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Veröffentlicht am 20.02.2018

Politik mit einem romantischen Touch

Die Bundespräsidentin
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Ein romantischer Politthriller, der Klappentext hat mich sofort neugierig gemacht. „Die Bundespräsidentin“ ist der erste Roman, den ich von Kerstin Rachfahl gelesen habe und er konnte mich überzeugen, ...

Ein romantischer Politthriller, der Klappentext hat mich sofort neugierig gemacht. „Die Bundespräsidentin“ ist der erste Roman, den ich von Kerstin Rachfahl gelesen habe und er konnte mich überzeugen, den Titel verdient der Roman zu Recht.
Das höchste Amt in Deutschland….
Sarah, verheiratet, 2 Kinder, Professorin mit einem wachen Verstand und einer ethischen Sichtweise wird neun Jahre nach ihrem Außenministerposten für das Amt der Bundespräsidentin vorgeschlagen und muss, kaum gewählt, sich mit Krisen auseinandersetzen, die sie mit ziviler Konfliktbewältigung löst und zwar erfolgreich, dennoch macht sie sich damit Feinde …
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht lesbar, dabei aber auch spannend und fesselnd, was wäre, wenn wirklich eine Frau in der Zukunft das höchste Amt Deutschlands bekleiden würde, mit einer moralischen und ethischen Sichtweise, nach der viele Politiker nicht einmal ansatzweise reden und handeln. Mit Sarah hat der Roman eine charakterstarke und sehr vielschichtige Protagonistin, die sehr authentisch wirkt und dem Leser zeigt, dass Politik auch anders funktionieren könnte, wenn man sich entsprechend dafür einsetzt. Die romantische Liebesgeschichte zwischen Sarah und dem sie betreuenden Personenschützer Oliver gibt dem Roman einen kleinen „Kick“, ist aber dennoch nicht so vordergründig, dass sie das beherrschende Element wäre, sie fließt immer mal wieder ein wenig ein.
Kerstin Rachfahl hat einen fesselnden Roman geschrieben, der ein wenig zum Nachdenken anregt, glaubwürdig ist und das Thema Politik so in Worte fasst, dass es spannend ist, diesen Roman zu lesen.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Der syrische Bürgerkrieg - aus Kinderaugen betrachtet

Ich bin das Mädchen aus Aleppo
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Die Protagonistin des Romans Bana Alabed ist sieben Jahre alt, lebt mit ihren Eltern und ihrem kleinem Bruder in Aleppo in Syrien. All ihre Verwandten wohnen in Aleppo, ihr Onkel mit seiner Familie ...

Die Protagonistin des Romans Bana Alabed ist sieben Jahre alt, lebt mit ihren Eltern und ihrem kleinem Bruder in Aleppo in Syrien. All ihre Verwandten wohnen in Aleppo, ihr Onkel mit seiner Familie sogar im gleichen Haus. Sie ist ein typisches Mädchen, liebt gemeinsame Spiele, ihre Barbie-Stiefel und ihre kleine Welt ist in Ordnung. Das ändert sich, als plötzlich ihr Vater, ein Rechtsanwalt, von der Polizei verhaftet wird und erst nach 2 Tagen nach Hause zurückkehrt und Bana bekommt das erste Mal Angst, doch es kommt noch viel schlimmer, denn plötzlich fallen Bomben auf Aleppo….die Stadt wird zweigeteilt in Ost- und West Aleppo mit einer Grenze zwischen beiden Stadtteilen. Für Bana beginnt nun ein anderes Leben, ein Leben im Keller des Hauses, denn Bomben fallen immer häufiger, ihre beste Freundin kommt während einer Bombardierung ums Leben, ihr Onkel verliert bei einem Angriff sein Augenlicht, Wasser und Strom werden rationiert und die Lage spitzt sich immer weiter zu. Bana erlebt den Horror des Bürgerkrieges, viele Freunde flüchten, doch Banas Familie bleibt erstmal. Mit Hilfe ihrer Mutter beginnt sie zu twittern und erreicht über 300.000 Follower…
Der Roman ist in zwei unterschiedliche Erzählstränge eingeteilt, Banas Schilderungen und ihre Empfindungen und dem Erzählstrang von Banas Mutter. Bana Alabed: „Ich bin das Mädchen aus Aleppo“ geht einerseits unter die Haut, hat für mich beim Lesen auch viele Fragen aufgeworfen und mich am Ende zwiespältig zurückgelassen. Banas Schilderungen empfand ich nicht unbedingt als Aussagen eines siebenjährigen Mädchens, es fehlt mir an Authentizität, manche Sätze lesen sich eher wie die von Erwachsenen und nicht wie die eines kleinen Mädchens, die Berichte ihrer Mutter hingegen beschreiben die Grausamkeiten dieses Krieges, ihre innere Zwiespältigkeit, ihre großen Sorge und Nöte, Ihre Ängste machen betroffen und ihre Hoffnungen machen Mut und gehen unter die Haut. In diesem Zusammenhang ist mir auch aufgefallen, wie sehr die Menschen ihrem Glauben verhaftet sind, Banas Mutter hat den Koran in ihrer Handtasche, wer von uns westlichen Frauen nimmt die Bibel mit? Der Leser spürt sowohl bei Bana als auch bei ihrer Mutter, dass sie das Land, in dem sie geboren sind, lieben und sich dort bis zum Ausbruch des Krieges sehr wohl gefühlt haben und lange die Hoffnung in sich trugen, dass der Krieg bald beendet sein würde. Freiwillig hätten sie ihr Land nie verlassen und mir wurde schwer ums Herz, als ich in mich hineinhorchte um meine Empfindungen zu fassen, wie ich entscheiden würde, müsste ich mein Heimatland verlassen.
Trotz meiner Kritik empfinde ich diesen Roman als einen gelungenen Versuch, zu erklären, was die Menschen in Syrien empfinden, Angst aber auch Hoffnung, in einem Land, was sich seit fast sieben Jahren im Krieg befindet und nur weil Menschen in Syrien friedlich demonstrierten, um im Zuge der arabischen Aufstände gegen das autoritäre Regime aufzubegehren. Daraus entwickelte sich ein Bürgerkrieg, in dem leider hauptsächlich Kinder und die Zivilbevölkerung die Leidtragenden sind. Es beinhaltet die Botschaft, dass sich die Menschen nach Frieden sehnen, denn Hunderttausende sind geflohen, Hunderttausende starben in Städten, die teilweise großflächig völlig zerstört wurden, Zehntausende Syrer sind an der türkischen Grenze gestrandet, ohne ausreichende Versorgung – die Heimat der syrischen Bevölkerung existiert zum Großteil nur noch anhand der auf den Landkarten eingezeichneten Grenzen .
Man sollte dieses Buch lesen, sich selbst ein Bild davon machen, denn ich glaube, dass dieser Roman die Sichtweise auf den Krieg in Syrien, aber eben nicht nur dort, verändern kann.
Daher von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.02.2018

ungewöhnliche Familiengeschichte

Windmühlenträume
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Die Protagonistin des Romans Maike Matthiesen ist sehr erfolgreich als Hotelmanagerin in einem Hamburger Hotel tätig, geboren in den Vierlanden, hat sie allerdings die Verbindungen zur Familie gekappt. ...

Die Protagonistin des Romans Maike Matthiesen ist sehr erfolgreich als Hotelmanagerin in einem Hamburger Hotel tätig, geboren in den Vierlanden, hat sie allerdings die Verbindungen zur Familie gekappt. Nach einem Unfall fühlt sich Maike verändert, ihre Gedanken schweifen immer wieder in die Vergangenheit und sie hat das Gefühl zwanghaft immer die Wahrheit sagen zu müssen. Als dann auch noch ihr Freund die Beziehung beendet, macht sie sich auf den Weg, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Brigitte Janson schreibt leicht und flüssig, leider hat mich die Tatsache, dass Maike zwanghaft die Wahrheit sagen muss, ziemlich irritiert, ich fand es ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Zwei Erzählstränge erzählen abwechselnd von der Gegenwart und der Vergangenheit und als Leser begleitet man Maike auf ihrer Suche nach der Vergangenheit, die Autorin hat die ganze Familiengeschichte um Maike und Rosa ausgesprochen spannend und interessant erzählt. Sie hat eindringlich erzählt, wie schwierig es ist, wenn Menschen nicht miteinander sprechen, sondern ihre Gefühle und Emotionen für sich behalten, alles nur aus ihrem eigenen subjektiven Blickwinkel sehen.
Für mich war es der erste Roman von Brigitte Janson und mir hat diese doch eher ungewöhnliche Familiengeschichte gefallen.

Veröffentlicht am 16.02.2018

Fesselnder historischer Roman über die Schrecken der Inquisition

Tochter der Inquisition
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Ein Cover, welches sofort ins Auge fällt, ein kirchlicher Würdenträger, der ein purpurfarbenes Gewand trägt, ein sogenannter“ Purpurträger“, das Gesicht halb verdeckt, zieht die Blicke des Lesers auf sich.
Der ...

Ein Cover, welches sofort ins Auge fällt, ein kirchlicher Würdenträger, der ein purpurfarbenes Gewand trägt, ein sogenannter“ Purpurträger“, das Gesicht halb verdeckt, zieht die Blicke des Lesers auf sich.
Der Roman „Tochter der Inquisition“ von Peter Orantes spielt im Jahre 1388 in Steyr. Die Protagonisten des Romans Falk von Falkenstein und seine Frau Christine sind auf Bitten von Wernher von Sternberg nach Steyr gereist, um den Mord an seiner Frau Klara von Sternberg aufzuklären. Während sie versuchen, den Mord aufzuklären, geschehen immer mehr Morde und zu allem Überfluss reist der Inquisitor Petrus Zwicker an, um die Anhänger der Waldenser, die bei der katholischen Kirche als Ketzer verschrieben sind, aufzuspüren und brennen zu lassen. Auch Falk gerät in Gefahr, denn er hütet ein dunkles Geheimnis…
Vor Beginn an entführt Peter Ornates den Leser in die Welt des Mittelalters, er schreibt flüssig und vor allen Dingen fesselnd und packend, man spürt die Spannung von Beginn an. Er schildert authentisch und nachvollziehbar die damaligen Schrecken der Inquisition, sehr gut nachvollziehbar die Ängste und Nöte der Menschen, ebenso wie die Folterung, die so bildhaft beschrieben sind, dass jedem vor seinem geistigen Auge die grausamen Folterungen vorstellbar sind, aber nicht so unbedingt für zarte Gemüter geeignet.
Die Charaktere der Personen sind vielschichtig und lebendig, selbst der berüchtigte Inquisitor bekommt in einigen wenigen Szenen menschliche Züge und auch der Protagonist Falk hat seine dunklen Seiten. Hier wird die Empathie des Lesers angesprochen. Der schwelende Konflikt der als Ketzer verrufenen Waldenser, einer protestantischen Glaubensbewegung, mit der Kirche und damit auch der Bevölkerung nimmt den Leser gefangen und zeigt detailliert auf, wie die Kirche mit Menschen umgegangen ist, die andersgläubig waren, zu ihrem Glauben standen und bereit waren, für ihren Glauben zu sterben.
Am Ende des Romans ergänzt ein Glossar der mittelalterlichen Begriffe, aber auch der historischen belegbaren Personen und Ereignisse.
Von Beginn an baut der Autor einen Spannungsbogen auf, der den Leser bis zu seinem überraschenden Ende gefangen nimmt. Für mich war es ein sehr guter historischer Roman, spannend, fesselnd und auch ein wenig tiefgründig.
Von mir eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 11.02.2018

spannender Debütroman mit Potential

Die Heilerin vom Strahlenfels
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Ein schönes Cover mit einem Bündel Kräuter zieht sofort die Blicke des Betrachters auf sich. Die alte Schrift passt farblich sehr gut.
Die Protagonistin des Romans Katharina von Velden lebt anno 1509 mit ...

Ein schönes Cover mit einem Bündel Kräuter zieht sofort die Blicke des Betrachters auf sich. Die alte Schrift passt farblich sehr gut.
Die Protagonistin des Romans Katharina von Velden lebt anno 1509 mit ihrem Ehemann, dem Reichsritter Thassilo auf Burg Strahlenfels in der Nähe von Nürnberg. Schon seit frühester Jugend hat sie viel über Heilkräuter gelernt, durch Klosterschule und Bücher und baut Kräuter im Burggarten an. Doch damit ist sie dem päpstlichen Inquisitor Bonifatius ein Dorn im Auge, denn er ist als päpstlicher Inquisitor im Einsatz gegen Hexen….
Die Heilerin vom Strahlenfels ist der Debütroman von Antonia Salomon, ein sehr spannend und flüssig geschriebener Roman, der fesselt. Der Leser spürt, dass die Autorin sich viel mit der Heilkunst beschäftigt hat, sie hat viele Informationen mit einfließen lassen, aber nicht nur mit der Heilkunst, sondern auch mit der damals leider üblichen grausamen Folter, die sie allerdings nicht en Detail beschreibt. Die Charaktere wirken authentisch und vielschichtig, nur Katharina wirkt auf mich als Leser ein wenig zu gut, zu perfekt. Ihr Gegenspieler, Bonifatius, konnte mich als machtzerfressener, sich selbst geißelnder Sadist überzeugen.
Zum Ende des Romans überschlagen sich die Ereignisse, was mir persönlich ein wenig zu schnell ging, das Ende war nicht so ganz ausgefeilt, wie ich es mir gewünscht hätte.