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Veröffentlicht am 10.06.2025

Spannende Familiensaga

Die Stunde des Widerstands
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Ellin Carsta hat mit "Die Stunde des Widerstands" erneut bewiesen, dass sie eine Meisterin darin ist, fesselnde Geschichten vor dem Hintergrund historischer Umbrüche zu erzählen. Dieser Roman ist weit ...

Ellin Carsta hat mit "Die Stunde des Widerstands" erneut bewiesen, dass sie eine Meisterin darin ist, fesselnde Geschichten vor dem Hintergrund historischer Umbrüche zu erzählen. Dieser Roman ist weit mehr als nur eine einfache Lektüre; er ist eine tief bewegende und packende Reise in die dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte, die den Leser von der ersten Seite an in ihren Bann zieht und bis zur letzten Zeile nicht mehr loslässt.

Carsta gelingt es auf beeindruckende Weise, das beklemmende Gefühl der Bedrohung und die allgegenwärtige Angst jener Zeit greifbar zu machen. Man spürt förmlich die angespannte Atmosphäre, die Unsicherheit und das ständige Damoklesschwert, das über den Köpfen der Protagonisten schwebt. Doch inmitten dieser düsteren Kulisse erblühen Menschlichkeit, Mut und der unbedingte Wille zum Widerstand.

Die Charaktere sind unglaublich vielschichtig und lebendig gezeichnet. Man fiebert mit ihnen mit, leidet mit ihnen, bewundert ihren unbeugsamen Geist und fühlt sich ihnen zutiefst verbunden. Besonders hervorzuheben ist die Art und Weise, wie Carsta die inneren Konflikte und moralischen Dilemmata der Figuren beleuchtet – die Zerrissenheit zwischen Anpassung und Aufbegehren, die Suche nach Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten. Es sind keine eindimensionalen Helden, sondern Menschen mit Ängsten und Zweifeln, die dennoch über sich hinauswachsen. Einziges Manko: Das Buch ist zu dünn, man ist viel zu schnell durch...

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Veröffentlicht am 07.06.2025

Eine bewegende Reise in die Vergangenheit

Am Meer ist es schön
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Dies ist weit mehr als nur ein Buch – es ist eine zutiefst berührende und packende Zeitreise, die mich von der ersten Seite an gefangen nimmt. Mit einer beeindruckenden Sensibilität und Sprachgewalt entführt ...

Dies ist weit mehr als nur ein Buch – es ist eine zutiefst berührende und packende Zeitreise, die mich von der ersten Seite an gefangen nimmt. Mit einer beeindruckenden Sensibilität und Sprachgewalt entführt uns Leciejewski in die 1960er Jahre und beleuchtet ein dunkles Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte: die Kinderverschickung.

Schon der Titel birgt eine faszinierende Ambivalenz. "Am Meer ist es schön" – diese oft gehörte, wohlwollende Floskel, die doch so viel Leid und Entwurzelung verbergen konnte. Leciejewski gelingt es meisterhaft, diese Diskrepanz aufzuzeigen und den Blick auf die oft traumatischen Erfahrungen der "Verschickungskinder" zu lenken.

Die Autorin erzählt die Geschichte von Susanne, die als Kind mehrere Wochen in solch einer Verschickungseinrichtung "Urlaub machen durfte". Mit jeder Zeile spürt man die akribische Recherche und das tiefe Einfühlungsvermögen der Autorin in das Schicksal ihrer Protagonistin. Sie beschreibt nicht nur die äußeren Umstände, wie die Trennung von zu Hause, die oft kalte und lieblosen Atmosphäre in den Heimen, die rigiden Regeln und den Mangel an Zuneigung, sondern dringt auch in die seelischen Abgründe und die langfristigen Narben ein, die diese Erlebnisse bei den Kindern hinterlassen haben. Es ist die beklemmende Darstellung der Gefühle von Einsamkeit, Angst und dem Verlust der kindlichen Unbeschwertheit, die einen wirklich packt.

Was dieses Buch so herausragend macht, ist die Art und Weise, wie Leciejewski die Vergangenheit mit der Gegenwart verwebt. Susanne muss sich als Erwachsene ihren Erinnerungen stellen, um endlich Frieden zu finden. Dieser Prozess ist schmerzhaft, aber auch unglaublich authentisch und nachvollziehbar dargestellt. Man fiebert mit Susanne mit, hofft, dass sie ihre innere Balance wiederfindet und bewundert ihre Stärke, sich der Wahrheit zu stellen.

Leciejewski scheut sich nicht, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Sie zeigt auf, wie das System der Kinderverschickung, das vordergründig der Genesung dienen sollte, in vielen Fällen zu einer traumatischen Erfahrung wurde, die das Leben der Betroffenen nachhaltig prägte. Sie regt zum Nachdenken an über Verantwortung, über das Verschweigen und Verdrängen und über die immense Bedeutung von Fürsorge und Geborgenheit in der Kindheit.

"Am Meer ist es schön" ist ein absolut lesenswertes Buch für alle, die sich für deutsche Zeitgeschichte interessieren, aber auch für jene, die eine zutiefst menschliche Geschichte über Heilung und die Suche nach der eigenen Identität suchen. Barbara Leciejewski hat mit diesem Roman nicht nur ein wichtiges Stück Erinnerungskultur geschaffen, sondern auch ein literarisches Meisterwerk, das lange nach dem Zuschlagen der letzten Seite nachklingt. Ein Buch, das man gelesen haben muss!

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Veröffentlicht am 24.05.2025

Idyllisches Oberösterreich...

Drei Leichen zum Frühstück
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Wie schon die Mühlviertler-Reihe spielt auch diese neue Reihe in Oberösterreich. Was es für mich beim Lesen etwas holperiger machte. Die Dialoge und Ausdrucksweisen waren für mich manchmal gewöhnungsbedürftig, ...

Wie schon die Mühlviertler-Reihe spielt auch diese neue Reihe in Oberösterreich. Was es für mich beim Lesen etwas holperiger machte. Die Dialoge und Ausdrucksweisen waren für mich manchmal gewöhnungsbedürftig, weil nicht so geläufig. Dem Inhalt tat es aber trotzdem keinen Abbruch.

Wie der Titel schon vermuten lässt, muss Chefinspektorin Lotta Meinich gemeinsam mit ihrem Kollegen Daniel Prischko im Laufe der Geschichte drei Mordfälle aufklären. Unterstützt durch ihren Vater, der ebenfalls Polizist war und es nun nicht lassen kann, sich einzumischen.

Die Protagonisten sind gut beschrieben und haben alle ihre eigenen besonderen Charaktere, was das Lesen bisweilen sogar amüsant machte. Aber spannend ist es natürlich auch, bei den Ermittlungen dabei zu sein und mitzurätseln, was nicht ganz einfach war. Besonders gut gefallen hat mir der Schluss, bei dem es nochmal so richtig spannend wurde. Ich denke, ich werde die Serie weiterlesen, wenn der nächste Band erscheint.

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Veröffentlicht am 21.05.2025

Eine leuchtende Ode an Hoffnung und Menschlichkeit

Der Kindersuchdienst (Kindersuchdienst 1)
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Dies ist kein gewöhnliches Buch – es ist ein literarisches Kleinod, das tief berührt, zutiefst bewegt und am Ende mit einem Gefühl tiefer Dankbarkeit zurücklässt. Selten habe ich ein Werk gelesen, das ...

Dies ist kein gewöhnliches Buch – es ist ein literarisches Kleinod, das tief berührt, zutiefst bewegt und am Ende mit einem Gefühl tiefer Dankbarkeit zurücklässt. Selten habe ich ein Werk gelesen, das eine so schwere Thematik mit einer solchen Leichtigkeit, Hoffnung und tiefen Menschlichkeit behandelt. Antonia Blum gelingt es meisterhaft, die Schatten der Vergangenheit mit den hellen Lichtern der Entschlossenheit und des Mitgefühls zu verbinden, was dieses Buch zu einem absolut unvergesslichen Leseerlebnis macht.

Von der ersten Seite an wird man in eine Geschichte hineingezogen, die das Herz erwärmt und den Geist fesselt. Die Autorin zeichnet ein lebendiges und einfühlsames Bild der Nachkriegszeit und der immensen Herausforderungen, denen sich Familien gegenübersahen, die ihre Kinder verloren hatten. Doch anstatt sich in der Verzweiflung zu verlieren, konzentriert sich Blum auf die unglaubliche Arbeit des Kindersuchdienstes – eine Institution, die im Angesicht unfassbaren Leids ein Leuchtturm der Hoffnung war. Die Geschichten der Wiedervereinigung sind so herzzerreißend schön, dass man immer wieder innehalten muss, um das Gelesene zu verarbeiten und die Tränen der Rührung zuzulassen.

Was dieses Buch jedoch wirklich herausragend macht, ist Antonia Blums einzigartiger Erzählstil. Ihre Prosa ist elegant, flüssig und voller Poesie, ohne jemals die Authentizität oder den Ernst der Thematik zu opfern. Sie verleiht den historischen Fakten eine menschliche Seele und lässt die Leser die Emotionen, die Ängste und die unglaubliche Freude der Beteiligten hautnah miterleben. Die Charaktere, ob historisch belegt oder fiktiv, sind so liebevoll und detailreich gezeichnet, dass man das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen und ihre Suche mitzufühlen.

"Der Kindersuchdienst" ist mehr als nur ein historischer Roman; es ist eine Hommage an die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes, an die unzerstörbare Kraft der Familie und an die unermüdliche Hingabe jener, die sich dem Dienst am Nächsten verschrieben haben. Es erinnert uns daran, dass selbst in den dunkelsten Zeiten Licht und Hoffnung zu finden sind, und dass das Band der Liebe die größte Distanz überwinden kann.

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Veröffentlicht am 15.05.2025

Herrlich erfrischend geschrieben

Jünger geht immer!
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Normalerweise mag ich keine Ich-Form bei Büchern, aber bei Ellen Berg mache ich da gerne mal eine Ausnahme. Sie versteht es einfach, ihre Geschichten mit so viel Charme und Humor zu schreiben, dass ich ...

Normalerweise mag ich keine Ich-Form bei Büchern, aber bei Ellen Berg mache ich da gerne mal eine Ausnahme. Sie versteht es einfach, ihre Geschichten mit so viel Charme und Humor zu schreiben, dass ich einfach weiterlesen musste. Dieser Roman ist wie ein prickelnder Prosecco an einem warmen Sommerabend – erfrischend, leicht und macht einfach gute Laune.

Im Zentrum der Geschichte steht die liebenswerte Anne, deren turbulentes Liebesleben für einige urkomische Situationen sorgt. Berg gelingt es auf brillante Weise, die inneren Zerrissenheit und die humorvollen Fallstricke des Datings in der modernen Welt einzufangen. Man fiebert mit ihr mit, lacht über ihre skurrilen Begegnungen und erkennt sich vielleicht sogar in der einen oder anderen Situation wieder.

Was diesen Roman besonders auszeichnet, ist der unnachahmlicher Schreibstil von Ellen Berg. Sie schreibt mit viel Herz, einem feinen Gespür für Komik und einer herrlich direkten Art, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Die Dialoge sind spritzig, die Charaktere lebendig und die Handlung nimmt immer wieder überraschende Wendungen, ohne dabei den roten Faden zu verlieren.

"Jünger geht immer!" ist mehr als nur eine leichte Sommerlektüre. Hinter dem humorvollen Schleier verbirgt sich eine Geschichte über Selbstfindung, Mut und die Akzeptanz des eigenen Lebenswegs. Ellen Berg ermutigt auf charmante Weise dazu, Konventionen zu hinterfragen und das Glück dort zu suchen, wo es sich gerade findet – Altersunterschied hin oder her.

Ellen Berg beweist einmal mehr ihr Talent für humorvolle und zugleich tiefgründige Geschichten, die mitten ins Herz treffen. Eine absolute Leseempfehlung für alle, die Lust auf ein paar unbeschwerte Stunden mit einer starken Protagonistin und viel Augenzwinkern haben! Dieser Roman macht einfach Spaß und hinterlässt ein wohliges Gefühl.

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