Profilbild von FroileinWonder

FroileinWonder

Lesejury Star
offline

FroileinWonder ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit FroileinWonder über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2019

Mit pointierten Worten trifft Colson Whitehead den Nerv des Lesers.

Die Nickel Boys
0

Beschreibung

Der sechzehnjährige Elwood Curtis wächst in den 1960er Jahren in der rassistischen Gesellschaft Amerikas bei seiner Großmutter auf und ist großer Bewunderer von Martin Luther Kings Reden ...

Beschreibung

Der sechzehnjährige Elwood Curtis wächst in den 1960er Jahren in der rassistischen Gesellschaft Amerikas bei seiner Großmutter auf und ist großer Bewunderer von Martin Luther Kings Reden und Botschaften. Der junge Elwood ist ein guter Schüler und für ihn geht ein Traum in Erfüllung als er einen Platz am College der Schwarzen in Aussicht gestellt bekommt. Doch durch eine unglückliche Fügung gerät Elwood in ein gestohlenes Fahrzeug und wird ohne eine angemessene Gerichtsverhandlung in die Besserungsanstalt der Nickel Academy gesteckt. In der Anstalt steht neben dem offensichtlichen Rassismus jede Menge Gewalt und Missbrauch auf der Tagesordnung.

Meine Meinung

Colson Whitehead bot seinen Leserinnen und Lesern bereits mit seinem fiktionalen Roman »Underground Railroad« eine Geschichte über den Rassismus zur Zeit der Sklaverei in Amerika, der tief unter die Haut geht. In seinem neusten Werk »Die Nickel Boys« behandelt der Autor noch einmal das Thema Rassismus, dieses Mal rückt die Geschichte allerdings etwas näher an die Gegenwart heran, denn Whitehead erzählt eine Geschichte, wie sie sich in den 1960er Jahre in Amerika zugetragen haben könnte.

Hauptprotagonist der Geschichte ist der junge Elwood Curtis, der mir mit seiner klugen, aufgeweckten und herzlichen Art sofort ans Herz gewachsen ist. In einer nüchternen und dennoch sehr ergreifenden Weise berichtet Colson Whitehead von dem Leben des Jungen Elwood, der sein Ziel, etwas aus sich zu machen und am College zu studieren fest vor Augen hat. Das Schicksal spielt im jedoch böse mit, als er unverschuldet in der Besserungsanstalt der Nickel Academy gesteckt wird. Der Schein eines Erziehungscamps trügt zuerst und wiegt Elwood gleichermaßen wie den Leser in Sicherheit. Schnell bekommt der Putz dieser scheinbaren Heile-Welt-Fassade jedoch Risse und beginnt zu bröckeln.

Schonungslos schildert Whitehead den Alltag, den Elwood Tag für Tag über sich ergehen lässt und skizziert die grässliche und willkürliche Gewalt, die nicht nur durch das Personal ausgeübt wird, sondern auch im Zusammenleben zwischen den Insassen aufflammt. Anstatt zielstrebig seine Träume realisieren zu können sitzt Elwood nun neben ungebildeten Mitschülern in Unterrichtsstunden fest, die meilenweit von seinem Wissensstand entfernt sind und verrichtet harte Arbeit auf dem Feld. Elwood lässt den Hass über sich ergehen und hält an seinem Optimismus fest, irgendwann einen Weg aus der Hölle des Nickel zu entkommen. Schon nach kurzer Zeit findet er in dem pragmatischen Waisenkind Turner einen guten Freund und gemeinsam schaffen sie sich Zeiten außerhalb des Nickel, wenn sie dem Personal dabei helfen die staatlichen Zuwendungen für die Anstalt schwarz weiterzuverkaufen.

Der Rassismus ist ein ständiger Begleiter zwischen den Zeilen. Besonders durch die leisen Töne kommt der Unterschied zwischen Schwarz und Weiß in der amerikanischen Gesellschaft in den 60er Jahren eindrücklich zum tragen. Seien es Extra Colleges für die Schwarzen oder Vergnügungsparks, Restaurants und Hotels die nur für die Weißen vorbehalten waren. Elwood hatte schon vor dem Nickel den Unterschied zwischen Schwarz und Weiß nur zu deutlich verspürt.

Colson Whitehead berichtet in einem Nachwort über die Entstehung des fiktionalen Romans und führt aus wie die realen Fakten auf der sein Roman beruht, erst 2014 der Öffentlichkeit offenbart wurden. Auf dem Gelände der ehemaligen Arthur G. Dozier School for Boys wurde bei archäologischen Ausgrabungen festgestellt, dass die Besserungsanstalt für jugendliche Straftäter nicht nur einen offiziellen Friedhof für die Leichen der Schüler besaß, sondern auch etliche Leichen geheim verscharrt wurden. Dieser Fund untermauert die Hinweise überlebender Schüler, die bereits seit Jahren auf die grausame Geschichte der Besserungsanstalt aufmerksam zu machen versuchten um den Tätern einer gerechten Strafe zuzuführen.

Die Geschichte über den jungen Elwood hätte sich genauso zugetragen haben können, auch wenn sie der Fantasie des Autors entsprungen ist. Diese Tatsache verleiht dem Buch zusätzlich einen ordentlichen Gänsehautfaktor.

Fazit

Mit pointierten Worten trifft Colson Whitehead den Nerv des Lesers. Witheheads Geschichte über den Rassismus in den 60er Jahren und den Gewaltmissbrauch in einer Besserungsanstalt sorgt mit unglaublicher Authentizität für eiskalte Schauer.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Dieses Buch lädt zum träumen ein und nimmt seinen Leser auf eine magische Reise durch die Welt der fantastischsten Inseln und Welten mit.

Verrückt nach Karten
0

Meine Meinung

In einem Vorwort erklärt Philip Pullman, Autor der erfolgreichen Young Adult Fantasy Reihe »His-Dark-Materials« um den Goldenen Kompass, »Als Beruf ist das Zeichnen dem Schreiben definitiv ...

Meine Meinung

In einem Vorwort erklärt Philip Pullman, Autor der erfolgreichen Young Adult Fantasy Reihe »His-Dark-Materials« um den Goldenen Kompass, »Als Beruf ist das Zeichnen dem Schreiben definitiv vorzuziehen. Schreiben ist eher eine verbissene Schufterei.« und das er beim Zeichnen einer Karte seines Fantasiereiches Raskawien sehr viel Spaß hatte. Tausende Leser, darunter finde ich mich auch ein, dürften sehr froh sein, dass sich Pullman von der Schufterei nicht hat abschrecken lassen, und die literarische Welt mit seinen wundervollen Romanen bereicherte.

Herausgeber des prachtvollen Werkes »Verrückt nach Karten« ist Historiker und Autor Huw Lewis-Jones, der nicht nur selbst zu Wort kommt, sondern vor allen Dingen Autoren und Zeichner über ihre Verbindung und ihre Arbeit mit Karten erzählen lässt. In Teil I »Täuschend Echt« berichtet Huw Lewis-Jones wie er sich mit fünf Jahren zum allerersten Mal im Londoner Zoo verirrte, und dies war nicht das einzige Mal, dass ihn seine Leidenschaft für Karten von dem Weg abbrachte. Huw Lewis-Jones plaudert so begeisternd von seiner Leidenschaft zu Karten, die einen vollkommen gefangen nimmt und vor allen Dingen keinem Fantasy-Leser fremd sein dürfte. Alleine schon die Passage in der der Herausgeber das japanische Wort „tsundoku“ heranzieht, welches impliziert, dass man stapelweise Bücher kauft, aber nie die Zeit findet diese auch zu lesen, und mit diesem Begriff seine Buchleidenschaft ausdrückt, ließ mein Leserherz aufblühen.

Seit Harry Potter meine Bewunderung für das phantastische Genre erwachen ließ, ist es für mich immer wieder ein großes Abenteuer und ein riesen Spaß, in einen Fantasy-Roman einzutauchen und fremde Länder sowie andersartige Welten erkunden zu können. Zu fast allen dieser Bücher gehört in irgendeiner Form eine Karte. Diese Karte lässt mich als Leser nicht nur die Wege der Heldinnen und Helden nachvollziehen, sondern gibt meiner Fantasie immer einen gehörigen Anschub, um selbst mit dem Finger auf dem Papier und in Gedanken auf Reisen zu gehen. »Verrückt nach Karten« bietet eine bunte Zusammenstellung der unterschiedlichsten Liebesbriefe an die Kartenkunst und liefert einige schöne Abdrucke besagter Karten.

Es folgen Teil II über »Literarische Karten«, der auf einen bunten Trip quer durch die literarische Kartenwelt einlädt, Teil III über »Karten erstellen«, der z. B. einen faszinierenden Bericht der Künstlerin Miraphora Mina über ihre Arbeit an der Karte des Rumtreibers enthält, Teil IV über »Karten lesen«, der z. B. die größte Karte des Mittelalters (die Eberstrofer Weltkarte, 13. Jh.) enthält und zudem von Nonnen gezeichnet wurde, und schließt ab mit einem Epilog von Chris Riddell über die Schönheit der Bücher sowie ein umfangreiches Verzeichnis über die mitwirkenden Autoren (wie z. B. Abi Elphinstone, Reif Larsen, Lev Grossman), Zeichner und ein Verzeichnis über die genannte Literatur.

Für mich war bereits wenige Seiten nach dem Öffnen des Buches klar, dass dieses Buch zu einem absoluten Schatz meiner Mini-Bibliothek werden wird, denn ich fand mich in den Worten der verschiedenen Autoren, mit ihrer überbordenden Liebe zur Literatur und vor allen Dingen zu der Bedeutung von wahrhaft magischen Karten, in einem angenehmen Kreis der Wissenden ein. Es werden zahlreiche Klassiker von »Robinson Crusoe« von Daniel Defoe über »Die Schatzinsel« von Robert Louis Stevenson, »Unten am Fluss« von Richard Adams bis hin zu »Moby Dick« von Hermann Melville genannt.

Die Kartenzeichnerin Cressida Cowell lässt die Magie der Karte von Peter Pans »Niemansland« erwachen, Robert Macfarlane führt den Unterschied von auf Daten reduzierte und ohne Charakter aufgezeichnete Gitternetzkarten zu Erzählkarten, in der wiedergegeben wird was ein Individuum oder eine Kultur darin wahrnimmt, auf. Besonders unterhaltsam fand ich den Text von Joanne Harris, welche bereits in ihrer Schulzeit Comic-Strips in Schulhefte zeichnete, in denen sie nordische Götter in Skater und Hippies verwandelte. So gibt es noch unzählige schöne Anekdoten die dieses Buch in sich vereint.

»Verrückt nach Karten« ist ein wunderschöner bibliophiler Buchband, der eine abenteuerliche Reise auf Inseln und Länder beschert, von mysteriösen Seemonstern und Drachen begleitet wird und dabei die Buch-Wunschliste aus allen Nähten platzen lässt. Dafür gibt von mir eine glaskare Weiterempfehlung!

Fazit

Dieses Buch lädt zum träumen ein und nimmt seinen Leser auf eine magische Reise durch die Welt der fantastischsten Inseln und Welten mit.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Eine starke Comic-Kolumne die sich für einen offeneren Umgang mit dem weiblichen Geschlecht ausspricht.

Girlsplaining
0

Meine Meinung

Ich bin so langsam richtig im Comic-Genre angekommen und möchte mich auch hier, ähnlich wie in der Literatur, quer durch alles was das breit gefächerte Comic-Beet hergibt durchstöbern und ...

Meine Meinung

Ich bin so langsam richtig im Comic-Genre angekommen und möchte mich auch hier, ähnlich wie in der Literatur, quer durch alles was das breit gefächerte Comic-Beet hergibt durchstöbern und lesen. Kürzlich erreichten mich gleich mehrere interessante Comics aus dem Reprodukt Verlag, die allesamt eines gemeinsam haben – es geht um starke Geschichten für und mit Frauen. Hier wären wir dann auch schon beim Thema Feminismus angelangt, was mich auch sehr reizt und über das ich zukünftig gerne mehr lesen möchte.

Ein wunderbarer Einstieg in das Thema Feminismus und Sexismus bietet Katja Klengel mit ihrem autobiographischen Comic »Girlsplaining«. Die in zarten Pink-Tönen gehaltene Comic-Ausgabe versammelt unterschiedlichste Alltagsszenarien von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter, die bereits von Katja Klengel in ihrer Comic-Kolumne für die Internetseite Broadly veröffentlicht wurden.

Ich konnte mich sofort mit Comic-Katja identifizieren, ob das nun daran liegt, dass wir im gleichen Jahr geboren wurden und mit den gleichen kulturellen Einflüssen aufgewachsen sind, oder dass ich auch eine Faible für Sailor Moon habe, lasse ich jetzt einfach mal so stehen. Fakt ist, dass mir viele der unterschiedlichen Szenen sehr bekannt vorkamen und mir die popkulturellen Einflüsse, sei es Sex and the City, Sailor Moon, Buffy, Harry Potter oder Star Trek, sehr gut gefallen haben. Vor allem die Liebe und Leidenschaft der Autorin zu Sailor Moon spiegelt sich in ihren mangaesken Zeichnungen der Episoden wieder. Die ausdrucksstarken Gesichter führen durch mitreißende Panels in denen Katja Klengel kein Blatt vor den Mund nimmt und einige Dinge anspricht, die sonst nicht thematisiert sondern in unserer Gesellschaft eher tabuisiert werden.

Warum gab es diesen wundervollen Comic nicht schon 18 Jahre früher? Ich bin mir sicher, hätte ich damals eine solche Geschichte gelesen, wären viele Themen leichter gewesen und vor allen Dingen hätten mir die Szenen mit ihrer herrlichen Selbstironie jede Menge Mut mit auf den Weg zum Erwachsen werden mitgegeben. »Girlsplaining« sollte man jedem jungen Mädchen oder Frau, die sich für das Thema Sexismus und Feminismus interessiert an die Hand geben, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass es sich hierbei um eine autobiographische Kolumne einer weißen Ü30 cis-gender Frau handelt und daher keine Diversität im Hinblick auf POC oder trans-gender mit einfließt. Außerdem kann es bei jüngeren Leserinnen und Lesern vorkommen, dass ein paar Pointen durch die deutlich bestimmenden popkulturellen Aspekte aus den 90er Jahren flöten gehen. Für mich persönlich hat allerdings genau das perfekt gepasst und ich würde durchaus auch jüngeren Leserinnen und Lesern dazu raten einfach mal einen Blick in den Comic zu werfen.

Besonders gut gefallen hat mir die leichte und lockere Art auf die Katja Klengel mit dem Thema umgeht und die ganze Sache nicht so bitterernst nimmt. Oftmals ist es sogar so, dass die lustigen Pointen der Episoden eine gute Portion Selbstironie in sich bergen und sich die Autorin auch augenzwinkernd selbst auf die Schippe nimmt. Dennoch geht die Botschaft die im Comic steckt nicht in Lachern unter, vielmehr setzt Katja Klengel mit ihren wirkungsvollen Zeichnungen ein Ausrufezeichen für einen freien Umgang von Frauen zu ihrem Geschlecht und kritisiert den gesellschaftlichen Umgang begonnen beim Spielzeug über Blümchenduft-Slipeinlagen und dem verklemmten Umgang mit der Betitelung des weiblichen Geschlechtorgans. Sehr gut kommt das z. B. bei einem Gespräch mit ihrem “Untenrum” – sagt einfach Vulva! – rüber. Also nichts wie ran: Mädels lest diesen Comic! Viva la Vulva!

Fazit

Eine starke Comic-Kolumne die sich für einen offeneren Umgang mit dem weiblichen Geschlecht ausspricht.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Vierzehn kontrastreiche Kurzgeschichten die zum Nachsinnen und mitfühlen der unterschiedlichsten Gedanken verleiten.

Die artgerechte Haltung von Gedanken
0

Meine Meinung

Nachdem ich 2017 die sympathische Autorin Bella Bender kennenlernen durfte und mich ihr Debüt »Tinte in Wasser«, mit lebensnahen Erzählungen überzeugte, erschien dieses Jahr nun ihre zweite ...

Meine Meinung

Nachdem ich 2017 die sympathische Autorin Bella Bender kennenlernen durfte und mich ihr Debüt »Tinte in Wasser«, mit lebensnahen Erzählungen überzeugte, erschien dieses Jahr nun ihre zweite Kurzgeschichten-Sammlung »Die artgerechte Haltung von Gedanken« im Periplaneta Verlag.

Bezüglich des Themenbereiches bleibt sich die Autorin auch bei ihren neuen Geschichten treu. Alle Erzählungen spielen sich in ganz normalen Alltagssituationen ab oder werden so gezeichnet, dass man sich als Leser sehr schnell in die jeweilige Situation hineinversetzten kann. Das kontrastreiche Cover, das mit einer gezeichneten Frau in schlichten Schwarz-, Weiß- und Grautönen, deren Gesicht sich wie eine Maske vom Kopf abhebt, sowie einem rot kolorierten Titel besticht, passt sehr gut zu den unterschiedlichen Erzählungen, die sich alle mit Gedankengängen befassen.

Die Erzählungen unterscheiden sich in ihrem Umfang sehr, die ersten Geschichten wie »Der Turm« in dem es über ein Treffen geht, welches nie stattfindet oder »Am Zaun entlang« bei dem es um symbolische Bilder wie Freiheit und die Zäune, die uns daran hindern, vollkommen frei zu sein geht sowie »Der Preis von Zucker« bei der es um das Schamgefühl bei der Erkenntnis, dass es sich bei der Schädlingsbekämpfung letztendlich um einen Akt des Tötens handelt, umfassen lediglich ein paar Seiten. Bella Bender stellt mit diesen Geschichten den ersten Dominostein auf, um eine ganze Kette von eigenen Gedanken zu den Themen auszulösen.

Auch wenn die kurzen Erzählungen durchaus ein starkes Gefühl vermitteln, direkt in der Haut des Erzählenden zu stecken und viel Raum für die eigenen Überlegungen offen lassen, gefallen mir persönlich die etwas mehr ausgearbeiteten Kurzgeschichten besser. In »Wir legen Wert auf Authentizität« lässt uns die Autorin das Gewand eines Künstlers überstreifen, der sich durch den Verlust seiner großen Liebe in keiner guten seelischen Verfassung in einem Lokal wiederfindet um dort am Ende einer Reihe untalentierter Musiker, Zauberer und Kabarettisten aufzutreten. Während sich der Künstler beim Warten immer mehr Wein zuführt, wird ihm der Absturz seines Lebens bewusst.

Besonders gefallen hat mir die Erzählung über »Die Müllsammlerin« welche in ihrer kleinen Wohnung nur alte Gegenstände wegen ihrer Geschichten ansammelt und damit versucht ihre eigene Vergangenheit und deren schmerzhafte Erinnerungen zu ersticken.

Bella Benders Werk »Die artgerechte Haltung von Gedanken« beinhaltet vierzehn Kurzgeschichten der unterschiedlichsten Couleur, so gibt es darunter Erzählungen die mich mehr und andere wiederum die mich weniger in ihren Bann gesogen haben. Alle Geschichten haben allerdings eines gemein, sie sind sehr gut und einfühlsam geschrieben, so dass man die unterschiedlichsten Gefühle durchlebt und sich diverse Gedankenwelten offenbaren.

Fazit

Vierzehn kontrastreiche Kurzgeschichten die zum Nachsinnen und mitfühlen der unterschiedlichsten Gedanken verleiten.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Ein mitreißender und berührender Roman, der die großen Fragen des Lebens aufwirft.

Das wilde Leben der Cheri Matzner
0



Beschreibung

Das junge Ehepaar, Solomon und seine italienische Frau Carlotta “Cici” Matzner freuen sich unbändig auf ihr erstes gemeinsames Kind. Doch als Cici eine Fehlgeburt erleidet und in eine schwere ...



Beschreibung

Das junge Ehepaar, Solomon und seine italienische Frau Carlotta “Cici” Matzner freuen sich unbändig auf ihr erstes gemeinsames Kind. Doch als Cici eine Fehlgeburt erleidet und in eine schwere Depression gleitet, weiß sich Solomon nicht anders zu helfen als schnellstmöglich ein Kind zu adoptieren. Mit der Adoption von Cheri erwacht wieder neuer Lebensmut in Cici, doch die Familie zu der sie zusammenwachsen entspricht nicht mal ansatzweise dem, was sich Solomon und Cici von ihrem Leben erhofft hatten.

Meine Meinung

Der Roman »Das wilde Leben der Cheri Matzner« von Tracy Barone hat mich durch die Coverabbildung einer kessen jungen Frau direkt angesprochen und auch der Klappentext des Diogenes Verlages klang recht vielversprechend. Nach den ersten Kapiteln wurde jedoch ziemlich schnell klar, dass meine Erwartungen, einer frechen und wilden Geschichte, wie es der Buchtitel verspricht, nicht erfüllt werden würden. Anstatt einer wilden Lebensgeschichte bietet Tracy Barone eine mit viel Drama gewürzte Familienhistorie.

Die Geschichte beginnt mit Cheris Geburt als Tochter eines drogenabhängigen Teenager-Mädchens zu Beginn der 1960er Jahre. Von ihrer Mutter im Krankenhaus zurückgelassen landet Cheri durch den Hilfspfleger Billy Beal ganz ohne Behördenwahnsinn bei seiner Familie zur Pflege und schließlich auf nicht ganz legalem Weg bei der Familie Matzner, deren Baby kürzlich durch Komplikationen bei der Geburt verstarb. Cici Matzner ist nach dieser traumatischen Erfahrung und der Gewissheit nie wieder ein eigenes Baby bekommen zu können, in eine schwere Depression gestürzt.

Nach diesem ersten Teil der Geschichte gibt es einen Zeitsprung in das 21. Jahrhundert. Cheris 40. Geburtstag steht vor der Tür, ihre Ehe mit dem älteren Michael steht kurz davor in die Brüche zu gehen und nach ihrer Arbeit bei der Polizei hat sie sich bis zur Professorin der Altorientalistik an der Chicagoer Universität auf der Karriereleiter nach oben gearbeitet.

Trotz meiner unerfüllten Erwartungen ist es Tracy Barone gelungen, mich mit ihrer emotionalen Familiengeschichte um den Finger zu wickeln.

Sie beleuchtet Cheris Leben aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und offenbart häppchenweise anhand diverser Rückblicke die Schlüsselmomente ihrer Kindheit. Dabei werden dem Leser vor allen Dingen schwere Themen wie die Wichtigkeit der Religion in der Familie, Verlust eines Kindes, Adoption, Drogenmissbrauch, Eheprobleme, Ehebruch und der Umgang mit einer Krebserkrankung serviert.

Die Partnerschaft von Cheri und Michaels hat sich im Laufe der Jahre, nicht zuletzt durch Cheris unterdrückten Probleme mit ihrer Identität, in eine Sackgasse manövriert. Als sie kurz vor einer Scheidung stehen erhält Michael die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium. Cheri versucht ihren Mann so gut es geht zu unterstützen und fällt danach, ähnlich wie ihre Mutter nach dem Tod ihres Babys, in ein tiefes Loch.
»Das wilde Leben der Chrie Matzner« hat mich durch die unglaublich authentischen Protagonisten, die eindrückliche Schreibkunst von Tracy Barone und jeder Menge Drama (das an manchen Stellen definitiv etwas zu überladen und konstruiert wirkt) an die Seiten gefesselt und mir schlussendlich auch noch ein paar Tränchen abgenötigt. Außerdem fand ich die Frage die der Roman aufwirft, ob man tatsächlich die Menschen, mit denen man täglichen Umgang pflegt, die man liebt, mit denen man verwandt ist, so gut kennt sehr interessant.

Triggerwarnung: Dieses Buch enthält Szenen, in denen sich die Protagonisten in seelisch schwer belastenden Situationen wiederfinden und sich selbst verletzen.

Fazit

Ein mitreißender und berührender Roman, der die großen Fragen des Lebens aufwirft.