Das Jahr des Dugong von John Ironmonger, erschienen im FISCHER E-Books Verlag am 27. Oktober 2021.

Toby Markham erwacht unter Schmerzen und die Menschen um ihn herum behandeln ihn herablassend und fügen ihm weitere Schmerzen zu. Es dauert einige Zeit, bis seine Erinnerung zurückkommt. Er war Broker und liebte es Tiere zu fotografieren. Dafür ist er um die ganze Welt gereist. Bei einem Unfall beim Ski fahren ist er ums Leben gekommen und sein Körper wurde eingefroren, um ihn in der Zukunft zu heilen. Diese Zukunft sieht für ihn aber völlig anders als erwartet aus. Die Klimakatastrophe ist Realität und die Menschen mussten sich auf ein völlig neues Leben einstellen. Nun klagen sie ihn der Komplizenschaft bei Terrazid und Genozid an.

Ich weiß nicht, ob zukünftige Generationen wirklich auf der einen Seite so einfühlsam verhalten werden, auf der anderen Seite aber mit brutalsten Methoden Strafen verhängen, aber Toby Markham ist die perfekte Figur dafür seine Wut und sein Unverständnis für den Umgang, den wir in der Gegenwart der Welt und deren Bewohner entgegenbringen zu projizieren.

Die Menschen um Toby haben die Namen von ausgestorbenen Tieren, mit denen sie sich identifizieren angenommen und haben nun die Möglichkeit mit jemandem zu reden, der dieses Tier tatsächlich in der Natur erlebt hat. Toby ist gerne bereit über seine Erlebnisse zu berichten da es für ihn das größte Vergnügen gewesen ist diese Tiere, die häufig schon in seiner Lebenszeit fast ausgestorben waren, zu fotografieren und zu beobachten nur hat er nichts versucht, dieses Sterben auf Raten zu beenden, obwohl er dazu Möglichkeiten gehabt hätte. Immer wieder eckt er mit seinen Bedürfnissen bei den Menschen der Zukunft an da sie gelernt haben, nur die Dinge zu nutzen, die sie wirklich brauchen.

Das Buch ist zwar recht kurz, aber trotzdem eindrucksvoll. Leider wird es vermutlich wieder nur von denen gelesen, bei denen der Umweltschutzgedanke schon vorhanden ist. Klare Kaufempfehlung.

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Dein Taxi ist da von Priya Guns, gelesen von Maya Alban-Zapata, erschienen im Aufbau Verlag am 14.04.2023.

Damani, eine eingewanderte Inderin, arbeitet für ein Taxiunternehmen, welches ihr die Aufträge per App gibt. Sie wohnt mit ihrer Mutter, die z.Zt. pflegebedürftig ist, in einer kleinen, ärmlichen Wohnung und auch dort droht ihr der Rauswurf da sie die Rechnungen nicht bezahlen kann. Dann lernt sie eine Sozialarbeiterin kennen, deren Eltern wirklich reich sind. Jolene verliebt sich in die bisexuelle Damani und reißt sie aus ihrem bisherigen Leben, dass hauptsächlich daraus bestand zu erschöpft und müde zu sein, um außer TV zu schauen und sich mit der Influencerin Dr. Hesse zu beschäftigen, nur noch aus Besuchen in einem besetzten Haus, welches Doo Wop genannt wird und wo sich die Armen treffen und ihr Ding machen.

Priya Guns pflügt durch alle Themen, die es gibt und das im Laufschritt. Alles, aber wirklich alles, was du dir vorstellen kannst, wird in dem Buch angesprochen. Rassismus, Armut, Verlustängste, Kluft zwischen Arm und Reich, sexuelle Identität, Bio-Lebensmittel, Migration, Klimawandel, Obdachlosigkeit, veganes Leben … Leider, oder zum Glück, spricht sie das meiste einfach nur an, ohne näher darauf einzugehen da sie oft wie durch Zufall in die Geschichte hinein Purzel und gleich wieder verschwunden sind. Weniger wäre da mehr gewesen, wenn man denn dann mal darauf eingegangen wäre.

Gerade ihre Hauptprotagonistin hat Guns nicht mit Leben gefüllt. Wir beobachten sie nur wie sie handelt, zu einem wirklichen Verständnis reicht die Bindung zu Damani nicht. Wir erfahren mehr darüber, was sie laut rausschleudert, aber nicht, warum sie es tut. Vielleicht wollte sie, dass wir uns mit ihr identifizieren, was nicht funktioniert, wenn man keine Berührungspunkte hat.

Der Schreibstil ist flüssig und die Wortwahl recht direkt, öfter mal zu direkt, aber Damani arbeitet nicht in einer Bank mit erlauchtem Publikum. Sie fährt Leute, die ihren Wagen renovierungsbedürftig hinterlassen und denen es meist völlig egal ist, ob Damani ein Einkommen hat, von dem man leben kann.

Maya Alban-Zapala hat das Buch dann so gut gelesen, dass man davon trotz der vielen angesprochenen Baustellen der Welt, gut unterhalten wurde.

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Die schlafenden Geister des Lake Superior: Eine Kimberley-Reynolds-Story von Ben Aaronovitch, gelesen von Dietmar Wunder, erschienen im GOYALiT Verlag am 20. April 2023.

Als Patrick Henderson, ein Ex-Kollege einen ziemlich rätselhaften Anruf beim FBI absetzt, muss sich Kimberley Reynolds, die wir ja schon aus Ein Wispern unter Baker Street kennen, sehr schnell nach Wisconsin bewegen mit wenig Chancen sich vorab zu informieren. Ein Wintereinbruch schneidet den Ort dann auch noch von der Außenwelt ab und ein Eistornado hat die Stadtverwaltung und das örtliche Polizeirevier verwüstet. Schnell wird klar, dass Patrick Henderson entführt wurde und das ziemlich offensichtlich von mit Magie begabten Wesen, die dem Ort ziemlich unfreundlich gegenüberstehen.



Die Geschichte ist kurz, dafür spannend und mit Kimberley ist eine taffe Agentin am Werk die Magie zwar spürt und sich leidlich damit auskennt, aber der Spaß daran ist, dass hier keine magischen Kämpfe ausgetragen werden. So ist diese Kurzgeschichte auch für das Peter Grant Universum als Einsteiger gut lesbar/hörbar.

Dietmar Wunder haucht den Figuren Leben ein und sorgt für einige magische Stunden Hörgenuss. Klare Kaufempfehlung.

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Elternabend von Sebastian Fitzek, gelesen von Simon Jäger, erschienen im Audible Studios Verlag am 26.04.2023.

Der Kleinkriminelle Sascha Nebel sitzt in einem SUV und schreibt einen Brief, als plötzlich eine Frau beginnt mit einem Baseballschläger das Auto, in dem er sitzt mit diesem schrottreif zu prügeln. Als nächstes sieht Sascha weiteren Unbill aufziehen: eine Gruppe Klimaaktivisten und hinter denen dann auch noch Polizei. Die Frau, die inzwischen Sascha bemerkt hat flüchtet und Sascha hinter ihr her. Nicht weil er sie zur rede stellen will, sondern weil die Polizei plötzlich nicht mehr hinter den Klimaaktivisten her ist, sondern sich auch den SUV zubewegt. Da Sascha den eigentlich nur stehlen wollte und er das schlecht der Exekutiven Gewalt erklären möchte, sprintet er hinter der Frau her und kann sich im letzten Augenblick noch in einen beinahe schon abgefahrenen Bus retten, der auf den Elternabend der 5. Klasse eines Gymnasiums unterwegs ist. Die Frau und er werden als die bisher unbekannten Eltern Christin und Lutz Schmolke identifiziert, auf die ein großer Teil der Eltern offensichtlich ziemlich ärgerlich ist.

Das Buch ist spannend und zum größten Teil auch sehr lustig, aber es beinhaltet auch Suizid, Mobbing und Depression.

Elternabend ist ein Wort, was für die meisten Eltern eher eine Horrorshow beinhaltet wo ich Männer auf Stühle zusammenfalten müssen, auf denen sich Grundschüler wohl fühlen sollen und Selbstdarstellungskünstler versuchen ihre Kompetenz, Macht und Wichtigkeit schillernd darzustellen. Sascha muss sich nun als Buh-Mann gegen einen großen Teil der Elternschaft durchsetzen, obwohl er den Schüler, um den es da geht überhaupt nicht kennt. Die Baseball-Frau ist aus dem Schneider da sie als Pilotin wenig, bis nichts mit der Erziehung ihres Sohnes zu tun hat da entschuldigt abwesend in weiten Teilen.

Obwohl das Buch hauptsächlich lustig ist, packt es gleichzeitig auch verschiedene Eisen der Gesellschaft an. So wird vordergründig vegan gelebt, aber sobald keiner hinschaut, werden die Frikadellen rausgezogen.

Simon Jäger ist dann noch das Sahnehäubchen obendrauf, um den Genuss dieses Hörbuchs die Krone aufzusetzen. Klare Hörempfehlung.

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Kummer aller Art von Mariana Leky, gelesen von Katharina Quast, erschienen im tacheles!/ROOF Music Verlag am 26. April 2023.

In dieser Sammlung literarischer Kolumnen begegnen wir vielen verschiedenen Menschen, die viel verschiedenen Kummer haben, der so, oder auch ganz ähnlich auch bei der Ich-Erzählerin auftaucht und vermutlich auch beim Leser ab und zu vor der Tür steht und uneingeladen und ohne die obligatorische Flasche Wein ins Haus platzt.

Der Kummer sitzt tief, lässt einen nicht schlafen und gerade dann, wenn es so leise wird, man sich regelrecht eingeschüchtert fühlt von der nicht bezahlten Rechnung. Fragen sie Frau Wiese. Frau Wiese und die Ich-Erzählerin tauschen sich auf der Treppe über ihre Schlaflosigkeit aus, alles probiert, nichts hat geholfen, aber vielleicht hat man doch noch irgendwo einen Tipp.

Wieder hat Mariana Leky ein Buch geschrieben, dass so voll von Trost und Leben ist, dass man es nicht aus der Hand legen konnte, bzw. in meinem Fall nicht aufhören es zu hören. Katharina Quast hat den Figuren auch gleich Leben eingehaucht und ich kann fast schon garantieren, dass man sich besser fühlen wird, wenn man dieses Hörbuch gehört hat. Versprochen.

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