale Szenen kaum berührt.

Aufgrund all dieser Kritikpunkte hat es letztlich auch der Schreibstil der Autorin nicht geschafft, mich vor einer enttäuschenden Leseerfahrung zu bewahren. Grundsätzlich hat mich die Art und Weise wie Naomi Novi schreibt, schon überzeugen können. Die Sprache ist nicht ganz so schlicht und profan wie bei anderen Jugendbüchern (was für mich als ältere Leserin in diesem Genre ansprechender war); sie ist schon ein wenig anspruchsvoller. Jedoch hat die Autorin mit Tempo, Dynamik und Spannungsaufbau trotzdem nicht glänzen können, sonst wäre die Bewertung des Buches sicher anders ausgefallen. Ich persönlich glaube, dass eine Raffung von 576 Seiten auf beispielsweise 376 Seiten der Geschichte viel besser getan hätte, denn trotz weniger Seiten wäre viel mehr Platz für die Entfaltung der eigentlich Plotdynamik gewesen.

Zum Schluss gibt es dann noch einen positiven Punkt: Das Cover. Es ist wirklich wunderschön und spiegelt die Grundidee der Geschichte – die mir übrigens sehr gefallen hat – gut wider. Vermutlich bin aber auch deswegen von dem Buch enttäuscht, weil die Außenverpackung und der Inhalt so unterschiedlich sind und in einem enormen Maße auseinandergehen.

Fazit
Für mich ist "Das dunkle Herz des Waldes" weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben und hat mich schlichtweg enttäuscht. Die Buchidee klang so interessant und hat so viel Potenzial geboten, das bei weitem nicht ausgeschöpft wurde und so nur eine langatmige und zähe Geschichte liefert. Da auch die Charaktere meiner Meinung nach nicht glänzen konnten, ist dieses Buch leider einfach nicht meins gewesen. Schade.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Rezension | "AchtNacht"

AchtNacht
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Ich war doch schon sehr überrascht, so schnell wieder ein Buch von Sebastian Fitzek in den Händen halten zu können, nachdem erst im Oktober "Das Paket" erschienen ist und sofort von mir verschlungen wurde. ...

Ich war doch schon sehr überrascht, so schnell wieder ein Buch von Sebastian Fitzek in den Händen halten zu können, nachdem erst im Oktober "Das Paket" erschienen ist und sofort von mir verschlungen wurde. Der Klappentext verrät über "AchtNacht" ja nicht besonders viel, ebenso war mir der Film "The Purge", zu dem das Buch einige Parallelen aufweisen soll, völlig unbekannt, so dass ich mich unvoreingenommen auf Ben Rühman und das aus dem Ruder gelaufene psychologische Massenexperiment einlassen konnte.

Obwohl sich die Geschichte von Anfang an sehr gut lesen lässt, habe ich einige Zeit gebraucht, um in ihr gefangen zu sein und mich voll und ganz auf die AchtNacht einlassen zu können. Ich habe mich lange gefragt, was Ben Rühmanns "Nutzlosigkeit" im Job und im Privaten, seine Familie und die Tragödie, die er miterleben musste (und teilweise noch muss) mit dem psychologischen Experiment zu tun haben und inwieweit diese Schilderungen den Verlauf der Geschichte beeinflussen wird.

Der Wechsel der verschiedenen Erzählpersonen- und perspektiven haben bei mir den Eindruck einer sehr langen Einführung nur verstärkt, weswegen ich etwa 100 bis 150 Seiten das Gefühl hatte, der Autor schaffe keinen optimalen Spannungsbogen. Erst sehr viel später wurde mir klar, dass sowohl die verschiedenen Perspektiven, als auch die lange Einführung nötig waren, um die Entstehung und den Verlauf der AchtNacht als ganzes zu erkennen und vor allem auch zu verstehen. Viele Zusammenhänge und Parallelen habe ich da noch nicht gesehen. Denn wie bei allen Büchern des Autors sträubt Fitzek sich nicht, falsche Fährten zu legen, spannende und unerwartete Wendungen einzubauen und den Leser mit einem vielschichtigen Plot zu verwirren.

Am meisten überrascht hat mich jedoch, dass ich mir an mancher Stelle wirklich vorstellen konnte, sowas auch im realen Leben zu erfahren. In Zeiten von Terror und Hass, von Diskussionen und Uneinigkeit in Kombination mit der Idee eines Irren, dem Know-How eines Technikfreaks und dem Internet als passendes Werkzeug habe ich mich doch gefragt, wie leicht sich so etwas umsetzen ließe – und wie viele Gestörte im Endeffekt mitziehen und durch die Straßen laufen würden. Mich überrascht in diesem Zusammenhang jedes Mal aufs neue, wie Fitzek realitätsnahe Probleme und "Störungen" in einer Gesellschaft/einem Land/eines Kontinents/der Welt so mühelos in seinen Büchern verarbeitet. Und den Leser letztlich dazu bringt, genau das unterbewusst zu hinterfragen. Wie er die Themen Snowden und Predictive Policing in "Das Joshua-Profil" aufgegriffen hat, fand ich schon toll, aber diesmal hat mich Fitzek wirklich beeindruckt.

Das Ende hat mich, im Gegensatz zu "Das Paket", nicht enttäuscht, jedoch war es für mich auch nicht besonders außergewöhnlich. Auf mich wirkte es auf der einen Seite zu "einfach" und zu "schlicht", auf der anderen Seiten hat es einen beunruhigenden Eindruck hinterlassen, weil man die Geschichte zwangsläufig im Kopf weiterspinnt und so auf ein unlösbares Problem trifft. An dieser Stelle möchte ich natürlich nicht zu viel verraten.

Auch wenn es viele anders sehen, war für mich der Schreibstil wieder super. Ich mag das Kopfkino, das mir in jedem Buch des Autors bereitet wird. Weil er so viel erzählt wie nötig, aber auch Spielraum für Fantasie und eigene Gedanken lässt. Sei es bei der Beschreibung der Charaktere, der Umgebung oder der Gefühle des Einzelnen. Die unterschwellige Spannung fand ich toll, auch wenn sie sich bei mir erst nach circa 150 Seiten eingestellt hat.

Fazit
"AchtNacht" ist für mich ein toller Action-Thriller, der mich überzeugen konnte; bei dem ich aber auch weiß, dass Sebastian Fitzek das eigentlich besser kann. Die kontroverse Diskussion und die viele Kritik kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn ich kann das Buch aufgrund einer grandiosen Gesellschaftskritik, eines sympathischen Hauptprotagonisten und eines doch sehr erschreckenden Plots (mit vielen verschiedenen Verstrickungen) empfehlen.