Ein russischer Fallschirmjäger auf dem Weg nach ... ja wohin geht es denn überhaupt? - "Was für ein Irrsinn: mit einem URAL* ohne Bremsen in den Krieg!" *URAL = russischer Militär-LKW
ZOV – Der verbotene BerichtMit Beginn des 24. Februars diesen Jahres hat sich die Welt komplett gewandelt und fast direkt vor unserer Haustür findet ein barbarischer Angriffskrieg Russlands auf ukrainischem Gebiet statt.
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Mit Beginn des 24. Februars diesen Jahres hat sich die Welt komplett gewandelt und fast direkt vor unserer Haustür findet ein barbarischer Angriffskrieg Russlands auf ukrainischem Gebiet statt.
Wenn man denn möchte und es das eigene Nervenkostüm aushält kann man dieses unsägliche Treiben der russischen Aggressoren fast 24/7 in den sozialen Medien verfolgen. Man ist quasi "fast" live mittendrin im Gewusel dieses menschenverachtenden Krieges.
Der russische Aggressor rund um Putinocchio und seiner Marionette, dem Lügenbaron Lawrow, hätte wohl nur zu gerne kurzen Prozess mit der Ukraine gemacht, Gott sei Dank kam es allerdings anders als gedacht und die heroischen Unkrainerinnen verteidigen ihr Heimatland mit sehr viel Mut und auch Geschick.
Pawel Filatjew, ein russischer Fallschirmjäger im Range eines Unteroffiziers, schildert in seinem Buch "ZOV – Der verbotene Bericht - Ein russischer Fallschirmjäger packt aus" seine ganz persönlichen Eindrücke aus den ersten beiden Monaten des Kriegsgeschehens, als er mit seiner militärischen Einheit von der Krim kommend in Richtung Cherson vorgestoßen ist.
Für mich persönlich waren die Schilderungen des russischen Fallschirmjägers Filatjew jetzt nicht wirklich neu gewesen bzw. brachten mir keine neuen revolutionären Erkenntnisse zu den Befindlichkeiten in der russischen Armee. Wer sich regelmäßig up to date hält und den Ukrainekrieg in den Medien verfolgt, wird das Buch dann fast eher als nüchternen Tatsachenbericht bzw. persönliches Kriegstagebuch lesen.
Erschütternd ist dabei aber sicherlich, in welchem eklatant schlechten Zustand sich die russische Armee generell befindet. Das stolze Selbstbild, das Putinocchio und seine Generäle dann immer stolz am Tag des Sieges am 9. Mai eines jeden Jahres mit der großen Militärparade präsentieren hat wohl mit der traurigen Wirklichkeit so überhaupt nichts gemein.
Von der fehlenden bzw. maroden Ausrüstung angefangen bis hin zu der Planlosigkeit der obersten Führungsebenen bleibt hier niemand von der äußerst harschen Kritik Filatjews verschont.
Den maladen Zustand der russischen Armee offenbaren dann beispielsweise die folgenden Buchzitate.
"Wahrscheinlich haben wir einen Plan …"
"Mich überkommt die klare Vorahnung, dass wir am Arsch sind."
"Überhaupt ist die Atmosphäre merkwürdig, alle wirken richtig ausgelaugt."
"... und unsere Führung hat keinen Funk.“
"... denn in unserer heutigen Armee will man nur opportunistische Tölpel."
"Wenn in Friedenszeiten schon Chaos herrscht, wird es im Krieg nur noch viel schlimmer."
"Chaos, Korruption, keine anständige Vorbereitung – und dann gleich mitten in die Hölle."
"Was für ein Irrsinn: mit einem URAL ohne Bremsen in den Krieg!"
"Wer braucht schon eine gute Vorbereitung, Ausrüstung und modernes Militärgerät – Patriotismus muss reichen."
"Wir haben nichts zu fressen, sind ohne Schlafsäcke und Verpflegung aufgebrochen."
"Es ärgert mich, dass die Führung auf uns scheißt, dass sie uns mit allen Mitteln zu verstehen gibt, dass wir für sie keine Menschen, sondern Vieh sind."*
Was auf mich sehr befremdlich beim Lesen wirkte sind die Umstände, dass sich die russischen Soldaten bereits mit Anbruch des ersten Kriegstages bereits ausgelaugt fühlten und wohl auch nachschubmäßig (Essen und Trinken) schlecht versorgt sahen.
Generell liest man in Filatjews Bericht eine ziemlich beispiellose generelle Abrechnung mit der russischen Armee, die nach seiner persönlichen Meinung dann im Vergleich zu früher nur noch ein Schatten seiner selbst wäre.
Beim Vorstoß in die Ukraine in Richtung Cherson sträubten sich mir sämtliche Nackenhaare, wenn man erfährt, dass die einfachen Soldaten einfach überhaupt nichts von der "Spezialoperation", die eine barbarischer und menschenverachtender Angriffskrieg ist, wussten. Weder wussten sie, wohin es geht, noch was ihr konkreter Auftrag ist.
Da überraschte es mich dann auch nicht wirklich, wenn von vermeintlichem "friendly fire" gesprochen wurde, dem einige russische Einheiten dann wohl zum Opfer gefallen sind. Generell sehe ich in den Beschreibungen des Fallschirmjägers viele vermeintlich dilettantische Vorstöße bzw. Abwägungen dann während der anfänglichen Eroberung ukrainischen Gebiets. Da hat Filatjews Einheit wahrscheinlich Riesenglück gehabt, dass die ukrainische Armee die vermeintlichen Chancen nicht beim Schopf ergriffen hat und die Einheit gänzlich pulverisiert hat. Nach den eindrücklichen Beschreibungen Filatjews hätte es mehr als eine Möglichkeit dazu gegeben.
Rufe ich mir die Bilder der russischen Vorstöße auf ukrainischem Gebiet aus den unterschiedlichsten Medien ins Gedächtnis so passt es meiner Meinung nach nicht so ganz zu den Beschreibungen des russischen Fallschirmjägers im Buch. Die bis dato immer wieder aufgedeckten Gewaltverbrechen an der Zivilbevölkerung und auch an ukrainischen Soldaten selbst scheinen in dieser Einheit dann überraschenderweise nicht vorgekommen zu sein. Außer von einigen Plünderungen wird hier nicht weiter berichtet.
Zum Schluss liest sich das Buch wie ein Abgesang auf die einstmals große und vor Stolz strotzende russische Armee.
Summa summarum ein wichtiges Zeitzeugendokument, dass uns hoffentlich allen als Mahnmal dient und die kriegslüsternen Despoten und Diktatoren dieser Welt zügig ins Umdenken bringt.