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Veröffentlicht am 15.09.2016

Sein emotionalster Fall

Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod
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„Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod“ ist bereits der 3. Fall, bei dem ich mit dem manchmal mürrischen, aber auch sehr seniblen und menschlichen Commissario und seiner deutschen Bekannten Lissie von ...

„Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod“ ist bereits der 3. Fall, bei dem ich mit dem manchmal mürrischen, aber auch sehr seniblen und menschlichen Commissario und seiner deutschen Bekannten Lissie von Spiegel, die an Gedächtnisverlust leidet, in und um Meran ermitteln darf. Gleich auf den ersten Seiten bekomme ich es mit der Angst zutun, denn der Commissario erwägt seinen Selbstmord. Sein junger Freund Paul weiß dies mit einem seiner makaberen Scherze im letzten Moment zu vereiteln, was mich schon wieder zum Schmunzeln brachte.

Dann wird der Commissario mit seinem ersten Fall konfrontiert, der bereits vor 20 Jahren als nicht abgeschlossen zu den Akten gelegt wurde: im kleinen Bergdorf Katharinaberg nicht weit von Meran wurde damals ein dreijähriger Junge entführt. Bei Abrissarbeiten von 2 Häusern in Katharinaberg stoßen die Arbeiter auf das Skelett eines Kindes – wie sich herausstellt, des damals verschwundenen Johannes. Pavarotti beginnt die damaligen Versäumnisse aufzuarbeiten und hofft, endlich den Täter stellen zu können.

Außerdem muss er Lissie von Spiegel, die er aus dem Spital abgeholt hat, endlich beichten, dass er es war, der die Kugel abgefeuert hat, die sie in ihr Vergessen gestürzt hat.


In diesem neuen Fall nimmt mich die Autorin mit in ein kleines Bergdorf mit seinen Einwohnern, von denen jeder etwas zu verbergen scheint. Nicht nur einmal haben sich meine Härchen an den Armen aufgestellt und mir lief eine Gänsehaut den Rücken runter. Allesamt sind die Charaktere gut vorstellbar und in vielen Schattierungen mit ihren Eigenheiten gezeichnet. Durch die oft bildhafte Sprache erstellt sich die Szenerie vor meinem inneren Auge und ich bin mittendrin in der Geschichte. Aber einfach mal schnell durchlesen geht hier gar nicht. Dazu hat die Autorin die Geschichte viel zu komplex gestaltet, viele Wendungen eingebaut, immer wieder neue Personen auftreten lassen, die ich für den Täter hielt und leider bin ich bis zur Auflösung nicht drauf gekommen, wer denn nun der Täter ist.

Aber nicht nur Pavarotti ermittelt, sondern auch Lissie von Spiegel versucht auf ihre Weise etwas aus den Dorfbewohnern herauszukitzeln und schreibt darüber ein Buch. Ich freue mich mit ihr, wenn immer mal wieder ein kleines Fitzelchen aus ihrer vergessenen Welt auftaucht und ihre permanente Suche nach ihrer Vergangenheit ganz kleine Erfolge bringt.

Die kurzen Kapitel mit einer stetig ansteigenden Spannung haben es mir schwer gemacht, das Buch auch mal aus der Hand zu legen. Die Zeitsprünge, die immer wieder mal einfließen und mich manche der Bewohner sogar etwas besser verstehen lassen, bauen die Spannung nicht ab, sondern steigern sie eher noch.

Wer einen Krimi mit wenig Blutvergießen lesen und sich mit den seelischen Abgründen einiger Dorfbewohner befassen mag, der ist hier genau richtig. Ein Buch, über das man auch sehr gut diskutieren kann.

Ich habe das Lesen sehr genossen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gelungener Einstand einer neuen Ermittlerin

Eisenberg
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Am Flaucher, einem Isarabschnitt in München, wird eine junge Frau erstochen aufgefunden. Ihre Hände sind am Kopf angenagelt. Die Verteidigung des obdachlosen Täters übernimmt die renommierte Münchner Anwältin ...

Am Flaucher, einem Isarabschnitt in München, wird eine junge Frau erstochen aufgefunden. Ihre Hände sind am Kopf angenagelt. Die Verteidigung des obdachlosen Täters übernimmt die renommierte Münchner Anwältin Rachel Eisenberg. Sie erlebt eine große Überraschung, denn der mutmaßliche Täter ist Heiko Gerlach, der weltbekannte Physikprofessor, mit dem sie vor vielen Jahren liiert war. Gerlach gesteht, widerruft und Rachel tut alles, um ihn zu entlasten.

Zur gleichen Zeit wird eine junge Frau mit ihrer kleinen Tochter vermisst. Die Beiden sind aus Angst vor Blutrache aus dem Kosovo geflohen. Ihre Freundin in München gibt eine Vermisstenanzeige auf, die aber zu keinem Ergebnis führt.

Ob und wenn ja, wie, stehen die beiden Fälle im Zusammenhang?


Bisher kannte ich nur die Tegernsee-Krimis von Andreas Föhr und war sehr gespannt, auf seinen neuen Krimi. Die Ermittlerin diesmal eine Anwältin und der Schauplatz in München.

Der Fall des Heiko Gerlach ist sehr gut konstruiert. Die Spannung baut sich kontinuierlich auf, fällt dann ab, als ich glaubte, der Fall sei gelöst und schießt aber dann nochmal richtig hoch. Immer wieder kam ich beim Lesen ins Grübeln, miträtseln, um dann festzustellen, dass mich der Autor wieder auf einer falschen Spur gelockt hatte. Das überraschende Ende hatte ich so absolut nicht vermutet.

Rachel Eisenberg, die neue Ermittlerin, ist mir von Anfang an sehr sympathisch. Ihre erfrischende Art zu ermitteln ist nicht immer gesetzeskonform, aber manchmal geht es einfach nicht anders. Auch bei den übrigen Protagonisten, die ich sehr lebendig und authentisch gezeichnet empfinde, habe ich meine Sympathien und auch meine Antipathien schnell vergeben.

Immer mal wieder blitzt der ganz eigene Humor des Autors durch und lockert den Fall auf. Die Einblicke ins Privatleben der Anwältin, ihrer Tochter und ihres Exmannes machen die Geschichte erst so richtig menschlich.

Ich habe einen überaus gelungenen, spannenden Kriminalfall gelöst. Und ich freue mich sehr, dass es weitere Fälle mit Rachel Eisenberg geben wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fanni Rot´s neunter Fall

Milchlinge
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Hobbyermittlerin Fanni Rot weilt mit ihrem Lebensgefährten Sprudel in Bad Kötzting und erhofft sich von der chinesischen Medizin im Behandlungszentrum, dass sie ihr verlorenes Gedächtnis wiederfindet. ...

Hobbyermittlerin Fanni Rot weilt mit ihrem Lebensgefährten Sprudel in Bad Kötzting und erhofft sich von der chinesischen Medizin im Behandlungszentrum, dass sie ihr verlorenes Gedächtnis wiederfindet. Stattdessen findet sie im ortsansässigen Möbelhaus bald den ersten Toten. Und natürlich kann sie die Ermittlungen nicht allein dem pflaumennasigen Kommissar Brandl überlassen, sondern muss selbst wieder tatkräftig mitmischen.

Mit ihrem neunten Fall für Fanni Rot hat Jutta Mehler einen Krimi der leichten Sorte vorgelegt. Was aber nicht heißt, dass es hier an Spannung fehlt. Im Gegenteil: immer wieder ergeben sich neue Ansatzpunkte, immer neue Wendungen machen das Ermitteln nicht einfach. Es bleibt auch nicht bei einem Toten. Und immer bin ich, auch dank Fannis Gedanken, die sich immer wieder selbstständig machen, mittendrin.
Nur die Auflösung des Falles kam mir zum Ende hin etwas zu schnell daher.

Bei Wanderungen und Spaziergängen von Fanni und Sprudel lerne ich die Gegend in und um Kötzting kennen. Muss eine schöne Gegend zum Wanderurlauben sein; die Beschreibungen hören sich richtig einladent an.

Ein neuer Fall, bei dem man nicht unbedingt die vorhergehenden Bücher gelesen haben muss; was aber den Einstieg und dadurch das Kennenlernen der Personen etwas einfacher macht.
Witzig und humorvoll mit einer Prise Spannung kommt das Buch mit wenig Blutvergießen aus und hat mich trotzdem sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mord am Friedhof

Schnapspralinen
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Auf dem Friedhof des beschaulichen rheinländischen Örtchens Kessenich findet eine Besucherin die übel zugerichtete Leiche von Lehrer Wolfram Lebrecht. Dem Mann, der im Ort bei seinen Mitmenschen nicht ...

Auf dem Friedhof des beschaulichen rheinländischen Örtchens Kessenich findet eine Besucherin die übel zugerichtete Leiche von Lehrer Wolfram Lebrecht. Dem Mann, der im Ort bei seinen Mitmenschen nicht sehr beliebt war, wurde der Schädel eingeschlagen. Jede Menge Spuren, die alle irgendwie ins Nichts laufen und für Kriminalhauptkommissar Christian Wörner und seine Kollegin Sophie Lange viel Arbeit. Unterstützung bekommen die Beiden durch Seniorenheimbewohnerin Agathe Hutschendorf, ihrer Freundin Margot Pütz und Britta, der Lebensgefährtin von Wörner. Insgesamt eine muntere Truppe, die die Ermittlungen zum Genuss und manches Mal zum Lachvergnügen werden lassen. Aber auch ernste Töne werden in der Geschichte laut und gut verarbeitet.

Nach den ersten beiden Fällen "Schnapsleiche" und "Schnapsdrosseln" kommen nun die "Schnapspralinen" an die Reihe, die in diesem Fall immer mal wieder eine Rolle spielen. Besonders Agathe ist ihnen sehr zugetan, nimmt die ein oder andere bereits zum Frühstück und lockert ihren Gesprächspartnerinnen die Zunge.

Ja, Agathe, die es ihren Freundinnen nicht immer leicht macht, hat mir manche Lachträne im Auge beschert. Zusammen mit Margot und Sophie bildet sie ein unschlagbares Trio, dass trotz allem Humor den ein oder anderen Hinweis zu den Ermittlungen geben kann.

Spannung steht nicht hinten an in diesem Krimi. Aber die Autorin versteht es super, die spannenden Teile mit den witzigen Eskapaden so zu vermischen, dass die Spannung immer ein kleines bisschen im Vordergrund steht. Die dauernden Wendungen und falschen Fährten haben auch mich bis zum Schluss auf Abstand zum Mörder gehalten. So hatte ich die Auflösung nicht erwartet.

Ein spannender Krimi mit einer gehörigen Portion Witz, der das Lesen für mich zu einem Genuss gemacht hat!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Traumurlaub mit Hindernissen

Flaschendrehen furioso
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Carlo Mangold, seine Freundin Anna und seine Schwester Elli machen sich von München aus auf den Weg in ihr Feriendomizil in Bella Italia. Dort angekommen stoßen sie auf Heiko Behlow und seine Freundin ...

Carlo Mangold, seine Freundin Anna und seine Schwester Elli machen sich von München aus auf den Weg in ihr Feriendomizil in Bella Italia. Dort angekommen stoßen sie auf Heiko Behlow und seine Freundin Sandra aus Leipzig, die sich schon häuslich eingerichtet haben und auf die flippige Tina mit ihrem verschrobenen Freund Lutz aus Berlin-Kreuzberg. Alle haben einen Schlüssel zu ihrer Ferienvilla und auch schon die Miete bezahlt. Hier ist erstmal Stress vorprogrammiert. Nur wenn Hobbykoch Carlo sein Essen zaubert herrscht für eine kurze Zeit Frieden. Dann kommt Tina auf die Idee Flaschendrehen zu spielen. Im Laufe der Stunden und mit viel Rotwein zeigt jeder sein wahres Gesicht - und das gefällt nicht jedem der Anwesenden. Hier kommt so einiges ans Licht, was nicht jeder wissen will. Diese eine Nacht verändert alles.

Die 7 so total verschiedenen Charaktäre, die ich im Laufe der Geschichte immer besser kennenlerne, in dieser Geschichte unterzubringen ist John Friedmann überaus gut gelungen. Herrlich erfrischende Dialoge, eine Prise Melancholie, Sarkasmus und Witz und schon entsteht beste Unterhaltung. Sätze wie "Hätte er / sie gewusst..." lassen eine gewisse Spannung aufkommen und den Wunsch, unbedingt weiter lesen zu wollen. Einzig der Schluß ist mir zu konstruiert und unglaubwürdig. Hier wäre etwas weniger viel mehr gewesen.

Ich habe die Geschichte eines verunglückten Traumurlaubes gelesen, den ich so ganz bestimmt nicht machen möchte, wurde gut unterhalten und freue mich auf Mehr von John Friedmann.