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Veröffentlicht am 02.01.2023

Eine ergreifende Erinnerung an die Bergbautradition in der erzgebirgischen Region rund um das Schlematal

Die Sehnsucht nach Licht
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Kati Naumann erschafft in ihrem aktuellen sehr atmosphärischen Roman "Die Sehnsucht nach Licht" eine richtig tolle Mischung aus geschichtlichen Zeitzeugnissen vermischt mit der Geschichte einer fiktiven ...

Kati Naumann erschafft in ihrem aktuellen sehr atmosphärischen Roman "Die Sehnsucht nach Licht" eine richtig tolle Mischung aus geschichtlichen Zeitzeugnissen vermischt mit der Geschichte einer fiktiven Familie, die sich über Generationen hinweg dem Bergbau verschrieb.

Dreh- und Angelpunkt des Geschehens ist dabei geographisch das im Erzgebirge gelegene Schlematal und die fiktive Dynastie der Bergbaufamilie der Steiners.

Als Leser bekommt man sehr eindrücklich eine Idee über den Aufstieg und Fall des Bergbaus in der dortigen Region. In der Handlung selbst durchlebt man dabei alle Höhen und Tiefen mit.

Obwohl ich bis dato noch kaum richtig tiefe Berührungspunkte zum Bergbau hatte, schaffte es das Buch mich in kürzester Zeit dann an sich zu binden. Es dauerte für mich alleine durch die genauen Beschreibungen nicht lange, mich mit den Handelnden wie auch der eigentlichen Story zu identifizieren.

Das Kopfkino lief eigentlich bereits beim kurzen Prolog an und riss bis zum Buchende hin nie ab.

Man taucht ein in eine fast vergessene sehr harte Arbeitswelt unter Tage, in die des traditionsreichen Bergbaus, und bekommt on top noch viel rund um die fiktive Bergmanndynastie der Familie Steiner mit.

Bei jeder einzelnen Seite merkt man die Akribie der Recherche und die Passion der Autorin Kati Naumann solche längst vergangene Industriezweige dann wieder zum Leben zu erwecken. Mir gefiel diese Art Roman von alles Anfang sehr gut.

Der ausgeklügelte Spannungsbogen bewegt sich zwischen dem aktuellen Zeitgeschehen und der Vergangenheit. Ich persönlich fand vor allem die Details zur Historie des Bergbaus im Schlematal dann durchweg interessant und sehr spannend erzählt.

Der Roman wurde für mich deshalb sehr schnell zum echten Pageturner.

Mir gefielen die unzähligen Anknüpfungspunkte zur Realität, die dann unsere deutsche Geschichte greif- und erlebbar machen, auch wenn sie nicht immer ganz leichte Kost sind. Das Buch dient mir daher als Anknüpfungspunkt, um mich gerade in Sachen Bergbau dann noch weiter über das Buch hinaus zu informieren. Bis dato hatte ich dazu fast überhaupt noch kaum Berührungspunkte gehabt. Das Buch und die darin Handelnden haben mich dahingehend eines Besseren belehrt.

Gerade solche Bücher sind es, die mir lange im Gedächtnis bleiben werden und in mir weiter arbeiten werden.

Einfach ein riesengroßes DANKE für dieses tolle Werk und die damit einhergehende Unterhaltung.

Summa summarum erschafft hier Kati Naumann auf schlappen 416 Seiten ein unverrückbares Denkmal für alle Bergmänner im erzgebirgischen Schlematal, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens die tief verborgenen Bodenschätze unter Tage abgebaut und uns allen für unseren ganzen wirtschaftlichen Fortschritt ans Licht gefördert haben.

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Veröffentlicht am 30.12.2022

Wissenswertes rund um die pflanzenbasierte Ernährung inklusive 100 toller neuer Rezeptideen zum 10-jährigen Jubiläum von Deliciously Ella

Deliciously Ella. How To Go Plant-Based
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Asche auf mein Haupt - 10 lange Jahre ging "Deliciously Ella" an mir einfach so komplett vorbei.

Nun habe ich aber Blut (oder muss ich jetzt Pflanzensaft sagen) geleckt und mir einen umfangreichen Einblick ...

Asche auf mein Haupt - 10 lange Jahre ging "Deliciously Ella" an mir einfach so komplett vorbei.

Nun habe ich aber Blut (oder muss ich jetzt Pflanzensaft sagen) geleckt und mir einen umfangreichen Einblick in die pflanzenbasierte Küche von Ella Mills verschaffen können.

Gleich eines vorweg - ich bin begeistert vom Konstrukt der pflanzenbasierten Ernährung.

Einen großen Anteil an meiner Begeisterung liegt eingangs im Buch begraben. Dort erfährt der Newbie in diesem Kochgenre dann allerlei Wissenswertes über diese besondere Ernährungsform. Was mir/uns unheimlich gut gefällt und zuteil wird, dass hier nicht dogmatisch nach "Alles oder Nichts!" gehandelt wird sondern jedem entsprechende Spielräume gelassen werden, die es gilt selbst kreativ zu nutzen und auszufüllen. Auch werden einige Vorurteile und Mythen ausgeräumt in diesem eher theoretischen Teil, der für mich die Basics recht gut erklärt. Ella und sieben weitere Expert*innen beziehen beispielsweise auch Stellung zu den 10 meistgestellten Fragen zur pflanzenbasierten Ernährung.

Als klassischer Allesfresser bekam ich sehr schnell eine Idee, was mit pflanzenbasierter Ernährung dann gemeint ist, auf welche Details geachtet werden sollte und wie ich meine Ernährung dann mehr in diese Richtung verändern kann.

Weswegen ich eigentlich das Buch haben wollte, war natürlich der sich anschließende Teil voller leckerer Rezeptideen.

Einfach mal über den eigenen, bekannten Tellerrand blicken und in Nachbars Kochtöpfe und Pfanne gucken, was dort so alles Leckeres brutzelt und vor sich hin köchelt oder auch dämpft.

Die Rezeptideen sind, wie für Kochbücher üblich klar gegliedert. Neben den notwendigen Zutaten wird auch auf die einzelnen Zubereitungsschritte verwiesen, die einem selbst dann beim Nachkochen helfen, das leckere Gericht in der heimischen Küche in Perfektion zu zaubern.

Ein Bild vom fertigen Gericht darf natürlich als Appetitanreger auch nicht fehlen.

Einzig die gesamte Zubereitungszeit fehlte mir bei den Rezepten auf den ersten Blick. So muss man kurz das Rezept durchgehen und dann abschätzen, wie lange man in der Küche vor sich hin werkeln muss.

Die Ingredenzien haben es dann mitunter echt in sich. Es lohnt sich hier vorab bereits festzulegen, was gekocht werden soll und einen Blick auf das entsprechende Rezept zu werfen, denn zumindest in meiner Küche ist dann nicht jede benötigte Zutat dann immer vorrätig verfügbar. Es waren auch einige exotischere Zutaten vonnöten, die ich bis dato noch nie genutzt habe oder eben nur ab und zu in homöopathischen Mengen.

Summa summarum ein richtig tolles Jubiläumswerk von "Deliciously Ella", das mir die pflanzenbasierte Ernährung sehr sympathisch näher brachte. Die kreativen Rezeptideen klingen nicht nur unglaublich lecker und lassen bereits das Wasser beim Lesen im Mund zusammen laufen sondern sind es auch wirklich wert ausprobiert zu werden. Die pflanzenbasierte Ernährung wird von nun an auf alle Fälle auch unseren Alltag bereichern.

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Veröffentlicht am 30.12.2022

Ein russischer Fallschirmjäger auf dem Weg nach ... ja wohin geht es denn überhaupt? - "Was für ein Irrsinn: mit einem URAL* ohne Bremsen in den Krieg!" *URAL = russischer Militär-LKW

ZOV – Der verbotene Bericht
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Mit Beginn des 24. Februars diesen Jahres hat sich die Welt komplett gewandelt und fast direkt vor unserer Haustür findet ein barbarischer Angriffskrieg Russlands auf ukrainischem Gebiet statt.

Wenn ...

Mit Beginn des 24. Februars diesen Jahres hat sich die Welt komplett gewandelt und fast direkt vor unserer Haustür findet ein barbarischer Angriffskrieg Russlands auf ukrainischem Gebiet statt.

Wenn man denn möchte und es das eigene Nervenkostüm aushält kann man dieses unsägliche Treiben der russischen Aggressoren fast 24/7 in den sozialen Medien verfolgen. Man ist quasi "fast" live mittendrin im Gewusel dieses menschenverachtenden Krieges.

Der russische Aggressor rund um Putinocchio und seiner Marionette, dem Lügenbaron Lawrow, hätte wohl nur zu gerne kurzen Prozess mit der Ukraine gemacht, Gott sei Dank kam es allerdings anders als gedacht und die heroischen Unkrainerinnen verteidigen ihr Heimatland mit sehr viel Mut und auch Geschick.

Pawel Filatjew, ein russischer Fallschirmjäger im Range eines Unteroffiziers, schildert in seinem Buch "ZOV – Der verbotene Bericht - Ein russischer Fallschirmjäger packt aus" seine ganz persönlichen Eindrücke aus den ersten beiden Monaten des Kriegsgeschehens, als er mit seiner militärischen Einheit von der Krim kommend in Richtung Cherson vorgestoßen ist.

Für mich persönlich waren die Schilderungen des russischen Fallschirmjägers Filatjew jetzt nicht wirklich neu gewesen bzw. brachten mir keine neuen revolutionären Erkenntnisse zu den Befindlichkeiten in der russischen Armee. Wer sich regelmäßig up to date hält und den Ukrainekrieg in den Medien verfolgt, wird das Buch dann fast eher als nüchternen Tatsachenbericht bzw. persönliches Kriegstagebuch lesen.

Erschütternd ist dabei aber sicherlich, in welchem eklatant schlechten Zustand sich die russische Armee generell befindet. Das stolze Selbstbild, das Putinocchio und seine Generäle dann immer stolz am Tag des Sieges am 9. Mai eines jeden Jahres mit der großen Militärparade präsentieren hat wohl mit der traurigen Wirklichkeit so überhaupt nichts gemein.

Von der fehlenden bzw. maroden Ausrüstung angefangen bis hin zu der Planlosigkeit der obersten Führungsebenen bleibt hier niemand von der äußerst harschen Kritik Filatjews verschont.

Den maladen Zustand der russischen Armee offenbaren dann beispielsweise die folgenden Buchzitate.

"Wahrscheinlich haben wir einen Plan …"

"Mich überkommt die klare Vorahnung, dass wir am Arsch sind."

"Überhaupt ist die Atmosphäre merkwürdig, alle wirken richtig ausgelaugt."

"... und unsere Führung hat keinen Funk.“

"... denn in unserer heutigen Armee will man nur opportunistische Tölpel."

"Wenn in Friedenszeiten schon Chaos herrscht, wird es im Krieg nur noch viel schlimmer."

"Chaos, Korruption, keine anständige Vorbereitung – und dann gleich mitten in die Hölle."

"Was für ein Irrsinn: mit einem URAL ohne Bremsen in den Krieg!"

"Wer braucht schon eine gute Vorbereitung, Ausrüstung und modernes Militärgerät – Patriotismus muss reichen."

"Wir haben nichts zu fressen, sind ohne Schlafsäcke und Verpflegung aufgebrochen."

"Es ärgert mich, dass die Führung auf uns scheißt, dass sie uns mit allen Mitteln zu verstehen gibt, dass wir für sie keine Menschen, sondern Vieh sind."*

Was auf mich sehr befremdlich beim Lesen wirkte sind die Umstände, dass sich die russischen Soldaten bereits mit Anbruch des ersten Kriegstages bereits ausgelaugt fühlten und wohl auch nachschubmäßig (Essen und Trinken) schlecht versorgt sahen.

Generell liest man in Filatjews Bericht eine ziemlich beispiellose generelle Abrechnung mit der russischen Armee, die nach seiner persönlichen Meinung dann im Vergleich zu früher nur noch ein Schatten seiner selbst wäre.

Beim Vorstoß in die Ukraine in Richtung Cherson sträubten sich mir sämtliche Nackenhaare, wenn man erfährt, dass die einfachen Soldaten einfach überhaupt nichts von der "Spezialoperation", die eine barbarischer und menschenverachtender Angriffskrieg ist, wussten. Weder wussten sie, wohin es geht, noch was ihr konkreter Auftrag ist.

Da überraschte es mich dann auch nicht wirklich, wenn von vermeintlichem "friendly fire" gesprochen wurde, dem einige russische Einheiten dann wohl zum Opfer gefallen sind. Generell sehe ich in den Beschreibungen des Fallschirmjägers viele vermeintlich dilettantische Vorstöße bzw. Abwägungen dann während der anfänglichen Eroberung ukrainischen Gebiets. Da hat Filatjews Einheit wahrscheinlich Riesenglück gehabt, dass die ukrainische Armee die vermeintlichen Chancen nicht beim Schopf ergriffen hat und die Einheit gänzlich pulverisiert hat. Nach den eindrücklichen Beschreibungen Filatjews hätte es mehr als eine Möglichkeit dazu gegeben.

Rufe ich mir die Bilder der russischen Vorstöße auf ukrainischem Gebiet aus den unterschiedlichsten Medien ins Gedächtnis so passt es meiner Meinung nach nicht so ganz zu den Beschreibungen des russischen Fallschirmjägers im Buch. Die bis dato immer wieder aufgedeckten Gewaltverbrechen an der Zivilbevölkerung und auch an ukrainischen Soldaten selbst scheinen in dieser Einheit dann überraschenderweise nicht vorgekommen zu sein. Außer von einigen Plünderungen wird hier nicht weiter berichtet.

Zum Schluss liest sich das Buch wie ein Abgesang auf die einstmals große und vor Stolz strotzende russische Armee.

Summa summarum ein wichtiges Zeitzeugendokument, dass uns hoffentlich allen als Mahnmal dient und die kriegslüsternen Despoten und Diktatoren dieser Welt zügig ins Umdenken bringt.

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Veröffentlicht am 28.12.2022

Thomas Halliday erweckt auf ganz besondere Art und Weise längst vergessene Welten sowie die darin beheimatete Flora und Fauna zum Leben und bringt uns damit unsere eigene Erdgeschichte näher

Urwelten
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"Back to our roots" könnte wohl auch der Titel dieses grandiosen Buchs des Paläontologen und Evolutionsbiologen Thomas Halliday sein.

Besser veranschaulicht das folgende Buchzitat die bevorstehende Safari ...

"Back to our roots" könnte wohl auch der Titel dieses grandiosen Buchs des Paläontologen und Evolutionsbiologen Thomas Halliday sein.

Besser veranschaulicht das folgende Buchzitat die bevorstehende Safari durch längst vergangene Zeiten.

"Das vorliegende Buch ist eine Erkundung der Erde, wie sie einst war, der Veränderungen, denen sie im Laufe ihrer Geschichte unterworfen war, und der Formen, die das Leben entwickelte, um sich anzupassen - oder auch nicht."

Nicht durch weniger als 500 Millionen Jahre nimmt uns Halliday mit auf eine sehr spannende und vor allem lehrreiche Zeitreise durch unsere eigene Erdgeschichte.

Die äußerst bildhafte Sprache des Autors vermochte es, mich sehr schnell für das Buch und das Thema zu begeistern. Einmal tief ins Buch eingetaucht fliegen die Millionen Jahre nur so dahin.

Halliday lässt längst vergessene Zeitalter zu alter Größe wieder auferstehen und gibt dem geneigten Leser auch einen kleinen Einblick in die damalige Flora und Fauna. Ich fühlte mich persönlich etwas an den Film Jurassic Park zurückerinnert beim Lesen.

Wenn ich an meine eigene Schulzeit an das Fach Erdkunde bzw. Geschichte zurückdenke, hätte ich mir wohl als Schüler damals dann Halliday als Lehrer gewünscht. Besser und vor allem bildhafter kann man unser aller Erdgeschichte nicht beschreiben und vermitteln. So macht Wissensvermittlung auf alle Fälle sehr viel Spaß und ist kein Stückchen öde oder trocken.

Die kurzweiligen Texte werden aufgegriffen von vereinzelten beispielhaften Illustrationen und Übersichtskarten. Von den durchweg gelungenen Illustrationen hätten es nach meiner Ansicht gerne etwas mehr sein dürfen. So spielt allerdings bei mir das Kopfkino beim Lesen die wichtigste Rolle und führt durch das ganze Buch dann auch komplett Regie.

Beim Lesen bekommt man einen kleinen Eindruck, wie zerbrechlich unser noch lebenswerter Planet eigentlich ist. Im ganz normalen Alltag wollen diesen Umstand wohl sehr viele Menschen nicht wahr haben, hier im Buch wird das ständige Werden und Vergehen dann sehr anschaulich präsentiert. Und damit schlägt Thomas Halliday nach meiner persönlichen Meinung dann die Brücke in unsere aktuelle sehr prekäre Lage. Wir sind mitten im Auge des vom Menschen gemachten Klimawandels. Was wohl über uns dann in tausenden von Jahren übrig bleiben bzw. von uns berichtet wird? Wie wird die Story rund um das Anthropozän dann wohl fortgeschrieben werden oder vielleicht auch in einem Kollaps der Ökosysteme enden?

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Veröffentlicht am 26.12.2022

Wie tickt eigentlich Friedrich Merz, der aktuelle Shootingstar der Unionsparteien?

Der Unbeugsame
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Das Autor*innen-Duo Jutta Falke-Ischinger und Daniel Goffart beleuchten in ihrem vorliegenden Buch "Der Unbeugsame - Friedrich Merz, die Union und der Kampf um die Macht" das politische Stehaufmännchen ...

Das Autor*innen-Duo Jutta Falke-Ischinger und Daniel Goffart beleuchten in ihrem vorliegenden Buch "Der Unbeugsame - Friedrich Merz, die Union und der Kampf um die Macht" das politische Stehaufmännchen Friedrich Merz von allen Seiten.

Der Politiker Friedrich Merz ist wohl für viele Personen in Deutschland ein Begriff.

Aber wert steckt eigentlich hinter dem Politiker Merz? Wie sieht das normale Leben von Friedrich aus, wenn es das überhaupt gibt? Was reitet Herrn Merz wenn er vor der versammelten Medienlandschaft und via Social Media beispielsweise die ukrainischen Kriegsflüchtlinge als Sozialtouristen verunglimpft?

Obwohl hier Herr Merz (mit "e") im Vordergrund steht gibt das Buch auch einen sehr tiefen Einblick in die geschundene Seele der beiden Unionsparteien. Abgesehen von der eigentlichen Vita und einigen wichtigen Lebensabschnitten erhält man Einblicke in das Ränkespiel und das Gezanke um die Toppositionen in der deutschen Politik. Welche Seil- und Kameradschaften sind dort dann vielleicht dienlich.

Nicht erst seit dem Wahlsonntag der Bundestagswahl 2021 hätte den beiden Unionsparteien bewusst sein müssen, dass es ein "WEITER SO" nicht mehr geben darf und geben wird.

Die Klimakanzlerin hat nach ihrem Abgang ein Machtvakuum in der politischen Blase der Unionsparteien hinterlassen. Für mich persönlich ist dies kein wirkliches Novum. Hätte man nicht vom sehr unrühmlichen Abgang von Helmut Kohl dann sehr viel mehr lernen müssen?

Der Politikrückkehrer Merz wird im Buch sehr gut be- und auch durchleuchtet, oder wussten Sie dass der kleine Friedrich eine Ehrenrunde in der Schule drehen musste. Auch die (quasi Dauer-)Fehde mit "Mutti Merkel" ist Thema des Buches und wird gekonnt aufgearbeitet.

Beweist Friedrich Merz in seinem aktuellen Job dann echte Leadershipmetnalität und richtet die Unionsparteien zukunftsfähig aus oder scheitert er, wie so viele vor ihm dann, wegen der inneren Zerissenheit der eigenen Partei. Wie will er der eigenen Partei, die innerlich ausgezehrt und vollkommen ausgehöhlt wirkt, wieder neues politisches Leben einhauchen?

Wie will Merz die ehemalig große Volkspartei der CDU dann wieder zu alter Stärke in die Zukunft führen und welche Fallstricke sind dort dann zu lösen? Ist das Konstrukt der großen vereinten Volkspartei dann überhaupt noch überlebensfähig oder längst ein Relikt vergangener Zeiten?

Last but not least, welche Zukunftsvisionen triggern Friedrich Merz, dem Kanzler im Wartestand?

Summa summarum ein lesenswertes Buch zum wohl umstrittensten aktuellen deutschen Politiker, der gerne in der deutschen Medienlandschaft polemisiert, polarisiert und die politische Führung der Koalitionsparteien in ihrem aktuellen Handeln scharf kritisiert.

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