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Veröffentlicht am 09.06.2021

Fast noch zauberhafter als das Original

Disney. Twisted Tales: Dunkle Schatten
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Beschreibung

In der Schlacht gegen die Hunnen geht Captain Shang zwischen seinen Soldaten Ping und Shan Yu und wird dabei schwer verletzt. Der kaiserliche Berater Chi Fu will Shang aufgrund seiner lebensbedrohlichen ...

Beschreibung

In der Schlacht gegen die Hunnen geht Captain Shang zwischen seinen Soldaten Ping und Shan Yu und wird dabei schwer verletzt. Der kaiserliche Berater Chi Fu will Shang aufgrund seiner lebensbedrohlichen Verletzung zum Sterben zurücklassen. Mulan denkt jedoch nicht daran ihn aufzugeben und kämpft für ihren Captain.

Die einzige Möglichkeit, Shang vor dem sicheren Tod zu bewahren, ist in die Unterwelt Diyu zu reisen. Doch Yama, der König von Diyu ist ein schwerer Verhandlungspartner, sodass Mulan eine waghalsige Wette eingeht. Sollte es ihr nicht gelingen den Geist von Shang zu finden und bis Sonnenaufgang die heimtückischen und listenreichen Dämonen zu überwinden, wird sie für immer eine Gefangene der Unterwelt bleiben…

Meine Meinung

Bei Disney-Märchen schlägt mein Herz gleich höher. Daher habe ich umso gespannter die neue »Twisted Tales« Reihe erwartet, denn hier werden von diversen Autor*innen beliebte Disney-Geschichte in einer modernen Adaption aufgegriffen und in eine andere Richtung weitergesponnen.

Elizabeth Lim erzählt in »Dunkle Schatten« mit dem Untertitel »Was wäre, wenn Mulan in die Unterwelt hätte reisen müssen?« die fabelhafte Geschichte der intelligenten sowie mutigen chinesischen Kriegerin neu, welche ursprünglich auf der chinesischen Ballade von Hua Mulan basiert.

Die Autorin macht sich die Bekanntheit des 36. abendfüllenden Zeichentrickfilmes der Walt-Disney-Studios zunutze und steigt direkt bei der Schlacht vor der eisigen Berglandschaft, in der sich Chinesen und Hunnen gegenüberstehen, ein. Sofort hat man die Bilder des Filmes im Kopf und hört das bedrohliche Krächzen von Shan Yus Raubvogel, der über die Köpfe gleitet. Mulan als Soldat Ping verkleidet gelingt der entscheidende Streich gegen die Hunnen aber in Elizabeth Lims Erzählung wird nicht sie verletzt und ihrer Weiblichkeit enttarnt in den Bergen zurückgelassen, sondern General Shang wird tödlich getroffen und soll, da keine Hoffnung auf sein Überleben besteht, nicht mitgenommen werden.

Wie erhofft wurde der Charakter von Mulan perfekt getroffen, in sich vereint sie, ähnlich der Ying und Yang Lehre, die entgegengesetzte und doch aufeinander bezogene Eigenschaften Mut und Verletzlichkeit sowie Sanftmut und Kampfgeist. Auf ihrer Reise durch die gefährliche Unterwelt Diyu muss sie sich selbst stellen und nur, wenn sie sich durch Selbstreflexion wirklich erkennt, kann es ihr gelingen Shang in das Reich der Lebenden zurückzuholen. Daher muss ich sagen, dass mir der Originaltitel »Reflection« etwas passender erscheint als die deutsche Übersetzung.

Mulans Sidekick Mushu taucht in diesem Buch nur als Randfigur auf und kommt leider in keinster Weise der Witzigkeit und Coolness der Filmfigur gleich, dafür sorgt ShiShi, der steinerne Löwe und Beschützer der Li Familie, mit seiner hochnäsigen und aufgeblasenen Art für lustige Momente und bringt einen amüsanten Unterhaltungsfaktor ein.

Sehr gut gefallen haben mir wiederum die Quests, die Mulan mit ihrem „neuen“ Begleiter ShiShi und schließlich dem Geist von Shang bewältigen muss, um ihre Wette mit dem König der Unterwelt zu gewinnen und Shang zu retten. Gemeinsam müssen sie die List der Dämonin Meng Po durchschauen, einen scharfkantigen Messerberg bezwingen und sich gegen Einflüsterungen der Geister behaupten. Ein zentraler Punkt begleitet Mulan auch in dieser Geschichte, nämlich ihre innerliche Zerrissenheit und die Gefahr zwischen Ehre, Vertrauen und Ehrlichkeit zerrieben zu werden, und das alles nur, weil sie sich selbst und ihrer Familie beweisen will, dass sie auch zu etwas fähig ist das respektiert wird (auch wenn sie keine gute Ehefrau abgibt).

»Dunkle Schatten« von Elizabeth Lim ist entsprechend dem Jugendbuch-Genre in einer leichten, unverschnörkelten Sprache gehalten und glänzt durch eine Mischung aus düsterem Märchen, Abenteuern mit Dämonen und Geistern und vor allen Dingen durch die bezaubernde und unheimlich starke Hauptprotagonistin.

Fazit

Elizabeth Lim greift in »Dunkle Schatten« gekonnt die Motive des Disney-Märchens »Mulan« auf und zaubert daraus eine unheimlich fesselnde Geschichte, die ich fast noch zauberhafter finde als das Original.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 22.09.2020

Veröffentlicht am 09.06.2021

Ganz großes Kino!

Cinema Purgatorio präsentiert: Code Pru
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Meine Meinung

Die gesammelten Werke der Comic-Anthologie »Code Pru« von Garth Ennis und Raulo Cáceres wurde in einem edlen Gesamtband im Dantes Verlag herausgebracht. Zugleich ist »Code Pru« der erste ...

Meine Meinung

Die gesammelten Werke der Comic-Anthologie »Code Pru« von Garth Ennis und Raulo Cáceres wurde in einem edlen Gesamtband im Dantes Verlag herausgebracht. Zugleich ist »Code Pru« der erste Band aus Alan Moores »Cinema Purgatorio«, welches verspricht eine ganz und gar famose Horror- und Science-Fiction-Serie zu werden, denn dies ist wahrlich ein grandioser Auftakt!

Purgatorio ist italienisch und bedeutet übersetzt Fegefeuer, und so ist es kein Wunder, dass Autor Garth Ennis (»Preacher«, »The Boys«) und Künstler Raulo Cáceres (»Crécy«, »Captain Swing«) ein höllisch gutes Werk vorlegen, dass für knisternde Unterhaltung mit popkulturellen Einflüssen aus der Film- und Literaturlandschaft sorgt.

Der Band setzt sich aus achtzehn spektakulären Episoden zusammen, in der man die junge Prudence Slapweather, die von ihren Freunden einfach »Pru« genannt wird, auf ihrem Weg zur Rettungs-Sanitäterin in der Weltmetropole New York City begleitet. Pru, die durch eine verstörende Kindheit bei ihren Adoptiveltern, zwei okkulte Gothics, geprägt wurde und sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht als ein normales Leben zu führen, wurde in ihrer Ausbildung in keinster Weise auf das, was sie bei ihrer Arbeit tatsächlich erwarten wird, vorbereitet.

Ihre Einsätze in den pulsierenden Straßen New York Cities erfordern ganz besonderes Fingerspitzengefühl, wenn ein Vampir versucht Suizid zu begehen, ein Frankenstein-Monster einfach nur eine Pizza kaufen möchte oder Geister und Zombies versorgt werden müssen. Viele der paranormalen Wesen sind gutmütig, aber es lauern auch böse Zeitgenossen unter ihnen.

Die bösartigen Geschöpfe werden von Prus suspektem Arbeitgeber Jon Squidpump im Keller des Krankenhauses unter Verschluss gehalten. Dort haust auch ein ungestümes Tentakelmonster, das vorgibt ein Älterer Gott zu sein und regelmäßig mit Jon Squidpump eine Partie Monopoly spielt.

»Code Pru« ist ein Comic zum Genießen und auf der Zunge bzw. den Augen zergehen zu lassen. Zusammengenommen geben die einzelnen verqueren Storys eine unterhaltsame Geschichte mit jeder Menge Verweise ab, die zwischen den Geschichten durch interessante Erläuterungen von Übersetzer Jens R. Nielsen für die Leser*innen aufgeschlüsselt wurden, sodass einem keine der Anekdoten entgeht.

Garth Ennis beweist nicht nur ein Händchen für Storytelling und Wortwitz, sondern ihm gelingt auch der Spagat, slapstickhafte Momente mit der Frage nach Glaube und Religion zu verbinden.

Die schwarz-weiß Zeichnungen von Raulo Cáceres passen hervorragend zu der klassischen Horror- und Science-Fiction-Schiene der Geschichten, die wie eine ultracoole Mischung aus den »Men in Black« und den »Ghostbusters« daherkommen. Aber Achtung: Es geht kann ganz schön blutig und rasant zugehen, sodass dieser Comic garantiert nichts für schwache Nerven ist! Außerdem ist der Inhalt nicht jugendfrei, denn es werden mehrfach sexuelle Handlungen dargestellt. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung von Prus brisanten Abenteuern im Fegefeuer der Millionenmetropole.

Fazit

Ein Comic der einer turbulenten Hommage an das Horror- und Science-Fiction-Genre gleichkommt. »Code Pru« ist eine gut gefüllte Konfekt-Schale der Absonderlichkeiten – für jeden Monsterfan ist etwas dabei. Ganz großes Kino!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 18.09.2020

Veröffentlicht am 09.06.2021

Eine wunderbare Fortsetzung

Captain Marvel - Neustart
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Meine Meinung

Die zweite Ausgabe der neuen »Captain Marvel« Serie von Autorin Kelly Thompson trägt den Titel »Sternfinsternis« und beinhaltet zwei Geschichten, die von den Illustratorinnen Annapaola Martello ...

Meine Meinung

Die zweite Ausgabe der neuen »Captain Marvel« Serie von Autorin Kelly Thompson trägt den Titel »Sternfinsternis« und beinhaltet zwei Geschichten, die von den Illustratorinnen Annapaola Martello und Carmen Carnero in Szene gesetzt wurden.

Nachdem Carol Denvers alias Captain Marvel in »Eine für alle, alle für eine« den Kampf gegen Nuclear Man bestand und sein patriarchales System den Garaus bereitete ist es nun an der Zeit sich den Machenschaften der mächtigen Zauberin Enchantress in den Weg zu stellen.

In einer Vision erhascht Natasha Romanova alias Black Widow einen Blick auf die Zukunft und sieht, wie sie in Zusammenarbeit mit Captain Marvel und Doctor Strange der bösen Wicca das Handwerk legen. Als Carol und Dr. Stephen Strange davon erfahren, lassen sie sich natürlich nicht lange bitten, doch Enchantress weiß ihre Kräfte einzusetzen und vertauscht kurzerhand die Körper der beiden mächtigen Superhelden. Dieses Szenario überzeugt vor allen Dingen durch witzigen Dialoge welche wunderbar in den Bildern von Annapaola Martello eingefangen wurden.

Etwas tiefgründiger und actionreicher wird es, als in der nächsten Geschichte auf mysteriöse Weise Carols Kräfte schwächer werden und ihre Herkunft offenbart wird. Als publik wird, dass Captain Marvel Halb-Alien-Halb-Mensch ist, verliert sie nicht nur ihren Job, sondern auch das Vertrauen der Menschen. Damit jedoch noch nicht genug, denn eine neue Superheldin taucht auf der Bildfläche auf und scheint eine offene Rechnung mit Carol begleichen zu wollen. Diese Story wurde, wie bereits der ersten Band dieser Serie, von Carmen Carnero illustriert.

Die Storyline von »Captain Marvel – Sternfinsternis« hat mir sehr gut gefallen, denn Action, Humor und Hintergründe spielen perfekt zusammen und ergeben eine unterhaltsame Geschichte. Jedoch war der Stil der Zeichnungen nicht zu einhundert Prozent meins, denn bei Superhelden-Comics habe ich mich so sehr an die feine und plastischen Illustrationen gewöhnt, dass mich hier die cartooneske Linienführung (der Story »Positionswechsel«) etwas gestört hat.

Fazit

Eine wunderbare Fortsetzung, die Captain Marvel von ihrer kämpferischen, aber auch von ihrer verletzlichen Seite zeigt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 17.09.2020

Veröffentlicht am 09.06.2021

Alles andere als fade Skandal-Literatur!

Omama
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Meine Meinung

Die gebürtige Lisa Lasselsberger ist mir durch die kabarettistischen Auftritte ihrer Kunstfigur Lisa Eckhart bekannt, die sich durch provokante Schonungslosigkeit und bitterbösen Humor mit ...

Meine Meinung

Die gebürtige Lisa Lasselsberger ist mir durch die kabarettistischen Auftritte ihrer Kunstfigur Lisa Eckhart bekannt, die sich durch provokante Schonungslosigkeit und bitterbösen Humor mit österreichischer Dialektik auszeichnen. Mit ihrem Debütroman »Omama« wagt Lisa Eckhart einen urkomischen Ausflug durch ihre Familiengeschichte, dabei überlässt sie es dem Leser selbst, ob er die Geschichte als Rufmord oder Hommage betrachten möchte.

Im Mittelpunkt von Lisa Eckharts Erzählungen steht, wie der Titel richtig vermuten lässt, ihre Großmutter Helga liebevoll Omama genannt. Helga wuchs mit ihrer attraktiven aber etwas depperten Schwester Inge in ländlicher Abgeschiedenheit auf. Als nach dem Krieg die Russen kommen buhlen die Mädchen um die Aufmerksamkeit der Soldaten und Helga wittert ihre Chance, als Inge unters Bett kriechen muss, um sich und ihre Schönheit vor den Besatzern zu verstecken.

Kaum sind die Besatzer abgezogen, werden die Töchter von der Mutter angehalten ihre eingegangenen Verpflichtungen einzulösen (von denen sie niemals geglaubt hätte, dass nach dem Krieg noch ein Hahn danach kräht) und später wird Inge zu einem Doktor in die Stadt geschickt während Helga ihr Leben in einer Dorfwirtschaft aufnimmt und dort eine Liason mit dem Dorfschönling beginnt. Ein letzter Abschnitt nimmt uns mit auf Helgas Schmugglerfahrten nach Ungarn, Familienfeste und die Reisen von Omama und Enkelin.

Die Anekdoten aus dem Leben der »Omama« werden aneinandergereiht und bestechen durch aufreizende Ironie, Lokalkolorit und den rustikalen österreichischen Dialekt.

Die vierfache Einfältigkeit der dörflichen Gemeinschaft (Depp, Trinker, Matratze, Schönling) wird dabei genauso pietätlos auseinandergepflügt wie die Mutter- und Großmutterrolle. Frauen spielen bei diesen Episoden immer die tragenden Rollen, sodass z. B. die Existenz von Helgas Bruder, der Autorin erst recht spät in einem Nebensatz eine Erwähnung wert ist, und das alles dem Roman eine leicht feministische Note verleiht.

Lisa Eckhart beweist in »Omama« ihr kluges Betrachtungsgeschick und setzt ihr Talent, anhand von Stereotypen und Klischees gesellschaftliche Strukturen und (eigentlich offensichtliche) Wahrheiten aufzudecken, bravourös unter Beweis. Dabei nimmt die junge Österreicherin kein Blatt vor den Mund, öffnet zuweilen Wunden und weidet diese genüsslich aus. Begrifflichkeiten wie »Popscherl« und »Flitscherl« stehen mit weiteren umgangssprachlichen Wortkanonen auf der Tagesordnung und bei den meisten erschloss sich die Bedeutung direkt im Kontext. Als kleines Goodie wäre natürlich für deutsche Leser*innen eine Übersicht der Übersetzung im Buch oder auf einem Lesezeichen grandios gewesen.

Nicht jeder wird Gefallen an Lisa Eckharts teils direkten, teils ironischen und vor allen Dingen schwarzhumorigen Stil finden. Die Kabarettistin nimmt einen großen Teil im Roman ein und lässt zuweilen einen roten Faden vermissen. Die herrlich pointierten Sätze bergen allerdings soviel mehr als Wortwitz und Humor in sich, dass man unweigerlich zum Nachdenken angeregt wird.

Fazit

Ein urkomischer Roman über die Nachkriegszeit, Familie und die Beziehung zwischen Enkel und Großmama. Mit ihrem herrlich pietätlosem und intelligentem Sarkasmus spricht Lisa Eckharts »Omama« die Lachmuskeln genauso an wie den Denkapparat. Alles andere als fade Skandal-Literatur!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 16.09.2020

Veröffentlicht am 09.06.2021

In »Wild West – Calamity Jane« wird nicht nur scharf geschossen, sondern auch eine toughe Heldin präsentiert

Wild West. Band 1
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Meine Meinung

Einen Blick über den eigenen Tellerrand hinauszuwagen ist immer ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang, kann aber unglaublich bereichernd sein. Mit »Wild West – Calamity Jane« von Thierry ...

Meine Meinung

Einen Blick über den eigenen Tellerrand hinauszuwagen ist immer ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang, kann aber unglaublich bereichernd sein. Mit »Wild West – Calamity Jane« von Thierry Gloris & Jacques Lamontagne habe ich mich nun zum ersten Mal in das Genre Western hineingewagt und wurde angenehm überrascht.

Der französische Autor Thierry Gloris (»Pik As.«, »Kleopatra«) lässt in seiner Geschichte ein lebendiges und charakteristisches Bild des Wilden Westens erwachen, wie man es sich nur vorstellen kann. Kopfgeldjäger treiben sich um, die Spieltische in den Saloons sind besetzt und die Eisenbahn droht einen unweigerlichen Wandel mit sich zu bringen.

Aber noch immer beherrscht das ungeschriebene Gesetz des stärkeren Mannes die Seiten und Frauen haben sich als das schwächere Geschlecht unterzuordnen und sich der patriarchalen Macht auszuliefern. Jacques Lamontagne (»Die Druiden«, »Van Helsing«, »Haven«) fängt mit seinen atmosphärischen Bildern gekonnt den harten Lebensstil des »Wilden Westen« ein. Actionreiche Panels mit Schießereien und Schlägereien wechseln sich mit dem schicksalshaften Martyrium einer jungen Frau ab.

Die junge Martha Cannary arbeitet als Haushälterin in einem Saloon und wähnt sich vom Platzhirsch vor Übergriffen beschützt. Doch der hübsche Schein trügt, denn der überzeichnet modellhafte Cowboy nutzt ihre Naivität nach Strich und Faden aus und treibt sie in die Prostitution. Martha, die nun zu einer der vielen »Janes« geworden ist und sich getreu dem Titel nun wirklich in einer Kalamität befindet, lernt den berüchtigten Kopfgeldjäger Wild Bill Hickok kennen, der ihr zu einer Art Mentor wird.

Die Mischung aus klassischen Western-Elementen und einem feministischen Anstrich fand ich äußerst gelungen. Für zart besaitete ist dieser Comic jedoch nicht geeignet, denn es geht ordentlich zur Sache. Von brutalen Gewaltdarstellungen über Folter bis hin zur sexuellen Gewalt werden die Missbrauchs-Szenen in all ihrer Härte ungeschönt dargestellt.

Dafür dass die Comic-Serie auf lediglich zwei Bände ausgelegt ist, benötigt der Handlungsfaden etwas zu lange um zu zeigen, wohin die Reise gehen wird. Umso gespannter bin ich natürlich auf die Fortsetzung und den weiteren Weg der kämpferischen Titelheldin.

»Wild West – Calamity Jane« kann getrost von Comic-Einsteigern zur Hand genommen werden. Dem Plot lässt sich in den klar strukturierten Panels leicht folgen und das Auge wird nicht mit unübersichtlich viel Text überfordert.

Fazit

In »Wild West – Calamity Jane« wird nicht nur scharf geschossen, sondern auch eine Heldin präsentiert, die beschließt das Heft über ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 15.09.2020