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Veröffentlicht am 14.08.2017

Aufklärung nach 20 Jahren

Flaschenpost vom Mörder
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22. Juli 1997, Badestrand von Süddorf auf Amrum – nach einem nächtlichen Bad im Meer wird die hübsche, lebenslustige Nina Asmus tot aus dem Wasser gezogen. Für die Polizei war es ein Unfall, an den ihre ...

22. Juli 1997, Badestrand von Süddorf auf Amrum – nach einem nächtlichen Bad im Meer wird die hübsche, lebenslustige Nina Asmus tot aus dem Wasser gezogen. Für die Polizei war es ein Unfall, an den ihre Mutter Tela und ihre Freundin Eske aber nicht glauben wollen.
Genau an ihrem 20. Todestag findet Frederik Christians, der damals die leblose Nina gefunden hatte, genau an der Stelle jetzt eine Flaschenpost – ich habe gemordet – ich werde es wieder tun. Und der Mörder wartet nicht lange, bis er seine Drohung wahr macht.
Hauptkommissar Kuno Knudsen und Hauptkommissar Arne Zander nehmen die Spuren von damals wieder auf und die Jagd nach dem Mörder beginnt.
Kuno Knutsen hat aber auch noch ein privates Problem: sein Bruder Okko, zu dem er jahrelang keinen Kontakt hatte und der nicht viel vom arbeiten hält, muss seine Wohnung auf dem Festland räumen und hat sich an ihn erinnert. Als erstes darf Okko nun den Dachboden aufräumen, denn hier wird er die nächste Zeit leben.

Nach "Der Pfauenmord" und "Jaspers letzter Flirt" ist dies der 3. Fall für die Kripo Wattenmeer. Ich hatte mich schon richtig auf das Wiedersehen mit Kuno und Arne gefreut. Sie sind ein tolles Team, wie ich finde. Und auch wer die ersten beiden Fälle nicht mit ermittelt hat, findet sich leicht im beschaulichen Amrum zurecht.

Besonders gut gefällt mir auch hier wieder der Lokalkolorit. Bei den Dialogen habe ich den norddeutschen Klang in den Ohren, immer wieder wird Tee getrunken und ich begleite nicht nur die Hauptkommissare auf ihren Wegen auf der Insel, bei einer Überfahrt nach Föhr und genieße mit ihnen den Blick auf die Halligen, das Wattenmeer und die Wattwiesen. Urlaubsfeeling macht sich breit und in mir das Gefühl auch diese Insel einmal besuchen zu wollen.

Ulrike Busch hat einen sehr leichten, flüssigen Schreib- und Erzählstil. Damit zieht sie mich sofort in die Geschichte hinein. Wie ich es mir bei den Insulanern vorstelle, gehen die Ermittlungen langsam und ruhig voran, obwohl man den Ermittlern die Anspannung schon anmerkt. Sie stoßen auf ein Meer von Gedächtnislücken, werden mit Volltrunkenheit an dem besagten Abend abgespeist und auch die Alibis halten nicht immer stand.

Ich finde es spannend, nicht nur einen Kriminalfall zu lösen, sondern auch die Entwicklung der Protagonisten mitverfolgen zu können. Da Nina Asmus sich, wie auf so engen Raum der Insel wohl üblich, in einer Clique bewegt hat, gibt es auch dementsprechend viele Verdächtige. Hier und da hatte ich einen Verdacht, der sich dann anhand von Indizien wieder zerstreut hat. Bis zur endgültigen Auflösung konnte ich auch hier wieder sehr gut miträtseln.

Man muss kein Nordseefan sein um mit diesem Amrum-Krimi ein paar interessante Lesestunden zu verbringen. Aber die Spannung, die Beschreibung von Land und Leuten und die Dialoge haben mich z.B. dazu gemacht.

Veröffentlicht am 12.08.2017

Ein Serienmörder in Wien?

Mörderische Wahrheiten (Ein Carlotta-Fiore-Krimi 2)
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Geht nach 30 Jahren in Wien wieder ein Serienmörder um? Dr. Alfred Riedl, der 21er Mörder von vor 30 Jahren ist noch nicht beerdigt, da geschieht ein Mord an einer 14-jährigen nach dem genau gleichen Muster. ...

Geht nach 30 Jahren in Wien wieder ein Serienmörder um? Dr. Alfred Riedl, der 21er Mörder von vor 30 Jahren ist noch nicht beerdigt, da geschieht ein Mord an einer 14-jährigen nach dem genau gleichen Muster. Hatte Riedl damals einen Handlanger, der jetzt sein eigenes Ding durchzieht?
Carlotta Fiore vernachlässigt ihren Job als Privatdetektivin in einem Möbelhaus und versucht auf eigene Faust einiges von den alten Morden heraus zu finden bzw. macht sich auf die Suche nach Spuren, um an den heutigen Mörder heran zu kommen. Mit dabei Konrad Fürst, ein ehemaliger Kommissar, der bei einem Sturz sein Gedächtnis verloren hat.

Carlotta Fiore erzählt die Geschichte in der Ich-Form, was mich noch näher am Geschehen teilhaben lässt. Für mich besonders interessant: sie teilt mit einer ihr eigenen Gabe die Menschen um sich herum in Farben, Zahlen (Alter) und Attribute ein. Sie ist sowieso eine ganz eigene Persönlichkeit mit so vielen Ecken und Kanten, dass sie sich manchmal selbst zu verlieren scheint. Geprägt durch ihre Übermutter, der ehemaigen Sopranistin Maria Fiore, die in Wien noch jeder zu kennen und zu verehren scheint.
Aber auch die „nebensächlichen“ Personen, wie z.B. der Physiotherapeut Martin mit seinem starken Sprachfehler, kommen in der Geschichte sehr lebensecht und natürlich rüber. Am besten hat mir auch hier wieder neben Lotta und Konrad die kleine Fanny gefallen, die unbedingt auf die großen Bühnen dieser Welt will.

Ich darf und will mir gar nicht vorstellen, dass es solche „Monster“, wie dieser Killer hier, wirklich unter uns leben könnten. Ich finde es so schlimm zu lesen, und dabei hatte ich Gänsehaut, wie die Kinder die letzten Minuten erleben, bevor der Mörder mit dem Messer zustößt. Vor allem, weil die Kinder schon ahnen, dass sie ihre Leben gleich lassen werden.

Eine Geschichte, die die ganze Bandbreite von Emotionen hervorholt. Ein Buch, das ich fast nicht aus der Hand legen konnte. Und eine Autorin, von der ich unbedingt mehr lesen möchte.

Veröffentlicht am 09.08.2017

Berührend, bewegend und wunderschön

Das Leuchten einer Sommernacht
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Lynne Padrig, 27, ist vor 12 Jahren aus ihrer Heimatstadt geflohen und leitet heute eine Wunschagentur für schwerkranke Kinder. Als sie den Wunsch der kleinen Winnie erfüllt, steht plötzlich ein in Australien ...

Lynne Padrig, 27, ist vor 12 Jahren aus ihrer Heimatstadt geflohen und leitet heute eine Wunschagentur für schwerkranke Kinder. Als sie den Wunsch der kleinen Winnie erfüllt, steht plötzlich ein in Australien gefeierter Rugbystar vor ihr, der vor Jahren ihr Leben komplett durcheinander gewirbelt hat. Jetzt wünscht sie sich etwas – das er wieder verschwindet. Doch diesen Gefallen tut er ihr nicht.

Dies ist nach „Ein Gefühl wie warmer Sommerregen“ das zweite Buch der Autorin, das ich lesen durfte. Und ich bin noch ein klein wenig mehr begeistert wie von ihrem ersten Buch. Neue interessante, sehr lebensnah mit Ecken und Kanten beschriebene Protagonisten – die kleine Winnie hat mit ihren coolen Sprüchen und ihrer Krankengeschichte sofort mein Herz erobert und berührt; zwei Erzählstränge, die sich langsam annähern; insgesamt eine berührende, hoffnungsvolle und ergreifende Geschichte, die genau so ausgeht, wie ich es mir gewünscht habe und die ich kaum aus der Hand legen konnte. Auch Bekannte habe ich hier wieder getroffen, die ich aus dem ersten Buch schon kannte. So habe ich mich auf der Hochzeit von Lynnes Bruder Rhys richtig wohl gefühlt.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. So erfahre ich einiges aus der Vergangenheit von Lynne und Reed, wie sie das Vergangene damals und heute sehen. Versuche die Ängste von Winnies Mutter Jen zu verstehen. Wunderbare Dialoge, ein Schreib- und Erzählstil, bei dem ich alles plastisch vor mir sehe – einfach ein wunderbares Buch.

Ich habe eine Geschichte gelesen, bei der ich mitfiebern und hoffen konnte, die mich begeistert, hier und da aber auch ein klein wenig traurig gemacht hat; bei der ich voll und ganz mit dabei war und wo einige Tränchen geflossen sind. Und von der ich hoffe, dass es bald eine Fortsetzung geben wird.

Veröffentlicht am 05.08.2017

Ein Neuanfang in Devon

Ein Garten voller Sommerkräuter
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Die Scheidung von ihrem Mann Jürgen, der sich eine Jüngere gesucht hat, ist gerade durch. Das gemeinsame Haus wurde verkauft. Tochter Annabel studiert auswärts und ist zu ihrem Freund gezogen. Job hat ...

Die Scheidung von ihrem Mann Jürgen, der sich eine Jüngere gesucht hat, ist gerade durch. Das gemeinsame Haus wurde verkauft. Tochter Annabel studiert auswärts und ist zu ihrem Freund gezogen. Job hat sie derzeit auch keinen, da sie ihr Studium während der Schwangerschaft abgebrochen hat. Miriam Weiden, gerade mal Anfang 40, fällt die Decke auf den Kopf. Da erinnert sie sich, dass sie immer mal wieder nach Südengland reisen wollte und bucht kurzerhand einen Urlaub im Iveystone Manor in Reedcombe. Ihre Gedanken sind allerdings immer wieder in Deutschland, schweifen ab in die Vergangenheit. Und Miriam bemerkt, dass sie in ihrem alten Leben eingentlich nichts mehr hält. Da verliebt sie sich in einen schwarzen knuffigen Hund und dann in ein kleines Cottage mit einem wunderbaren, jetzt allerdings total verwilderten Garten. Hier will sie ein neues Leben anfangen...

Das Cover mit dem kleinen reedgedeckten Haus und dem wilden Garten zaubert schon vor dem Lesen eine locker-leichte Stimmung herbei. Julie Leuze hat es sehr schnell geschafft, mich mitten in die Geschichte hinein zu ziehen. Vielleicht auch deshalb, weil sich viele Frauen in Miriam hinein versetzen können. Etwas anderes machen, sich neue Ziele stecken und vor allem nicht verzweifeln, wenn´s nicht gleich klappt und auf keinen Fall aufgeben. Das bringt die Autorin hier sehr schön rüber.

Aber auch Miriams Liebe zu ihrem Garten und vor allem den Kräutern kann ich mir durch die tollen Beschreibungen sehr gut vorstellen. Ich meine den Duft von Lavendel, Rosmarin und Kamille in der Nase zu haben. Aber auch die wunderschöne Landschaft und die Eigenart der Bewohner von Reedcombe, die nicht alle Miriam gut gesinnt sind, werden sehr bildhaft und farbig beschrieben. Devon steht nun auch auf meiner "möchte ich noch sehen"-Liste.

Von März bis Oktober begleite ich Miriam auf ihrer Reise in ein neues Leben. Allen Monaten voran gestelt, finde ich je ein Kräutlein aus Devons umfassender Kräuterfibel näher beschrieben. Und im Anhang sind noch ein paar Reedcomber Kräuter-Rezepte abgedruckt.

Eine wunderbare Geschichte, die Mut macht, das Leben und die Zukunft, egal in welchem Alter, neu anzugehen.
Ich hatte ein paar sehr schöne, unterhaltsame Lesestunden. Dieses Wohlfühlbuch, das auch seine nachdenklichen Seiten hat, bekommt meine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.07.2017

Lesenswert!

Mordsleben. Ostfrieslandkrimi
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Schauspielerin und Buchautorin Leonie Altinga, 75, ist nach langen Jahren im Ausland in ihren Heimatort Greetsiel zurück gezogen. Hier hat sie vor vielen Jahren ihre Tochter, ihren Mann und einen beträchtlichen ...

Schauspielerin und Buchautorin Leonie Altinga, 75, ist nach langen Jahren im Ausland in ihren Heimatort Greetsiel zurück gezogen. Hier hat sie vor vielen Jahren ihre Tochter, ihren Mann und einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens verloren. Gerade als sie ihren monatlich stattfindenden Literatursalon, bei dem heute ihre Autobiografie besprochen werden soll, vorbereiten will, fliegen ihr zwei Kugeln um die Ohren. Aber in Greetsiel passiert gerade noch viel mehr, was die Kommissare Fenna Stern und Tammo Anders auf den Plan rufen.

Ich mag den angenehm leichten Schreibstil von Ulrike Busch. Ihre Personen beschreibt sie lebensnah, authentisch und gut vorstellbar. Die Hauptperson dieser Geschichte, Leonie Altinga, weckt bei mir zwiespältige Gefühle. Einerseits nerven die Starallüren der alternden Diva, andererseits tut sie mir wegen ihrer erlittenen Schicksalsschläge auch leid.

„Mordsleben“ ist ein Krimi, bei dem ich wieder mit ermitteln und mit rätseln konnte. Gut gesetzte Akzente hatten bald für mich einen Täter bereit – aber der war´s nicht. Durch unerwartete Wendungen ergeben sich immer wieder neue Ansätze. Doch das Ende kam für mich mehr als unerwartet.

Wer Spannung und eine gute Geschichte sucht, sich in einem kleinen ostfriesischen Fischerdorf heimisch fühlen möchte, der ist hier genau richtig. Wieder ein Beispiel, dass ein guter Krimi kein großes Blutvergießen braucht.