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Veröffentlicht am 22.09.2024

Drei Frauen und ein Todesfall

Mrs Potts’ Mordclub und der tote Bürgermeister
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In seinem neuesten Kriminalroman “Mrs Potts` Mordclub und der tote Bürgermeister” hat der englische Drehbuchautor und Schriftsteller Robert Thorogood eine Geschichte mit typisch britischem Humor und feiner ...

In seinem neuesten Kriminalroman “Mrs Potts` Mordclub und der tote Bürgermeister” hat der englische Drehbuchautor und Schriftsteller Robert Thorogood eine Geschichte mit typisch britischem Humor und feiner Ironie geschrieben. Auch das Cover des Buches- es ist der dritte Roman über die Mordclub-Frauen, -ist very british und lädt stimmungsvoll zu einem Besuch im idyllischen Städtchen Marlow ein, das wieder einmal zum Schauplatz eines Verbrechens wird.

Unter den Augen der Mitglieder des städtischen Bauausschusses verstirbt der allseits beliebte Bürgermeister Geoffrey Lushington, nachdem er sich in einer Stadtratssitzung eine Tasse Kaffee gemacht hat. Nur vier Personen waren anwesend: Marcus, Jeremy, Sophia und Debbie, die Schriftführerin. Allerdings sitzt auf der Galerie auch Suzie Harris, ein Mitglied des Mordclubs, der der Polizei schon mehrmals geholfen hat, schwierige Fälle aufzuklären. Und wieder stellt sich die Frage, ob hier ein Mord geschehen ist.

Tatsächlich wurde der Bürgermeister vergiftet, mit Eisenhut, der “Königin der Gifte”. Doch wie hat er das Gift zu sich genommen? Und wer hat es verabreicht? Die Mitglieder des Mordclubs, Judith Potts, Suzie Harris und Becks Starling werden zu zivilen Ermittlerinnen ernannt und versuchen, Licht in den Fall zu bringen.

Alle Ausschussmitglieder hätten ein sehr gutes Motiv, den geschätzten Bürgermeister getötet zu haben, allerdings haben sie scheinbar auch ein Alibi. Sophia ist zusätzlich verdächtig, denn in ihrem Garten wächst blauer Eisenhut. Ebenso wird das Umfeld der Verdächtigen von den drei Damen des Mordclubs mit Verve und Entschlossenheit untersucht. Doch trotz vieler Indizien gelingt es auch dort nicht, einen Täter ausfindig zu machen. Ebenso lässt sich nicht mehr feststellen, wer den Kaffee vorbereitet hat. Und warum ist die Zuckerdose verschwunden?

Mit “Mrs Potts` Mordclub und der tote Bürgermeister” beschreibt uns Robert Thorogood mit leichter Feder und sehr charmant drei Frauen, die über großen kriminalistischen Spürsinn verfügen und mit Nachdruck ihre Ziele verfolgen. Allerdings hat jede der drei selbst eine liebenswerte Marotte. Suzie strebt immer wieder neue Projekte an, die sich dann als undurchführbar herausstellen, außerdem versteckt sie gerne Kekse in Judiths Haus. Als Hundesitterin kennt sie sich jedoch gut in Marlow aus. Judith, eine Dame in den Siebzigern, entwirft hervorragende Kreuzworträtsel und hat ein halbes Zimmer mit alten Zeitungen voll geräumt. Auch spricht sie gerne dem Whisky zu und schwimmt nackt in der Themse. Becks hat gerade ihre ungeliebte Schwiegermutter zu Besuch und flüchtet daher häufig auf das Polizeirevier, um sich durch Akten zu wühlen. Sie ist oft eher zögerlich, während ihre Mitstreiterinnen sehr bestimmt ermitteln, ohne sich manchmal um rechtliche Belange zu kümmern. Jedoch bringt Becks mit Fingerspitzengefühl die Befragten dazu, Dinge zu verraten, die sie vielleicht lieber für sich behalten hätten.

Vor der Auflösung des Falles werden alle Verdächtigen in einem Raum versammelt und mit ihren Verfehlungen und Intrigen konfrontiert. Doch auch eine Rekonstruktion der Abläufe des Mordtages bringt kein Licht in die Geschehnisse. Dieser Fall stellt die drei Frauen lange vor fast unvereinbare Tatsachen und erst Judith gelingt es, die Zusammenhänge zu erkennen. Um zu einer Lösung zu kommen, muss sie allerdings sehr raffiniert, aber auch sehr drastisch vorgehen. Und plötzlich brennt es in ihrem Garten….

Dieses locker geschriebene und wunderbar unterhaltende Buch ist ein Cosy-Crime Roman, den man, ohne Albträume zu bekommen, auch vor dem Einschlafen lesen kann. Phantasievoll werden immer wieder neue Fallstricke für die Verdächtigen ausgeworfen und unerwartete Wendungen machen den Ermittlerinnen das Leben schwer. Viele niedere Beweggründe der sehr lebensnah beschriebenen Figuren kommen ans Tageslicht und komplizieren den Fall zusätzlich. Nicht nur für Fans von Agatha Christie ist dieses Buch ein Muss, sondern auch alle, die die Fernsehserie “Death in Paradise” lieben, deren Schöpfer ebenfalls Robert Thorogood ist, werden dieses Buch mit einem Schmunzeln lesen. Aus diesem Grund auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir und fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 19.09.2024

Ein Freund ist das Beste auf der Welt

Der kleine Grimlin und die große Portion Mut - Eine Freundschaftsgeschichte
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Mit “Der kleine Grimlin und die große Portion Mut” hat Kinder- und Jugendbchautorin Barbara Rose eine wunderbare Geschichte über die Bedeutung, die Freude, aber auch die Herausforderungen von Freundschaft ...

Mit “Der kleine Grimlin und die große Portion Mut” hat Kinder- und Jugendbchautorin Barbara Rose eine wunderbare Geschichte über die Bedeutung, die Freude, aber auch die Herausforderungen von Freundschaft geschrieben. Die gelungenen Illustrationen von Laura Bednarski sind fröhlich und phantasievoll, aber nie kitschig.

Schon vom Cover dieses hochwertig ausgestatteten Buches blickt uns freundlich und offen der kleine Grimlin entgegen. Er möchte sich wohl gerade auf den Weg machen, denn er hat eine ganz besondere und schwierige Aufgabe zu erfüllen: Er möchte seinen Freund suchen, der in Gefahr sein könnte.

Bisher hat der kleine Grimlin eigentlich zufrieden in seinem Mooshäuschen unter der großen Kastanie gelebt, auf der er seinen Lieblingsplatz hat. Er ist ein freundlicher Wichtel, dennoch am liebsten allein, denn dann hat man keine Verantwortung für andere. Und Aufregungen mag er gar nicht.

Doch eines Tages sitzt Tirili im Baum, ein bunter Vogel, der ein wunderbares Lied singt und das Herz des kleinen Grimlin berührt. Er gewinnt Tirili als Freund, der bei ihm wohnt und für den er sorgen möchte. Doch plötzlich ist Tirili verschwunden.

Auf der Suche nach Tirili, für die er seinen ganzen Mut zusammen nehmen muss, lernt Grimlin viele Geschöpfe des Zapfenfresserwaldes kennen, die er anfangs bedrohlich findet, die dann aber freundlich und hilfsbereit sind. Und Grimlin erkennt, dass auch er anderen Wesen freundlich und offen begegnen kann. Nach langer Suche steht der kleine Grimlin plötzlich den Zapfenfressern gegenüber. Doch da ist auch Tirili und singt sein wunderschönes Lied….

In “Der kleine Grimlin und die große Portion Mut” lernen die kleinen Zuhörer eine Vorlesegeschichte kennen, die Jungen und Mädchen ab fünf Jahren begeistern wird. Die dem Alter entsprechende liebevolle Sprache, immer wieder mit Lebensweisheiten gespickt, die auch Erwachsene ansprechen werden, bringt den kleinen Zuhörenden eine Welt näher, in der die Bedeutung der Freundschaft hoch gehalten wird. Die Kinder lernen, dass man sich nicht von seinen Ängsten leiten lassen soll und dass Vorurteile oft nicht gerechtfertigt sind. Ganz im Gegenteil, mit Freundlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft kommt man auch in schwierigen Situationen weiter. Durch die kurzen Kapitel eignet sich das Buch auch hervorragend als “Gute Nacht-Geschichte”.

Besonders hervorzuheben ist, wie liebevoll dieses Buch gestaltet wurde : Ein besonders gelungenes Hard-Cover, ein Lesebändchen, am Schluss noch eine Bastelanleitung und Rezepte für Mirabelmus, die Lieblingsspeise des kleinen Grimlin. Begeistert werden die Kinder vom Bilderbogen am Ende des Buches sein. Die Bilder können sie ausschneiden und nach jeden Kapitel auf die Landkarte am Buchanfang kleben, eine tolle Motivation zum weiteren Lesen und Zuhören. Wer nicht aus dem Buch ausschneiden mag, kann sich den Bilderbogen auch herunterladen. Die Freundschaftsgeschichte vom kleinen Grimlin ist ein einfühlsames Buch mit liebenswerten Charakteren, daher von mir eine klare Leseempfehlung und fünf Sterne.


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Veröffentlicht am 17.09.2024

Eine Geschichte voll magischer Schönheit

Enia und der Regenzauber
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In ihrem Roman “Enia und der Regezauber” entführt die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin Antonia Michaelis (“u.a. “Das Blaubeerhaus”,“ Der Koffer der tausend Zauber”, “Die Bucht des blauen Oktopus”) ...

In ihrem Roman “Enia und der Regezauber” entführt die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin Antonia Michaelis (“u.a. “Das Blaubeerhaus”,“ Der Koffer der tausend Zauber”, “Die Bucht des blauen Oktopus”) Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren auf die Insel Madagaskar zu einem Abenteuer, bei dem sich Realität und Magie verweben. Schon das stimmungsvoll und beeindruckend gestaltete Cover weist auf das Thema der Erzählung hin: Eine Gewitterszenerie über rotem Sand und darin der Lemur, der angeblich Wasser finden kann.

Enia, ein zwölf Jahre altes Mädchen aus Deutschland, hat in einem Reisebericht über Madagaskar die Beschreibung eines angeblich ausgestorbenen Wasserlemuren, eines winzig kleinen Lebewesens mit Flügeln, gefunden. Da dieses Tier noch nie beschrieben wurde und keinen lateinischen Namen hat, möchte sie ihren Vater überzeugen, nach Madagaskar zu reisen und das Tier zu finden. Denn ihr Vater ist Wissenschaftler, der sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Tierwelt beschäftigt. Und in Madagaskar hat es seit drei Jahren nicht mehr geregnet.

Die Kinder des Dorfes, zu dem Enia und ihr Vater fahren, nehmen sie freundlich auf. Enia lernt Don, Fito mit seiner Ziege und die blinde Feno kennen. Obwohl bitterste Armut herrscht, sind die Kinder freundlich und großzügig. Enia, die von Madagaskar begeistert ist, schließt schnell Freundschaft mit ihnen und lernt auch ihre Lehrerin, Maitresse Tui, kennen. Sie kommt immer mit ihrem Fahrrad zur Dorfschule, die nur aus ein paar geflochtenen Ästen besteht. Und obwohl sie nichts mitbringt, gelingt es ihr, den Kindern nicht nur Französisch und Rechnen beizubringen, sondern sie auch satt zu bekommen, indem sie Geschichten über schmackhaftes Essen erzählt. Maitresse Tui wird sowohl die Dorfkinder wie auch die “Vazahas“, Enia und ihren Vater, der sich immer selbst durch seine Tollpatschigkeit in die unmöglichsten Situationen bringt, auf vielen Abenteuern begleiten und ihnen mit Magie aus gefährlichen Situationen helfen. Und sie hilft, den Wasserlemuren zu finden und zu beschützen.

Dieses spannende Jugendbuch erzählt von einem fremden, ausgedörrten Land, aber auch von seiner Schönheit und seinen liebenswerten Menschen. In altersgerechter Sprache und kurzen Kapiteln werden Probleme unserer Zeit thematisiert: Der Hunger ausländischer Konzerne nach Bodenschätzen, gefährliche Räuber, die nicht davor zurückschrecken, das eigene Dorf zu bestehlen und Menschen zu entführen,
die Armut der Einheimischen und der Hunger nach Bildung, für die keine Ressourcen zur Verfügung stehen. Und natürlich der Klimawandel, denn das ausgedörrte Land hat seit drei Jahren keinen Regen gesehen. In ihrer empathischen Schreibweise und durchsetzt von Magie gelingt es der Autorin, ohne erhobenen Zeigefinger Figuren zu schaffen, die durch Stärke und Zusammenhalt auch die schwierigsten Situationen meistern.

Ein inspirierendes Buch, das zum Nachdenken anregt, aber die Kinder auch mitnimmt in ein faszinierendes Land mit wunderbaren Menschen, die ihre Träume nicht aufgeben und unter schwierigsten Umständen alles versuchen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Eine absolute Leseempfehlung und daher von mir fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Kultig und knorke: Der Kampf um den Nibelungenschatz

KoboldKroniken 4. Drachenjagd im Dunkeln
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Schon aus dem tollen, dreidimensionalen Cover schauen sie heraus: Ein Kobold und ein Leuchtpilz. Beide werden in diesem phantasievollen, flüssig , flott und witzig geschriebenen Buch von Daniel Bleckmann ...

Schon aus dem tollen, dreidimensionalen Cover schauen sie heraus: Ein Kobold und ein Leuchtpilz. Beide werden in diesem phantasievollen, flüssig , flott und witzig geschriebenen Buch von Daniel Bleckmann mit gekonnt komischen und abwechslungsreichen Illustrationen von Thomas Hussung noch eine wichtige Rolle spielen.

Doch zum Anfang: Dario, ein zwölf Jahre alter Junge, liegt im Krankenhaus, er hat eine Gehirnerschütterung. Aber die ist “nicht von dieser Welt” sondern sie stammt aus Kwertz. Eigentlich hat dieses Koboldreich einen viel längeren Namen, aber den kann keiner aussprechen, also- einfach Kwertz. Denn Dario ist nicht nur der Chronist von Kwertz, das unter seiner Gesamtschule liegt, sondern er bewacht auch den Schatz der Nibelungen, eine sehr anstrengende Aufgabe, wie er findet. Und auf diesem Schatz sitzt in seinem Fiebertraum der Drache Fafnir und ist darauf aus, Dario zu vernichten.

Doch Dario hat Freunde von Hüben und Drüben. In seiner Schule sind das Lennard, der immer einen Ausweg weiß und die Mädchen Clara -mit-C und Selin. Beide mag Dario sehr, auch wenn Clara-mit-C wenig Zeit hat, sie will Schulsprecherin werden, und Selin einfach nicht zu erreichen ist. In Kwertz wartet Kobold Rumpel, aber als Dario endlich wieder in der Koboldwelt ist, muss er Rumpel erst rufen. Auch Lennard will ihn nicht begleiten. Er hört im Kopf Stimmen, die er jetzt finden will.
So macht sich Dario alleine auf die Suche nach dem Drach.., Lindwu.., also nach dem, dessen Name nicht genannt werden darf. Und in Kwertz herrscht Ausgangssperre. So allein und im Dunklen- Dario ist das nicht geheuer. Erst der Leuchtpilz Örgs weist ihm den Weg und kämpft heldenhaft an seiner Seite.

Nach der Begegnung mit einem verrückten Wissenschaftler erkennt Dario, das auch er Kwertzblut in sich trägt und endlich kommt es zum Show Down mit dem Drachen…..

Obwohl die “Koboldkroniken - Drachenjagd im Dunkeln” spannend und unterhaltsam zu lesen sind, kommen auch ernstere Themen vor. Darios geliebter Großvater stirbt, und das erste Mal finden auch zwei Wesen der Koboldwelt den Tod. Außerdem wird dem mutigen Dario- nicht umsonst heißt er mit Nachnamen Leone- bewusst, dass auch gute Freunde manchmal ihrer eigenen Wege gehen müssen, dass aber dann von unerwarteter Seite Hilfe und Freundschaft auftauchen können. Und zu seinen sechs Freunden- auch der Klabauter Talugo sei noch erwähnt- findet er endlich die siebente Gefährtin, um damit das Lied der Sieben, ein Heldenlied, zu vervollständigen.

Die Koboldkroniken 4 ist ein Skizzenbuch mit so vielfältigen und tollen Illustrationen, Zeichnungen, Fotos, Zeitungsausschnitten und Chats, dass die Lesenden- egal welchen Alters, -einfach nicht aufhören können, Dario auf seinem Abendteuer zu begleiten. Der leicht lesbare Text ist dem Lesealter ab neun Jahren angepasst, kurze Kapitel erhalten die Lesefreude. Auf jeder Seite nimmt uns der Autor mit in eine phantastische Welt, die einerseits von gefährlichen Wesen, andererseits aber auch von hilfreichen Figuren bevölkert wird. Schon die Namen der Bewohner der Koboldwelt - und davon gibt es viele- sind so vielfältig und lustig, dass man manchmal Mühe hat, alle phantastischen Wesen auseinander zu halten.

Aber auch in der realen Welt von Dario und seinen Freunden gibt es viel zu schmunzeln. Die Protagonisten sind Darios Lehrer mit diversen Marotten sowie seine Mitschüler, deren Typen der Autor so treffend beschreibt, dass die Lesenden einfach lachen müssen. Toll auch die Idee mit den Gestaltwandlern: Wer hätte nicht schon selbst vermutet, dass in einer Lehrkraft eigentlich ein Kobold steckt.

Außerdem finden sich immer wieder Anspielungen auf Filme, Bücher und andere bekannte Themen, sodass auch Erwachsene Freude am Lesen dieses rundum gelungenen Buches finden werden. Daher eine klare Leseempfehlung und von mir fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Hinter der glanzvollen Fassade New Yorks hebt sich das Böse aus dem Schatten

Diviners – Aller Anfang ist böse
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Die bekannte Romanautorin Libba Bray (”Der geheime Zirkel”, “Ohne.Ende.Leben”) hat mit dem Auftaktroman zur Diviner- Serie die Handlung in den Roaring Twenties vor der schillernden Fassade New Yorks angesiedelt, ...

Die bekannte Romanautorin Libba Bray (”Der geheime Zirkel”, “Ohne.Ende.Leben”) hat mit dem Auftaktroman zur Diviner- Serie die Handlung in den Roaring Twenties vor der schillernden Fassade New Yorks angesiedelt, wo das Nachtleben in illegalen Clubs blüht und trotz der Prohibition der Alkohol in Strömen fließt. Doch aus der Dunkelheit in einem verfallenen Haus erhebt sich schon die Bestie, die furchtbare Verbrechen begehen wird.

Heldin des Buches ist Evie, eine junge Frau aus der Provinz, die die besondere Gabe besitzt, aus Gegenständen, die sie in der Hand hält, das Leben ihrer Eigentümer lesen zu können. Damit hat sie sich zu Hause in Schwierigkeiten gebracht, sie wird zu ihrem Onkel Will, der das Museum für Amerikanisches Volkstum, Aberglauben und Okkultes leitet, nach New York geschickt. Evie ist unkonventionell, frech, von sich überzeugt und würde für einen Moment im Rampenlicht alles tun. Als sie sieht, dass das Museum schlecht läuft, verbündet sie sich mit einem Journalisten, der über das Museum schreiben soll. Und über die Morde, die die Bestie mittlerweile begeht und die Evie und Onkel Will zu den Tatorten führen, denn es sind übernatürliche Kräfte im Spiel.

Im Zuge der Mordermittlungen greift die Polizei auf die Expertise von Will zurück, der ahnt, dass der Hintergrund der Taten in einer religiösen Sekte zu finden ist. Aber nicht das allein beunruhigt ihn, denn er ist überzeugt und wird von weiteren Eingeweihten darauf hingewiesen, dass “der Sturm” droht. Und auch andere Protagonisten des Buches, die meisten ebenso wie Evie mit einer besonderen paranormalen Gabe ausgestattet, sehen voraus, dass sich furchtbares Unheil anbahnt. In ihren Albträumen geht ein dürrer Mann über das Land, alles hinter ihm verbrennt zu Asche. Und da ist immer wieder das Auge, darunter ein Blitz. Angst und Gefahr droht, auch wenn sich das Unheil im Moment nicht benennen lässt.

Dem gegenüber steht das flirrende Leben in New York der Zwanziger Jahre, verkörpert einerseits durch Mabel, Evies beste Freundin, deren Eltern in der Arbeiterbewegung verwurzelt sind, andererseits durch Theta, ein Showgirl der Ziegfeld Follies. Sie träumt davon, berühmt zu werden und schwärmt für Memphis, einen kleinen Gauner, der für einen Glückspiel-Clan den Leuten das Geld abnimmt und nachts auf dem Friedhof Gedichte schreibt. Sam, ein kleiner Dieb, wird Evie durch seine übernatürlichen Kräfte noch nützlich sein.

Erst spät bahnt sich zwischen Evie und dem Assistenten ihres Onkels Will, Jericho Jones, der ebenso ein Geheimnis verbirgt, eine zarte Romanze an. Aber auch wenn Evie im Moment glücklich ist, ahnt sie, dass etwas Schreckliches geschehen wird. Und davor fürchtet sie sich.

Als das letzte Opfer des Ungeheuers den Tod finden soll, lässt sich Evie allein auf den Kampf mit der Bestie ein. Dabei vertraut sie in größter Bedrängnis auf ihren Anhänger, den sie immer um den Hals trägt und der ihr viel bedeutet. Er ist ein Geschenk ihres Bruders James, der vor Jahren in Frankreich gefallen ist und den Evie immer wieder in ihren Albträumen sieht. Wird ihr dieser Anhänger in einer ausweglosen Situation helfen?

Libba Bray erzählt mit ihrem Buch, dessen Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene sind, nicht nur eine Geschichte über religiösen Fanatismus, die Sinnlosigkeit des Krieges und den “Heldentod“, sondern ihre Protagonisten sind mit vielen weiteren Problemen konfrontiert. Gewalt in der Ehe, Abtreibung, Rassenhass, Eugenik und medizinische Experimente an Menschen werden ebenso geschildert wie die grausamen Verbrechen der Bestie, die die Stadt in Angst versetzt. Zweifellos ist “Diviners- Aller Anfang ist böse” kein Buch für schwache Nerven. In ihrer oft poetischen Sprache, die diese von Magie heimgesuchte Stadt sanft umarmt, wenn der Wind seit undenklichen Zeiten durch ihre Straßen weht und bereits alles gesehen hat, Reichtum und Armut, Glanz und Elend, Glück und Verzweiflung, leitet die Autorin zu den furchtbaren Verbrechen über, wobei sie das Grauen der Opfer so eindringlich beschreibt, dass man direkt in die Geschehnisse hineingezogen wird.

Der Roman, dessen wunderschönes Cover an ein Gemälde erinnert, firmiert als historische Romantasy. Doch dahinter verbirgt sich ein von Magie und Mystik durchdrungener Thriller, der niemals an Spannung verliert und viele interessante Charaktere beschreibt, die in diesem Band noch nicht endgültig zu ihrer Bestimmung gefunden haben. Das Unheil hat gerade erst begonnen, Band zwei wird daher von den Lesenden mit Spannung erwartet.


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