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Veröffentlicht am 19.02.2018

Mord auf der Weide

Rindsmord
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Auf einer Weide in Söderbrock in der norddeutschen Provinz wird ein Mann gefunden, zu Tode getrampelt durch den kleinen normalerweise harmlosen Dexterbulle Oblivion "Olli". Nach und nach stellt sich heraus, ...

Auf einer Weide in Söderbrock in der norddeutschen Provinz wird ein Mann gefunden, zu Tode getrampelt durch den kleinen normalerweise harmlosen Dexterbulle Oblivion "Olli". Nach und nach stellt sich heraus, dass der tote Bankdirektor Kurt Westermann ein Doppelleben geführt hat und dass seine Geschäfte sich nicht nur auf die Bank bezogen, sondern er auch mit Hinterziehung und Geldwäsche zu tun hatten. Ausserdem war er der holden brünetten Weiblichkeit mehr als zugetan.
Für die Kommissare Petersen und Hansen stellt sich eine schwierige Aufgabe. Viele Verdächtige aber kein Motiv. Hier ist Kleinstarbeit gefragt.

Für mich ist es das erste Zusammentreffen mit den Kommissaren Piet Petersen, der die Gedanken an seine getötete Frau nicht abstellen kann und Holger Hansen, der einfach zu gut ist für diese Welt. Die Beiden gefallen mir sehr gut, haben sie doch im Gegensatz zu vielen anderen Ermittlern derzeit ein ganz normales privates Leben, wobei Petersen immer noch mit den Dämonen seiner Vergangenheit mit dem Anlitz und dem Lachen seiner Frau kämpft. Bei diesen Beiden handelt es um die absoluten Hauptpersonen in dieser Geschichte. Die anderen Handelnden finde ich zum Teil sehr interessant. Sie bleiben für mich allerdings etwas blass und unausgereift zurück.

Die Geschichte spielt in der norddeutschen Provinz. Ich würde diesen Krimi aber nicht als Regionalkrimi einstufen, da man von Land und Leuten nicht viel mitbekommt, ausser den Stellen, an denen die Kommissare ihre Ermittlungen ausführen.
Interessant waren für mich die Ausflüge in die Kunstszene. Die von Alsleben hergestellten Exponate hatte ich direkt vor Augen.

Fazit:
Ein leichter Krimi mit zwei Ermittlern mit viel Potential und einem spannenden Plot, der mich aber wegen des unausgereiften Endes etwas enttäuscht zurück gelassen hat.

Veröffentlicht am 15.02.2018

Hannes Jensen und die Liebe

Er
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Hannes Jensen, der ehemalige Inspecteur der Polizei in Brügge hat sich langsam an die Einsamkeit mit Hund gewöhnt. Seine blinde Freundin Annick, die ihn jahrelang betrogen hatte, hat ihn Richtung New York ...

Hannes Jensen, der ehemalige Inspecteur der Polizei in Brügge hat sich langsam an die Einsamkeit mit Hund gewöhnt. Seine blinde Freundin Annick, die ihn jahrelang betrogen hatte, hat ihn Richtung New York verlassen, ihm aber ihren Blindenhund dagelassen, der sich nun an Jensen gewöhnen muss. Als Jensen zur Beerdigung seiner Schwester Franziska nach Berlin reist, lernt er in einem Blumenladen Lea kennen. Senen Hund vergsst er, angebunden vor dem Blumemladen. Lea erbarmt sich des armen Geschöpfes und so kommen sich Lea und Hannes über den Blindenhund, den Lea gerne für ihre Tochter Toni hätte, näher. Aber Jensen scheint nicht für die Liebe gemacht zu sein. Er wittert auch bei Lea einen Anderen. Eifersucht macht sich breit und lässt Jensen nicht mehr los.
Lea, die auf einer kleinen schottischen Insel geboren und mit 17 schwanger wurde, sollte zwangsverheiratet werden und ist damals nach Berlin geflohen. Ihre Kontakte zur Heimat hat sie abgebrochen. "Er" ist der zweite Mann in Leas Leben, den Jensen meint unbedingt finden zu müssen.
Lea ist diejenige, die die beiden Erzählstränge der Geschichte zusammen hält. Da ich Hannes Jensen erst hier kennenlerne, habe ich noch kein Bild von ihm. Leider bekomme ich das auch nicht, als die Geschichte auserzählt ist. Er wirkt auf mich blass, emotionslos ausser der Eifersucht, die ihn um treibt.

Linus Reichlin versteht es meisterhaft die zwei Handlungsstränge, die vorerst jeder für sich steht, ganz langsam miteinander zu verknüpfen, wobei ich das Gefühl hatte, dass Lea hier sehr viel mehr Raum einnimmt als Jensen.

Obwohl ich diese Geschichte nicht als Krimi einstufen würde, baut sich doch durch Jensens Eifersucht und vor allem durch die Zeitenwechsel eine differenzierte Spannung auf, die ich manchmal meine greifen zu können.

Ich gestehe, dass ich anfangs recht mühselig in die Geschichte hinein gekommen bin. Aber gut, dass ich nicht aufgegeben habe. Als ich mich an den Erzählstil gewöhnt hatte, kam bei mir eine richtige Lust auf weiterzulesen um endlich dem Geheimnis von Lea auf den Grund zu kommen. Es hat sich gelohnt, diesen charakterstarken, sehr ruhigen und berührenden Roman bis zum Ende zu verfolgen.

Hier geht es nicht um kriminalistische Spitzfindigkeiten, sondern um eine spannende Geschichte über Gefühle, Eifersucht und die Qual, sie zu überwinden um die Liebe vorbehaltlos genießen zu können.

Veröffentlicht am 20.01.2018

Eine Frau sucht ihren Weg

Der andere Sohn
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Dottie, die letzte und beste Freundin von Alice hat ihren Mann verlassen und ist in ihrer selbst gewählten Einsamkeit sehr glücklich. Auf der Fahrt zur Beerdigung eines alten Freundes und Arbeitskollegen ...

Dottie, die letzte und beste Freundin von Alice hat ihren Mann verlassen und ist in ihrer selbst gewählten Einsamkeit sehr glücklich. Auf der Fahrt zur Beerdigung eines alten Freundes und Arbeitskollegen von Ken macht sich Alice Gedanken über 50 Jahren Gleichgültigkeit, unsinnige Wutausbrüche, Schlägen und geistige Einsamkeit in ihrer Ehe. Was zu Beginn ihrer Bekanntschaft früher funkelnd und verlockend aussah, wirkt heute kalt, verstaubt und abgenutzt. Mutosigkeit tropft aus jeder Zeile. Alice ist erschöpft, ausgelaugt und zutiefst deprimiert. Bis sie beschließt, ihren Sohn Matt in Südfrankreich zu besuchen.

Durch die Erzählung der Geschichte in der Gegenwart bin ich noch näher an Alices Seite und noch tiefer im Geschehen drin. Alice ist eine Frau, deren Verhalten für mich nur schwer nachvollziehbar ist. Seit Jahren von ihrem Mann gedemütigt und geschlagen, verteidigt sie ihn immer wieder, sieht die Schuld meist bei sich selbst. Findet aber endlich den Mut Ken, erstmal für eine kurze Zeit, zu verlassen und ihren Sohn Matt, den sie sehr selten sieht, in Aix-en-Provence zu besuchen. Mir hat hier besonders die feinfühlige Art sehr gut gefallen, mit der Nick Alexander bzw. der Übersetzer Alex Wolf Alice in ihrem Kummer und ihrer Negativität beschreibt. Sehr schön finde ich die Entwicklung, die sie hier mitmacht.

Ich lerne Alice´ ganze Familie kennen. Aber besonders Natalja, die russische Frau von Tim kommt anfangs mit ihren Gefühlen und unergründlichen Launen, meistens schlechten, in einem sehr negativen Bild daher. Sie hat es in meinen Augen geschafft, dass die Söhne Alex und Boris genau so unzufrieden sind wie sie. Grund dafür sehe ich, und wenn Nat darüber nachdenkt selbst auch so gar keinen. Das Handwerk der Manipulation beherrscht sie hervorragend. Ich mochte sie nicht. Bis Alice auf der Flucht vor ihrem Mann bei ihrem Sohn bzw. ihrer Schwiegertochter Schutz sucht. Da kommt aufeinmal eine ganz andere Nat zum Vorschein. Lebendige, echte und vielschichtige Protagonisten bringen in die oft düstere Geschichte richtig Farbe.
Überhaupt leben die Personen mit denen ich es in England zutun habe irgendwie zwei Leben, haben sich eine Fassade aufgebaut. Ganz anders die Menschen in Südfrankreich. Sie sind offen und herzlich und bemüht, dass Alice endlich positive Seiten an ihrem Leben entdeckt.

Kein einfacher Familienroman, eher die Bewältigung von Lebensfragen. Ich habe meine Zeit gebraucht um mich auf das Buch, auf Fragen, die auch ich mir gestellt habe, und seine Menschen einlassen zu können. Aber ich habe es nicht bereut dran geblieben zu sein. Ein Roman, der die Hoffnung vermittelt, dass es nie zu spät ist, etwas an seinem Leben zu ändern.

Veröffentlicht am 10.01.2018

Wenn Renate eine Reise tut...

Besser als Bus fahren
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Renate Bergmann, 82, 4-fach verwitwet, geht mit ihrer besten Freundin Gertrud Gans für 3 Wochen auf Kreuzfahrt. Das ist zwar teuer, aber immer noch billiger als ein Tag im Altenheim. Und es ist alles inklusive; ...

Renate Bergmann, 82, 4-fach verwitwet, geht mit ihrer besten Freundin Gertrud Gans für 3 Wochen auf Kreuzfahrt. Das ist zwar teuer, aber immer noch billiger als ein Tag im Altenheim. Und es ist alles inklusive; man gönnt sich ja sonst nix.

Nach "Das bisschen Hüfte, meine Güte..." ist dies das zweite Buch der Online-Oma, das mir viel Spaß bereitet hat. Die Reportage einer Seefahrt liest sich leicht und flüssig. Die Protagonisten sind sehr gut vorstellbar und ich bin sofort mit auf´m Schiff und bei Schritt und Tritt hinter Renate her. Wenn ich demnächst einkaufen gehe, werde ich bei C&A und H&M bestimmt an Charme & Anmut und an Mager & Hager und vor allem Renate Bergmann denken müssen.

Vieles ist überspitzt dargestellt, macht aber nix, regt häufig zum Schmunzeln an. Es beginnt schon vor der Reise beim Abhaken der Punkte aus der ACDC-Broschüre, an was man alles denken muss. Oder am Flughafen, wo Gertrud in den Körperscanner soll, was ja gar nicht geht. Ob sie, endlich auf dem Schiff angekommen, verzweifelt nach Sascha Hehn sucht, weil - auf´m Prospekt is er ja auch drauf. Oder ob sie an Backbord nach dem Ofen mit dem frischen Brot sucht. Oder ob ihre Gertrud meint, ein Einbrecher sei an ihrer Tür und.... Das sollten sie alles selbst lesen. Kein Fettnäpfchen ist vor den Freundinnen sicher. Aber ohne Aufsehen da wieder rauszukommen, die Kunst behrrscht Renate grandios.
Bei ihren Sprüche sehe ich immer ein kleines Zwinkern im Auge.

Besonders gut gefallen haben mir ihre eindringlichen Gedanken zum Thema Freundschaft. Das bringt sie sehr gekonnt auf den Punkt. Wobei es mit Gertrud ja auch nicht immer einfach ist.

Ich hatte einige witzige Lesereisestunden mit zwei sehr netten alten Damen auf dem Traumschiff. Nu is aber auch mal wieder gut für ´ne Weile.

Veröffentlicht am 01.01.2018

Emily Baxter hat Potential

Hangman. Das Spiel des Mörders (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 2)
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An der New Yorker Brooklyn Bridge hängt ein Toter - William Fawkes. Auf seiner Brust hat der Mörder das Wort "Köder" eingeritzt. Soll damit Scotland Yard Detectiv Chief Inspector Emily Baxter angelockt ...

An der New Yorker Brooklyn Bridge hängt ein Toter - William Fawkes. Auf seiner Brust hat der Mörder das Wort "Köder" eingeritzt. Soll damit Scotland Yard Detectiv Chief Inspector Emily Baxter angelockt werden, die vor 1 1/2 Jahren die legändären Ragdoll-Morde mit gelöst hat? Handelt es sich hier nur um einen Trittbrettfahrer oder steckt da doch mehr dahinter? Als der Serienkiller Lethaniel Masse im Hochsicherheitstrakt des Londoner Gefängnisses aufgehängt wird, der Mörder im gleichen Moment Selbstmord begeht und Baxter bei der anschließenden Gefängnisrevolte leicht verletzt wird, fliegt sie zusammen mit Damien Rouche vom CIA in die USA...

"Hangman" ist nach "Ragdoll", den ich noch nicht kenne, der zweite Thriller um Detectiv Chief Inspector Emily Baxter. Vielleicht hätte ich den ersten Fall zuerst lesen sollen. Dann wären mir einige Sachen vielleicht klarer gewesen und einige Fragen hätten sich erst gar nicht gestellt. Da ich aber hier mit der Schnelligkeit und vor allem der Sprunghaftigkeit nicht so zurecht gekommen bin, werde ich mir Ragdoll nicht antun, sondern eher auf einen dritten Fall warten.

Daniel Cole schafft es sehr schnell, einen Spannungsbogen aufzubauen, bei dem mir der Atem stockt, der aber leider genau so schnell wieder zusammen fällt, sich wieder aufbaut und ab der zweiten Hälfte rasant Fahrt aufnimmt. Das macht das Lesen an manchen Stellen für mich etwas langatmig. Gerade im Mittelteil der Geschichte treten die Ermittler auf der Stelle, behindern sich sogar gegenseitig, mit meiner Logik komme ich da nicht weit. Neben der Spannung fehlt es aber an manchen Stellen auch nicht an Komik bzw. Humor, was mir gut gefallen hat.

Insgesamt lässt sich der Thriller leicht und schnell lesen. Die meist kurzen Kapitel lassen mir gerade in der zweiten Hälfte immer wieder Zeit zum aufatmen. Dass Prolog und Epilog zusammen gehören finde ich weniger gut. Der Cliffhanger am Schluss lässt auf einen weiteren Fall um Emily Baxter schließen.

Emily Baxter gefällt mir in ihrer gradlinigen, manchmal aber auch schroffen Art und ihren Ecken und Kanten ganz gut. Hier und da lernt man auch ihre weiche Seite kennen. Damien Rouche ist ebenfalls gut vorstellbar skizziert und mir sympathisch. Allerdings fehlt mir bei beiden Protagonisten etwas der Tiefgang. Auch die anderen Handelnden kann ich mir nur schemenhaft vorstellen. Vielleicht hätte ich doch nicht mit Teil 2 beginnen sollen?

Insgesamt habe ich einen spannenden, teilweise blutigen, rasanten, manchmal auch etwas langatmigen Thriller gelesen, der mich speziell ab der Hälfte stark gepackt hat. Kein Fall für schwache Nerven.