Dieser verschmitzte Roman trifft den Zeitgeist der digitalen Generation auf unterhaltsame und auch dramatische Weise.
AdultsBeschreibung
Jenny McLaine steckt mitten in ihren 30ern, arbeitet für ein feministisches Onlinemagazin ›The Foof‹ und ist frisch getrennt von ihrem Künstlerüberflieger-Freund Art. Abhängig vom Zuspruch ...
Beschreibung
Jenny McLaine steckt mitten in ihren 30ern, arbeitet für ein feministisches Onlinemagazin ›The Foof‹ und ist frisch getrennt von ihrem Künstlerüberflieger-Freund Art. Abhängig vom Zuspruch anderer und geplagt von ihrer obsessiven Instagram-Besessenheit stürzt Jenny ungebremst in eine Lebenskrise. Als ihr dann auch noch die Kündigung droht und ihre Mutter bei ihr einzieht, erreicht das Midlife-Crise-Drama seinen Höhepunkt.
Meine Meinung
Zugegeben, ich falle mit meinen dreiunddreißig Jahren genau in die Zielgruppe von Emma Jane Unsworth Roman »Adults«. Der erfrischend bissige Schreibstil und die überspitzte Hauptprotagonistin Jenny haben aber auf jeden Fall das Zeug dazu auch Leser*innen außerhalb dieses Lebensabschnittes zu catchen. Männer, die schon immer wissen wollten, welchen Spagat ihre Freundinnen in den 30ern zwischen Job, Freunden, Familienplanung und Social Media machen, sind mit diesem Buch gut beraten.
Emma Jane Unsworth erzählt aus der Ich-Perspektive der Hauptprotagonistin Jenny McLaine über das, was im Leben der Mittdreißigerin los ist und wie sehr Social-Media und die durchwachsene Beziehung zu ihrer Mutter ihre Existenz prägen. In den Kapiteln finden sich immer wieder auch E-Mail-, SMS- und Instagram-Texte, die die eh schon spritzige Erzählweise der Autorin zusätzlich auflockern.
Wie romantisch eine Liebesbeziehung mit E-Mails (die dem Briefe schreiben heute noch am nächsten kommt) beginnen kann, wird mit einem Rückblick auf das Kennenlernen zwischen Jenny und Art deutlich. Doch die Beziehung hält der Wirren des Lebens nicht stand, eine Fehlgeburt markiert den Anfang vom Ende, denn Art möchte lieber ungebunden bleiben und Jennys Fokussierung auf die Instagram-Influencerin Suzy Brambles machen das Ganze auch nicht besser. Die Krise erreicht ihren Höhepunkt mit dem Verlust ihres Jobs bei einem Onlinemagazin und dann zieht auch noch ihre Mutter in ihr Haus, dass sie sich eigentlich gar nicht mehr leisten kann.
Meiner Meinung nach hätte der Roman keine schwierige Tochter-Mutter-Beziehung nötig gehabt. Doch dieses Puzzleteilchen ist vielleicht auch genau der Auslöser für Jennys große Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen. Der Schmerz nicht genug geliebt zu werden sitzt bei Jenny tief und reicht auf das Weihnachten 1999 zurück, wo ihre Mutter lieber mit ihrem Liebhaber auf die Bahamas reiste, als Zeit mit ihrer Tochter zu verbringen.
Jenny ist ein zugegeben ziemlich überzogen gezeichneter Charakter, fängt jedoch genau die Essenz dessen ein, was die Jahrgänge der Millennials ausmacht. Diese Generation wurde vom Übergang einer analogen in eine digitale Welt wohl wie keine andere Generation beeinflusst. Emma Jane Unsworth zeigt die daraus erwachsenen Auswüchse mit einem Augenzwinkern und einiges an Drama auf, sodass ich mich wirklich oft in der Protagonisten wiedergefunden habe. Jennys Selbstbezogenheit, ihre Unsicherheit, die sie immer wieder dazu treibt Instagram- und E-Mail-Texte an ihre beste Freundin zum Lesen und Analysieren zu schicken und ihre extreme Abhängigkeit von Likes und Aufmerksamkeit in dem Bildschirmzeitalter halten den Digital Natives gekonnt den Spiegel vor und regen dazu an das eigene Verhalten zu überdenken. Engen wir uns mit dem digitalen Teilen so sehr ein, dass eine gesunde Selbstwahrnehmung komplett verloren geht und wir das wirklich wichtige aus den Augen verlieren?
Am absoluten Tiefpunkt angelangt bricht aus Jenny beim Kauf des nächsten Weins heraus, was sie tatsächlich denkt: »Facebook ist mein persönliches Vietnam.«
Am Boden angelangt kommt es zum großen Wendepunkt des Romans, Jenny schafft es nicht alleine zu dem Menschen zu werden, der sie eigentlich sein möchte, sondern nur mithilfe ihrer engsten Freundin und strikter Smartphone-Nutzungsbegrenzung, kommt sie zurück auf den rechten Weg.
Mich konnte Emma Jane Unsworth mit ihrem Werk tatsächlich gut unterhalten, auch wenn sie zu viele wichtige Themen angeschnitten hat, welche dann schließlich nicht alle ausreichend Aufmerksamkeit zugemessen bekommen. Weniger ist manchmal dann doch mehr.
Fazit
Emma Jane Unsworth zeichnet in »Adults« ein rohes, ungeschminktes Bild des Lebens hinter der schönen Onlinewelt versteckt. Dieser verschmitzte Roman trifft den Zeitgeist der digitalen Generation auf unterhaltsame und auch dramatische Weise.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 02.06.2021