Vom Traum, Teil seines Lieblingsbuches zu sein
Tintenwelt 2. TintenblutWer hat nicht schon einmal davon geträumt, in seinem Lieblingsbuch zu verschwinden und Teil der Geschichte zu werden, mit zu lieben, zu kämpfen und etwas wahrhaft Magisches zu erwirken? Wer träumte nicht ...
Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, in seinem Lieblingsbuch zu verschwinden und Teil der Geschichte zu werden, mit zu lieben, zu kämpfen und etwas wahrhaft Magisches zu erwirken? Wer träumte nicht schon einmal davon, seiner Lieblingsfigur zu begegnen und sich mit ihr auszutauschen und wem würde es nicht in den Fingern jucken, die Geschichte so zu schreiben und umzugestalten, dass es, wenn es in unserer Welt schon nicht sicher ist, dass es je dazu kommt, in der anderen ein Happy End gibt? Sicherlich haben schon alle Bücherwürmer und begeisterten Leser diesen Traum geträumt, ganz egal ob sie sich wünschten, mit Harry Potter Quidditch zu spielen, mit Bastian aus der Unendlichen Geschichte auf dem Drache Furor zu reiten, den lasziven Christian Grey zu begegnen, vom Vampir Lestat gebissen zu werden oder mit Conan, dem Barbar, epische Schlachten zu schlagen und anschließend in Heldenliedern besungen zu werden? Gut, in Das Lied von Eis und Feuer wünscht man sich nicht unbedingt, denn man kennt George R.R. Martins Vorliebe für tote Hauptcharaktere, aber ansonsten hat bestimmt jeder Leser, ganz gleich, welches Genre er bevorzugt, sich schon einmal gewünscht, Teil seiner Lieblingsgeschichte zu werden. Eben so ergeht es Orpheus im zweiten Teil der Tintenwelt-Trilogie und obwohl er nicht unbedingt der sympatischste Charakter in der Saga ist, können wir ihm alle nachfühlen, was er empfindet.
Cornelia Funke hat mit Tintenblut eine wunderbare Fortsetzung von Tintenherz erschaffen und mich wieder einmal hineingerissen in ihre wunderbare Bücherwelt. Ebenso hat sich in mir den Wunsch erweckt, eventuell Märchen zu schreiben, immer gesetzt dem Fall, mir fällt etwas Gescheides ein. Doch kann ich mir in diesem Punkt Größen wie E.T.A. Hoffmann, Novalis und Clemens Brentano zum Beispiel nehmen. Diese nutzten ihre persönlichen Erlebnisse und die Zeichen ihrer Zeit, um wunderbare Märchen, Fabeln und lehrreiche Geschichten zu schreiben. Und wer weiß, vielleicht bin ich einst der Fenoglio meiner eigenen kleinen, erdachten Welt.