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Veröffentlicht am 15.09.2016

Vergangenheitsbewältigung

Totengebet
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Israel 1987
Eine junge Frau wartet in Haifa auf ihren Liebsten, der aber nicht kommt.

Berlin 2016
Rechtsanwalt Joachim Vernau wird in eine Schlägerei mit 2 Neonazis verwickelt und am nächsten Tag in den ...

Israel 1987
Eine junge Frau wartet in Haifa auf ihren Liebsten, der aber nicht kommt.

Berlin 2016
Rechtsanwalt Joachim Vernau wird in eine Schlägerei mit 2 Neonazis verwickelt und am nächsten Tag in den Printmedien als Held gefeiert.
Und da ist dann noch Rachel…

In ihrem neuesten Roman um den Berliner Rechtsanwalt Joachim Vernau nimmt mich Elisabeth Herrmann mit nach Israel. Hier hat Vernau mit 3 Freunden 1987 in einem Kibbuz gearbeitet, gefeiert und sein Leben so weit es ging genossen. Dieses Leben holt ihn in Berlin 29 Jahre später wieder ein.
Sehr gut gefallen mir die Beschreibungen des damaligen Lebens im Kibbuz und interessant war es zu lesen, wie sich dort alles verändert hat – immer aus der Sicht von Joachim Vernau. Wenn er ins Spiel kommt, wird der Krimi aus seiner Sicht erzählt, was mich noch näher an ihm dran sein lässt.
Der Kriminalfall selbst ereignete sich in der Vergangenheit, was die Geschichte etwas verzwickt macht und Vernau immer wieder auf Blockaden stoßen lässt. Zu Hilfe kommt ihm auch hier immer wieder seine ehemalige Kanzleikollegin Marie-Luise, die ich schon in den vorhergehenden Fällen kennenlernen durfte. Auch seine Mutter und ihre Freundin Hüthchen sind wieder, wenn auch nur ganz kurz, von der Partie. Aber auch die neuen Protagonisten mit ihren verschiedenen Lebenswegen finde ich so scharf, einzigartig und farbig beschrieben, dass sie sich von Anfang an einen Platz in meinem Kopfkino ergattert haben.
Auch in diesem neuen Fall hat es die Autorin geschafft, mich von ihrer Schreibkunst zu überzeugen. Es macht einfach Spaß, sich mit ihr auf immer neue Wege zu begeben und Neues kennenzulernen. Ich habe den Abstecher in den Kibbuz mit seinen Verwirrungen und Irrungen sehr gerne gelesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein neuer Fall für Katz und Mayer

Flamencopassion
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In Wien werden kurz nacheinander zwei nackte Männerleichen gefunden. Sie stammen aus verschiedenen Millieus, haben anscheinend keine Gemeinsamkeiten bis auf die Bekanntschaft zu Esma, eine der bedeutendsten ...

In Wien werden kurz nacheinander zwei nackte Männerleichen gefunden. Sie stammen aus verschiedenen Millieus, haben anscheinend keine Gemeinsamkeiten bis auf die Bekanntschaft zu Esma, eine der bedeutendsten Flamencotänzerinnen in Wien. Und auch die Ehefrauen der Beiden tanzen Flamenco. Doch Esma ist nicht auffindbar.
Ein neuer Fall für den Wiener Chefinspektor Karl Maria Katz und Gruppeninspektorin Daniela Mayer.

Dies ist bereits der 4. Fall ist, bei dem ich mit Katz und Mayer mit ermitteln darf. Da ich vom ersten Fall an mit dabei bin, habe ich die Beiden und ihr Team schon so gut kennengelernt, dass es ist, wie zu Freunden nachhause zu kommen. Ich liebe Schmitz mit seinem kölschen Dialekt, Kevin, der sich immer besser ins Team integriert und langsam auftaut oder die Zahnstocher, die Dani dauernd kaut. Aber auch ohne die Kenntnisse aus den ersten Fällen kann man den neuen Fall gut lesen.

Ich finde es gut, dass die beiden Ermittler so normal sind. Obwohl Karl Maria mit seinem Freund Alex Ritter, einer sehr schillernden Persönlichkeit und Danielas Vermieter, zusammen ist und auch Daniela eher die Frauen liebt. Sabina Naber geht mit dem Thema der andersartigen Geschlechtlichkeit ganz normal um. So sollte es ja eigentlich auch sein. Witzig wie immer die kleinen Kabbeleien zwischen Katz und Mayer. Sabina Naber hat überhaupt die Gabe, ihren Personen und auch den Schauplätzen richtig Leben einzuhauchen. Ich fühle mich immer wie mittendrin.

In diesem Fall spielt der Flamenco eine sehr große Rolle. Bis auf einen Auftritt in Spanien hatte ich bisher keine weiteren Bezugspunkte zu diesem Tanz. Aber wenn Sabina Naber darüber schreibt und man darüber liest, steckt es einen an. Sehr interessant fand ich die Unterschiede zwischen dem traditionellen Flamenco und der sehr modernen Ausführung. Der Abend der Fiesta hat mich mit allen Sinnen mitgerissen.

Der Kriminalfall selbst ist gut nachvollziehbar und spannend aufgebaut. Ich habe mich immer wieder auf neue Fährten eingelassen, musste aber bis zum Schluss einsehen, dass ich mich dank Sabinas Verführungskunst immer wieder verlaufen hatte.

Auch diesmal greift die Autorin das ein oder andere gesellschaftliche Thema auf - z.B. Rauchfreiheit in Lokalen - was gut in die Geschichte eingewoben ist. Auch die wienerischen Ausdrücke kann man sehr gut verstehen. Wenn nicht, sind sie am Fußende erklärt.

Leider wurde auch dieser Fall wieder viel zu schnell aufgeklärt. Aber es gibt ja ein Wiederlesen. Und darauf freue ich mich schon heute.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kari Blom - Undercover auf Sylt

Sylter Affären
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Karoline Dahl wird von ihrem Chef und Freund Ole Lund nach Sylt geschickt, um dort undercover die Machenschaften eines Bauunternehmers aufzudecken. Mit neuem Namen und neuer Identität reist sie an, wird ...

Karoline Dahl wird von ihrem Chef und Freund Ole Lund nach Sylt geschickt, um dort undercover die Machenschaften eines Bauunternehmers aufzudecken. Mit neuem Namen und neuer Identität reist sie an, wird gleich am ersten Abend zur Eröffnung eines neues Restaurants des Baulöwen eingeladen. Am nächsten Morgen ist Siegmund Jahnke tot - und Kari steht im Verdacht, den Baumogul erstochen zu haben...

Dies ist wieder einmal ein Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite eingefangen hat. Nicht nur die farbigen Beschreibungen von Sylt, den Orten auf der Insel und der Nordsee, auch die interessanten und vielseitigen Charaktäre haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Vor allem 4 Damen, die sich einmal in der Woche mit Häkeln den Seniorinnenabend vertreiben und dann bei Undercoverermittlungen voll eingreifen, haben mich begeistert. Aber auch Kriminalhauptkommissar Jonas Voss, alleinerziehender Vater zweier Kinder hat mit seiner einfühlsamen Art nicht nur mein Herz sofort erobert. Das Knistern zwischen Voss und Kari war sehr gut zu spüren. Leider gibt es für die Beiden kein Happy End.

Den Einstieg in die Geschichte habe ich sehr leicht geschafft. Von Anbeginn steigt die Spannung kontinuierlich an. Ich habe sofort mit ermitteln und recherchieren können. Aber durch einige unerwartete Wendungen war ich zusammen mit den Kommissaren gezwungen, in immer andere Richtungen zu denken.
Der Fall ist logisch und sehr spannend aufgebaut und endet mit einem Täter, den ich nicht auf meiner Täterliste gehabt habe.

Genau so eine Art von Krimi mag ich: spannend, unvorhersehbar, fast unblutig. Ich hatte für ein paar Lesestunden die absolut beste Unterhaltung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend ab den ersten Seiten

Champagnerblut
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Kriminalrat Mads Madsen ist gerade erst vom Hamburger Kiez nach München versetzt worden, da wartet auch schon der erste Fall auf ihn. Zusammen mit seinem jungen Kollegen Kommissar Maximilian Konstantin ...

Kriminalrat Mads Madsen ist gerade erst vom Hamburger Kiez nach München versetzt worden, da wartet auch schon der erste Fall auf ihn. Zusammen mit seinem jungen Kollegen Kommissar Maximilian Konstantin von Werdenfels wird er an den Starnberger See gerufen. Dort hat ein junger Kajakfahrer eine Leiche zutage befördert...

Der Autor greift in seinem Debütkrimi, den ich in seiner kompakten Schreib- und Erzählweise nicht als solchen bezeichnen würde, ein Thema auf, das mir bisher so nicht bekannt war: die Bare-Knuckle-Fight-Szene. Und obwohl Boxen nicht zu meinen erklärten Lieblingssportarten zählt, habe ich jede Zeile mit z.T. angehaltenem Atem verschlungen. Es war super spannend, nicht nur die Kämpfe zu "beobachten", sondern vor allem auch die Reaktionen der Zuschauer und Zuschauerinnen.
Ich hatte den Fall eigentlich schnell gelöst, meinen Täter gefunden - doch immer wieder kam eine neue Wendung, die mein Konstrukt zerplatzen ließ. Die schlussendliche Auflösung erfolgt klar, eingängig und logisch und ich war schon ein klein weinig überrascht.

Auch zu den vielfältigen Protagonisten finde ich schnell Zugang. Besonders das Ermittlerteam Mads und Max hat sich sofort in mein Herz geschlichen: Max, der es auf bewunderswerte Weise immer wieder versteht, mit deutschen Sprichwörtern zu jonglieren, und Mads mit seinem eigenwilligen, bissigen, absolut treffenden Humor, den nicht jeder in Bayern versteht. Von den beiden will ich unbedingt mehr lesen.

Da ich Starnberg und den Starnberger See gut kenne, habe ich z.B. die Landschaftsbeschreibungen sehr gut vor Augen gehabt. Der Autor beschreibt alles so bildhaft, dass Personen und die Gegend lebendig werden. Egal ob er eine Villa oder eine Gefängniszelle beschreibt - alles ist sofort vorstellbar und in meinem Kopf abgespeichert.

Die Schreib- und Erzählweise des Autors ist so eingängig und fesselnd, dass es mir schwer gefallen ist, das Buch aus der Hand zu legen. Und ja, er kann stolz und zufrieden sein, denn mich hat er super spannend unterhalten. Ich hoffe sehr, ich bekomme bald einen neuen Fall von Guido Buettgen mit Mads und Max.

Veröffentlicht am 15.09.2016

(Un-)Ruhestand auf Sylt

Heringsmord
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Ernst und Frieda Schmälzle aus Bopfingen im Schwabenländle machen sich mit ihren 7-Sachen und ihrem Dackel Gustav in ihrem Volkswagen T1auf nach Sylt. Die Insel haben sie seit Jahren ins Herz geschlossen ...

Ernst und Frieda Schmälzle aus Bopfingen im Schwabenländle machen sich mit ihren 7-Sachen und ihrem Dackel Gustav in ihrem Volkswagen T1auf nach Sylt. Die Insel haben sie seit Jahren ins Herz geschlossen und wollen hier ihren Lebensabend verbringen. Da die Immobilienpreise extrem hoch und für die Schmälzles nicht erschwinglich sind, haben sie sich entschlossen, erst mal auf einem Campingplatz einzuchecken.

Was sie dort alles erleben, davon erzählt uns die Autorin nach ihren beiden Möwengeschichten in ihrem neuesten Buch "Heringsmord".

Da die Erlebnisse der Beiden immer abwechselnd mal aus Ernsts, mal aus Friedas Sicht geschildert werden, lerne ich die Beiden mit ihren Ansichten und ihrer Sicht auf verschiedene Dinge immer besser kennen. Auch was gerade in ihren Köpfen vorgeht, verstehe ich besser und bin immer direkt vor Ort, da ja beide zwangsläufig nicht immer gemeinsam unterwegs sind. Ich möchte die Beiden hier und da schütteln und ihnen zurufen "Redet doch einfach mal miteinander". Aber nein - jeder macht sein Ding, was die Sache auch nicht besser macht. Als dann ein Mord geschieht, in den sowohl Frieda als auch Ernst verstrickt sind oder sein könnten, übernimmt Frieda das Kommando und versucht, zusammen mit einem weiteren Champingplatzbewohner den Geschehnissen auf den Grund zu gehen.

Beginnt die Geschichte eher langsam und ruhig, so nimmt sie allmählich immer mehr Fahrt auf und es kommt eine gewisse Spannung auf. Da die Protagonisten mit ihren kleinen Eigenheiten sehr farbig und deutlich ausgearbeitet sind, habe ich sie bald in meinem Kopfkino eingestellt.

Die Geschichte an sich finde ich persönlich eher amüsant als kriminell. Trotzdem habe ich mich dank der immer neuen Fährten nicht gelangweilt, sondern eher mit gerätselt und mit gefiebert.

Mir haben auch vor allem die Bilder der Insel sehr gut gefallen, die mir die Autorin mit ihrer blumigen und sehr ausführlichen Sprache zu lesen gegeben hat. Ich habe richtig Lust bekommen, diese Insel einmal zu besuchen.

Wer einen amüsanten, trotzdem spannenden Krimi mit eher unüblichen Fahndern lesen möchte, der statt viel Blutvergießen eher auch die Personen stark beleuchtet, der ist hier genau richtig. Sina Beerwald hat mir mit Frieda und Franz und Co. einige sehr lesenswerte Stunden beschert.