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Veröffentlicht am 09.04.2018

Dieses Buch hat eher Mondschwerkraft

Artemis
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Artemis von Andy Weir, gelesen von Gabrielle Pietermann und Marius Clarén. Erschienen im Random House Audio Verlag als gekürzte Lesung am 5. März 2018.

Jasmin Bashara, von fast allen eigentlichen Jazz ...

Artemis von Andy Weir, gelesen von Gabrielle Pietermann und Marius Clarén. Erschienen im Random House Audio Verlag als gekürzte Lesung am 5. März 2018.

Jasmin Bashara, von fast allen eigentlichen Jazz genannt, arbeitet als Trägerin und Teilzeitschmugglerin auf dem Mond. Als ihr einer ihrer reichen Schmuggelkunden das Angebot macht für ihn einige Roboter einer anderen Firma zu sabotieren und ihr dafür eine erhebliche Summe Geld anbietet überlegt Jazz nicht lange und geht den Deal ein.

Andy Weir hat es wieder gemacht. Abermals betritt ein superintelligenter Protagonist die Bühne und flashed uns regelrecht mit kleinen Lektionen wie Leben auf dem Mond funktioniert. Dabei fühlt man sich als Leser etwas wie auf einer Rakete festgeschnallt die alle 5 Kilometer eine Vollbremsung macht, einen netten Wissenschaftler aus dem Nirwana erscheinen lässt und uns einen wissenschaftlichen Vortrag erteilt. Klar, wir sind nach diesem Buch schlauer als zuvor, die Erklärungen sind auch alle einleuchtend und verständlich, aber sie bremsen die Handlung doch so weit, dass man Jazz zurufen möchte: hör auf klug zu schwätzen, mach einfach.

Der besondere Schreibstil von Weir ist auch diesmal nicht dem Lektorat zum Opfer gefallen. Seine Protagonisten sind auch hier übersichtlich. Leider ist Jazz kein solcher Sympathibringer wie es Mark Watney ist, die Geschichte hat aber ähnliche Wurzeln. Jazz ist auf sich selbst gestellt und muss in einer feindlichen Umgebung überleben. Weir schreibt klassischen Jugend SF der 80er Jahre, modernisiert für das 21. Jahrhundert. Dabei fällt es dem Autor nicht leicht sich wirklich in eine 26-jährige Frau zu versetzen. Herausgekommen ist eher eine fluchende 16-jährige die unbedingt ihren Mann stehen will, gleichzeitig aber auch als wunderschöne Bordsteinschwalbe durchgehen kann. Außerdem bekommen wir immer wieder erzählt, wie intelligent Jazz doch ist. Leider sind weder ihr Lebensplan noch der Plan wie sie das Geld dazu auftreiben will besonders intelligent.

Gabrielle Pietermann ist eine gute Besetzung wobei ihr wohl immer die Sprechrolle der Hermine nachhängen wird. Marius Clarén spricht die Rolle des Brieffreundes Kevin. Beide Sprecher sprechen so jung, dass das Gefühl Jugendliche vor sich zu haben noch unterstrichen wurde.

Lässt sich gut hören, ist aber nicht annähernd so gut wie Der Marsianer.


Veröffentlicht am 17.03.2018

Von der Einsamkeit des Jägers

Killer City
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Killer City von Wolfgang Hohlbein, erschienen im Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover) Verlag am 29. März 2018.

Thornhill ist zur Weltausstellung nach Chicago gekommen. Es ist das Jahr 1893. Er ist davon überzeugt, ...

Killer City von Wolfgang Hohlbein, erschienen im Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover) Verlag am 29. März 2018.

Thornhill ist zur Weltausstellung nach Chicago gekommen. Es ist das Jahr 1893. Er ist davon überzeugt, dass er dort seinen Geschäften unentdeckt nachgehen kann. Sein Geschäft ist Mord, Mord der so blutig ist, dass einem das Blut in den Adern gefriert. Er braucht die Toten um selbst zu überleben, aber Chicago ist anders. Korruption, Banden und gewissenlose Politiker haben Chicago zu dem gemacht was es ist: das Mörderhauptquartier der USA. Thornhill muss aufpassen, dass aus ihm, dem Jäger nicht der Gejagte wird.

Dem Autor ist auch diesmal wieder eine spannende, wunderbar erzählte Geschichte gelungen. Kaum fängt man zu lesen an taucht man ab in das Chicago des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In einem weiteren Erzählstrang erfahren wir auch wie aus einem Jungen der in der Armee diente der Serienkiller Thornhill geworden ist. Dabei zeichnet Hohlbein ein ausgezeichnetes Bild der Gesellschaft, der Spannungen der Bevölkerung untereinander, der selbstverständliche Rassismus dieser Zeit. Er beschreibt ein Leben der Geheimnisse, der Einsamkeit, ein Leben in dem es scheinbar keinen Platz für Liebe gibt.

Wir begleiten Thornhill auf seinem Lebenskampf. Leider bleibt in diesem Buch nicht genug Platz für Leben und Zuviel Kampf für meinen Geschmack. Thornhills Kämpfe und Morde werden ausführlich und blutig beschrieben. Zuviel für mich, sicher aber sehr lesenswert für Leute bei denen es ein bisschen mehr Blut sein darf. Wer also Simon Beckett liebt und bei Der Augensammler von Sebastian Fitzek gut unterhalten wurde, der sollte sich auf jeden Fall den neuen Thriller von Wolfgang Hohlbein besorgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Action
  • Atmosphäre
  • Handlung
Veröffentlicht am 06.01.2018

Verbotene Früchte

Das Auge von Licentia
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Das Auge von Licentia von Deana Zinßmeister, erschienen im Arena Verlag am 20.09.2017

Jonata ist 15 Jahre und darf zum ersten mal an einer Wildschweinjagd mit den Jungen ihres Dorfs teilnehmen. Da Frauen ...

Das Auge von Licentia von Deana Zinßmeister, erschienen im Arena Verlag am 20.09.2017

Jonata ist 15 Jahre und darf zum ersten mal an einer Wildschweinjagd mit den Jungen ihres Dorfs teilnehmen. Da Frauen in Licentia die Rolle der mittelalterlichen Frauen zugedacht ist, sind die Jungs nicht gerade begeistert davon sie mit zu nehmen. Als dann auch noch Drachen auftauchen, lassen sie Jonata allein. Die wiederum trifft auf den süßen Tristan, der im verhassten Dorf der Wolfsbanner lebt und mit seinen Wölfen auf der Jagd gewesen ist.

Die Autorin schafft ein interessantes Setting. „The Village“ trifft auf Truman-Show mit etwas Panem und noch ein Schuss Elfenwelt in der eine Romeo und Julia-Story eingebunden ist. Das Buch ist leicht lesbar und gradlinig.

Licentia wurde vor 10 Jahren gegründet und ist ein Dorf in dem so eine Art Mittelalter Light gelebt wird. Die älteren Bewohner wissen, dass es sich um das Setting einer TV-Show handelt und alle Handlungen aufgezeichnet werden und zweimal die Woche im TV zu sehen sind. Ihre Kinder wissen davon nichts, sie kennen aber auch keinerlei technische Errungenschaften.

Deana Zinßmeister bringt auch gut die Interessen der TV Produzenten rüber denen es naturgemäß darum geht Profit zu machen. Leider bleibt das wirkliche Leben innerhalb der Siedlung und die Beweggründe der meisten Siedler im Dunklen. Man hat aber das Gefühl, dass es sich bei der Geschichte um einen ersten Band und nicht um eine komplett abgeschlossene Geschichte handelt.

Das sich zwei Menschen auf den ersten Blick verlieben wie Jonata und Tristan das passiert kann ich nachvollziehen, leider sind die Zwei durch ihre abgekapselte Erziehung nicht in der Lage ausserhalb der Herzschmerz Geschichte viel Geschichte zu vermitteln. So ist die Geschichte zwar schön zu lesen, vermittelt aber nicht wirklich irgendwelche Werte oder Ansätze die jemanden zum Nachdenken inspirieren könnten. Stattdessen wird eher ein altbackenes Frauenbild vermittelt indem es für Mädchen eine Strafe ist Hosen anziehen zu müssen.

Veröffentlicht am 26.10.2017

Das war nicht mein Buch

Die Schlange von Essex
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Die Schlange von Essex von Sarah Perry, erschienen im Eichborn Verlag am 29. September 2017

Cora Seabornes Mann verstirbt und die junge Frau zieht mit ihrem Sohn, der ein wenig seltsam ist und ihrer Freundin/Haushaltshilfe ...

Die Schlange von Essex von Sarah Perry, erschienen im Eichborn Verlag am 29. September 2017

Cora Seabornes Mann verstirbt und die junge Frau zieht mit ihrem Sohn, der ein wenig seltsam ist und ihrer Freundin/Haushaltshilfe nach Aldwinter. Dort begegnet sie dem Pfarrer William Rnasome der mit seiner Frau und drei Kindern in dem verschlafenen Nest versucht die Bevölkerung von ihrem Aberglaube an eine geflügelte Schlange die Unglück über Essex bring zu bringen. Halbherzig versucht sie die Schlange zu finden und stromert in Herrenkleidung durch das wunderschöne Essex.

Sarah Perry schreibt in wunderschönen Worten und anmutig wird über die Liebe erzählt. Leider über nicht viel mehr.

Ich hatte mich durch den Klappentext verleiten lassen und dachte ich treffe eine junge Frau die eine glühende Darwin Verehrerin ist und sich mit einem Pfarrer über theologische und naturwissenschaftliche Dinge austauscht.
Leider ist Cora eher ein ruheloses Ding, welches sich selbst sucht und alle Welt an ihrem scheinbaren Unglück verantwortlich macht. Die anderen Personen sind eine Aneinanderreihung an Personen, die im realen Leben eher nicht so erscheinen, schon gar nicht alle auf einem Haufen.

Drei Sterne gibt es auch wenn mich die Geschichte nicht packen konnte, weil sie wunderbar erzählt wurde und sie mir Einblicke in eine Zeit gegeben hat, die nicht so wirklich die gute alte Zeit gewesen ist wie man uns immer so glauben lässt. Außerdem kann die Schriftstellerin vermutlich auch nichts dafür, dass sich der Verlag entschlossen hat die Leser mit dem Klappentext an der Nase zu führen. Wer eine Liebesgeschichte mit vielen skurrilen Nebendarstellern sucht und noch etwas Herzschmerz ertragen kann, wird sicher vergnügliche Stunden mit dieser Geschichte verbringen.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Nutzt das Potential nicht aus

Der Puzzlemörder von Zons
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Der Puzzlemörder von Zons von Catherine Shepherd, erschienen im Lago Verlag am 15. August 2014

Die Journalismus-Studentin Emily darf eine Artikelserie über die historischen Zonser Morde schreiben. Zu ...

Der Puzzlemörder von Zons von Catherine Shepherd, erschienen im Lago Verlag am 15. August 2014

Die Journalismus-Studentin Emily darf eine Artikelserie über die historischen Zonser Morde schreiben. Zu ihrem Glück wohnt ihre Freundin in Zons und so kennt sie sich gut mit der Lage der Stadt aus. 1495 sind mehrere Frauen von einem bekannten Serienmörder getötet worden, aber die Morde bzw. was den Killer getrieben hat wurden nie “aufgeklärt”.

Der Kriminalkommissar Oliver Bergmann muss sich mit einem aktuellen Mord rumschlagen bei dem niemand das Opfer vermisst als ein neuer Mord geschieht. Jemand stellt den ersten Mord von 1495 nach.

Catherine Shepherd lädt uns ein ins Zons von 1495 und ins heute kleine Touristenstädtchen. Ich verspüre auch wieder Lust durch die kleinen Gässchen zu laufen und dieses winzige Örtchen nochmals anzusehen.

Der Krimi ist in zwei Zeitschienen aufgeteilt. Das alte Zons und das moderne Zons. Die Geschichte ist ziemlich einfach gestrickt und sehr vorhersagbar. Mir gefiel der historische Teil auch wesentlich besser als die aktuelle Neuzeit.

Netter Krimi, wenn man einen Bezug zu Zons hat. Die Geschichte bleibt einfach zu oberflächlich erzählt und hilft sich z.T. mit Übersinnlichem.