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Veröffentlicht am 28.12.2016

Musketiere im Kampf gegen schwarze Magie

Die Schwarzen Musketiere - Das Schwert der Macht
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Nach einem Kampf im 30-jährigen Krieg ist Lukas froh, wieder auf seiner Burg Lohenstein zu sein. Zusammen mit seinen Freunden erholt er sich von den Strapazen. Der Besuch des Sternendeuters Senno bringt ...

Nach einem Kampf im 30-jährigen Krieg ist Lukas froh, wieder auf seiner Burg Lohenstein zu sein. Zusammen mit seinen Freunden erholt er sich von den Strapazen. Der Besuch des Sternendeuters Senno bringt keine guten Neuigkeiten: die drei Reichsinsignien des Deutschen Kaisers wurden gestohlen und ausgerechnet Lukas Widersacher Waldemar von Schönborn soll sie im Besitz haben. Zusammen mit seiner Halbschwester Elsa und seinen drei Freunden macht sich Lukas auf nach Prag, um Krone, Zepter und Schwert dem Inquisitor abzunehmen. Es erwartet sie eine Herausforderung, die weit über ihre Vorstellungskraft hinaus geht.

"Das Schwert der Macht" ist der zweit Band der Jugendbuch-Reihe um die schwarzen Musketiere von Oliver Pötzsch. Auch ohne Vorkenntnisse kann man der Handlung gut folgen, da wichtige Szenen aus dem vorherigen Buch erwähnt werden. Der Schreibstil ist von Beginn an fesselnd und leicht. Das empfohlene Lesealter von 12 bis 15 Jahren ist durch die teilweise schon heftigen Kampfszenen gerechtfertigt. Da die Handlung im Jahr 1633 spielt, gibt es Begriffe, die in der heutigen Zeit nicht mehr verwendet werden. Diese werden im Anhang ausführlich und interessant (besonders die Waffenkunde) beschrieben. Um sich in Prag orientieren zu können, findet sich im Buchumschlag ein Stadtplan mit den wichtigsten Orten der Handlung.

Musketiere kennt man aus Roman- und Filmerlebnissen. Aber die Schwarzen Musketiere sind besonders. Die Mischung aus Fantasy, Magie und Mythologie erzeugt eine besondere Spannung. Ihre Widersacher kämpfen mit allen Mitteln der schwarzen Magie. Untote Kämpfer, sogenannte Gefrorene, und gefährliche Fabeltiere stellen sich ihnen in den Weg. Düster und unheimlich sind die Begegnungen und man bangt um das Leben der jungen Musketiere, denn selbst die erfahrenen Kämpfer haben wenig Chancen gegen die starke Magie.

Man fühlt sich zurückversetzt in eine grausame Zeit, in der Krieg und Tod das Leben der Menschen bestimmte. Besonders die Atmosphäre in der Stadt Prag wird gut wiedergegeben. Man hat die engen dunklen Gassen und die hohen geschützten Mauern direkt vor Augen.

Die Charaktere sind sehr gelungen und passen gut in das Zeitgeschehen. Die Halbgeschwister Lukas und Elsa übernehmen die Führung und sind trotz ihres Alters ernst zun ehmende Gegner. Der Spannungsbogen baut sich kontinuierlich auf und endet in einem schicksalsträchtigen Kampf zwischen Gut und Böse.

Für mich nicht nur für Jugendliche ein gelungener historischer Spannungsroman.

Veröffentlicht am 26.12.2016

Moderne Menschen

HELIX - Sie werden uns ersetzen
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"Was würden Sie tun, wenn Sie Ihrem Kind die Anlagen für den Olympiasieg mitgeben könnten? Oder, wo wir schon dabei sind, für höhere Intelligenz, bessere Gesundheit im Alter, längeres Leben?" Vor diese ...

"Was würden Sie tun, wenn Sie Ihrem Kind die Anlagen für den Olympiasieg mitgeben könnten? Oder, wo wir schon dabei sind, für höhere Intelligenz, bessere Gesundheit im Alter, längeres Leben?" Vor diese Entscheidung werden Helen und Greg gestellt, als sie sich für einen Besuch in "New Garden", einer geheimen Gen-Forschungseinrichtung entscheiden. Ihr Kinderwunsch ist so groß, dass all ihre Bedenken in den Hintergrund treten. Zur gleichen Zeit stirbt in München bei einem Staatsbesuch der amerikanische Außenminister und in Brasilien, Indien und Tansania werden Auffälligkeiten bei Tieren und Pflanzen entdeckt. Zufall?

Marc Elsberg hat einen Thriller geschrieben, der nicht nur beim Lesen Gänsehaut entstehen lässt, sondern auch Ur-Ängste des Menschen anspricht. Eingeteilt in 9 Abschnitte, die jeweils einem Tag entsprechen, wird über die Zukunft der Menschheit entschieden. Trotz des sehr wissenschaftlichen Themas kann man der Handlung durch den flüssigen Schreibstil gut folgen. Die Mischung aus Sachinformationen, Spannung und Fiktion macht den Reiz des Buches aus. Ein Personenverzeichnis wäre bei der Personenanzahl und den Handlungsorten hilfreich gewesen. Man findet sich aber nach einigen Seiten auch so zurecht.

Die Beschreibung der Charaktere ist glaubhaft und lebensnah. Die Arroganz der Wissenschaftler, die mit Leben spielen und die Hoffnungslosigkeit kinderloser Paare ausnutzen, ist deutlich spürbar. Die Hilflosigkeit der Politiker und des Staatsschutzes wird gut herausgearbeitet. Am Ende bleiben die Protagonisten aber Randfiguren mit wenig Tiefe.

Schwerpunkt des Romans ist die Gentechnik mit all seinen Facetten. Die Veränderung von Pflanzen hinsichtlich Resistenz und Wachstum haben wir alle wahrgenommen und mehr oder weniger hingenommen. Der große Aufschrei ist bisher ausgeblieben. Im Roman wird auch das Gute herausgearbeitet. Hungernde Menschen in Afrika, die plötzlich genug Mais zum Leben haben. Aber es geht hier auch um Kinder, die durch Genmanipulation mit zehn Jahren schon hochintelligente Wissenschaftler oder gefährliche menschliche Waffen werden. Uns wird der Spiegel vorgehalten: Wollen wir wirklich so eine Welt?

"In den Vereinigten Staaten erlaubt die Religion des Geldes ohnehin fast alles. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die kommunikative Herausforderung vielfältig ist, aber nicht so schwer, wie Sie vielleicht gedacht haben. Die wesentlichen Debatten werden sich früher oder später um die Themen Gleichheit und Gerechtigkeit drehen."

Der Thriller rüttelt auf und weckt die Neugier, auch wenn der Spannungsbogen nicht durchgängig gehalten werden konnte. Die CRISPR-Cas9-Methode ermöglicht der Wissenschaft neue Wege, die rechtlich und ethisch noch nicht berücksichtigt wurden. Wir sollten alle an diesen Entwicklungen beteiligt werden und uns nicht vor vollendete Tatsachen gestellt sehen.

Veröffentlicht am 25.12.2016

Melancholischer Thriller

Schattenkiller
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Im ungewöhnlich düsteren und regenreichen Rom treibt ein Serienkiller im Industrieviertel sein Unwesen. Fundorte und geheimnisvolle Details, wie Schweineherzen und Ventile, wollen nicht zueinanderpassen. ...

Im ungewöhnlich düsteren und regenreichen Rom treibt ein Serienkiller im Industrieviertel sein Unwesen. Fundorte und geheimnisvolle Details, wie Schweineherzen und Ventile, wollen nicht zueinanderpassen. Commissario Mancini wird der Fall förmlich aufgezwungen, denn er scheint der einzige zu sein, der diesem Fall gewachsen ist. Eigentlich möchte dieser aber nur das Verschwinden von Doktor Carnevali aufklären und weiter in seiner Melancholie versinken.

Mirko Zilahy hat für einen Thriller einen eher ruhigen und an manchen Stellen fast schon tiefgründigen Schreibstil gewählt. Die Szenen werden sehr detailliert und atmosphärische beschrieben, jeder Raum, jeder Fundort wird mit vielen Hinweisen angereichert. Man kann sich sehr gut an diese Orte versetzen und bekommt ein Gefühl für die Umgebung. Man merkt, wie wichtig dem Autor die Schilderungen Roms fernab der touristischen Traumziele sind.

"Unter dem rabenschwarzen Himmel, umhüllt vom Regen, wirkte das Kolosseum wie eine Falle aus Marmor und Ziegeln, ein schlummerndes Raubtier, jederzeit bereit für das nächste Blutbad. Der rote, blutdürstige Stein verlieh der elliptischen Kurve eine ebenso massive wie harmonische Form. Hier, vom Hügel aus, sah der mächtige Bau wie ein gigantisches gezahntes Maul aus, noch immer angetrieben von einstiger Wildheit."

Wechselnde Erzählperspektiven helfen dem Leser, Stimmungen der einzelnen Protagagonisten besser wahrzunehmen. Denn hier geht es vor allem um die Charaktere. Mancini ist ein besonderer Protagonist, den das Leben gezeichnet hat. Er ist schwierig und für seine Mitarbeiter nicht einfach zu ertragen. Durch den Tod seiner Frau hat er den Lebenssinn verloren und vermeidet jedwede Berührung. Es wird viel mit Symbolik gearbeitet, durch den der Schmerz verdeutlicht wird.

Nebendarsteller, die plötzlich zu besonderen Momenten führen und fast schon literarisch anmuten, machen den Reiz des Romans aus. Ob es die Angst der Tatortfotografin ist oder die überraschende Anziehungskraft der kühlen Staatsanwältin, man wird von diesen Szenen gefangen genommen.

Leider gibt es aber auch einige Passagen, die viel Raum für theoretische Profilerarbeit einräumen. Wiederholungen der Tathergänge, Zusammenfassungen, die den Spannungsbogen abflachen lassen und Abhandlungen über frühere Mordserien unterbrechen den Lesefluss.

Der Mörder ist keine Überraschung, denn ein anderer Mörder, der viel grausamer und leider auch viel zu oft zuschlägt, steht am Ende im Fokus.

Für mich ein ungewöhnlicher Thriller mit viel Tiefgang, der Rom als völlig neue Kulisse nutzt und durch das Nachwort des Autors zum Nachdenken anregt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Handlung
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Veröffentlicht am 12.12.2016

Fesselndes Leseerlebnis voller Überraschungen

Der Nostradamus-Coup
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Eine alte DC-3 ist John Finchs neueste Errungenschaft. Jetzt muss er nur noch vom libyschen Flughafen mitten im Nichts zusammen mit seiner Co-Pilotin Amber starten. Uneingeladen gesellt sich Khamis Al-Gaddafi ...

Eine alte DC-3 ist John Finchs neueste Errungenschaft. Jetzt muss er nur noch vom libyschen Flughafen mitten im Nichts zusammen mit seiner Co-Pilotin Amber starten. Uneingeladen gesellt sich Khamis Al-Gaddafi mit seinem Oberst dazu und zwingt Finch ihn mitzunehmen. In der Luft gelingt Finch ein waghalsiges Manöver, indem Gaddafi verletzt und Umar getötet wird. Zurück bleibt ein geheimnisvolles Notizbuch mit verschlüsselten Texten und einem Bild von Nicolas Poussin. Gaddafi warnt Finch davor, Recherchen anzustellen, denn dies könnte sein Todesurteil sein.

Gerd Schilddorfer gelingt es scheinbar mühelos, über die Jahrhunderte hinweg, Verknüpfungen in die Gegenwart zu finden. Der Schreibstil ist so fesselnd, informativ und spannend, dass man überrascht ist, wie schnell 800 Seiten gelesen sind. Dies ist nicht nur ein Thriller. Dieses Buch ist so gespickt mit Informationen, Geschichtsdetail, Kunstwissen, Politik und Humor, dass ein Genre gar nicht ausreicht, um das Buch zu beschreiben. Man merkt, wie jede Handlung gekonnt recherchiert und ersonnen wurde.

Gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit lieb gewonnenen Charakteren wie Major Llewellyn und Amber. Aber auch für Neuleser ist der Einstieg einfach, denn der Autor stellt seine Figuren in kurzen Umschreibungen vor. Auf seiner abenteuerlichen Schatzsuche begleiten John Finch aber auch neue Charaktere. Besonders die sympathischen Brüder aus St. Sulpice lassen den Vatikan in einem sehr jugendlichen Licht erstrahlen, auch wenn im Hintergrund immer noch ein bestimmter Kardinal die Fäden zieht.
Meisterkunstdieb Rebus ist eine neue frische Figur, die John Finch fasst die Show gestohlen hätte. Mit seinen raffinierten Coups hat er das Zeug für einen neuen Romanhelden.

Kaum das man mit dem Lesen begonnen hat, ist man schon dabei eigene Recherchen anzustellen. Das Buch ist schnell mit Markern, Zetteln und Notizen von mir ergänzt worden. Man möchte einfach immer tiefer in die Handlung eintauchen. Obwohl der Autor schon sehr detailliert Orte, Geschehnisse und Personen herausarbeitet, macht es einfach Spaß weitere Informationen zu finden.

Hat der Maler Nicolas Poussin tatsächlich Botschaften in seinen Bildern versteckt, wie sieht das Kloster Admont mit seiner wunderschönen Bibliothek heute aus, ist das Kloster Cambron tatsächlich mit Nostradamus in Verbindung zu bringen, ist das Tal in Valle Maira so malerisch und verlassen, Bingley Five Rise Locks ist sicherlich ein tolles Ausflugsziel und, und, und.

Durch die Annäherung der Handlungsstränge wird der Spannungsbogen kontinuierlich angehoben. Inzwischen ist John nicht der einzige, der das Geheimnis des Notizbuches lüften will. Vatikan, Geheimdienste und Terroristen sind ihm auf der Spur und nehmen am Wettlauf um die Entschlüsselung des Notizbuches teil.

Dieser Thriller ist ein absolutes Leseerlebnis. Die Mischung aus Fiktion und wahren geschichtlichen Begebenheiten in einer Mixtur aus Spannung und Wissen ist einfach fesselnd.

Veröffentlicht am 18.11.2016

Pures Chaos

Ihr seid natürlich eingeladen
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Ein Telefonat mit ihrem 19-jährigen Sohn, der zurzeit in den USA studiert, bringt Mutter Gundulas Alltag heftig durcheinander. Rolfi möchte heiraten und im elterlichen Garten feiern. Die Planung der Feierlichkeiten ...

Ein Telefonat mit ihrem 19-jährigen Sohn, der zurzeit in den USA studiert, bringt Mutter Gundulas Alltag heftig durcheinander. Rolfi möchte heiraten und im elterlichen Garten feiern. Die Planung der Feierlichkeiten überlässt er seiner Mutter, die weder ihre zukünftige Schwiegertochter Candy, noch deren Eltern kennt. Sprachschwierigkeiten bei der Abstimmung der amerikanischen Gästeliste, Nachbarschaftsstreitereien und Verwandtschaftsanimositäten sind nur einige Hürden, die Gundula meistern muss.

Dies ist der dritte Roman von Andrea Sawatzki aus der Buchreihe um die Familie Bundschuh. Auch wenn man die ersten Bände nicht kennt, findet man sich schnell im chaotischen Haushalt der Familie Bundschuh zurecht. Ich-Erzählerin Gundula schildert dem Leser, wie sie die Vorbereitungen auf den großen Tag ihres Sohnes in Angriff nimmt. Die Charaktere sind schräg und überzeichnet beschrieben und für jede Schublade findet sich eine klischeehafte Gestalt. Ehemann Gerald mimt den Burn-out-befallenen Hypochonder, der für jede ihm zugedachte Aufgabe, eine andere Ausrede findet. Allein auf sich gestellt, versucht Gundula dem Chaos Herr zu werden, doch egal was sie in Angriff nimmt, irgendetwas geht schief.

"Unsere Familie zuckte kurz zusammen, weil meine Schimpftirade die Lautstärke der übrigen Gespräche übertroffen hatte. Ich brauche das manchmal. Dieses energische Herausschleudern meines Ärgers. Das macht bei mir im Kopf immer so einen kleinen Kick, und danach fühle ich mich schlagartig besser."

Anfänglich konnte ich über diese ungewöhnliche Familie schmunzeln. Gundulas Bemühungen werden von allen Seiten torpediert und die arme Frau kann einem leidtun. Da aber praktisch auf jeder Buchseite ein Fettnapf auf die Hausfrau wartet, wird der Humor überstrapaziert. Ein wenig mehr Normalität hätte der überschaubaren Handlung gut getan.

Für Leser, die schräge Charaktere und humorige Dialoge lieben, sicherlich sehr unterhaltsam.