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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2018

Macht Lust auf den zweiten Band.

Silberschwingen 1: Silberschwingen
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Emily Bold ist mir persönlich bisher vollkommen unbekannt gewesen. Das ein oder andere Buch von ihr habe ich sicher schon gesehen – zumindest die Liebesromane –, aber in mein Bücherregal hatte es bisher ...

Emily Bold ist mir persönlich bisher vollkommen unbekannt gewesen. Das ein oder andere Buch von ihr habe ich sicher schon gesehen – zumindest die Liebesromane –, aber in mein Bücherregal hatte es bisher keines ihrer Werke geschafft. Trotzdem war ich unglaublich gespannt darauf, was mit "Silberschwingen – Erbin des Lichts" auf mich zukommen wird und ob die Autorin auch die Geschichte wird umsetzen können, die ich mir im Vorfeld von diesem Buch versprochen habe. Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich nämlich große Erwartungen.

Im Großen und Ganzen hat mir "Silberschwingen" gefallen. Der Einstieg in die Geschichte ist hier wunderbar umgesetzt, denn ich konnte mich leicht in die Handlung rund um Thorn hineinfinden. Die Autorin schafft schnell verschiedene Spannungsbögen, die mich als Leser begeistern und packen konnten. Schließlich wollte ich nicht nur unbedingt wissen, wie die Handlung weitergeht, sondern mich hat auch die Welt der Silberschwingen sehr interessiert. Je mehr ich davon erfuhr, desto neugieriger und wissbegieriger wurde ich. Das Buch bietet ein unglaubliches und detailreiches Setting, das nicht nur faszinierend wirkte oder einen grandiosen Hintergrund bot, sondern auch eine schier unendliche Fülle an Geheimnissen und Intrigen bereithielt. Einiges davon wird bereits im ersten Band angesprochen, anderes bleibt weiterhin verborgen und macht Lust auf den Fortsetzungsband. Am Ende von „Erbin des Lichts“ bleiben nämlich einige Fragen offen und angedeutete Kämpfe und Konfrontationen werden wohl erst im zweiten Teil stattfinden.

Trotzdem haben mich die Spannung und das Setting nicht vollends überzeugen können. Während ich am Anfang leicht in die Geschichte gefunden habe und vom Ende absolut begeistert war, hatte ich in der Mitte des Buches einen kleinen (Spannungs-)Hänger. Gerade die Szenen, in denen sich die Protagonistin in der neuen Welt einleben muss, nicht weiß, wem sie vertrauen kann, sich zwischen allen Stühlen befindet und sich aufgrund dieser Situation einsam und alleine fühlt, haben mich nicht mehr so einfach und mühelos packen können und wirkten auch langatmig auf mich. Zum einen lag es daran, dass die Perspektiven zwischen Lucien – Thorns Freund und Feind zugleich – und ihr hin und her wechseln, ohne, dass der Plot vorangetrieben wird, aber zum anderen auch an der Ausarbeitung der Charaktere.

Mit Thorn konnte ich mich noch recht gut identifizieren, denn sie ist kämpferisch, stur und tapfer. Das hat mir gefallen und passte auch zu der Figur, die sie innerhalb des Plots darstellen soll. Zwar hat sie hin und wieder ein paar Aussetzer, die ich nicht immer hundertprozentig nachvollziehen konnte, aber für eine 16-Jährige ist sie ausgesprochen mutig und leidensfähig. Durch ihre Angst und ihre Schmerzen wirkte sie ausgesprochen authentisch auf mich – eben nicht wie manche andere Heldin in Fantasy-Büchern, die vollkommen furchtlos und selbstbewusst Monstern gegenübertreten und dabei keine Anzeichen von Angst oder Sorge zeigen.

Mit Lucien hatte ich da allerdings mehr Probleme. Ich wollte ihn so sehr mögen, wollte so sehr an das Gute in ihm glauben. Es gibt Stellen, da beweist er, dass er einen weichen, liebevollen Kern hat. Aber dennoch habe ich ihm nie ganz vertraut und immer auf den Moment gewartet, an dem er Thorn verrät. Mir fiel es unglaublich schwer, ihn vollends zu mögen oder eben auch vollends zu hassen, weil er meiner Meinung nach des Öfteren sehr wankelmütig reagiert. Damit meine ich nicht, dass er sich außerhalb seiner Rolle verhalten hat, sondern, dass er sich eben meist selbst für ein böses Monster hält, das aber trotzdem Gefühle hegt. Lucien hat einfach aufgrund seines Charakters keinen richtigen Platz in der Silberschwingen-Gesellschaft, ist oft hin und her gerissen zwischen richtig und falsch und kämpft meiner Meinung nach einfach viel zu oft gegen sich selbst an. Weil er es seinem Vater recht machen will, in der Hierarchie aufsteigen möchte, den Oberen gefallen möchte etc. … Mag er Thorn oder mag er sie nicht? Akzeptiert er sie oder nicht? Wird er immer für sie da sein oder nicht? Fragen über Fragen. Zwar machte ihn das als Charakter in jedem Fall extrem interessant und faszinierend, hat mich aber auch phasenweise frustriert und ermüdet.

Außerdem hat mich auch die Figurenentwicklung von Thorns Freund Riley gestört. Er wurde am Anfang so stark eingeführt, gibt Thorn Einblicke in die Welt der Silberschwinge und Rebellen und spielt auf einmal kaum noch eine Rolle. Sein Schicksal war mir nicht egal und ich hätte so gerne mehr von ihm erfahren. Doch je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr trat er in den Hintergrund, weswegen sein Schicksal für den Leser lange vollkommen unklar bleibt. Ich finde es schade, dass seine Figur so stark eingeführt wurde und er eine große Rolle im Leben der Protagonistin spielte (teilweise dachte ich schon an eine Liebesgeschichte zwischen den beiden), aber dann plötzlich so aus der Geschichte genommen wird. Das hat mir nicht so gut gefallen.

Zum Schluss möchte ich noch auf die Sprache von Emily Bold eingehen, denn meiner Meinung nach hat die Autorin ein tolles Talent mit ihren Beschreibungen ein Kopfkino zu erzeugen. Ich fand es unglaublich, wie mühelos ich mir einen fliegenden Lucien vorstellen konnte und welches Gefühl mich dabei gepackt hat. Sicher hat mich nicht alles an diesem Buch überzeugen können, aber die Beschreibungen, die kleinen Details und das Setting haben mich positiv überrascht. Allein deswegen werde ich mir den zweiten Band nicht entgehen lassen können.

Fazit
Für mich ist "Silberschwingen – Erbin des Lichts" ein gutes Buch, das zwar einige Schwächen aufweist, aber doch ein unterhaltendes, spannendes Gesamtwerk abgibt. Der Zwiespalt, in dem sich die Protagonistin Thorn befindet, hat Emily Bold genial umgesetzt, ebenso das Setting der Silberschwingen. Ich kann auf jeden Fall eine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Gut, aber nicht gut genug.

Dream Maker - Sehnsucht (The Dream Maker 1)
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Nach "Calendar Girl" und "Trinity" – zwei meiner Meinung nach tollen Reihen – habe ich mich sehr auf die Neuerscheinung von Audrey Carlan gefreut. "Dream Maker" klang für mich direkt interessant und ich ...

Nach "Calendar Girl" und "Trinity" – zwei meiner Meinung nach tollen Reihen – habe ich mich sehr auf die Neuerscheinung von Audrey Carlan gefreut. "Dream Maker" klang für mich direkt interessant und ich mag auch die Konzepte, nach denen die Autorin ihre Geschichten schreibt. Leider hat mich "Sehnsucht" nicht so abgeholt, wie ich es mir im Vorfeld erhofft habe – auch wenn ich in der Geschichte rund um den Dream Maker, Love Maker und Money Maker einiges an Potenzial sehe.

Das Konzept von "Dream Maker" erinnert dabei ein wenig an die "Calendar Girl"-Reihe, allerdings stehen hier nicht Monate im Vordergrund, sondern die Städte, die Parker, Bo und Royce im Zuge ihrer Arbeit bei "International Guy Inc." besuchen. Diese drei unterschiedlichen Aufträge empfand ich als äußerst spannend, weil sie nicht nur Abwechslung in das Buch bringen, sondern einen Setting-Wechsel nach sich ziehen, den ich ausgesprochen unterhaltsam finde. Auch dieses Mal hat die Autorin meiner Meinung nach mit Paris, New York und Kopenhagen tolle Kulissen geschaffen und diese perfekt in ihre jeweiligen kleinen Geschichten integrieren können.

Allerdings schwächelt das Buch für mich an den verschiedensten Stellen. Parker ist als Protagonist ein interessanter und faszinierender Mann, der es einerseits versteht, seine Firma am Laufen zu halten und andererseits das weibliche Geschlecht zu bezirzen. Wer die Bücher von Audrey Carlan kennt, dem dürfte diese Entwicklung nichts neues sein, denn die Autorin setzt gerne starke Persönlichkeiten in ihren Geschichten ein. Allerdings hat mich eine gewisse Oberflächlichkeit und teilweise auch Widersprüchlichkeit in den einzelnen kleinen Geschichten gestört. Die Paris-Geschichte (eine Frau, die nach dem Tod ihres Vaters sein Unternehmen weiterführen möchte und dabei Unterstützung benötigt) hat mich eben aufgrund dieser Oberflächlichkeit nicht wirklich packen können, die New York-Geschichte (Parkers Traumfrau, eine Schauspielerin, die ihren Job nicht mehr liebt) fand ich an der ein oder anderen Stelle ein bisschen zu "Friede, Freude, Eierkuchen" und die Kopenhagen-Geschichte (die Prinzessin braucht Hilfe) war mir am Ende doch irgendwie viel zu schnell abgehandelt und das Problem viel zu schnell gelöst – eigentlich auch ohne Parkers Zutun.

Alle drei Geschichten sind zwar in sich recht spannend, abwechslungsreich und einzigartig aufgebaut – was definitiv ein Pluspunkt an diesem Buch ist! –, aber alle drei haben auch so ihre Schwächen, über die ich nicht vollkommen hinwegsehen konnte. Zwar ist mir durchaus bewusst, dass "Dream Maker" eine oder mehrere erotische Liebesgeschichte erzählt (und das meiner Meinung nach auch recht gut), aber mir hätte es doch besser gefallen, wenn die Autorin den Fokus mehr auf Parkers Arbeit, statt auf die vielen erotischen Szenen gelegt hätte. Zumal es mir auch schwerfiel, Parkers Gedankengänge nachzuvollziehen, weil er sich gerade am Ende des Buches mehrfach widersprüchlich verhält und den absoluten Dummkopf raushängen lässt. Obwohl ich ihn die meiste Zeit mochte, konnte ich das Ende absolut nicht verstehen und hat seinen Charakter (sich selbst bezeichnet er als absoluter Frauenversteher) doch ein wenig neben der Spur erscheinen lassen.

Trotz allem hat mir die Grundstimmung in dem Buch gefallen und auch den roten Faden fand ich überzeugend. Wie bereits erwähnt sind alle Aufträge unterschiedlich und dennoch steht die Freundschaft zwischen Parker, Bo und Royce genauso im Vordergrund, wie ihre jeweils bedingungslose berufliche Unterstützung. Kleinere Details, wie die neu eingestellte Assistentin der drei Jungs, sowie ihre privaten Geheimnisse, die greifbare Liebe, die Parker zu seinen Eltern verspürt und die Problematik einer Fernbeziehung runden den Plot ab und bringen den Vorteil mit sich, dass die Geschichte nie wirklich langweilig wirkt. Ich finde, die Autorin hat bei diesem Buch einiges richtig gemacht, allerdings wird sie sich noch steigern müssen, um mich vollends zu überzeugen.

Fazit
Der erste Band der "Dream Maker"-Reihe "Sehnsucht" ist definitiv ein interessanter Auftaktband, der allerdings nicht in allen Facetten überzeugend wirkt. Der rote Faden und die Plotidee haben mir gefallen, aber die Umsetzung schwächelt doch an manchen Stellen – entweder aufgrund von Oberflächlichkeit oder aufgrund von Parkers (nicht immer geradlinigem) Verhalten. Ich hoffe, die Autorin wird im zweiten Band einen besseren Fokus finden.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Ergreifende Geschichte mit absolut tollen Figuren.

The Ivy Years – Was wir verbergen
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"Was wir verbergen" ist der zweite Teil der "The Ivy Years"-Reihe und auch mein zweites Buch der Autorin Sarina Bowen. Nachdem ich "Bevor wir fallen" so gelobt habe, war ich natürlich gespannt auf die ...

"Was wir verbergen" ist der zweite Teil der "The Ivy Years"-Reihe und auch mein zweites Buch der Autorin Sarina Bowen. Nachdem ich "Bevor wir fallen" so gelobt habe, war ich natürlich gespannt auf die – vom ersten Band unabhängige – Fortsetzung um Bridger und Scarlet. Meiner Meinung nach konnte die Autorin damit auch mühelos an die grandiose Geschichte aus dem ersten Band anknüpfen.

Grundsätzlich bietet "Was wir verbergen" eine ganz andere Geschichte als der erste Band. In diesem Buch geht es nicht um Behinderung und Handicap, um Barrierefreiheit und der mühsame Weg zurück ins "normale" Leben. Aber dennoch bietet auch der zweite Teil eine besonders tiefgründige und unterhaltsame Geschichte, die es phasenweise in sich hat. Mich hat die Autorin mit Scarlets und Bridgers jeweils sehr unterschiedlichen Schicksalsschlägen berührt und bewegt. Beide Situationen sind schwer zu verkraften und stellen Menschen, vor allem junge Erwachsene, vor Herausforderungen und Probleme, die in diesem Buch gut dargestellt wurden und den Leser durchgängig fesseln.

Bridgers Überforderung, seine völlige Aufopferung für seine Familie und sein vollkommenes Zurücknehmen aus allem, was ihm Spaß macht und ihn ablenkt, fand ich absolut ergreifend und hat zu seinem ausgesprochen liebevollen Charakter gepasst – was ich mir anfangs überhaupt nicht vorstellen konnte, denn schließlich kannte ich ihn ja schon aus Band eins. Aber auch Scarlets Kampf um ihre Eigenständigkeit und um die Befreiung von ihrer Vergangenheit waren hart zu lesen und schwer zu verdauen. Dabei umschwirrt den Leser ständig die Frage, was wirklich in Scarlet und ihrer Familie vor sich geht, ob alles eine Lüge oder doch erschreckende Wahrheit ist und ob Scarlet sich jemals mit den Umständen auseinander setzen wird.

Aber nicht nur das harte Leben der beiden Protagonisten steht in dieser Geschichte im Vordergrund, sondern auch die Entdeckung ihrer Liebe für- und zueinander. Mich hat die Autorin mit der Entwicklung absolut überzeugen können. Ich habe so gerne gelesen, wie Scarlet und Bridger sich näherkommen, sich in einander verlieben, sich die Momente der Zweisamkeit stehlen und all den Problemen um sie herum strotzen. Nicht alle Handlungen und Gedankengänge konnte ich da hundertprozentig nachvollziehen, aber Charaktere haben nun mal ihren eigenen Willen – was will man da machen?

Ebenso wie in "Bevor wir fallen" kann ich die Ausarbeitung sämtlicher Figuren nur loben. Sowohl Scarlet, als auch Bridger machen große Entwicklungen durch, wirken aber durchgehend sympathisch und authentisch. Beide sind Charaktere zum Mitfühlen, zum Mitfiebern und auch zum Liebhaben. Beide hätten in verschiedenen Situationen gut eine Umarmung und ein paar aufmunternde Worte verdient und brauchen können. Mir ist das Schicksal beider, ihr jeweils eigenes und das der beiden zusammen, ans Herz gewachsen und ich habe mich sehr oft gefragt, wie ich wohl in ihren Situationen reagiert hätte. Hätte ich diese Verantwortung auf mich nehmen können? Wen hätte man um Hilfe bitten können?

Für mich ein Kritikpunkt ist die Auflösung eines der Plot Twists am Ende (Stichwort Vater und Onkel). Für mich war dies eine zu bequeme Lösung, die ich nicht wirklich nachvollziehen konnte. Und bei der ich mich auch frage, warum die Autorin diese noch einbauen musste. Das ganze Buch strotzt eigentlich mit der Botschaft, dass das Leben nicht einfach ist. Dass man sich immer wieder durchkämpfen muss, dass einem so gut wie nichts zufliegt und dass jeder in Situationen gelangen kann, die er entweder nie im Griff hat oder bei deren Umgang es die Hilfe von Dritten benötigt. Dass die Autorin für diese eher kleine Detail am Ende doch noch eine Lösung bietet, machte auf mich eher den Eindruck von Friede, Freude, Eierkuchen und hat meiner Meinung nach nicht wirklich zum roten Faden gepasst. Trotzdem hat mich Sarina Bowen mit ihrer Geschichte, ihren Figuren und ihrem Schreibstil mal wieder vollkommen angesprochen und mir einige sehr schöne Lesestunden bereitet. Für mich ist sie eine tolle Autorin.

Fazit
"The Ivy Years – Was wir verbergen" bietet eine wunderschöne, aber auch schicksalsbehaftete Geschichte, die mich in all ihren Facetten sehr berührt hat. Auch die Entwicklung der Liebesgeschichte wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben, weil gerade Bridger einfach nur ein anständiger, liebenswürdiger Mann ist, der für all die Menschen in seinem Leben nur das Beste möchte. Für mich kommt der zweite Teil nicht ganz an den ersten Band heran (Corey und Adam sind für mich einfach nur unschlagbar!), aber ich bin dennoch unterhalten und überzeugt worden. Weiter so!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung
  • Thema
Veröffentlicht am 08.07.2018

Hat mir gefallen.

36 Fragen an dich
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"36 Fragen an dich" war nicht nur für Hildy und Paul ein Experiment, sondern auch für mich, denn ich wusste nach dem Lesen des Klappentextes nicht unbedingt, was ich von dem Buch halten sollte. Es hörte ...

"36 Fragen an dich" war nicht nur für Hildy und Paul ein Experiment, sondern auch für mich, denn ich wusste nach dem Lesen des Klappentextes nicht unbedingt, was ich von dem Buch halten sollte. Es hörte sich wirklich interessant an, aber mich hat die Frage beschäftigt, wie die Autorin es schaffen wird, daraus eine Liebesgeschichte zu schreiben. Trotzdem habe ich mich auf das Experiment und auf das Buch eingelassen und ich habe es keine Sekunde lang bereut.

Denn die Geschichte ist ungewöhnlich und originell und hat damit bei mir genau den richtigen Nerv getroffen. Zwei Jugendliche, die unterschiedlicher nicht sein können – nicht nur von ihrem Charakter und ihrer Denkensweise her, sondern auch von der Motivation, die sie dazu bringt, an dem Experiment teilzunehmen. Ich fand es absolut interessant, ihre Antworten auf die Fragen zu lesen und zu sehen, wie zwei völlig fremde Menschen miteinander – in Hinblick auf die manchmal sehr persönlichen Fragen – interagieren. Anfangs hat mich diese Drehbuch-Form sehr gestört, muss ich zugeben. Ich möchte ja ein Buch lesen, einen Roman und kein Drehbuch. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt, wie Hildy und Paul kommunizieren und interagieren. Außerdem gibt diese außergewöhnlich Form auch einiges über ihre Charaktere preis.

Denn wie eben schon erwähnt, weisen beide Figuren sehr große Unterschiede auf. Hildy ist sympathisch, offen, chaotisch und plappert viel und gerne einfach irgendetwas vor sich. Paul dagegen sagt nur das nötigste, legt nicht unbedingt Wert auf Ehrlichkeit und schützt sich und die Wahrheit enorm – manchmal nicht nur vor Hildy, sondern auch vor sich selbst. Das führt natürlich zu Diskussionen, zu Uneinigkeit und zu Frustration (auf beiden Seiten). Aber gerade diese Interaktion fand ich spannend, denn beide lernen sich anzupassen und mehr auf den Experiment-Partner einzugehen. "36 Fragen an dich" zeigt dabei deutlich, dass jeder Mensch eine Geschichte hat, jeder eine Vergangenheit und dass nicht alle Probleme, Ängste und Unsicherheiten auf den ersten Blick erkennbar sind. Egal ob arm oder reich, ob privilegiert oder benachteiligt, ob extra- oder introvertiert, ob behütet oder alleine. Jeder Mensch ist anders, jeder geht mit Problemen unterschiedlich um und jeder hat etwas über sich und seine Vergangenheit zu erzählen. Selbst, wenn es demjenigen nicht mal direkt bewusst ist.

Außerdem mochte ich das Buch, weil ich das Experiment an sich und dessen Hintergrund ausgesprochen interessant fand. Ist es wirklich möglich, eine Freundschaft oder eine Beziehung aufzubauen, alleine durch diese 36 Fragen? Anfangs empfand ich das als ziemlich unglaubwürdig, aber es gibt in der Geschichte viele kleine Faktoren, die die Beziehung zwischen Hildy und Paul maßgeblich beeinflussen, wie beispielsweise die Zeichnungen, die Paul anfertigt oder der Fisch Kong. In jedem Fall sind da sehr viele interessante Fragen dabei, die es erleichtern, den anderen besser kennenzulernen und weit über Small Talk hinausgehen.

Über den Schreibstil der Autorin kann bei diesem Buch von meiner Seite her nicht viel gesagt werden. Denn große Teile des Buches sind in der Drehbuch-Form geschrieben. Allerdings haben mir die restlichen Szenen gut gefallen und ich konnte auch eine gewisse Art von Humor feststellen (vor allem in den Gesprächen zwischen Hildy und ihrem schwulen besten Freund), was mich angesprochen hat und bei mir punkten konnte. Ebenso begeistern konnten mich die kleinen Zeichnungen bei den Dialogen, die nicht nur gut umgesetzt waren, sondern mich auch zum Lachen gebracht haben.

Fazit
Alles in allem konnte mich "36 Fragen an dich" begeistern. Diese außergewöhnliche Aufmachung und das ungewöhnliche Thema fand ich spannend aufbereitet. Die vielen kleinen Details drumherum (das Drehbuch-Format, die Zeichnungen, das schöne Cover) haben mich angesprochen und empfand ich als originell. Das Buch ist sicherlich nicht für jeden etwas, aber mir hat es gut gefallen, weswegen ich es gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Ich habe leider überhaupt nicht reingefunden.

Stadt aus Wind und Knochen
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Was habe ich mich mit diesem Buch schwergetan! Ich vermute, dass "Stadt aus Wind und Knochen" das erste Buch ist, das ich so oft angefangen und wieder weggelegt habe, denn ich habe wirklich mehrfach (bestimmt ...

Was habe ich mich mit diesem Buch schwergetan! Ich vermute, dass "Stadt aus Wind und Knochen" das erste Buch ist, das ich so oft angefangen und wieder weggelegt habe, denn ich habe wirklich mehrfach (bestimmt zwei oder drei Mal) versucht, in die Geschichte hereinzukommen. Immer wieder habe ich 50 Seiten gelesen und doch hat mich der Anfang nicht überzeugen können. Dieses Mal habe ich allerdings durchgehalten, das Buch bis zum Ende gelesen und nun auch endlich eine Rezension dazu geschrieben.

Die Idee von Fran Wilde, einen solchen Plot zu schreiben, fand ich schon im Vorfeld wahnsinnig spannend. Menschen, die in Knochentürmen aufwachsen und leben, Knochentürme, die durch die sogenannten Sänger wachsen können, Menschen, die mit Flügelschultergurten durch den Himmel fliegen können, Menschen, die über den Wolken wohnen. Absolut großartige Idee. Aber meiner Meinung nach hat die Autorin das einfach überhaupt nicht an den Leser bringen können. Die ersten Seiten waren so voller Informationen, dass ich die Welt gar nicht besonders gut in meinem Kopf bekommen habe und Zusammenhänge auch kaum miteinander in Verbindung bringen konnte. Da wurde mit Begriffen und Erklärungen um sich geschmissen, was ich nicht einordnen konnte (die Sänger, die Spire, Himmelsschlund) und was auf mich auch so wirkte, als würde ich fremde Vokabeln lernen, ohne deren Sinn zu verstehen. Ich hatte mehrfach das Gefühl, dass die Autorin wirklich eine sehr genaue Vorstellung davon hat, wie diese Welt aussieht, aber ihre Beschreibungen haben mir das nicht nahebringen können – sie blieb mir während des ganzen Buches fremd und unnahbar.

Zudem flachen die Geschichte, die Handlungen und der Spannungsbogen im Laufe des Buches einfach enorm ab. Mich hat ab einer gewissen Stelle einfach nichts mehr ansprechen oder abholen können, weil es entweder zu hervorsehbar war (wie die übertriebene Macht des Rates, "Sellis" Affäre oder das Überleben von Herausforderern) oder weil ich es als unglaubwürdig empfand, wie schnell sich Kirit entwickelt hat. Sie ist erst sechs Monate bei den Sängern in Ausbildung und trotzdem kann sie am Ende des Buches alles. Jeder vertraut ihr, sie gibt die Befehle und sie macht alles perfekt.

Das ist auch so ein Grund, warum ich zu Kirit nicht wirklich eine Beziehung aufbauen konnte. Anfangs war ich mir schlichtweg unsicher, was ich von ihr halten soll. Sie wirkte nicht unsympathisch oder langweilig, aber es fiel mir schwer, sie einzuschätzen. Am Anfang ihrer Sänger-Ausbildung habe ich sie immer besser kennengelernt, aber ihre enormen Fortschritte, dass alle Hoffnung in Kirits Entscheidungen liegt und dass sie nur selten Rückgrat zeigt, hat mich immer mehr und mehr enttäuscht und von ihr distanziert. Eine Figur, in der ich mehr gesehen habe, war Kirits Mentor Wik, der in der Geschichte aber leider viel zu wenig vorkam. Ich denke, aus ihm hätte man einiges rausholen können, aber da ich gelesen habe, dass "Stadt aus Wind und Knochen" der erste Band einer Reihe ist, wird da vielleicht auch noch was auf den Leser zukommen.

Für mich persönlich war einfach der Schreibstil nicht das Richtige. Die Art und Weise, wie die Autorin schreibt, finde ich per se nicht schlecht, denn im Grunde lässt sich das Buch gut lesen. Aber die fehlenden Beschreibungen und die losen Zusammenhänge schreibe ich in diesem Fall dem Schreibstil zu. Mich hat die Autorin damit leider nicht wirklich ansprechen können, weil ich viel mehr erwartet hatte und viel mehr Hoffnung in ein großartiges World-Building gelegt hatte.

Fazit
Letztlich ist "Stadt aus Wind und Knochen" okay, weswegen mir die 2,5 Sterne wirklich Leid tut, aber ich fand es leider nicht besonders berauschend. Meinen Erwartungen konnte es aus verschiedenen Gründen nicht standhalten. Das Buch hat zwar definitiv auch Stärken (die Plotidee finde ich richtig toll!), aber leider konnten sich diese nicht durchsetzen.