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Veröffentlicht am 15.09.2016

Fesselnd und schockierend

Schockgefroren
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Dieses Buch wurde mir von einer Autorin empfohlen. Ich bin froh, dass ich den Rat das Buch zu lesen angenommen habe.

Im Alter von 9 Jahren wird Sascha Buzmann direkt vor der Haustüre seines Elternhauses ...

Dieses Buch wurde mir von einer Autorin empfohlen. Ich bin froh, dass ich den Rat das Buch zu lesen angenommen habe.

Im Alter von 9 Jahren wird Sascha Buzmann direkt vor der Haustüre seines Elternhauses entführt. Er lebt nun für 86 Tage in einem alten, baufälligen, zugigen Wohnwagen inmitten von Müll und Dreck, zusammen mit seinem Entführer. Er leidet Hunger und wird mindestens einmal in der Woche, oder wenn "er" es wollte, vergewaltigt. Bis er durch Zufall entdeckt wird. Sein Entführer hatte eine Zeche nicht bezahlt.

Die Schilderungen seines Alltags in diesem Wohnwagen haben mich schon sehr mitgenommen. Aber ich finde es auch bewundernswert, wie sich der kleine Junge immer wieder motiviert hat um nicht aufzugeben. Er findet immer wieder Tricks, wie er den Kinderschänder von sich ablenken kann. Er erzählt seine Geschichte so, dass ich an manchen Stellen Gänsehaut hatte.

Zwischendurch erfahre ich auch von seinem heutigen Leben, das von Unrast geprägt ist. Keine langen Anstellungen, keine langen Freundschaften - er scheint immer auf der Flucht. Aber auch seine Umwelt, die ihn durch Zeitungsartikel und eine Reportage kennt, geht nicht behutsam mit ihm um. Wie kann z.B., als er damals wieder zur Schule ging, eine Mutter ihrem Sohn verbieten mit Sascha zu spielen, da er "beschädigt" sei. Das ist eine der Szenen, wo mir der Hut hoch geht.

Obwohl Sascha sehr unter seinem Vergewaltiger gelitten hat, spüre ich beim Lesen keinen Hass. Vielmehr lässt Saschas Erzählung an einer Stelle sogar so etwas wie Mitleid mit Adi G. bei mir aufkommen.

Ich finde es toll, dass Sascha es nach 25 Jahren geschafft hat, sich seine Geschichte von der Seele zu schreiben und ich hoffe, dass er seinen inneren Frieden findet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kunstraub in der Nazizeit

Die Flucht der blauen Pferde
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Konstantin Neumann, gerade aus der Haft entlassener Strafgefangener, findet im Treppenhaus seiner neuen Bleibe eine junge tote Frau, seine Nachbarin über ihm. Naja, wenn man gerade auf Bewährung draussen ...

Konstantin Neumann, gerade aus der Haft entlassener Strafgefangener, findet im Treppenhaus seiner neuen Bleibe eine junge tote Frau, seine Nachbarin über ihm. Naja, wenn man gerade auf Bewährung draussen ist, kommt sowas nicht so gut. Aber Konstantin lässt sich nicht beirren und beginnt selbst nach einem Motiv bzw. dem Mörder zu suchen. Dabei werden die Fragen mehr als die Erkentnisse. Warum wohnt ein Ehepar mit Sohn in einer Mietswohnung, wenn sie am Standtrand eine Villa stehen haben? Warum lässt man sich mit 80 Jahren eine Tätowierung entfernen? Wohin verschwinden plötzlich die Sachen seines Vormieters aus dem Keller?
Aber seine Nachbarin wird nicht die einzige Tote bei seinen "Ermittlungen" bleiben...

Eins weiß ich schon jetzt. Dies war der erste Krimi, den ich von Frau Schulze Gronover gelesen habe, aber es wird nicht der letzte gewesen sein.
Das Thema Raubkunst in der Zeit des Naziregimes wurde sehr überzeugend in die Krimihandlung eingebaut. Die Hintergrundinformationen, die immer wieder leise eingetreut wurden, finde ich sehr gut.

Die Protagonisten sind, genau wie das Thema, nicht alltäglich:
Konstantin, Ex-Häftlich, betätigt sich als Ermitler. Ein Freund aus Knasttagen steht ihm dabei immer wieder zur Seite.
Eine schwergewichtige Kommissarin, die sich hier und da in die Karten sehen lässt und ihr Herz, wie ich finde, am rechten Fleck hat.
Eine gut situiertes Ehepaar mit ihrem 16-jährigen Sohn, der am Downsyndrom leidet und, nachdem er die Kommissarin kennengelernt hat, Kommissar werden will.
Konstantins Schwester, die ihm einen frühverrenteten Hund schenkt, Konstantin immer wieder am ermitteln hindern will und ein Techtelmechtel mit seinem Bewährungshelfer hat.
Und Konstantins Vermieter, ein griesgrämiger alter Herr im Rollstuhl, der Konstantinund vor allem Hund Goofy zu mögen scheint.
Alles in allem eine bunte Mischung, die für spannende und interessante Unterhaltung sorgt.

Der Schreibstil ist angenehm leicht und flüssig zu lesen und die Seiten fliegen Dank der Spannung, die sich sehr bald aufbaut nur so durch meine Finger. Überraschende Wendungen und weitere Tote sorgen dafür, dass der Spannungsbogen konstant hoch bleibt.

Die Geschichte spielt in und um Münster, eine Stadt, deren Bauwerke und Straßen immer wieder genannt werden. Die Autorin hat es mit ihren Beschreibungen geschafft, dass Münster nun auf meiner "will ich noch sehen"-Liste steht.

FAZIT:
Ein runder, spannender Kriminalfall, der durch die Protagonisten und einen interessanten Blick in die Nazivergangenheit besticht.
Ich hoffe auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leitner und Grohmann ermitteln wieder

Wundmal
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Ein Autounfall, im Kofferraum blutiges Werkzeug, bringen Kommissarin Jennifer Leitner und Staatsanwalt Oliver Grohmann auf die Spur zu einem grausamen Verbrechen. In ihrem Haus in Lemanshain wurden Galina ...

Ein Autounfall, im Kofferraum blutiges Werkzeug, bringen Kommissarin Jennifer Leitner und Staatsanwalt Oliver Grohmann auf die Spur zu einem grausamen Verbrechen. In ihrem Haus in Lemanshain wurden Galina Lasarew und ihr Enkel Arthur grausamste zu Tode gefoltert. Wer tut so etwas und vor allem warum? Bald sind Jennifer und Oliver tiefer in den Fall verstrickt, als sie sich vorstellen können.

Von der ersten Seite an hat mich die Autorin, von der ich jetzt das erste Buch gelesen habe, in die Geschichte hinein gezogen. Mit ihrem leicht zu lesenden, alles auf den Punkt bringenden Schreibstil hat sie mich gefesselt und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Geschichte mit ihren Wirrungen und Wendungen ist sehr gut durchdacht. Auch ich habe immer mal wieder gedacht, ich weiß, was abgebt. Aber dann feststellen müssen, dass mich Frau Berwein wieder auf dem Holzweg geführt hat. Die Spannung steigt von Anfang an und hält ihren Bogen konstant hoch. Mit diesem Ende und Ergebnis der Ermittlungen habe ich so nicht gerechnet. Nicht nur die beiden Protagonisten, sondern auch die Nebendarsteller werden präzise, sehr vielschichtig und detailliert beschrieben, dass ich sie in meinem Kopfkino sehr bald parat hatte. Obwohl dies das erste Buch von Saskia Berwein ist, dass ich gelesen habe, hätte ich nur ganz selten das Gefühl, mehr über die Protagonisten wissen zu müssen. Allerdings haben viele kleine Anspielungen auf ihre anderen Bücher meine Lust geweckt. Ich mag blutrünstige Krimis nicht so gern, hatte aber hier keine Schwierigkeiten, mein Kopfkino auf ein niedriges Level einzustellen und doch alles mitzubekommen. Ich finde, Saskia Berwein schafft es mit ihrer Sprache hervorragend, auch die blutrünstigste Szene "lesenswert" zu schreiben. Gut finde ich auch, dass dem Täter in kleinen Beiträge immer wieder Stimme gewährt wird und ich mich so auch in seine Situation hinein versetzen kann. Ich habe einen spannenden, abwechslungsreichen, interessanten, an einigen Stellen blutigen und vor allem sehr ehrlich geschriebenen Thriller gelesen. Ich hatte Gänsehaut und habe mit den Protagonisten gelitten und gebangt. Vor allem hatte ich mal wieder ein unvergleichlich gutes Leseerlebnis. Vielen Dank dafür.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mord bei den Pfadfindern

Nachtruhe
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Kriminalhauptkommissar Malte Jacobsen bekommt einen Fall nicht aus dem Kopf und sein Leben nicht mehr in den Griff. Auf Anraten seines Chefs wird er nach Waiblingen ins Schwabenland versetzt. Seine Schwester ...

Kriminalhauptkommissar Malte Jacobsen bekommt einen Fall nicht aus dem Kopf und sein Leben nicht mehr in den Griff. Auf Anraten seines Chefs wird er nach Waiblingen ins Schwabenland versetzt. Seine Schwester Heike lebt mit Mann und Sohn in Backnang und ist sofort bereit, ihren Bruder bei sich aufzunehmen, bis er eine eigene neue Bleibe hat.
Noch nicht richtig in seinem neuen Job angekommen muss er sich mit einem Mordfall befassen: Peter von Weyen, der Chef einer Pfadfindertruppe wird erhängt auf einem privaten Zeltplatz in der Nähe von Murrhardt gefunden. Schnell ist klar - es war Mord.
Zusammen mit seiner neuen Kollegin Melanie Brendel beginnt er mit den Ermittlungen.
Dann wird in einem nur wenig tiefen nahegelegenen Fluss die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Auch sie hatte Verbindungen zu den Pfadfindern.
Hängen die beiden Fälle vielleicht zusammen?

In diesem Regionalkrimi geht es zum einen um Mobbing und zum anderen um Kindesmissbrauch. Beides ist in diesem Krimi sehr gut und einfühlsam verarbeitet.

Die einzelnen Charaktäre sind detailliert und anschaulich ausgearbeitet. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, die richtig gut hervorgehoben sind. Meine Sympathien und Antipathien hatte ich daher schnell vergeben.
Besonders ins Herz geschlossen habe ich von Anfang an Malte Jacobsen in seiner empathischen, ruhigen, kollegialen Art und mit seinem ganz eigenen Humor. Aber auch der Sohn des Opfers Lukas von Weyen habe ich gleich ins Herz geschlossen.

Der Mordfall an sich ist sehr gut nachvollziehbar. Der Spannungsbogen steigt gleich zu Anfang recht hoch und bleibt auch dort, was mich zum einen erstaunt hat, zum anderen konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Allerdings hat mich die Autorin, das gebe ich zu, immer wieder auf falsche, sehr gut erdachte Fährten gesetzt, die allerdings im Nichts verlaufen sind. Den Schluss und die Aufklärung hatte ich so nicht erwartet.

Die Gegend in der ermittelt wird, wird sehr anschaulich beschrieben. Ich habe Lust bekommen, mir auch dieses Stück Baden-Würtemberg mal näher anzuschauen.

Wer einen gut durchdachten Krimi mag, der in einer wunderschönen Gegend spielt, spannend und auch noch informativ ist, der ist hier genau richtig.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich bald wieder mit den beiden sympathischen Kommissaren ermitteln könnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein gelungener Jugendthriller

Morgen wirst du sterben
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Sophia Rothe und ihr Bruder Moritz leben mit ihren Eltern wohl behütet in Düsseldorf. Julia Klaussen lebt jetzt in Hamburg und will Schauspiel studieren. Philip lebt in München, verdient als Jungunternehmer ...

Sophia Rothe und ihr Bruder Moritz leben mit ihren Eltern wohl behütet in Düsseldorf. Julia Klaussen lebt jetzt in Hamburg und will Schauspiel studieren. Philip lebt in München, verdient als Jungunternehmer richtig gutes Geld und will demnächst seine kapriziöse Freundin heiraten.
Allem Anschein nach haben die vier jungen Leute nichts miteinander zutun. Das änder sich, als alle vier Emails von einem Unbekannten bekommen, der ihnen mitteilt, dass sie am 2. Juli sterben werden...

Ich war gespannt, wie es ist, einen Jugendthriller von Gina Mayer zu lesen. Und ich bin überrascht, wie gut ihr der Einstieg in dieses Genre gelungen ist und hoffe, dass es weitere Thriller für Jugendliche geben wird.

Auch der Aufbau hat mir gut gefallen. Im ersten Drittel werden die vier Jugendichen mit ihrem familiären Hintergrund und ihren Stärken und Schwächen vorgestellt. Sympathien und Antipathien lassen sich von meiner Seite aus schnel vergeben. Dann entwickelt sich um diese Vier herum eine spannende, absolut nachzuvollziehende Geschichte, in der, wie ich finde, Moritz etwas zuwenig Beachtung bekommt. Auch ein kleiner Junge bekommt immer wieder Raum für seine Betrachtungen. Ich hatte gleich den Verdacht, dass es sich hier um die kindlichen Gedanken des Emailschreibers handeln könnte.

Eine gute durchdachte Geschichte, ohne Blutvergießen, trotzdem sehr spannend, fesselnd, interessant und nicht nur für Jugendliche lesenswert.