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Veröffentlicht am 08.01.2020

So viel mehr, als nur eine Liebesgeschichte

Frankissstein
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Beschreibung

Mary Shelley schreibt zu Beginn des 19. Jahrhunderts angeregt durch die Zusammenkunft mit Lord Byron und John Polidori in den Schweizer Bergen den erfolgreichen Schauerroman »Frankenstein«. ...

Beschreibung

Mary Shelley schreibt zu Beginn des 19. Jahrhunderts angeregt durch die Zusammenkunft mit Lord Byron und John Polidori in den Schweizer Bergen den erfolgreichen Schauerroman »Frankenstein«. In ihrem Text geht es um ein groteskes Zukunftsszenario, in dem ein Arzt durch Experimente einem toten Körper neues Leben einhaucht. Ein Jahrhundert später verliebt sich der Mediziner Ry Shelley in Victor Stein, einen unergründlichen Forscher auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. In dieser fortschrittlichen Zeit der Roboter schlägt Victor Stein den Weg in eine revolutionäre Zukunft ohne biologische Gebrechen ein. Doch wie passt Liebe in seine digitale, körperlose Vision?

Meine Meinung

Jeanette Winterson zählt zu den erfolgreichsten englischen Schriftstellerinnen und mit ihrem neuen Roman »Frankissstein«, der für den Booker Prize 2019 nominiert wurde, ist die Autorin nun auch in meinem Buchregal eingezogen. Ich bin sehr froh nun auf die Autorin aufmerksam geworden zu sein, denn ihr moderner und klarer Schreibstil hat mich von der ersten Seite an begeistert – somit zählt Jeanette Winterson zu meinen persönlichen Highlights unter den Autorinnenentdeckungen des Jahres.

Beeindruckend gelingt Jeanette Winterson das Spiel mit den Sexualitäten. Sie spinnt zwischen dem heterosexuellen Wissenschaftler Victor Stein und dem transgender Arzt Ry Shelley, der zuvor eine Mary war, ein Netz aus Anziehungskraft, Lust und Liebe. Die Ambivalenz dieser Liebe ist so faszinierend wie das Licht für die Motten – man möchte sich am liebsten nicht mehr aus der Wärme dieser Gefühle lösen.

Diese außergewöhnliche Beziehung lässt Winterson mit einer Welt kollidieren, in denen die Geschäfte mit Sexrobotern florieren, Bionik-Prothesen auf das nächste Level gehoben werden und die Kryotechnik zur Konservierung des Lebens längst von revolutionäreren Vorgehensweisen abgedrängt wird, zumindest wenn es nach den zukunftsweisenden Forschungen von Victor Stein geht. Besonders schön finde ich den Toleranz-Aspekt an der Geschichte, denn das Thema Transgender wird hier auf den Tisch gebracht und besonders bei einer brutalen Szene in der dargestellt wird, wie respektlos Menschen mit Mitmenschen umgehen, die nicht mit ihrer angeborenen Sexualität leben, hat mich erschüttert.

Durchbrochen wird diese futuristisch anmutende und dennoch authentisch gezeichnete Geschichte aus dem 21. Jahrhundert von einer zweiten Ebene, die sich im 19. Jahrhundert zuträgt und die Entstehungsgeschichte des Schauerromanes »Frankenstein« in Kontext bringt. Die dichte Atmosphäre in der Mary Shelley in einer Hütte in den Bergen ihre Geschichte über Doktor Frankenstein niederschreibt, springt förmlich zwischen Jeanette Wintersons Zeilen heraus. Aber das Beste an dieser Erzählebene ist, wie die Autorin durch das Leben und Wirken der Mary Shelley eine weibliche Figur in den Mittelpunkt rückt, deren starke Persönlichkeit ein tolles Beispiel für ein selbstbestimmtes Leben der Frau zu einer von Männern geprägten Zeit abgibt.

Was für Mary Shelley und ihre Freunde noch zu den grausigsten und übersinnlichsten Vorstellungen überhaupt zählte, wird von Victor Stein mit seinen Bemühungen, den Geist eines Menschen von dem biologischen und somit sterblichen Körper zu trennen und diesen auf eine digitale Ebene zu überführen, noch auf die Spitze getrieben.

Die Symbiose aus diesen zwei intelligent erzählten Geschichten wirft zahlreiche Fragen auf und bietet dabei jede Menge Stoff für die eigenen Gedanken. Aus welchem Stoff sind wir geschaffen? Was macht Liebe aus? Kann man sich auch noch verlieben, wenn man über keinen biologischen Körper verfügt und sind die Grenzen der Geschlechter dann Geschichte?

Jeanette Winterson ist es gelungen die Inhalte des Schauerklassikers Mary Shelleys über Victor Frankensteins Monster mit einem modernen Märchen zu paaren und dabei der über ein Jahrhundert alten Essenz einen aktuellen Touch zu verleihen.

Fazit

»Frankissstein« ist ein absolut lesenswerter Roman, der auch über die Liebesgeschichte hinaus einiges zu bieten hat, brillant geschrieben ist und über eine stark feministische Ader verfügt. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 08.01.2020

Humorvoll und ironisch

Natürliche Schönheit
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Meine Meinung

Die schwedische Humoristin Nanna Johansson versammelt in ihrem Buch »Natürliche Schönheit« unterschiedliche künstlerische Werke, bei denen sie sich auf verschiedenen Wegen nicht nur dem ...

Meine Meinung

Die schwedische Humoristin Nanna Johansson versammelt in ihrem Buch »Natürliche Schönheit« unterschiedliche künstlerische Werke, bei denen sie sich auf verschiedenen Wegen nicht nur dem Thema Schönheitswahnsinn annimmt, sondern auch ganz alltägliche Situationen mit viel Humor in Szene setzt.

In verschiedenen Panels und manchmal auch nur in einzelnen Zeichnungen nährt sich Nanna Johansson Themen wie der schnellen Vergänglichkeit von Modetrends und der Wahrnehmung von Schönheit an. Was ist eigentlich schön? Was macht Schönheit aus? In abstrusen und cartoonesken Zeichnungen werden Tipps und Kniffe aufgeboten, die man so oder so ähnlich in der gut geölten Maschinerie der Schönheitsindustrie und deren Werbeanzeigen zu lesen bekommen könnte, wäre da nicht der ironisch überbordende Ton von Johansson.

In diesem feinen Büchlein finden die Leser*innen neben kurzen Comic-Strips auch plakative Illustrationen wie zum Beispiel mögliche Magazincover, die in karrikativer Finesse und mit popkulturellen Einflüssen durch die unterschiedlichen Epochen leiten.

Nanna Johansson trifft mit ihren amüsanten Texten und Bildern den Nerv der Zeit und sorgt mit ihrer ganz speziellen satirischen Darstellungen für Schmunzler. Für die eigene Interpretation des Dargebotenen bleibt dabei jede Menge Freiraum. Doch auch wenn mich die meisten Geschichten und Zeichnungen zum nachdenken und lachen anregten, war auch einiges darunter, dass ich als zu flach empfand oder das einfach nicht meinem Humor entsprach. Im Ganzen betrachtet hätte ich mir, um die hier versammelten, losen Einzelteile einen Rahmen gewünscht, der dem Inhalt des Buches mehr Ausdruck und Kraft hätte verleihen können.

Fazit

Auf humorvolle, ironische und parodistische Weise setzt sich Johansson mit dem Schönheitswahnsinn und anderen alltäglichen Problemzonen auseinander.

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Veröffentlicht am 08.01.2020

Unterhaltung und völlig unerwartete Plot-Twists garantiert

Das Geschenk
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Beschreibung

Ein Mädchen presst hilfesuchend einen beschriebenen Zettel von innen an das Autofenster. Als das Auto an Milan Berg vorbeifährt, wird er Zeuge der vermeintlichen Entführung, doch als Analphabet ...

Beschreibung

Ein Mädchen presst hilfesuchend einen beschriebenen Zettel von innen an das Autofenster. Als das Auto an Milan Berg vorbeifährt, wird er Zeuge der vermeintlichen Entführung, doch als Analphabet kann er nicht beurteilen, ob es sich tatsächlich um einen verzweifelten Hilferuf handelt oder doch nur der Scherz eines Teenagers ist. Der Gedanke an die ängstlich blickenden Augen des Mädchens lassen Milan nicht mehr los und so nimmt er mit seiner Freundin Andra die Suche nach dem Mädchen auf und gerät dabei in einen wahnsinnigen Roadtrip, der ihn Stück für Stück der Wahrheit über seine eigene Vergangenheit näher bringt.

Meine Meinung

Auch in diesem Herbst präsentiert uns der erfolgreichste deutsche Thrillerautor Sebastian Fitzek eine neue Geschichte. Das Buch ist passend zum Titel »Das Geschenk« in einer limitierten Sonderauflage mit einer speziellen Geschenkverpackung erhältlich oder schlicht als Hardcover mit Schutzumschlag, der ebenfalls den Eindruck einer Geschenkverpackung vermittelt.

Gleich zu Beginn werden die Leserinnen in ein brutales Folter-Szenario in einer Haftanstalt geworfen, in dem der Häftling Milan Berg schwer misshandelt wird. Nach dieser Einleitung wird ein zeitlicher Sprung in die Vergangenheit vollzogen, in der man Milans Geschichte Stück für Stück präsentiert bekommt. Durch diesen Kniff erzeugt Fitzek schon nach wenigen Kapiteln eine gewisse Grundspannung, schließlich möchte man wissen, wie es dazu kam, dass sich der Hauptprotagonist in diese missliche Lage wiederfindet.

Der Weg zu einer Antwort führt über zahlreiche Wendungen, denn kein Stein bleibt auf dem anderen und zum Ende ist nichts, wie es anfänglich den Anschein machte. Fitzek schickt seinen Protagonisten Milan Berg auf eine wilde Schnitzeljagd in die eigene Vergangenheit und nicht nur einmal scheinen dabei Wahrheit und Lüge ineinander zu verschwimmen.

Für mich war das Interessanteste an Fitzeks neuem Roman die Auswahl des Hauptprotagonisten Milan Berg, der wie über 6 Millionen andere Deutsche Mitbürger
innen nicht lesen und schreiben kann und sich zum Ausgleich dieses Handicaps (und um seine große Scham zu überspielen) mit viel Kreativität durchs Leben schummelt. Die Zeichnung dieses speziellen Charakters ist dem Autor hervorragend gelungen, denn man kann sich sehr gut in seine Lage hineinversetzten und spürt hautnah mit welchen Problemen und Ängsten er, ausgelöst durch seinen Analphabetismus, zu kämpfen hat.

Der fließende Schreibstil katapultiert einen direkt ins Geschehen und lässt die Seiten geradezu im Handumdrehen verfliegen. Allerdings muss ich sagen, dass mir der Handlungsplot der Geschichte und die einzelnen Stationen der Schnitzeljagd zu konstruiert wirkten und sich dadurch bei mir kein Gefühl des atemlosen Mitfieberns einstellen wollte. Auch die agierenden Protagonisten vermochten es nicht mein emotionales Zentrum anzusprechen, um damit für den nötigen Kick zu sorgen. Trotzdem muss ich sagen, dass es mir gut gefallen hat, die Ereignisse nicht nur aus Milans Perspektive zu erleben, sondern auch in die Gedankenwelt des Mädchens sowie der ihres Entführers einzutauchen.

Von einem guten Psychothriller erwarte ich dennoch, dass er mir unter die Haut kriecht und mich zum Schaudern bringt. Dies ist Sebastian Fitzek mit »Das Geschenk« nicht gelungen, denn trotz brutaler Gewalt und eines interessanten Hauptcharakters hat es diesem Thriller an Psycho-Schock-Momenten gefehlt.

Fazit

Unterhaltung und völlig unerwartete Plot-Twists garantiert. Für mich fehlte es dem Geschenk jedoch an Psycho-Spannung, die unter die Haut geht und an berührenden Emotionen.

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Veröffentlicht am 08.01.2020

Kleine aber feine Geschichten, die emotional bewegen

Unerschrocken
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Meine Meinung

Die französische Illustratorin Pénélope Bagieu präsentiert in ihren zwei Comic-Alben unter dem Motto »Unerschrocken« insgesamt 30 Geschichten über die unterschiedlichsten Frauen, die ihre ...

Meine Meinung

Die französische Illustratorin Pénélope Bagieu präsentiert in ihren zwei Comic-Alben unter dem Motto »Unerschrocken« insgesamt 30 Geschichten über die unterschiedlichsten Frauen, die ihre Tatkraft und ihren Mut zu verschiedenen Zeiten und in diversen Kulturen unter Beweis stellten und damit etwas bewegten. Als besonders erfreulich empfand ich, dass unter den Persönlichkeiten nicht nur bekannte Namen wie z. B. Peggy Guggenheim oder Nellie Bly auftauchen, sondern vor allen Dingen Frauen poträtiert werden, über die ich bisher noch nichts gehört oder gelesen hatte.

In einem cartoonesken Stil lenken Pénélope Bagieus Zeichnungen den Blick zuerst auf die humorvolle Seite der einzelnen Geschichten. Auf den zweiten Blick stellt man jedoch schnell fest, dass sich jede der vorgestellten Persönlichkeiten speziellen Herausforderungen gegenübersieht und diese vollkommen unerschrocken angeht. Das machte das Leseerlebnis für mich unglaublich empowernd. Es machte unglaublich Spaß in die kurzen Geschichten einzutauchen und sich von diesen starken Frauen inspirieren zu lassen.

Besonders ansprechend sind die großen, über zwei Seiten reichenden Illustrationen, die mit satten Farben und entdeckungswürdigen Szenarien aufwarten.

Pénélope Bagieu setzt in ihren zwei Comic-Alben mit facettenreichen Geschichten genau die richtigen Akzente. Von humorvollen Lebensgeschichten wie die der Clémentine Delait, der Dame mit Bart, die aus der Not eine Tugend machte, ihre Gesichtsbehaarung akzeptierte und daraus ein Geschäftsmodell machte und sich als Marke etablierte über Kriegerinnen und Bandietenköniginnen, die sich mit viel Mut durch ihr hartes Leben kämpften, wird den Leser*innen eine breite Geschichtenpalette geboten, die keine Wünsche offen lässt und vor allen Dingen auch jungen Mädchen und Frauen Mut macht, ihren eigenen Weg zu einem selbstbestimmten Leben zu gehen.

Am faszinierendsten waren für mich die Lebensgeschichten über Frauen die ihr Leben der Wissenschaft verschrieben haben, wie z. B. die Vulkanologin Katia Krafft oder Frances Glessner Lee, die sich noch mit 55 Jahren dazu entschließt etwas zu bewegen und dabei mit ihren Tatort-Miniaturmodellen die Polizeiarbeit revolutioniert und als erste Frau zur Polizeichefin von New Hampshire ernannt wird.

Die Bandbreite der Geschichten ist wirklich enorm, es wird von geschichtsträchtigen Frauen wie der mächtigen Kaiserin Wu Zetian, die ihrer Bestimmung eine Konkubine des Kaisers zu werden zwar folgt, ihr Schicksal aber dann in die eigene Hände nimmt und schließlich selbst zur Kaiserin ernannt wird und mit großem Erfolg über ihre Untertanen herrscht. Aber auch von Frauen, die im kleinen ihre wundervollen Taten vollbringen wie Giorgina Reid, die sich mit all ihrem Wissen für die Rettung eines Leuchturmes stark macht. Von diesen feinen Comic-Geschichten könnte ich noch viel mehr vertragen, daher hoffe ich sehr, dass es nicht nur bei diesen zwei Bänden bleiben wird!

Die einfache Panelanordnung und die recht ausführlichen Text dazu zeichnen diese beiden Comic-Bände als geeignete Lektüre für Comic-Einsteiger aus. Kinderleicht lässt sich ohne jegliche Vorkenntnisse den einzelnen Geschichte folgen.

Fazit

Kleine aber feine Geschichten, die emotional bewegen und in der modernen Komposition als Comicstrips eine anregende Inspiriationsquelle liefern.

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Veröffentlicht am 08.01.2020

Dieser poetische Roman umgarnt einen von der ersten bis zur letzten Seite.

Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit
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Beschreibung

Als der Künstler Edgar Ende vor dem Regen flieht und Zuflucht in einem Kiosk sucht, ahnt er noch nicht, dass die Begegnung mit der Kioskbetreiberin Luise Bartholomä sein Leben verändern wird. ...

Beschreibung

Als der Künstler Edgar Ende vor dem Regen flieht und Zuflucht in einem Kiosk sucht, ahnt er noch nicht, dass die Begegnung mit der Kioskbetreiberin Luise Bartholomä sein Leben verändern wird. Sie verlieben sich und so heiraten Edgar und Luise und bekommen einen Sohn, Michael, den sie mit viel Liebe aufziehen und auch bei schlechten schulischen Leistungen ermuntern. Sein Lebensweg führt Michael von Garmisch nach München und Stuttgart, wo er sich mit dem Schreiben von Theaterstücken verdingt. Sein Durchbruch als Schriftsteller, so wie die Höhen und Tiefen in seinem Leben werden begleitet von der starken Liebe zu einer älteren Schauspielerin, seinem Leben in Italien und natürlich seinen Freunden und der Erinnerung an seine Kindheit.

Meine Meinung

In einer Anmerkung der Autorin Charlotte Roth erhält man vorab die Information, dass es sich bei ihrem neuen Buch »Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit« um einen Roman und keine Biographie im herkömmlichen Sinne handelt, denn in ihrer Erzählung wurden Ereignisse zusammengezogen, ausgeschmückt, verkürzt und zum Teil auch die historische Chronologie verändert. Nicht zuletzt trägt dieses Buch den Untertitel »Michael Ende – Roman eines Lebens«. So nährt sich die Schriftstellerin auf ganz besonders einfühlsame Weise dem Menschen Michael Ende, der so viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch seine phantasievollen Geschichten, von Jim Knopf über Momo und Bastian Balthasar Bux mit seiner bunten und vor Kreativität überbordenden Welt begeisterte.

Diese ganz besondere Roman-Biographie kommt gerade recht zu einem runden Jubiläum, denn am 12. November 2019 wäre Michael Ende 90 Jahre alt geworden. Die Geschichte von Charlotte Roth wurde von Michael Endes langjährigem Freund und Lektor Roman Hocke inhaltlich kuratiert.

Die Kindheit von Michael Ende, in der sich der Ursprung seiner Kreativität erkennen lässt, umsorgt von einem offenen und lebensfrohen Vater und einer vor Liebe überlaufenden Mutter, wird in lebendigen Farben gezeichnet, in der man sich als Leserin besonders geborgen fühlt. Doch die Familienidylle in dieser kleinen Oase der Zuneigung währt nicht auf ewig und Michael muss mit ersten einschneidenden Erlebnissen der Kriegsauswirkungen und den Verlust seines ersten richtigen Freundes, des Dackels Mucki, überwinden. Auch im weiteren Verlauf wird deutlich, welch herausragenden Posten Freundschaft, Familie und Liebe in Michael Endes Leben einnahmen. Als „brotloser“ Künstler auf der Suche nach Erfüllung möchte sich Michael Ende keine Sorgen um finanziellen Probleme machen, sondern all seine Kraft und Muse in sein Schaffen stecken.

Der große Durchbruch gelingt Michael Ende schließlich mit der Veröffentlichung seines ersten Buches »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«. Mit seiner ersten Ehefrau, der Schauspielerin Ingeborg Hoffmann, zieht er nach Italien wo sein Leben und Wirken von guten Unterhaltungen und noch besserem Essen getragen wird. Charlotte Roth verknüpft alle Fäden von der magisch anmutenden Kindheit über Verlust, Trauer und der Angst vor Männern in Anzügen und stellt den Künstler und Schreiber Michael Ende mit verzaubernden Worten dar.

Charlotte Roth ist mit »Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit« ein poetischer, fast schon träumerischer Roman von der Feder gesprungen, der mir den Menschen hinter den kreativen Kinder- und Jugendbüchern näher gebracht hat. Roth präsentiert den Leser
innen eine betont gefühlvolle Lebensgeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen und deckt dabei eine breit gefächerte Gefühlspalette ab. Besonders viel Eindruck kann die Autorin mit der fast schon greifbaren Atmosphäre schinden, denn man fühlt sich regelrecht an die Seite von Michael Ende versetzt, egal ob sich dieser in Deutschland zwischen Künstlern und Familie aufhält oder in Italien, wo man die Landluft um die Ohren wehen fühlt und den aromatischen Wein auf der Zunge schmecken kann.

Fazit

Dieser poetische Roman umgarnt einen von der ersten bis zur letzten Seite.

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