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Veröffentlicht am 13.04.2017

Demnächst in Tokio

Demnächst in Tokio
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Demnächst in Tokio, von Katharina Seewald

Cover:
Das schöne Cover, drei Personen in der Kleidung der damaligen Zeit, macht schon mal sehr neugierig und deutet die Ménage à trois schon an.

Inhalt:
Eine ...

Demnächst in Tokio, von Katharina Seewald

Cover:
Das schöne Cover, drei Personen in der Kleidung der damaligen Zeit, macht schon mal sehr neugierig und deutet die Ménage à trois schon an.

Inhalt:
Eine Zeitreise zurück in die Zeit von ca. 1934 – 1955.
Die 18 jährige Elisabeth wird nicht gefragt, von heute auf morgen wird sie mit dem fast doppelt so alten Ernst Wilhelm verheiratet und folgt im kurz darauf nach Tokio an die Deutsche Botschaft.
Sie trifft auf viele interessante Menschen, unter ihnen der charismatische Alexander, ein Freund ihres Mannes, der sie unbewusst immer mehr anzieht.
Als der Krieg auch in Japan ankommt und Alexander dann auch noch als Spion verhaftet wird, bricht für Elisabeth eine Welt zusammen.
Wird es ihr gelingen aus dieser Schockstarre wieder zu entkommen.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen.
Schon der Prolog ist sehr gefühlvoll und weckt eine unbekannte Sehnsucht.
Elisabeth ist mir auch sofort sympathisch. Es ist wunderschön wie wir mit Elisabeth ihren Weg gehen können.

Die Zeit des 2. Weltkriegs aus einer ganz anderen Sicht, und zwar erleben wir das Ausbrechen und die Verbreitung der Nazizeit aus dem fernen Tokio.
Historische Begebenheiten und eine fiktive Geschichte, um Freundschaft (in all seinen Ausprägungen), Liebe, Lüge, Judenverfolgung, spontane Hilfe und Vertrauen sind unglaublich farbig und vielfältig zu einem ganz besonderen Ganzen verwoben. Nichts stört, nichts überwiegt, nichts ist zu dominant.

Der Schreibstil ist unglaublich faszinierend.
Er ist nachdenklich, eindrücklich, aber auch mit feinem Humor, die Autorin weiß wirklich mit Worten und Sätzen zu zaubern.
Die Stimmungen, die Landschaften, das Treiben auf den Straßen der Stadt, einfach alles ist vortrefflich eingefangen und mit unglaublicher Bildgewalt wiedergegeben. Ich sehe, höre und rieche und bin mitten drin in der Handlung.
Die Personen und ihre Gedanken werden so klar und doch so emotional beschrieben, dass ich direkt mitfühle, mitleide, mitbange und Hoffnung im mir trage und Tränen weine.


Autorin:
Katharina Seewald lebt und arbeitet auf Mallorca und im Rhein-Main-Gebiet als freie Autorin.
In ihrem Roman fängt sie die historischen Beziehungen der beiden Staaten meisterhaft ein und lässt in der Person des „Alexander“ die Geschichte des berühmten deutsch-russischen Spions Richard Sorge neu aufleben.

Mein Fazit:
Ein wunderbares Buch ist zu Ende und ich bin regelrecht traurig den Buchdeckel zu schließen und mich von Elisabet, Ernst Wilhelm und Alexander verabschieden zu müssen.
Ein durch und durch emotionales, unglaublich bildgewaltig und herausragend recherchiertes, ja einfach fantastisches Buch.
Ganz großes Kino.
Von mir eine klare Kauf- und Leseempfehlung. Volle Punktzahl

Veröffentlicht am 12.04.2017

Hinter den Augen der Welt

Hinter den Augen der Welt
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Hinter den Augen der Welt,
ein Debüt von Tess Schirmer.

Cover:
Eigentlich ein schönes Cover, aber es lässt mich nicht an einen historischen Roman denken.

Inhalt :
Ein Familiengeheimnis, eine verbotenen ...

Hinter den Augen der Welt,
ein Debüt von Tess Schirmer.

Cover:
Eigentlich ein schönes Cover, aber es lässt mich nicht an einen historischen Roman denken.

Inhalt :
Ein Familiengeheimnis, eine verbotenen Liebe, Hass, Intrigen und Verrat, aber auch Freundschaft und Hilfe bilden eine gute Grundstory für das Buch.

Meine Meinung:
Mit diesem Buch habe ich mich doch recht schwer getan.
Hat der Einstieg schon mal mit vielen Geheimnissen und Fragen aufgewartet und eine Spannung erzeugt und mich neugierig gemacht, so habe ich doch mit dem Schreibstil meine Schwierigkeiten gehabt. In der ersten Hälfte des Buches wurden viele französische Sätze eingebaut, die die gesellschaftliche Stellung der Oberschicht unterstreichen sollte. Am Ende des Buches gab es dann eine Übersetzung dazu, doch mich hat das immer wieder in meinem Lesefluss unterbrochen nach hinten blättern zu müssen.
Außerdem ist die Sprache sehr an die damalige Zeit angepasst und dieses altertümliche hat bei mir eher für eine Distanz und ein „nicht Verstehen“ gesorgt, als dass ich mich in diese Zeit hineinversetzten konnte.
Es klingt für mich gestelzt und übertrieben.
Klar, der Schreibstil ist sehr romantisch und poetisch, aber in seiner Gesamtheit für mich dann zu einfach zu viel.
Wer diesen Stil liebt, wird auch diese Buch lieben.

Die Charaktere und Handlungen waren mir zu widersprüchlich und ich konnte sie kaum nachempfinden oder verstehen. Die Wandlung der Personen, oder auf welcher Seite sie nun stehen, war für mich nicht schlüssig und teilweise zu unrealistisch.
Vieles wird nur angedeutet oder nicht ausgesprochen.
Da gibt es Geheimgänge die niemand kennt und nachher wissen doch alle davon?
Das Personal ist verschwiegen, blind und weiß von nichts und doch haben die Wände Ohren?
Fynn als Mann verkleidet bewegt sich ganz locker im „Gut“ und niemand nimmt ihn als Frau wahr (am Schluss wissen es dann doch einige…..)?

Zum Schluss bleiben mir zu viele Fragen offen.

Autorin:
Tess Schirmer, geb . 1990 in Magdeburg, studierte bis 2016 Medizin in Berlin und Paris.

Mein Fazit:
Ich habe dieses Buch in einer Leserunde mit Begleitung der Autorin gelesen.
Sie hat darin, die ein oder andere Erklärung gegeben so dass einiges in einem anderen Licht erschien. Hätte ich das Buch rein nur für mich gelesen wäre ich bestimmt enttäuscht gewesen. Aber dies ist nur meine persönliche Meinung, denn es gab auch die Leser die voll begeistert sind.
Für die Story vergebe ich 4 Sterne, für den poetischen Schreibstil 3 Sterne und für die Umsetzung 2 Sterne, daraus ergibt sich die Mitte von 3 Sternen.

Veröffentlicht am 08.04.2017

Meerblick inklusive

Meerblick inklusive
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Meerblick inklusive, von Anna Rosendahl

Cover:
Bringt schon mal wunderschönes Urlaubsfeeling rüber.

Inhalt:
Oma ist verschwunden. Ohne einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort zu hinterlassen.
Enkelin ...

Meerblick inklusive, von Anna Rosendahl

Cover:
Bringt schon mal wunderschönes Urlaubsfeeling rüber.

Inhalt:
Oma ist verschwunden. Ohne einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort zu hinterlassen.
Enkelin Meike, die immer einen guten Draht zu Oma hatte begibt sich auf die Suche nach ihr.
Schnell findet sie heraus, dass die Insel Amrum ihr Ziel sein könnte, ist sie doch dort aufgewachsen.
Meike reist Oma hinterher.
Auf Amrum findet Meike eine ganz andere Welt und sie erfährt auch unerwartet von einem Familiengeheimnis und findet für sich vielleicht sogar einen Neuanfang……

Meine Meinung:
Mit der ersten Seite bin ich sofort in der Geschichte drin, sofort wird mein Kopfkino gestartet.
Sehr liebevoll werden die Protagonisten vorgestellt, eingeführt und charakterisiert. Jeder auf seine Weise, mit einer eigenen Geschichte und mit seinen Macken, sehr lebendig. Es gibt viele die wir sofort lieben und auch solche die wir dann gar nicht mögen.
In Meike kann ich mich sofort reinversetzten, vor allem weil sie Bücher auch über alles liebet.
Selbst die Heilerin Suzanna und der Feuerschamane Walter, werden, so unglaublich sie auch erscheinen, völlig natürlich und authentisch in die Geschichte eingebaut.
Die Handlung ist durchgängig plausibel und es ist wie eine Geschichte die „dir und mir“ oder meiner besten Freundin genauso passierten könnte.

Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar emotional, warmherzig und bildreich.
Eine wunderschöne Liebesgeschichte, mit all ihren Irrungen und Wirrungen wird super eingebaut und auch das Familiengeheimnis wie spannend Schritt für Schritt aufgebaut und dann gelöst.

Die sagenhafte Landschaft von Amrum und auch die Liebenswürdigkeit der Bewohner wird sehr schön eingefangen und erzählt.

Autorin:
Anne Rosendahl, geb. 1968 in ‚Bottrop, studierte Kunstpädagogik und arbeitet heute als Lehrerin in einer Förderschule. Mit ihrem Mann lebt sie in einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide.

Mein Fazit:
Ein rundum tolles Buch, emotional, spannend und auch sehr humorvoll, das mir ganz tolle Lesestunden geschenkt hat und mich mit Meike in eine andere Welt (nach Amrum) versetzt hat.
Dieses Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung und volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 08.04.2017

Überall bist du

Überall bist du
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Überall bist du, ein Debüt von Gerhild Stolenberg

Cover:
Der hellgrüne Schutzumschlag ist relativ unspektakulär und passt meiner Meinung nach irgendwie nicht zum hellblau des Buches.

Inhalt:
Martha erzählt ...

Überall bist du, ein Debüt von Gerhild Stolenberg

Cover:
Der hellgrüne Schutzumschlag ist relativ unspektakulär und passt meiner Meinung nach irgendwie nicht zum hellblau des Buches.

Inhalt:
Martha erzählt aus ihrem Leben.
Sie steckt in einer ziemlichen Krise, da sie von ihrem Freund ohne einen richtigen Schlussstrich verlassen wurde.
Das Warten auf ein „Lebenszeichen „ von ihm treibt sie immer mehr in ein tiefes Loch.

Meine Meinung.
Der Einstig ist mir schon mal nicht so leicht gefallen.

Den Erzählstil finde ich eher sehr ruhig, unspektakulär, irgendwie mit Distanz.
In Marthas Leben geht alles seinen gewohnten und automatischen Gang, so zwangsläufig. Ihre Gedanken und ihr Handeln bleiben für mich durchs ganze Buch unverständlich und nicht nachvollziehbar.
Die Emotionen werden für mich nicht transportieret.

OK Oskar! Der ist unglaublich (mit 5 Jahren),
Man hört ja immer wieder wie pfiffig die „Kleinen“ heute so sind, aber sagt ein 5 jähriger wirklich „Liebelein“ oder kennt er Spiegelneutronen?
Es fängt meiner Meinung nach witzig an, aber dann ist es nur noch überzeichnet und für mich total unglaubwürdig.

Teilweise werden Weisheiten über Kinder und Kindererziehung einfach nur aneinandergereiht, es klingt für mich recht monoton aufgezählt.

Manche/viele Szenen sind mir zu unwirklich.

Was soll ich mit diesen Sätzen anfangen:
--Es war dieser Tag im Jahr, an dem die Luft nach toten Marienkäfern roch……….
--Keine Mensch kann Wien, diese pieksüße Sachertorte einer Stadt, länger ohne Schaden ertragen.
Ich finde die sind einfach zu gewollt poetisch.

Dann gibt es wieder Sätze die einfach schön klingen, (die mir aber fehl am Platz erscheinen.)
z.B. …um Postkarten in mein Herz zu knipsen.
Licht läuft wie warmes Wasser durch meinen Körper.

Autorin:
Gerhild Stolltenberg, geb. 1979 in Hamburg, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

Mein Fazit:
Ein Buch über Liebeskummer, der für mich schon an eine Depression grenzt.
Leider wurde ich mit dem Buch nicht warm, der Funke ist einfach nicht übergesprungen.
Ich konnte die Handlung nicht nachvollziehen und verstehen.
Ich habe lange mit mir gerungen, aber ich kann dem Buch (aus meiner Sicht) nur 2 Sterne geben.

Veröffentlicht am 29.03.2017

Frischfleisch war ich auch mal

Frischfleisch war ich auch mal
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Frischfleisch war ich auch mal, vom Wandel der Zeiten

Von Matthias Gerschwitz, erschienen beim pax-et-bonum-verlag

Cover:
Provokativ, mit einem Lächeln.
Im Zusammenhang mit dem Titel passend.

Inhalt:
Matthias ...

Frischfleisch war ich auch mal, vom Wandel der Zeiten

Von Matthias Gerschwitz, erschienen beim pax-et-bonum-verlag

Cover:
Provokativ, mit einem Lächeln.
Im Zusammenhang mit dem Titel passend.

Inhalt:
Matthias Gerschwitz mischt biographische und fiktive Splitter mit Gedanken und aktuellen Themen.
In 23 Kapiteln rund um „älter werden“ und „jung bleiben“, um Haare, Wurst, Fernsehen, homo- und heterosexuelle Menschen kommt er vom hundertsten ins tausendste ohne langweilig zu werden.

Meine Meinung.
Schon das Vorwort ist sehr humorvoll und mit vielen tollen Zitaten gespickt.
Die vielen Zitate begleiten das ganze Buch, ein scheinbar unerschöpflicher Vorrat.

Der Schreibstil ist wirklich bemerkenswert. Locker und heiter werden die einzelnen Geschichten erzählt. Manche sind witziger, mache machen nachdenklich, viele haben eine feine Selbstironie und der Autor kann über sich selbst schmunzeln

Wenn man mit der Zeit (ca. 1960 bis heute) etwas anzufangen weiß, hat man viele „Aha-Erlebnisse“ und es kommen viele eigene Erinnerungen zurück.
Die Geschichten sprühen nur so von Wortakrobatik und Situationskomik.

Ein wirklich schönes Buch für zwischendurch. Auf das Ende zu verliert es ein bisschen von seiner spritzigen Witzigkeit, oder ist es der Gewöhnungseffekt?

Die Illustrationen von Bernd Zeller passen wunderbar und lockern und ergänzen die Geschichten vortrefflich.

Zitat:
Glücklichsein ist ein Maßanzug. Unglückliche Menschen sind jene, die den Maßanzug eines anderen tragen wollen.

Autor:
Matthias Gerschwitz, geb. 1959, gründete nach einem erfolgreich absolvierten Studium in Berlin eine eigene Werbeagentur.
Seit 2007 veröffentlichte er eine Reihe von Büchern.

Mein Fazit:
Eine schöne Auswahl an kurzen Geschichten die mich zum Schmunzeln und „mich selber erinnern“ gebracht haben.
Von mir 4 Sterne.