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Veröffentlicht am 14.04.2018

Ein toller Abschluss, den die unglaubliche Reihe auch verdient.

Der Glanz der Dunkelheit
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"Der Glanz der Dunkelheit" ist der abschließende Band zu einer meiner Meinung nach grandiosen Reihe. "Die Chroniken der Verbliebenen" ist als gesamtes nicht unbedingt perfekt, aber mich hat sie absolut ...

"Der Glanz der Dunkelheit" ist der abschließende Band zu einer meiner Meinung nach grandiosen Reihe. "Die Chroniken der Verbliebenen" ist als gesamtes nicht unbedingt perfekt, aber mich hat sie absolut mitgerissen. Nicht nur, weil alle Reihenteile überzeugend und ansprechend ausgearbeitet waren, sondern auch, weil Mary E. Pearson eine unglaublich faszinierende Welt erschaffen hat und ich mich von ihr gerne in Lias Leben, ihre Abenteuer und ihren Kampf habe entführen lassen.

Meiner Meinung nach transportiert der letzte Band "Der Glanz der Dunkelheit" all dieses Positive noch einmal in seine Geschichte und in seine Figuren. Wie oben schon erwähnt war nicht alles perfekt, auch bei diesem Buch nicht. Ehrlich gesagt hätte ich mir diesen Abschlussband ein bisschen phänomenaler, ein bisschen stärker gewünscht, aber im Großen und Ganzen bin ich damit zufrieden, wie sich alles gefügt hat, wie alles seinen Lauf genommen hat und wie "Die Chroniken der Verbliebenen" zu Ende geführt wurde. Es wirkte alles irgendwie ... passend und rund und ich denke, dass mir das alles in allem um einiges lieber ist, als offene Fragen, Chaos oder Trauer. Zwar wäre ein Cliffhanger sicher auch nicht schlecht gewesen, aber diese Auflösung und das Ende empfand ich als eine gute Wahl, die mich zufrieden auf die gesamte Reihe zurückblicken lässt.

Die Handlung des Buches war auf jeden Fall spannend und ich werde wohl nicht zu viel verraten, wenn ich sage, dass es nun auch endlich zum Kampf zwischen den Königreichen gekommen ist. Ich bin zwar kein allzu großer Fan von Schlachtszenen, aber meiner Meinung nach hat Mary E. Pearson diesen Kampf sehr bildreich, dynamisch und inhaltsreich schildern können. Gerade diese ständige Abwechslung der Perspektiven (Rafe, Kaden, Lia) nach wenigen Abschnitten bzw. nach wenigen Seiten hat den Kampf ausgesprochen tempo- und abwechslungsreich wirken lassen. Ich fand diese Wahl der Erzählung sehr interessant, denn Kadens, Rafes und Lias Gedanken sind dort durchaus unterschiedlich und geben einen umfassenden Blick über die Geschehnisse während der Kampfszenen.

Auch das Drumherum war für mich stimmig. Lias und Rafes Beziehung ist nach dem Ende des dritten Bandes weiterhin distanziert und zerrüttet, was die drückende und dunkle Grundstimmung des Buches nur noch intensiviert hat. Als absoluter Fan der beiden als Paar hätte ich mir natürlich gewünscht, dass sie mehr Szenen gemeinsam haben, sich vertragen und über ihre Unstimmigkeiten hinwegsehen, aber die Autorin hat einen anderen – für mich auch annehmbaren – Ansatz gewählt. Mein Happy End habe ich trotzdem bekommen und das ist am Ende das, was für mich zählt.

Was mich sehr lange beschäftigt hat und wobei ich mich lange gefragt habe, wie die Autorin das gerade biegen will: Die Problematik der Dreiecksgeschichte zwischen Lia, Rafe und Kaden, die Mary E. Pearson im Laufe ihrer vorherigen drei Bände aufgebaut hat. Wer zieht von den beiden Männern den Kürzeren und wer von den beiden bekommt das doch gezwungene Happy End mit einer anderen Frau oder wer wird in der Schlacht sein Leben lassen müssen... Ich hatte wirklich lange befürchtet, dass mich das Schicksal einer der Herren nicht würde überzeugen können. Auf mich wirkte es teilweise leider auch ein bisschen gezwungen, nach dem Motto "War doch gar nicht so ernst zwischen den beiden, wie es die ganze Zeit den Anschein gemacht hat", aber ich denke, der Dritte im Dreieck hat sein würdiges Ende bekommen und sich auch schnell mit seinem Schicksal abgefunden.

Für mich wichtig war, nochmal betrachten zu können, ob sich die Charaktere im Gegensatz zu den ersten drei Bänden entwickeln würden. Meiner Meinung nach haben sie das geschafft. Rafe ist über seinen Schatten gesprungen und konnte zugeben, dass er falsch lag. Lia hat sich mehr und mehr zu der Anführerin entwickelt, die Morrighan und Venda brauchen und auch Kaden hat seinen Platz in der Geschichte gefunden, als Beschützer und Strippenzieher im Hintergrund. Mir hat gefallen, wie die drei Hauptfiguren miteinander interagieren, wie jeder seinen Platz und seine Bestimmung gefunden hat und wie die drei sich ergänzten. Keiner wirkte dabei überflüssig und/oder zu sehr in den Vordergrund gespielt. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass ich mich von allen dreien gleichermaßen verabschieden konnte.

Auch den Schreibstil möchte ich an dieser Stelle nochmal besonders hervorheben. Ich weiß, dass viele andere Leser nicht unbedingt damit und mit der Reihe klarkamen, aber ich fand die vier Bände wundervoll. Das World-Building, die vielen kleinen Details und die Emotionen der Figuren hat mir die Autorin mühelos vermitteln können, so dass der Abschied der Reihe mir ausgesprochen schwerfällt. Selbst die Kurzgeschichte zu der Entstehung von Morrighan habe ich in einem Rutsch verschlungen, so dass ich jetzt nur noch auf neue Werke der Autorin warten kann – die hoffentlich genauso toll werden.

Fazit
"Der Glanz der Dunkelheit" ist für mich ein toller Abschluss einer unglaublichen Reihe. Wenn ich selbst hätte entscheiden können, hätte ich wahrscheinlich das ein oder andere anders geschrieben und in eine andere Richtung entwickeln lassen, aber ich bin sehr zufrieden mit dem runden und soliden Ende. Deshalb freue ich mich auch, dass ich diese Reihe für mich entdecken konnte. Von mir gibt's trotz der – meiner Meinung nach – unnötigen Aufsplittung des letzten Teils in zwei Bücher eine absolute Leseempfehlung nicht nur für diesen Band, sondern für die gesamte Reihe.

Veröffentlicht am 10.04.2018

Ein tolles Buch, um sich die schönen, alltäglichen und kleinen Dinge im Leben vor Augen zu führen.

My Mindful Flow
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Ich bin in letzter Zeit des Öfteren auf Selbstfindungsblogs, Zeit- und Selbstmanagementwebseiten und Zielsetzungsratgebern unterwegs, um all die Dinge, die derzeit so in meinem Leben vor sich gehen, unter ...

Ich bin in letzter Zeit des Öfteren auf Selbstfindungsblogs, Zeit- und Selbstmanagementwebseiten und Zielsetzungsratgebern unterwegs, um all die Dinge, die derzeit so in meinem Leben vor sich gehen, unter einen Hut zu bringen, zu sortieren und auch zu genießen, ohne in all den Aufgaben unterzugehen. Dabei ist mir schon öfter der Ratschlag aufgefallen, sich manchmal einfach zu besinnen, sich zu entspannen und nicht zu viel Stress und Kraft in Dinge zu investieren, die man ohnehin nicht ändern kann.

"My Mindful Flow" ist mir unter anderem deswegen aufgefallen, weil es mit seinen 365 Ideen ein langfristiges Projekt ist und nicht in ein, zwei Tagen abgehandelt ist und danach wieder vergessen wird – so wie eben viele alltägliche Aufgaben und Anforderungen. Das ist auch das, was dieses Buch meiner Meinung nach ausmacht. Einige Aufgaben und Ideen lassen sich sicher schnell und einfach lösen (wie z.B. Aufgabe 180: "Schreibe, zeichne und/oder illustriere den Namen von jemandem, den du liebst" – zu finden auf Seite 119). Andere Aufgaben dagegen sind sehr viel komplexer, bedürfen eine Menge Zeit und der Beschäftigung und Auseinandersetzung mit ihnen und mit sich selbst (z.B. Aufgabe 8: "Gehe hinaus in die Natur und sammle verschiedene herabgefallene Blütenblätter und Baumblätter aller Größen, Formen und Farben. Stelle eigene Fantasieblumen zusammen und klebe sie auf diese Seite" – Seite 16).

Quintessenz des Buches ist nämlich auch genau das: Eine Auseinandersetzung mit sich selbst, lernen über eigene Fehler zu lachen und dass nicht immer alles perfekt sein muss. Aber auch das Beschäftigen mit all den Dingen um uns herum, die für uns unwichtig, nebensächlich oder unsichtbar erscheinen – was sie aber nicht sind. Unsere Wahrnehmung verstärken, den Sinn in Kleinigkeiten finden, Dinge wertschätzen, die uns als Mensch vielleicht nicht unbedingt privat oder beruflich weiterbringen, uns aber seelisch und psychisch unterstützen und uns erden. Sei es, wie viele unterschiedliche Formen von Laubblättern es gibt, was man aus alltäglichen Dingen alles basteln kann oder welche Gefühle uns durchströmen, wenn man einfach nur mit den Zehen wackelt. Mich hat dieses Buch für die Dinge um mich herum auf jeden Fall sensibler gemacht, auch wenn ich noch nicht allzu viele Aufgaben erledigt habe.

Manchmal fiel es mir wirklich sehr schwer, mich auf die unterschiedlichen Ideen einzulassen und sie zu bearbeiten. Denn manche erfordern Zeit und Kreativität, manche die Reflektion von Erlebnissen oder das Erkennen von unseren Gefühlen. Manchmal war es für mich wirklich nicht einfach, vor allem nicht, als ich den schmerzhaftesten Moment in meinem Leben in Worte fassen musste. Und ich bin mir sicher, dass ich noch auf einige Aufgaben treffen werde, die mich an meine Grenzen bringen. Aber manche sind auch einfach nur schön und machen Spaß. Sie lenken mich ein bisschen vom Alltag ab, entspannen mich und geben mir Zeit, mich mit mir selbst zu beschäftigen – was in der heutigen Zeit leider sehr verloren gegangen ist, was mir aber nach und nach sehr wichtig erscheint.

Inwieweit dieses Buch sinnvoll ist, Weichen für einen aufmerksameren Umgang legt oder ob das Hinterfragen eigener Gefühle nicht doch ein bisschen verrückt ist, muss jeder individuell für sich entscheiden. Ich denke auch nicht, dass dieses Buch ein Patentrezept für jeden ist, dass es jeden weiterbringt und jeden wirklich anspricht, aber für mich war es das perfekte Geschenk zur perfekten Zeit. Manchmal macht es nämlich auch einfach Spaß, sich mit den einfachen Dingen im Leben zu beschäftigen. Vor allem, wenn sie für einen bisher unentdeckt geblieben sind und man erkennt, wie schön sie eigentlich sind.

Fazit
Wunderschön und mit viel Liebe illustriert bietet "My Mindful Flow" eine perfekte Grundlage für jeden, der sich aus dem alltäglichen Trott befreien will und seinen Blick für die Kleinigkeiten des Lebens, der Umwelt, des Körpers und der Kreativität schärfen möchte. Man muss sich definitiv Zeit nehmen für dieses Buch und die darin enthaltenen Aufgaben, aber wer das schafft, wird sicherlich alles um sich herum ein bisschen anders wahrnehmen. Für mich ist es definitiv ein wundervolles und sehr faszinierendes Werk, was mich noch eine lange Weile beschäftigen wird.

Veröffentlicht am 10.04.2018

War leider nicht so hundertprozentig meins.

Everflame 1. Feuerprobe
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Leider war "Everflame" in vielen Dingen nicht das, was ich erwartet hatte und welche Qualität ich von der "Göttlich"-Trilogie gewohnt war. Im Grunde hat mir die Plotidee gut gefallen und sie klang – zumindest ...

Leider war "Everflame" in vielen Dingen nicht das, was ich erwartet hatte und welche Qualität ich von der "Göttlich"-Trilogie gewohnt war. Im Grunde hat mir die Plotidee gut gefallen und sie klang – zumindest im Klappentext – auch sehr vielversprechend. Nur konnte Josephine Angelini das nicht so wirklich nach meinen Vorstellungen und Erwartungen umsetzen. Auch jetzt, nachdem es Tage her ist, dass ich das Buch gelesen habe, fällt es mir immer noch schwer, eine abschließende Meinung zu "Feuerprobe" zu bilden und diese in Worte zu fassen, weil mich das Buch schlichtweg nicht einfangen konnte.

Mir hat der Anfang der Geschichte noch recht gut gefallen. Diese Highschool-Teenager-Realitätsgeschichte hat meiner Meinung nach Sinn gemacht und hat Lily als Protagonistin gut eingeführt. Zwar hatte ich hier und da ein paar Probleme mit ihr und ihren Handlungen, aber sie ist nun mal ein Teenager. Kein Wunder, dass sie da denkt, sie wisse alles besser und würde den Kerl, der allen Mädchen das Herz bricht, ändern können. Trotzdem hat die Autorin es meiner Meinung nach mit dem Realitätsbezug relativ gut geschafft, dass man als Leser eine Verbindung zu Lily aufbauen und sie lieben lernen konnte.

Leider habe ich sowohl die Geschichte, als auch Lily als Protagonistin, in der Hexenwelt verloren. Mir persönlich ging der Plot viel zu gemächlich vonstatten und auch von der Hexerei und der Magie hatte ich mehr erwartet. Meiner Meinung nach lebt eine Hexengeschichte von der Kreativität der Magie, der Schilderung der Hexerei und wie diese magische Kraft wirkt – und das hat mir Josephine Angelini leider einfach viel zu oberflächlich erzählt. Ich hatte die Magie kaum in ihren Worten wahrnehmen können und ich war fast schon enttäuscht, wie wenig tiefgründig dies erzählt und ausgebaut wurde. Zusätzlich fand ich auch den Plot ausbaufähig. Ich will nicht sagen, dass er mir zu vorhersehbar war, aber so wirklich mitgerissen hat er mich nicht. Und auch packende und mitreißende Spannungshöhepunkte habe ich vermisst. Für mich ist die Erzählung leider nur dahingeplätschert und hat mich nicht so abholen können, wie ich es mir gewünscht hätte.

Bis hierhin klingt meine Bewertung eigentlich recht negativ, weswegen ich auch noch ein paar gute Dinge an diesem Buch hervorheben möchte. Und zwar haben mir die Männer in "Feuerprobe" als Charaktere recht gut gefallen. Rowan hat definitiv seine Ecken und Kanten und konnte mich, trotz seiner launischen Art, durchaus überzeugen. Und auch Tristan – der aus der Hexenwelt – und Caleb fand ich recht unterhaltsam und sie passten sehr gut in die Geschichte. Ebenso hat Lilys Anatogonisten Lilian meiner Meinung nach noch Luft nach oben, aber ihr Auftreten hat mir gefallen und bietet sicher noch einigen Stoff für die nächsten beiden Bände.

Letztlich hat mir auch das Ende gut gefallen, das den Leser durch den fiesen Cliffhanger eher weniger befriedigt zurücklässt – aber auf eine gute Weise. Denn obwohl mich die Geschichte nicht so wirklich abholen konnte, möchte ich nach dem Schluss doch wissen, wie es mit Lily und ihren Freunden weitergeht. Und welche Abenteuer noch auf sie warten.

Fazit
Mich hat der Auftaktband der "Everflame"-Reihe leider nicht hundertprozentig überzeugen können. Mir hat in "Feuerprobe" einfach zu viel gefehlt und ich hatte zu viele Punkte zu bemängeln. Allerdings sehe ich das Potenzial in der Geschichte, in den Protagonisten und in dem Ende, weshalb ich eine solide 3-Sterne-Bewertung vergebe. Schließlich hat die Autorin es trotz allem geschafft, dass ich den zweiten Band auch noch lesen möchte.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Kommt nicht an den ersten Band heran.

Rot für Rache
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"Rot für Rache" ist der zweite Teil einer Reihe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die junge Graffiti-Künstlerin Metro in den Vordergrund zu stellen und ihr Leben in all seiner Tragweite zu beleuchten. ...

"Rot für Rache" ist der zweite Teil einer Reihe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die junge Graffiti-Künstlerin Metro in den Vordergrund zu stellen und ihr Leben in all seiner Tragweite zu beleuchten. Nachdem Metro im ersten Band ihren besten Freund verloren hat und seither nur noch Wut und Rache in sich trägt, war ich mehr als gespannt darauf, was im zweiten Band passiert, wie es letztlich mit der jungen Frau weitergeht und welche Tücken die Graffiti-Szene noch für sie bereithält.

Leider hat mir der zweite Band bei weitem nicht so gut gefallen wie der erste Band. Zwar lernt man auch in der Fortsetzung Metro und ihre Geschichte besser kennen und sie muss einige dramatische Abenteuer er- und überleben, aber so ganz packen konnte mich der Plot nicht. Mir persönlich hat die Spannung und der Thrill gefehlt, weswegen mich der Autor an verschiedenen Stellen im Buch nicht wirklich abholen konnte - nicht so wie im ersten Teil der Reihe. Dazu kommt, dass die Geschichte meiner Meinung nach im Verlauf der Handlung immer mehr und mehr den Eindruck macht, als wisse der Autor selbst nicht so genau, was noch passieren soll, wohin das alles führen soll, was er erzählen möchte und in welche Richtung er Metro und ihre Freunde entwickeln möchte. Gerade am Ende waren mir verschiedenen Szenen doch einfach too much und wirkten mehr als konstruiert auf mich, so dass ich die emotionale Geschichte, die ich im ersten Band so lieben gelernt habe, hier kaum wiedererkannt habe.

Natürlich erlebt Metro auch in diesem Buch wieder Verluste und auch Rusts Tod hat sie noch nicht wirklich verarbeiten können. Sie muss fliehen, sie muss kämpfen und ist manchmal mit ihren Kräften definitiv am Ende. Und trotzdem muss sie weitermachen. Diese kleinen Passagen haben mir auch sehr gut gefallen und konnten mich überzeugen - die spannenden Stellen dagegen haben mich entweder nicht abgeholt oder wirkten einfach viel zu übertrieben, weswegen ich sie auch nicht wirklich ernstnehmen konnte.

Metro hat mir als Charaktere dagegen auch dieses Mal sehr gut gefallen. Man merkt ihre Entwicklung im Gegensatz zum Auftaktband deutlich und ich mochte sie weiterhin ausgesprochen gerne. Sie hat definitiv ihre Macken und steigert sich in viele Dinge viel zu viel hinein, aber ich konnte sie und ihre Geschichte einfach so gut verstehen. Ihre Trauer um Rust, ihren Kummer, Finnland zu verlassen, ihren Kampfgeist und ihren Mut fand ich vom Autor toll umgesetzt und macht Metro zu einem Charakter, den man zwar nicht lieben muss, dem man aber immer nur alles Gute im Leben wünscht. Metro ist nun mal einfach beeindruckend - in ihrem Auftreten, in ihrem Handeln und in ihrem Charakter.

Auch die anderen Nebencharaktere mochte ich und bin auch gerne ihren Handlungen gefolgt - nicht immer, weil ich die Personen an sich mochte, sondern wie sie ausgearbeitet waren, welche Geschichte sie mitbringen und wie sich alle zusammenschließen. Alle mit demselben Ziel und derselben Aufgabe. Ich denke, wenn ich es mir hätte aussuchen können, hätte ich für Metro für den weiteren Verlauf des Plots einen anderen Partner ausgesucht, aber auch so konnte ich mich schnell mit ihm anfreunden und seine Vorzüge erkennen. Eine gute und vollständige Charakterausarbeitung ist Jari Järvelä auf jeden Fall mühelos gelungen.

Das Ende betrachte ich derzeit noch ein bisschen zwiegespalten: Zum einen fand ich den Abschluss ein bisschen abrupt (das hätte ich mir nach dem letzten großen Spannungsbogen ein bisschen ausschweifender vorgestellt), zum anderen ist der letzte Satz einfach nur grandios gut. All die Erwartungen, die man an die Fortsetzung und gleichzeitig an den Abschlussband hat, werden darin transportiert und geben schon jetzt die Richtung für die Entwicklung vor. Ich hoffe, Metro bereitet sich gut auf die Hetzjagd vor.

Fazit
Ich will nicht sagen, dass der zweite Band der "Metro"-Reihe "Rot für Rache" für mich enttäuschend war, aber ich hatte definitiv höhere Erwartungen, nachdem ich den ersten Teil gelesen habe. Ich hätte mir ein bisschen mehr realistische Spannung und ein bisschen mehr authentischen Thrill gewünscht. Nicht alles konnte der Autor so umsetzen, dass er mich durchgehend bei Laune halten konnte, allerdings haben mir Metro und ihre Freunde wieder ausgesprochen gut gefallen. Ich freue mich auf den Abschlussband der Reihe.

Veröffentlicht am 30.03.2018

Ein nahezu perfekt gelungener Zwischenband.

Scythe – Der Zorn der Gerechten
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Da der erste Band der Reihe "Die Hüter des Todes" mein erstes Buch von Neal Shusterman war, war ich natürlich sehr überrascht, wie mühelos der Autor mich hatte überzeugen können und wie einfach dieses ...

Da der erste Band der Reihe "Die Hüter des Todes" mein erstes Buch von Neal Shusterman war, war ich natürlich sehr überrascht, wie mühelos der Autor mich hatte überzeugen können und wie einfach dieses Buch zu meinem Jahreshighlight 2017 geworden war. Ich denke, ich muss daher auch nicht extra betonen, wie sehnsüchtig ich auf die Fortsetzung "Der Zorn der Gerechten" gewartet habe. Viele Fragen waren am Ende des ersten Bandes noch offengeblieben, weswegen ich mich nicht nur darauf gefreut habe, Citra und Rowan "wiederzusehen", sondern auch den Thunderhead (der Titel der Originalausgabe) genauer kennenzulernen und seine Art und Weise, zu funktionieren, zu steuern und zu kontrollieren besser zu verstehen.

Mir hat gefallen, wie Neal Shusterman seinen Plot aufbaut, sehr viele verschiedene Handlungsstränge schafft und damit mühelos eine Langatmigkeit umgeht, die bei 544 Seiten durchaus entstehen kann. Es ist nicht immer alles gut umgesetzt und nicht immer alles perfekt, aber es ist komplex, umfassend sowie weitschweifend und da erwarte ich auch keine Perfektion. An manchen Stellen schockiert der Autor, manche Szenen sind ein wenig überspitzt und andere absolut überraschend, so dass ich – trotz der dauernden Frage, wie das alles zusammenhängt – durchgehend unterhalten wurde und das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Es ist einfach unglaublich, wie sehr Shusterman mit seiner Kreativität glänzen kann, welches Setting er mit Worten erschafft und welches Kopfkino er bei seinen Lesern erzeugen kann.

Ein bisschen enttäuscht war ich von der Charakterverteilung in der Handlung. Während der erste Band sich doch sehr auf die Lehrlinge Citra und Rowan, sowie ihren Ausbilder Scythe Faraday fixiert hat, erschienen mir die Szenen mit den drei "Hauptprotagonisten" dieses Mal doch eher sparsam gewählt. Natürlich mochte ich auch Greyson und den Schwung, den er mit seinem Widerling-Status, seinem gescheiterten Berufswunsch, seiner Rebellion und seiner plötzlich entstandenen Isolation in die Geschichte bringt, aber es gab viele Stellen, an denen ich Citra und Rowan (und vor allem sie beide zusammen) sehr vermisst habe. Und auch Scythe Faraday taucht hin und wieder auf, allerdings bleiben auch seine Abenteuer, nämlich die Suche nach etwas ganz Geheimnisvollem, eher im Hintergrund, was mich ein bisschen traurig gestimmt hat.

Trotzdem bieten auch die anderen Figuren eine interessante Abwechslung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man ein paar davon wiedersieht, von denen man niemals gedacht hätte, dass sie wieder eine Rolle spielen werden. Besonders positiv aufgefallen ist mir im Plot allerdings vor allem Scythe Curie, die ich im ersten Band oft sehr zwiespältig betrachtet habe, die aber doch nach und nach meine Sympathie erlangen konnte. Die Mischung aus liebevoller Zuneigung und gutgemeinter Strenge Citra bzw. Scythe Anastasia gegenüber fand ich sehr toll beschrieben. Beide treiben einander immer wieder an, motivieren und stehen füreinander ein. Und auch der eben genannten Greyson ist mir sehr positiv aufgefallen und hat sich nach und nach zu meinem Lieblingscharakter entwickelt. Ich mag es, wenn Figuren spielend in die Handlung integriert werden und dort so gekonnt auftreten, als wären sie schon von Anfang an dabei. Ich denke, Greyson hat auch für den Abschlussband noch einiges an Potenzial zu bieten, das Shusterman sicher noch ausbauen wird.

Die besonderen Auffälligkeiten bei diesem Buch sind auf jeden Fall nach wie vor die Kleinigkeiten, die Details, die aus einer Geschichte erst ein Erlebnis machen. Seien es die Zwischenkapitel des Thunderhead, Scythes Anastasias Nachlese-Methode, widerliche Körpertausch-Methoden oder einfach nur die Freibrief-Regionen. Ich finde, Neal Shusterman wirft immer mal wieder kleine Details in den Plot, die zum Nachdenken anregen (Wer mag schon eine künstliche Intelligenz als vollkommene Kontrolle der Menschheit? Oder wie würde ich selbst gerne nachgelesen werden wollen?), die die Fantasie ankurbeln oder uns weit über das Lesen des Buches hinaus beschäftigen. Schon im ersten Band habe ich den tollen Schreibstil des Autors bemerkt und ich bin der Meinung, dass er auch hier, in "Der Zorn der Gerechten" wieder zeigen konnte, welches Talent er hat. Ich freue mich daher ganz besonders auf die Fortsetzung.

Fazit
"Der Zorn der Gerechten" kommt meiner Meinung nach nicht ganz an "Die Hüter des Todes" heran, aber trotzdem steht das Buch dem Vorgängerband in den Punkten Spannung, Unterhaltung, Fantasie und Kreativität in nichts nach. Neal Shusterman hat auch hier wieder ein tolles Werk geschaffen, über das es viel zu diskutieren und viel nachzudenken gibt. Zusätzlich hat er es auf jeden Fall mit diesem absolut fiesen Ende geschafft, den Leser in den Monaten bis zum Erscheinen des dritten Bandes zu quälen. Aber wenn sehnsüchtiges Warten auf die Fortsetzung nicht eine gute Reihe ausmacht, was denn dann?