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Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannender Roman mit kleinen Schwächen

Wolfsherz
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Der Wolfsmythos – ein spannendes Thema mit dem ich mich schon intensiv auseinandergesetzt habe. Daher konnte ich auch bei einem Flohmarktbummel nicht vorbeigehen, als ich „Wolfsherz“ von Wolfgang Hohlbein ...

Der Wolfsmythos – ein spannendes Thema mit dem ich mich schon intensiv auseinandergesetzt habe. Daher konnte ich auch bei einem Flohmarktbummel nicht vorbeigehen, als ich „Wolfsherz“ von Wolfgang Hohlbein auf dem Bücherstapel entdeckte. Erst zuhause habe ich den Klappentext richtig gelesen und war von der Story sehr enttäuscht:

Zwei Journalisten verirren sich nach einem brisanten Interview in ein mystisches Tal, wo sie auf ein Menschenkind samt Wolfsrudel stoßen. Auf ihrer Flucht nehmen sie das Kind mit und bemerken mit der Zeit besondere, ja furchterregende Eigenschaften an ihm.

Oje, eine abgedroschene Mischung aus Mogli und Werwolf, schoss es mir durch den Kopf und so landete das Buch erst einmal im Schrank. Einige Monate später konnte ich mich dann aber doch dazu durchringen, Wolfsherz eine Chance zu geben - zum Glück! Die Geschichte ist alles andere als abgedroschen. Vielmehr eine gelungene Mischung aus Realität, Mythos und Krimi.

Mein Leseeindruck


Stefan, der Protagonist, schien mir auf den ersten Blick keine besonders gute Wahl für eine Hauptfigur zu sein: ängstlich, unentschlossen und uninteressant. Doch schnell wird klar, warum er genau so sein muss. Wolfgang Hohlbein gelingt es super, diesen langweiligen Charakter aufleben zu lassen. Ohne es kommen zu sehen, stolpert man mit ihm durch eine turbulentes Abenteuer mit weitreichenden Folgen und fiebert bei seiner Fahrt der Gefühle mit.
In die Handlung sind neben Rebecca und dem Kind viele weitere Personen verstrickt, doch trotzdem kann der Leser immer gut folgen.

Bei mir persönlich entstand allerdings der Eindruck, dass Hohlbein sich dessen nicht so sicher war. An manchen Stellen wiederholen sich Formulierungen und Fakten, als ob er Angst hatte, unaufmerksame Leser würden diese richtungsweisenden Inhalte überlesen. Sehr schade! Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass sich durchgehend sehr viel Zeit für die einzelnen Szenen genommen wird, die Handlung sich am Ende aber überschlägt. Die letzten Seiten musste ich ein zweites Mal lesen, um auch wirklich alles zu verstehen. Der Abschluss der Geschichte ist dafür umso besser gelungen, sodass man den etwas schwierigen Einstieg und die redundanten Inhalte verzeihen kann.

Fazit– Spannende Story mit Tiefgang


Wer sich für den Wolfsmythos interessiert, ist mit diesem Buch auf jeden Fall gut beraten. Aber darüber hinaus werden von Wolfgang Hohlbein viele spannende Thematiken aufgegriffen, die zum Nachdenken anregen. Und für diejenigen, die von den Wiederholungen zwischendurch etwas genervt sind, gilt: Durchhalten, es lohnt sich!