Profilbild von Gabiliest

Gabiliest

Lesejury Star
offline

Gabiliest ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gabiliest über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2025

Scheinreich- Eine Wiener Geschichte über Liebe, Lust, Lüge und Leid

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels
0


Die bekannte, mit vielen Preisen ausgezeichnete Autorin Vea Kaiser hat mit ihrem neuen Roman “Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels” ein Bild von Wien von den neunzehnhundertachtziger Jahren bis ...


Die bekannte, mit vielen Preisen ausgezeichnete Autorin Vea Kaiser hat mit ihrem neuen Roman “Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels” ein Bild von Wien von den neunzehnhundertachtziger Jahren bis in die Jetztzeit gezeichnet. Der gediegene Schutzumschlag des Buches zeigt einen Luster der Wiener Manufaktur Lobmeyr, der so in Hotels auf der ganzen Welt hängen könnte. In diesem Roman hängt er in Wien im fiktiven Traditionshotel Frohner.

Angelika, Ende zwanzig, ist dort Buchhalterin. Jeden Tag sieht sie, die in einem Gemeindebau im roten Wien aufgewachsen ist, die Reichen und Schönen mit ihrem wie selbstverständlich herablassenden Benehmen und ungehobelten Manieren. Angelika ist eine Partymaus, trägt gerne Miniröcke und frequentiert neben Discos durchaus auch einmal mit ihrer Freundin Ingi den Branntweiner ums Eck. Doch in ihrer Arbeit ist sie sehr penibel und ehrgeizig, denn ihre Mutter, Hausmeisterin im Gemeindebau, hat ihr als Kind zwar keine Liebe gegeben, aber Prinzipien: Haltung bewahren und keine Fehler machen, dann könne niemand etwas sagen.

Auch der Hoteldirektor ist von Angelikas Fleiß beeindruckt. Gegen eine Manipulation der Buchhaltung könne sie Karriere machen. Aber Angelika wird schwanger, bekommt einen Sohn, Sebastian, hat einen notorisch unzuverlässigen Partner und das Geld ist knapp. Angelika sinnt auf Abhilfe, was der Direktor kann, kann sie auch.

“Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels” erzählt die Geschichte einer Frau, die sich mit den falschen Männern umgibt, die wenig Hilfe bieten und noch weniger Geld haben. Doch um Hilfe von den Großeltern von Sebastian anzunehmen, ist sie zu stolz. Dieser Roman ist eine Entwicklungsgeschichte von der Kindheit der vaterlos aufgewachsenen Angelika über die Kindheit ihres Sohnes bis zu seinem Erwachsenenalter. Immer wieder macht sich Angelika vor, dass sie sich ja nur einen Kredit gewähre, wenn sie Geld des Hotels auf ihre Privatkonten abzweigt. Die schwierigen ersten Jahre als Mutter - zwischen Glück und Verzweiflung- können die Lesenden ebenso mitverfolgen wie den steigenden Wohlstand der Familie mit Kauf einer Villa in der besten Gegend Wiens. Auch Sebastian entwickelt sich von einem schwierigen pubertierenden jungen Mann zu einem scheinbar äußert erfolgreichen Erwachsenen. Doch dann ist Sebastian wieder in finanziellen Schwierigkeiten…

Vea Kaiser hat einen gelungenen Kunstgriff gemacht, um ihre Geschichte zu erzählen, die auf einem wahren Kriminalfall beruht. Sie lässt die Autorin, vielleicht Vea Kaiser selbst, Angelika im Gefängnis besuchen und rollt so das Leben einer Frau auf, die alles für ihr Kind tun wollte, aber letztlich jedes Maß verloren und einen enormen Schaden verursacht hat. Besonders hervorheben muss man den typischen Wiener Lokalkolorit, der die Schilderungen der Sprache und des Lebens im Gemeindebau genau so authentisch wiedergibt wie die Bussi-Bussi-Welt der Reichen. Manchmal erscheint die Sprache derb, die Dialektausdrücke sind aber zu dieser Zeit durchaus gebräuchlich und werden auch im Anhang erklärt.

Der Roman bietet ausgeprägte Charaktere. Die Hauptfigur ist Angelika, die die gehobene Gesellschaft einerseits verachtet- wer einmal in der roten Wolle gefärbt wurde, wird das ein Leben lang nicht vergessen- andererseits aber gerne dazugehören möchte, vor allem um ihres Sohnes willen. Das scheint zu gelingen, doch auch hier nimmt das Leben unglückliche Wendungen. Alle anderen Figuren sind ebenso bezeichnend ausgearbeitet, Männer, die entweder nicht fähig oder willig sind, Verantwortung zu übernehmen. Angelikas Freundin Ingi steht für das Abrutschen ins Drogenmilieu, doch selbst in dieser Situation bleibt Angelika ihr gegenüber loyal. Trotz ihrer ausgeprägten Begabung für Zahlen fällt Angelika jedoch selbst auf Betrüger herein. Neben allen Problemen leidet ihre Mutter an fortschreitender Demenz, eine enorme Belastung und ein weiterer Faktor, der großteils nur ein fremdbestimmtes Leben ermöglicht.

Vea Kaiser schreibt lebendig und beobachtend, niemals wertend. Die Milieuschilderungen sind exakt gelungen und die Lesenden nehmen direkt an Angelikas Leben teil. Dennoch fokussiert sich das Buch weniger auf den Kriminalfall, sondern mehr auf Angelikas Mutterrolle, eine zwar sehr interessante Perspektive, die aber vielen Leserinnen aus eigener Erfahrung bekannt sein wird, wodurch für diese Gruppe vielleicht Längen entstehen könnten. Freude werden aber alle Wien- Liebhaber haben, denn Vea Kaiser erwähnt nicht nur die wichtigsten Wiener Sehenswürdigkeiten, sondern auch die oftmals heute noch existierenden Lokale und Kaffeehäuser, die Würstelstände, den Opernball und sogar die Branntweiner, wo man schon am frühen Morgen Alkohol bekommt. Nicht nur wegen dieses typischen Wien-Flairs bietet dieser vielschichtige Roman gute Unterhaltung, ist absolut lesenswert und ich empfehle ihn gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2025

Kultig und Knorke: Drachenkampf

KoboldKroniken 6. Kampf um Kwertz
0

Die SPIEGEL Bestseller- Autoren Daniel Bleckmann, der den phantasievollen und witzigen Text verfasst hat und Thomas Hussung, der die beeindruckenden Grafiken beisteuert, haben mit “Koboldkroniken
- Kampf ...

Die SPIEGEL Bestseller- Autoren Daniel Bleckmann, der den phantasievollen und witzigen Text verfasst hat und Thomas Hussung, der die beeindruckenden Grafiken beisteuert, haben mit “Koboldkroniken
- Kampf um Kwertz” den sechsten Band ihrer phantastischen Reihe im Skizzen- und Tagebuchstil vorgelegt. Hier gibt es ein furioses Finale, krausame Kämpfe, kelungene Illustrationen und keheimnisvolle Kreaturen (nein, das sind keine Schreibfehler, wer es noch nicht weiß, Kobolde sprechen so). Natürlich kann man Band sechs lesen, ohne die Reihe zu kennen, aber da versäumt man kroßartige Ideen, keflügelte Worte und keistreiche Keschichten.

Aber jetzt zu Band sechs: Die Helden von Kwertz müssen diesmal die Welt retten, denn in Kwertz tobt ein gnadenloser Endkampf. Die böse Prinzessin Azzrar will den Thron besteigen und hat eine Armee aus Krottenschraten, -das sind sprachlose Kobolde- aufgebaut. Ebenso ist der Herr aller Drachen, Fafnir, an ihrer Seite. Doch Dario Leone, Schüler der siebenten Klasse, Kronist von Kwertz und Sohn sowohl der Menschen- wie Koboldwelt will das mit seinen Freunden verhindern. Mit ihm kämpfen auf der Menschenseite der clevere Big Lennard, dessen Schwester Clara-mit-C, die die Sprache der Kreaturen von Kwertz verstehen kann, und Selin (Vater Lehrer, aber trotzdem ok.). Aus der Koboldwelt kommen Rumpel, ein echter Kumpel und Gestaltwandler, Talugo, ein Klabauter und Prrzl, eine Krottenschratin, die sprechen kann, aber nicht viel. Nach schwierigem Beginn- immerhin müssen die Kinder ja in die Schule, aber Gott sei Dank gibt es bald Ferien- gelingt es den Sieben, nach Kwertz zu reisen. Dort werden sie zwar als Helden gefeiert, aber erkennen, dass sie in den Kampf gegen Azzrar eingreifen müssen, denn die hat ihre Mitstreiter mit einem goldenen Band gefesselt, das diese willenlos macht. Die sieben Helden müssen sich Verbündete suchen, alleine ist diese Schlacht nicht zu schlagen. Das gelingt nach langem Suchen und furchtbaren Kämpfen, bei denen es viele Verluste gibt und auch Dario in höchster Gefahr schwebt. Nun erfüllt sich alles, was im Lied der Sieben, einer Prophezeiung, vorhergesagt wurde. Zu Ende ist es aber erst, wenn auch Drache Fafnir besiegt ist. Wird Dario das mit Hilfe der magischen Wesen aus Kwertz gelingen?

“Koboldkroniken 6 -Kampf um Kwertz” ist ein Buch, das mit kurzen Texten und Kapiteln sowie zahlreichen großartigen Illustrationen geeignet ist, in eine vielfältige, magische Phantasiewelt zu entführen. Es gibt eine so große Fülle an Ideen und Bildern, dass eine Beschreibung den Umfang dieser Rezension sprengen würde. Das hochwertig ausgestattete Buch ist gleich ein Hingucker durch das auffallende Hardcover mit Stanzung und schillernder Folie. Auch die leicht verbrannt wirkenden Seiten- hier hat wohl Drache Fafnir Feuer gespuckt- und die größere Schrift machen das Buch auch für Kinder interessant, die nicht so gerne lesen. Das Buch wird für Kinder ab neun Jahren empfohlen. Langeweile kommt hier garantiert nicht auf, denn nicht nur die Texte sind geistreich und witzig, sondern auch die tollen, abwechslungsreichen Illustrationen, die manchmal aussehen wie in das Buch eingeklebt, halten die Spannung aufrecht. Aber auch Erwachsene finden durch zahlreiche Andeutungen zu anderen Büchern und Filmen genug Anlass zum Schmunzeln.

Die Charaktere der Figuren in dieser phantastischen Welt sind gut ausgearbeitet, das Buch betont immer wieder die Wichtigkeit von Freundschaft, Zusammenhalt und Mut. Besonders ist auch, dass es gelingt, die Geschichte in den Schulalltag der Kinder einzubinden, die sicher manche Szenen ganz ähnlich in ihrer Schule erlebt haben. Auch kleine Seitenhiebe auf den Schulbetrieb und die Lehrerschaft bringen viel Humor in die Geschichte. Leider ist dieser Band wahrscheinlich der Letzte in der Serie der Koboldkroniken. Aber, Daniel und Thomas, wenn ihr diese Drohung wirklich wahr macht, kann ich nur sagen: Wir werden Euch und die Helden von Kwertz schmerzlich vermissen. Jetzt bleibt nur, die “Koboldkroniken 6- Kampf um Kwertz allen kleinen und großen Lesenden absolut zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2025

Geheimnisvoll und gruselig: Gefahr aus der Vergangenheit

Gänsehaut in Hovenäset 1. Flammenrad
0

Mit “Flammenrad” hat die Spiegel Bestseller-Autorin Kristina Ohlsson den ersten Band der spannenden Kinderkrimireihe “Gänsehaut in Hovenäset” vorgelegt. Schon die ausdrucksstarke und einprägsame Schrift ...

Mit “Flammenrad” hat die Spiegel Bestseller-Autorin Kristina Ohlsson den ersten Band der spannenden Kinderkrimireihe “Gänsehaut in Hovenäset” vorgelegt. Schon die ausdrucksstarke und einprägsame Schrift auf dem geheimnisvollen Hardcover des Buches macht es zu einem Eye-Catcher und zeigt, dass hier Mystery- und Thriller-Spannung auf Kinder ab elf Jahren wartet.

Heidi ist zwölf Jahre alt, als sie mit Vater Fredde und Bonusmutter Jennifer in ein altes Haus nach Hovenäset, ein idyllischer Küstenort in Schweden, zieht. Geld ist knapp, Jennifer hochschwanger und Oma, die ein paar Häuser weiter lebt, wird immer seltsamer. Heidi ist traurig, die Mutter hat die Familie verlassen und kümmert sich nicht um sie. Bei Umbauarbeiten findet Heidi unter den Bodendielen ihres Zimmers einen Kinderschuh und eine Babyrassel, beide Sachen sind sehr alt. Und seither hat Heidi das Gefühl, in ihrem Zimmer nicht alleine zu sein.

Doch nun soll ein Riesenrad aufgestellt werden, Heidi und ihre Freunde Alva und Harry sind begeistert. Toll, dass der Betreiber des Riesenrades, Bill, ein merkwürdiger, aber freundlicher Fremder, als Untermieter in Heidis Haus einziehen will. Doch ihre Großmutter scheint große Angst vor dem Rad zu haben und warnt, dass etwas Schreckliches geschehen werde und dass der Mann gefährlich sei. Wirklich finden Heidi und ihre Freunde alte Briefe und verstörende Fotografien, die belegen, dass vor langer Zeit ein Unglück passiert ist und Kinder zu Schaden kamen. Hat Oma recht? Heidi und ihre Freunde wollen alles tun, um das Geheimnis zu lüften und Jennifers Baby zu beschützen.

Kristina Ohlsson schafft in ihrem Buch von Beginn an eine unheimliche Atmosphäre, man kann direkt spüren, dass geheimnisvolle Dinge geschehen und böse Mächte im Spiel sind. Gewitter, Stürme und Dauerregen bilden den Hintergrund für eine unglaubliche, so spannende Geschichte, dass man beim Lesen wirklich Gänsehaut bekommt. Dabei werden hier keine blutrünstigen Verbrechen geschildert, sondern das Grauen entwickelt sich langsam und sorgt für gruseliges Kopfkino. Besonders als Heidi und ihre Freunde herausfinden, dass Bill nicht von dieser Welt zu sein scheint und Geheimnisse hütet, die den Kindern Angst machen. Obwohl sie immer wieder in Gefahr geraten und selbst im Zweifel sind, was sie von den verstörenden Geschehnissen halten sollen, beweisen die drei Freunde Mut, Klugheit und Durchhaltevermögen, denn sie wissen, nur sie können verhindern, dass sich das Unglück aus der Vergangenheit wiederholt.

“Flammenrad” ist in einer altersgerechten, sehr ausdrucksstarken Sprache geschrieben, das Geschehen erscheint plastisch und kurze Kapitel steigern die Spannung. Das Buch enthält sowohl Mystery- wie Krimielemente, die dörfliche Idylle ist trügerisch und das Unheil wartet schon an der Haustüre. Doch gerade als sich ein gutes Ende der Geschichte abzeichnet, endet das Buch mit einem Cliffhanger, der zweifeln lässt, ob das Geheimnis um das Flammenrad schon gelöst ist. Für Kinder, die Thrill, Mystery und Krimispannung lieben, kann ich dieses hervorragend geschriebene Buch absolut empfehlen und bewerte es mit fünf Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.10.2025

Die Sprache der Bienen

Wilder Honig
0

Mit ihrem Roman “Wilder Honig” hat die preisgekrönte Autorin und Dramaturgin Caryl Lewis eine nachdenklich machende Geschichte über das Leben von drei Frauen in einem kleinen walisischen Dorf vorgelegt. ...

Mit ihrem Roman “Wilder Honig” hat die preisgekrönte Autorin und Dramaturgin Caryl Lewis eine nachdenklich machende Geschichte über das Leben von drei Frauen in einem kleinen walisischen Dorf vorgelegt. Das stimmungsvolle Hardcover entführt in eine prächtige Landschaft, die das Zuhause nicht nur der Menschen, sondern auch der Bienen ist.

Diese spielen in diesem Roman eine tragende Rolle, denn John, ein begeisterter Imker, hat vor seinem Tod seiner Frau Hannah elf Briefe geschrieben, in denen er das Leben der Bienen analysiert als Gleichnis zu der Ehe, die John und Hannah geführt haben. Dabei ist sich John seiner Ohnmacht, dem Leben robust gegenüberzutreten, durchaus bewusst und versichert Hannah immer wieder seiner Liebe. Hannah, die nie aus dem Dorf herausgekommen ist, droht in ihrem Kummer zu versinken, zur Seite steht ihr ihre jüngere Schwester Sadie. Beide Frauen finden Johns Briefe, durch die sich ein Geheimnis offenbart: John hat eine uneheliche Tochter, Megan.

Als sich Hannahs Trauer in Wut verwandelt und sie beschließt, sich der Realität zu stellen, lädt sie Megan ein, doch die Frauen verbringen einen Winter in Schweigen und Entfremdung. Wird Hannah John verzeihen können und sich mit Megan aussöhnen?

Der Roman lebt von den Charakteren der drei Frauen und den Beziehungen zu einander. Auch wenn fast sachlich über das Erlebte berichtet wird, entsteht doch eine dichte, ruhige Erzählatmosphäre, die es den Lesenden ermöglicht, sich in die Gedankenwelt der Protagonistinnen zu versetzen. Erst langsam gewinnen die einzelnen Figuren an Tiefe, Hannah beginnt, sich mit dem verwilderten Obstgarten ihres Elternhauses zu beschäftigen und erkennt, dass manchmal schöpferische Zerstörung notwendig ist, um Platz für Neues zu schaffen. Megan, die sich als unerwünscht ansieht, kommt allmählich zur Ruhe und lernt, das einfache Leben zu schätzen. Sadie, aus der Stadt kommend, hat eine schwierige Scheidung hinter sich und versucht, sich in ihrem Leben ganz neu zu orientieren.

Immer wieder sind es Johns Briefe, die das Leben der Frauen beleuchten. Obwohl John, ein Linguist, schon den Verlust der Sprache beklagt, sind die Briefe sehr ausdrucksvoll. Allerdings nehmen die Bienen einen großen Teil des Geschriebenen ein und die Lesenden sollten sich dessen auch bewusst sein. Die Gleichnisse, die zur Ehe von John und Hannah gezogen werden, sind jedoch sehr stimmig. Manchmal mag man sich nicht vorstellen, unter welchen Bedingungen damals das Leben gelebt werden musste, mit wenig Geld und einem brutalen, lieblosen Elternhaus. Dennoch endet der Roman versöhnlich und bietet Megan und Sadie neue Perspektiven. Hannah, die mittlerweile siebzig Jahre alt ist, findet in der Beständigkeit der Natur und ihres Apfelgartens Ruhe und die Fähigkeit, mit Vergangenem abzuschließen.

“Wilder Honig” ist ein lesenswertes Buch, dem man allerdings durch die große Bedeutung, die die Bienen im Kontext einnehmen, mit Interesse an der Natur gegenüber treten sollte. Es verfügt über feine Zwischentöne, Vieles bleibt ungesagt und daher der Interpretation der Lesenden überlassen. So bewirkt der Roman, dass die Lesenden etwas inne halten und selber die Möglichkeit haben, Ruhe zu finden. Wer die Natur und tiefgründige Erzählungen liebt hat hier sicher zum richtigen Buch gegriffen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.10.2025

Spannend, magisch und gefährlich: Die verbotene Gabe

Thea Magica, Band 1 - Das Geheimnis von Port Mint
0

Mit “Thea Magica: Das Geheimnis von Port Mint” hat die bekannte Autorin Vivien Verley ein spannendes und phantasievolles Buch geschrieben, das für Kinder ab zehn Jahren empfohlen wird. Neben dieser wirklich ...

Mit “Thea Magica: Das Geheimnis von Port Mint” hat die bekannte Autorin Vivien Verley ein spannendes und phantasievolles Buch geschrieben, das für Kinder ab zehn Jahren empfohlen wird. Neben dieser wirklich gelungenen Geschichte überzeugt das hervorragend illustrierte Hardcover dieses hochwertigen Buches. Besonders hervorzuheben ist nicht nur der Rahmen mit Goldprägung, der sich in schwarz-weiß auf jeder Seite des Buches fortsetzt, auch die Vor- und Nachsatzblätter sind wirklich gelungen gestaltet. Die Illustrationen stammen von Caroline Garcia. Der dreiseitige Motivfarbschnitt vervollständigt den außergewöhnlich schönen Gesamteindruck, zu diesem Buch würde man in der Buchhandlung sofort greifen. Und das zu Recht, denn das Thema kann sicher auch ältere Jugendliche ansprechen.

Die elf Jahre alte Robin zieht mit Mutter und kleiner Schwester nach Port Mint zu ihrer Großmutter. Robin ist davon nicht begeistert, neue Schule, keine Freunde. Doch schon am ersten Schultag macht sie die Bekanntschaft der fröhlichen Mailin und des mürrischen Cornelius. Alle drei Kinder sind gespannt auf die Teezeremonie in der Mint-High, denn alle drei haben magische Gaben von ihren Eltern geerbt. Damit man sie erkennen und die Magie ausüben kann, muss man allerdings den magischen Tee trinken. Doch Robin ist entsetzt: Ihre magische Gabe ist verboten und sie muss sie unbedingt geheim halten, denn sie weiß, dass das Magisteerium, das über den Tee wacht, sie verfolgen wird.

Vivien Verley hat mit “Thea Magica: Das Geheimnis von Port Mint” ein lebendig geschriebenes Buch verfasst, sodass man das Gefühl hat, direkt bei den Abenteuern der Kinder dabei zu sein. Da in Port Mint früher Piraten lebten, die angeblich einen Schatz versteckt haben, der dem Finder die ganze Magie offenbart, suchen alle nach diesem Schatz, natürlich die drei Kinder und das Magisteerium. Die Beamten suchen auch nach Menschen, die Tea Noir, also verbotene Magie, ausüben. Wird Robin ihr Geheimnis bewahren können? Und von wem hat sie ihre magische Gabe?

Natürlich haben Robin, Mailin und Cornelius zahlreiche Abenteuer zu bestehen, wobei sie nicht immer ganz legale Mittel anwenden. Ebenso gibt es in dieser Geschichte einen Schurken, der vorgibt, die Teemagie schützen zu wollen, jedoch in Wahrheit bösartig ist und den Kindern nachstellt. Aber Robin, Mailin und Cornelius sind klug und mutig, ihre Freundschaft hält selbst schwierigsten Situationen stand. In kurzen Kapiteln und altersgerechter Sprache wird hier eine Geschichte erzählt, die geeignet ist, jugendliche Lesende zu fesseln. Vielleicht wollen sie sogar Teil der Piratencrew werden, als die die drei Kinder ihre Abenteuer bestehen.

Ich habe das Buch zusammen mit zwei Mädchen gelesen, eine neun, die andere zwölf Jahre alt. Beide fanden die Geschichte rasant und eindrücklich erzählt, es gibt viel Action, Geheimnisse, Verrat und sehr sympathische Hauptfiguren. Manchmal gibt es auch skurrile und witzige Szenen und Wortspiele, aber spannend bleibt es immer. Am Ende des Buches wartet jedoch ein Cliffhanger. Wer gleich weiterlesen will findet direkt im Anschluss eine Leseprobe von Band zwei, der im Februar 2026 erscheinen wird. Wer magische Schulgeschichten liebt hat hier sicher zum richtigen Buch gegriffen. Daher können wir “Thea Magica: Das Geheimnis von Port Mint” absolut weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere