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Veröffentlicht am 22.03.2020

Die tun nix, die wollen nur spielen!

Alte Sagen und neue Geschichten von den Moosfrauen und Moosmännern aus dem Vogtland und Umgebung
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Heute kennt sie kaum noch einer, die Moosleute - kleine, gutmütige Waldleute, die den Menschen freundschaftlich zugetan sind - und leider kennt man sie schon gar nicht außerhalb des Vogtlandes oder des ...

Heute kennt sie kaum noch einer, die Moosleute - kleine, gutmütige Waldleute, die den Menschen freundschaftlich zugetan sind - und leider kennt man sie schon gar nicht außerhalb des Vogtlandes oder des Erzgebirges, dabei gibt es in der Germanischen Sagenwelt und auch den Märchen der Gebrüder Grimm ganz viele solche kleinen, hilfreichen Geister. Leider werden sie bei den Grimms, abgesehen von den Sieben Zwergen, all zu oft als bösartig, geizig, missgünstig, habgierig und hinterhältig dargestellt, nehme man zum Beispiel den Berggeist aus Schneeweißchen und Rosenrot oder das Rumpelstilzchen. Unsere vogtländischen Moosleute sind aber weder bösartig, noch gemein, viel mehr sind es kleine, gutmütige Waldgeister oder - gnome, die den Menschen gegen Essen oder die Errettung vor der Wilden Jagd (durch das ritzen dreier Kreuze in gefällte Baumstämme, unter denen sie dann Schutz suchen können) oftmals einen Hilfsdienst erweisen. So wurde so mancher Vogtländer von Ihnen schon aus der Armut, der Hungersnot, vor dem Erfrieren oder vor garstigen, jähzornigen Frohnherren gerrettet. Zuweilen kommt es auch vor, dass sie die Hochmütigen, Gemeinen und Geizigen strafen, oder jene, die die Waldmännchen von ihrem Essen fernhalten wollen. Die Moosleute stibitzen ganz gerne mal Klöße aus den Kochtöpfen, wenn diese nicht abgezählt sind, jedoch aber nie, ohne sich mit einer gebührenden Gegenleistung zu bedanken. Also sollte man die Menge der gekochten Klöße niemals abzählen. Und ich etwas sollte man nicht tun, um es sich nicht mit ihnen zu verscherzen: Kümmel in Brot einbacken, denn der Geruch dieses Gewürze erinnert die kleinen Leutchen an den Gestank der Wilden Jagd.

Diese und viele andere Anekdoten hat Gerhard Gruner in einem kleinen Erzählband zusammengetragen, vielleicht auch in der Hoffnung, die Geschichten der kleinen, hilfreichen Gnome über die Grenzen des Vogtlandes und des Erzgebirges hinaus bekannter zu machen. Ich würde mich freuen, wenn es ihm gelänge.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Das Vogtland ist und bleibt ein großes Dorf

Die Villa
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Neulich wurde in der Gruppe "Bücherkabinett" auf Facebook das neue Buch von Hans Joachim Schädlich vorgestellt, "Die Villa". In der Buchbeschreibung stand, dass es sich um eine Villa im vogtländischen ...

Neulich wurde in der Gruppe "Bücherkabinett" auf Facebook das neue Buch von Hans Joachim Schädlich vorgestellt, "Die Villa". In der Buchbeschreibung stand, dass es sich um eine Villa im vogtländischen Reichenbach handelt, eine Stadt, die ca. eine halbe Stunde von meinem Heimatort Plauen entfernt liegt. Der Autor ist sogar ein gebürtiger Reichenbacher, somit Vogtländer wie meine Wenigkeit und so stand ja wohl außer Frage, dass ich das Buch unbedingt lesen musste.

Hierbei handelt es sich um die Geschichte einer Familie, teils aus Unterheinsdorf bei Reichenbach stammend, teils aus Schöneck im Oberen Vogtland, ein Psychogramm vermeintlich harmloser Durchschnittsmenschen in den Jahren 1931 bis 1950. Der Familienvater NSDAP - Mitglied, der zu seinem Lebensende das realistische Resümee zieht, Verbrechern gedient zu haben, die Mutter, von Anfang an ein ein skeptisch gegenüber den braunen Machthabern. Die Kinder können und wollen sich nicht so richtig in die Strukturen des Regimes einbringen und nachdem der jüngste Sohn mit ansehen muss, wie sein Lehrer einen geistig behinderten Mitschüler quält, wünscht er dem Pädagogen gar, von einer Bombe der Alliierten getroffen zu werden. Zu Ende des Krieges geht es darum, den Kindern in der schweren, entbehrungsreichen Zeit genügend Essen und den Fortlauf der Bildung zu ermöglichen. Es könnte genauso gut die Geschichte unserer (Ur-)Großeltern under netten Omi/Opi von nebenan sein, eine Geschichte, die außer Mitte der Gesellschaft gegriffen ist.

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Ein spannender Erstling mit einem sympathischen Ermittlertrio

Völkerschau
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Im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks wurde ich als eine der glücklichen Gewinner ausgewählt, die den Erstling von Gregor Müller lesen durfte. Abermals habe ich mich durch das historische Leipzig begeben ...

Im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks wurde ich als eine der glücklichen Gewinner ausgewählt, die den Erstling von Gregor Müller lesen durfte. Abermals habe ich mich durch das historische Leipzig begeben dürfen, wie schon zuvor in Thomas Ziebulas "Der Rote Judas", nur dass es dieses Mal das Jahr 1898 war, also 22 vor Paul Stainers Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft.

Auch bei "Völkerschau" hat mich gereizt, von einer Stadt zu lesen, die ich sehr gut kenne, weil ich der Handlung besser folgen kann. Gregor Müller hat sogar noch eins drauf gesetzt: er hat einen Ort wieder zum Leben erweckt, den es bereits seit 1923 in dieser Form nicht mehr gibt: den Charlottenhof. Der Vergnügungspark mit den beiden Eisteichen in Alt-Lindenau, der im Jahre 1891 eröffnet wurde, wurde im Jahr 1923 wegen der Inflation und der wirtschaftlichen Produktion von Kunsteis, die Eisgewinnung aus den Teichen überflüssig machte, wieder geschlossen. Die Teiche wurden zugeschüttet und an ihrer Stelle ein Sportpark erbaut. Schade drum. Auf alten Ansichtskarten kann man heute noch sehen, wie herrlich der Vergnügungspark Charlottenhof war. Ich hätte ihn nur zu gern besucht.

In just jenem wunderbaren Charlottenhof wird der Industrielle Carl August Georgi tot aufgefunden. Da sich alle Kriminalcommissare (ganz recht, Commissar mit C) gerade mit anderen Fällen herumschlagen müssen, wird Joseph Kreiser von seinem Fall, dem Verschwinden eines Afrikaners aus einer Völkerschau im Leipziger Zoo, abgezogen und ermittelt bald zusammen mit dem Staatsanwalt Möbius in seinem ersten Mordfall. Abends erzählt der Commissar seiner Vermieterin, der durch eine Infektion erblindeten Hannah (die auch einstmals seine Lehrerin war), was sich bei seinen beiden Fällen so zugetragen hat und gibt Auskunft zum Stand der Ermittlungen. Hannah hört nicht nur gut zu, sie bringt Kreiser zum Schluss auch auf die Spur des Mörders von Georgi. Sie ist sozusagen der dritte Part im Ermittlertrio. Ein überaus gelungenes Debüt.

Gregor Müller hat mich definitiv als treue Leserin gewonnen, denn gerne möchte ich wissen, wie es mit Hannah, Kreiser und Möbus weitergeht, welche spannenden Fälle die drei noch lösen und an welche schönen verschwundene Orte uns der Autor zukünftig entführt. Vielleicht geht es ja beim nächsten Mal zum Gesellschafts- und Palmenhaus im Palmengarten, wer weiß?

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Endlich mal ein historischer Kriminalroman über eine Stadt, in der man sich auskennt

Der rote Judas
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Die meisten Geschichten, die von den 1920ern erzählen, spielen entweder in fernen Städten wie London, Chicago oder New York. Selbst, wenn sie in Berlin spielen, ist die Story nicht zu 100% greifbar, da ...

Die meisten Geschichten, die von den 1920ern erzählen, spielen entweder in fernen Städten wie London, Chicago oder New York. Selbst, wenn sie in Berlin spielen, ist die Story nicht zu 100% greifbar, da ich von Berlin bisher nur Mitte, einen kleinen Teil von Schöneberg und Johannisthal im Bezirk Treptow-Köpenick gesehen habe und das Berliner Stadtbild seit Ende des zweiten Weltkriegs zum Teil verändert hat. Anders verhält es sich, wenn die sich die Geschichte in einer Stadt abspielt, in der man selber lebt und sich sehr viel besser auskennt. Man kann den Protagonisten geistig an alle möglichen Orte folgen und sich selbst ein Bild machen. Genau das hat mir bei "Der Rote Judas" sehr gefallen. Die Geschichte spielt in meimem Wohnort Leipzig, ich arbeite nicht weit von der im Buch beschriebenen Wächterburg und dem ehemaligen Reichsgericht (heute Bundesverwaltungsgericht) entfernt, kann mir auch ein ungefähres Bild davon machen, wo das Mordopfer Jagoda gewohnt hat und auch von Connewitz, wo mein Freund und ich jährlich den Weihnachtsmarkt im Werk II und das ein oder andere Metal-Konzert besuchen, kenne ich halbwegs gut aus. Alles paletti, man kann der Geschichte prima folgen, was unter anderem auch am angenehmen, flüssigen Schreibstil Ziebulas liegt. Zudem kann man den Roten Judas auch den Lesern ans Herz legen, die die Gereon Rath-Romane von Volker Kutscher lieben, denn die Story ist nicht weniger spannend, nur weil es nicht um das damalige deutsche Chicago geht, im Gegenteil. Ich mag Inspektor Paul Stainer, ich mag, wie man schon während des Lesens der ersten Kapitel Zusammenhänge finden kann. Absolute Leseempfehlung. Auch an Nicht-Leipziger. 😊

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Ein "Bumsbuch", dass mich tatsächlich überzeugt hat (und das ist nicht einfach!)

Das Licht in meiner Dämmerung
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Meine Mädels und ich scherzen immer über die sogenannten Bumsbücher: Bücher mit seichter Handlung ála Shades of Grey und der After-Reihe, zu vielen Sexszenen, die dazu noch lächerlich oder übertrieben ...

Meine Mädels und ich scherzen immer über die sogenannten Bumsbücher: Bücher mit seichter Handlung ála Shades of Grey und der After-Reihe, zu vielen Sexszenen, die dazu noch lächerlich oder übertrieben ordinär geschrieben sind und was für Frauen, die sich mit Deppen einlassen und die unsinnige Hoffnung hegen, den auf zu links drehen, sprich verändern zu können. Lächerlich... Solche Kerle gibt es nur im Buch, Mädels!

Dieser Tage habe ich mal, aufgrund einer sentimalen Anwandlung, nach irgendeiner Schnulzenschmonzette gesucht und bin dabei auf "Das Licht in meiner Dämmerung" gestoßen. Inhalt kurz gefasst: Der männliche Protagonist ist kein Millionär, kein Biker, kein Bad Boy oder Rockstar, sonder ein eigenbrötlericher Einsiedler, der bis auf einen alten Mann, der ihn in seiner Not aufgenommen hat, keine Menschen mag. Der Kerl war mir auf Anhieb sympathisch. Zudem verfügt er über die Attribute lange Haare und Bart. Wenn auch nicht blond, war aber trotzdem gebongt. Die weibliche Protagonistin ist auch kein kleines naives Dummchen, sondern eine angehende Krankenschwester, die gerade den Tod ihres Bruders mit ansehen musste, die zudem ihren Entführern entkommen kann und sich survival-mäßig durch den Wald durchschlägt, bis sie dem eigenbrötlerichen Einsiedler, der mit seinem Auto auf der Landstraße vorbeikommt, begegnet. Lustiger Weise will er das Mädel erstmal stehen lassen, kann es dann doch nicht mit seinen Gewissen vereinbaren. Ab da nimmt die Geschichte ihren Lauf: beide sind schwer traumatisiert und haben sich ständig in den Haaren, aber er ist halt ihr Retter, was will man denn tun? Und, hatte ich es schon erwähnt? Lange Haare und Bart! Zudem gehen die Schicksale der beiden ans Herz und an die Nieren. "Das Licht in meiner Dämmerung" ist kein schnödes Bumsbuch (wenn die Sexszenen anfangs so haben lesen lassen sorry), das ist ein Buch, das ans Herz und an die Nieren geht.

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