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Veröffentlicht am 17.09.2023

Diese Geschichte fesselt bis zum Schluss

Das Collier mit der Herzblume
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Als die 90 Jährige Charlotte erfährt, dass ihr einstiges Heimatdorf Hangeck, dass kurz nach dem letzten Weltkrieg in einen Stausee verwandelt wurde, wieder aus den Fluten aufgestiegen ist, möchte sie noch ...

Als die 90 Jährige Charlotte erfährt, dass ihr einstiges Heimatdorf Hangeck, dass kurz nach dem letzten Weltkrieg in einen Stausee verwandelt wurde, wieder aus den Fluten aufgestiegen ist, möchte sie noch ein letztes Mal dahin zurückkehren. Sie bittet ihre Enkeltochter Hannah, sie nach Hangeck zu begleiten, nichts ahnend, dass es für sie nicht nur ein Ausflug in die Vergangenheit wird sondern auch ein großer Schritt in eine glückliche Zukunft.
In "Das Collier mit der Herzblume" erzählt Sophia Hartlieb von einer großen, jungen Liebe in einer düsteren Zeit der Verfolgung und Denunziation, die tragisch endet, als der junge Paul Hals über Kopf aus seiner Heimat fliehen muss. Etwa 75 Jahre später findet Paul durch eine glückliche Fügung seine Jugendliebe Charlotte wieder und obwohl so viele Jahre und viele Geheimnisse zwischen ihnen stehen, finden sie wieder zueinander.
Dieses Buch war mehr, als nur eine alte Liebesgeschichte, die nie endet. Sophia Hartlieb hat einen wunderbaren Schreibstil, der den Leser/die Leserin fesselt und in ihre Geschichte eintauchen lässt, als wäre man selber ein Teil davon. Die Story selbst ist so angelegt, dass die Protagonisten nie so wirklich zur Ruhe kommen und immer wieder neue Geheimnisse ans Tageslicht kommen, die erstmal verdaut werden müssen und aus denen sich immer neue Rätsel entspinnen, die erst einmal gelöst werden müssen. Das macht die ganze Geschichte so spannend, dass man immer nur weiterlesen möchte und das Buch nicht lange aus der Hand legen kann. Das war das erste Buch seit langem, dass ich fast in einem Rutsch durchgelesen habe, obwohl ich damit eigentlich an einer Leserunde teilgenommen habe und jede Woche nur einen Abschnitt lesen sollte. Sehr es mir nach, es ging einfach nicht anders. Ich kann für "Das Collier mit der Herzblume" einfach nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen. 😊

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Eine Reise zu den Wurzeln im zitronengelben VW-Beetle

Wodka mit Grasgeschmack
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Eine Familie, eingequetscht in einen zitronengelben VW-Beetle, begibt sich auf die Reise in die polnische Region Śląsk, uns bekannt als Schlesien. Die Eltern sind nicht mehr die Jüngsten und würden gern ...

Eine Familie, eingequetscht in einen zitronengelben VW-Beetle, begibt sich auf die Reise in die polnische Region Śląsk, uns bekannt als Schlesien. Die Eltern sind nicht mehr die Jüngsten und würden gern ihre ehemalige Heimat noch einmal sehen, die Söhne hingegen wollen sich zu ihren Wurzeln begeben, wissen, woher ihre Familie stammt. Der Vater der Familie ist nie mit der Vertreibung zurecht gekommen und leidet jedes Mal ganz offensichtlich, wenn seine Entwurzelung zur Sprache kommt , die Mutter hält sich bedeckt. Die Söhne spüren von klein auf den Schmerz der Eltern, aber auch sie tragen das Trauma, das emotionale Erbe der Familie in sich, dass sich vor allem beim Erzähler der Geschichte in der Kindheit oft durch plötzliche Traurigkeit oder dem Ausmalen von Horrorszenarien bemerkbar machte. Der Ausflug nach Schlesien soll eine Heilung, eine Befreiung für alle sein, doch können die Eltern mit ihren teils schlimmen Erinnerung an Mord, Tod und Vertreibung abschließen oder reißt die Reise in die Vergangenheit nur alte Wunden auf?

Das Buch ist wirklich toll geschrieben, vor allem versteht sich Markus Mittmann darauf, mit Worten Bilder zu malen und mit Metaphern zu jonglieren. Man wird sofort ins Geschehen mit hinein gezogen und sitzt mit der Mutter und dem Erzähler stundenlang eingequetscht auf der Rückbank des Beetle (die Rückbank der kleineren VW-Modelle sind generell nicht dafür geeignet, sie sich mit einer weiteren oder zwei Personen auf längeren Strecken zu teilen, wenn man selbst ein langes Fahrgestell hat; die Erfahrung durfte ich erst kürzlich wieder machen). Auch klappert man mit dem Erzähler sämtliche schlesische Bäckereien ab (und bekommt Appetit auf Kekse), sieht die Häuser, in denen Vater und Mutter jeweils gelebt haben, vor seinem geistigen Auge, als sehe man sich Fotografien an und man leidet mit den Eltern, empfindet die Vertreibung aus deren Heimat, als wäre man persönlich dabei gewesen. Diese Geschichte war für mich mehr als nur die Geschichte von Markus Mittmann und seinem Bruder, die mit ihren Eltern nach Schlesien fahren, es war ein Stück weit auch für mich eine Reise zu meinen niederschlesischen Wurzeln und manches Mal auch zu meinen vogtländischen, da die Bilder, die beim Lesen vor meinem inneren Auge entstanden sind, meist der heimischen Landschaft eher glichen, als der schlesischen, die ich bisher nur von Bildern aus dem Internet oder aus Büchern mit alten Ansichten kenne.

Markus Mittmann hat mit "Wodka mit Grasgeschmack" nicht nur eine unglaublich bildhafte und grundsolide Erzählung vorgelegt, man fängt als Leser auch an, sich über seine eigene Herkunft Gedanken zu machen. Die Geschichte hat mich aber auch zur Auseinandersetzung mit meinem emotionalen Erbe bewogen, das tiefenpsychologisch wie epigenetisch auf mich wirkt. Welche transgenerationale Traumata trage ich wohl noch in mir und wie lassen sich diese auflösen; mit diesen Fragen werde ich mich wohl demnächst noch einmal beschäftigen müssen.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Ein Buch über Raubkunst, Habgier und die Bürde der Väter

Waldinneres
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Die Erscheinung von Waldinneres habe ich schon Monate im Voraus mit Spannung erwartet. Umso mehr habe ich mich gefreut, als es hieß, dass ich für die Lovelybooks-Leserunde ausgewählt wurde und mich mit ...

Die Erscheinung von Waldinneres habe ich schon Monate im Voraus mit Spannung erwartet. Umso mehr habe ich mich gefreut, als es hieß, dass ich für die Lovelybooks-Leserunde ausgewählt wurde und mich mit anderen Lesern dazu austauschen konnte.
Wie ich der Vorankündigung entnehmen konnte, geht es in dem Roman um einen echten Klimt, den Gottfried Messmer von seinem Vater erbt und dazu einen Brief mit einem Geständnis. Da ich nicht wusste, dass es sich bei dem Austragungsort der Geschichte um Zürich handelt, bin ich davon ausgegangen, dass Gottfried Messmers Vater in den dunklen Zeiten des Dritten Reiches selbst an der Requirierung von jüdischen Kunstsammlungen beteiligt war und dass er seine Rolle in der Geschichte vor seinem Tod bereut hat. Ich dachte, dass in dem Brief, der bei dem Klimt im Bankschließfach lag, ein Schuldeingeständnis ist. Aber hier verhält sich die Geschichte ganz anders: Gottfrieds Eltern waren Schweizer, die Juden geholfen haben, von Österreich aus über die Schweizer Grenze zu flüchten und unterzutauchen. Nun ist bei der Fluchthilfe etwas ganz furchtbar schief gelaufen, der Flüchtige hatte sich nämlich einen Beinbruch zugezogen und Gottfrieds Vater zog los, um Hilfe oder wenigstens Verbandszeug zu holen. Um schneller voran zu kommen, nahm er den Spazierstock des Flüchtlings mit und als er, leider mit leeren Händen an die Stelle zurückkehrte, an dem er den Verletzten zurück gelassen hatte, war dieser spurlos verschwunden. Den Spazierstock jedoch hatte Gottfrieds Vater, der dann später herausfand, dass sich im Inneren ein kleines, etwa postkartengroßes Gemälde steckt, dass Gustav Klimt gemalt und auf den Namen "Waldinneres" getauft hat. Und diesen Spazierstock vermachte er seinem Sohn zusammen mit der Bitte, den rechtmäßigen Besitzer des Bildes zu finden. Da Gottfried nicht weiß, wie er mit der Suche nach dem rechtmäßigen Besitzer beginnen soll, hängt er das Gemälde in seiner Kneipe auf, in der Hoffnung, dass es vielleicht jemand wiedererkennt und ihn auf die richtige Spur bringen kann. Doch damit tritt er ungewollt eine Lawine los, die ihn mit allerhand Ärger überrollt.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es war interessant zu sehen, wie viel Ärger und Leid Raubkunst auch heute noch verursachen kann und dass die Suche nach den rechtmäßigen Besitzern eine spannende Recherche sein kann, an deren Ende mit viel Glück die rechtmäßigen Besitzer stehen, die Erben der damals bestohlenen Juden. Mir würde mir so eine Recherarbeit wahnsinnigen Spaß machen, ich glaube, da habe ich leider den falschen Beruf gewählt. Ich glaube, dafür hätte ich Kunsthistorikerin werden müssen. Naja, vielleicht im nächsten Leben. 🤷🏻‍♀️

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Beim Lesen selbst ein Teil der Klosebande geworden

Eine Handvoll Würfelzucker
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Während meines letzten Heimaturlaubs in Plauen bin ich in einem Buchladen auf das Buch "Eine Handvoll Würfelzucker" gestoßen und logischer Weise ist es gleich in meinen Besitz gewandert. Als ob ich um ...

Während meines letzten Heimaturlaubs in Plauen bin ich in einem Buchladen auf das Buch "Eine Handvoll Würfelzucker" gestoßen und logischer Weise ist es gleich in meinen Besitz gewandert. Als ob ich um Bücher über meine Heimatstadt einen Bogen machen könnte. 🤣 Das Haus auf dem Cover kam mir auch stark bekannt vor und obwohl ich mich in diesem Viertel von Plauen selten aufgehalten habe, fiel mir auch schnell ein, wo es bis zum heutigen Tage steht. Deswegen hatte ich es beim Lesen auch stets vor Augen. 😊

Es hat auch nicht wirklich lange gedauert, bis mich die Geschichte vereinnahmt hatte.
Beim Lesen bin ich selbst Teil der Familie Klose geworden. Ich habe mir vorgestellt, wie es im roten Backsteinhaus und auch wie der dazugehörige Garten früher einmal ausgesehen haben. Ich saß neben Elsa, wenn sie ihrem Tagebuch anvertraut hatte, wie sehr sie ihren Mann Paul vermisst, der sich ja viele Jahre in Kriegsgefangenschaft befand und konnte nachfühlen, wie sehr sich Heiner nach seinem Vater gesehnt hat. Apropos Heiner: mit ihm habe ich das heute versunkene Dorf Pöhl durchstromert und mir vorgestellt, wie es im dortigen Schloss und den beiden Gasthöfen wohl ausgesehen haben wird. Ich habe Elsas und später auch Heiner Verlust der Eltern betrauert und ich saß zwischen seinen Kindern und Enkeln als er seine, die Geschichte seiner Eltern und Urgroßeltern erzählte. Das Buch zu beenden war wie ein großes Abschiednehmen von liebgewonnenen Personen und macht mich ein wenig traurig. Gerne hätte ich noch ein wenig mehr über die Klosebande gelesen, aber wie heißt es doch so schön: "Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei".

Eine Handvoll Würfelzucker ist ein wunderbar familiäres Buch randvoll mit Geschichte und ganz viel Plauen und dem Vogtland aber es nicht nur für Plauener lesenswert.

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Veröffentlicht am 17.04.2022

Putsch, Halsabschneiderei und der Tanz auf dem Vulkan

Engel des Todes
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Und hier ist er, der von mir freudig erwartete dritte Band der Paul Stainer-Reihe von Thomas Ziebula. Dieses Mal werden wir in den März 1920 entführt, in die Zeit während des Kapp-Putsches, als sich auch ...

Und hier ist er, der von mir freudig erwartete dritte Band der Paul Stainer-Reihe von Thomas Ziebula. Dieses Mal werden wir in den März 1920 entführt, in die Zeit während des Kapp-Putsches, als sich auch in Leipzig Reichswehr zusammen mit Zeitfreiwilligen und Burschenschaftlern Schießereien und blutige Schlägereien mit Spartakisten lieferten, aber auch das Feuer auf friedliche Demonstranten eröffneten, die nur gegen die neue Regierung und für die Wiedereinsetzung der Regierung der Weimarer Republik demonstrierten. Und unser guter Paul Stainer ist mittendrin und muss während der Wirren dieser Auseinandersetzung nach einem grausamen Mörder suchen, der seine Opfer enthauptet.
Auch andere bekannte (die wir schon aus den vorherigen Stainer-Romanen kennen) und unbekannte Charaktere bereichern die Geschichte durch ihre Handlungen oder sorgen für (weitere) Aufreger. Ein alter Feind taucht auf und versetzt die ganze Stadt in Aufruhr, ein Oberstleutnant, der lieber Dichter sein will, sorgt für Recht und Ordnung und eine eigenwillige Tänzerin zeigt dem spießigen Leipzig mit ihren Vorstellungen im wahrsten Sinne des Wortes den nackten Arsch.

Thomas Ziebula hat mich mit "Engel des Todes" an bekannte und mir unbekannte Flecken Leipzigs entführt, mir gezeigt, dass der Kapp-Putsch nicht nur in Berlin blutige Auseinandersetzungen heraufbeschwor und zeigt mir auf, dass Täter manchmal auch Opfer der Umstände sind. Ein weiterer lesenswerter Band der Paul-Stainer-Reihe.

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